Barsanis historischer Fehler

Barsanis historischer Fehler

Es ist schon nicht mehr nur ein Geflüster was sich da aufdrängt, es ist längst ein elendigliches Gekeife. Selbst die Gier der Banken deren Kritik um die Welt geht ist gemessen hieran noch eine vergleichsweise wohltemperierte Angelegenheit. Die Rede ist von dem kleptomanischen Schub welcher derzeit in bzw. mit der deutschen Armee umgeht. Wäre die „Bundeswehr“ ein Elektronikkonzern, was sie nicht ist, sondern eine Mörderbande, dann gliche die aggressive Penetranz womit deren Management sich Gesellschaft und Welt aufdrängen will dem Ansinnen ein unausgereiftes und inkompatibles Produkt mit aller akkumulierten Finanzmacht auf den Markt zu pressen nur damit es kurz darauf als alltagsuntauglich weggeschmissen wird.

Wäre die ganz offenbar historisch befangene derzeitige deutsche Militärführung eine Frau auf Partnersuche, dann sollte sich jedermann der davon angebaggert wird wundern hinter welcher Ecke der Zuhälter lauert um arglosen Kunden die auf das jämmerliche Gebalze der mit ihren einschlägigen Reizen mehr als zu dick auftrumpfenden Dame hereinfallen zum kleinen Finger noch die ganze Hand aufzudrängen. Oder von der anderen Seite her aufgezäumt: Stünde an der Spitze der NS-Wiederbetätigungsarmee eine Frau mit der Fähigkeit Eigenständiges zu schaffen, dann wäre sie in der Position ihren Kameraden zu vermitteln dass das blutige Spiel aus ist, so wie es 1945 vor dem Zusammenbruch der Truppe so manches „hohe Tier“ von seiner Sexualpartnerin vermittelt bekam. So oder so bringt sie jedoch ihre Kameraden und Komplizen in eine Situation von der sie nachher am liebsten behaupten werden nichts gewusst zu haben. Nicht so allerdings Barsani, der jetzt behauptete sich der vorhandenen Problematik bewusst zu sein. Auch wenn das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit leeres Geschwätz ist: Die Ausrede ist damit verbrannt.

 

Denn die Situation Barsanis ist trügerisch – um ihn reißen sich derzeit die Kolonialmächte wie im 19. Jahrhundert. In einem regelrechten Wettbewerb der Vereinnahmung und Korruption übertrumpfen diese sich gegenseitig damit sich die kurdischen Milizen gefügig machen zu wollen. Da fällt es kaum auf dass einer der Wettbewerber unter etwas anderen Voraussetzungen agiert als die anderen: Die haben versucht die Welt zu kolonialisieren, wobei aber einer davon zu kurz kam und daher dazu überging seine Kolonialisten-Kameraden zu kolonialisieren, woraufhin sich all diese unter Führung einer über sie hinausgewachsenen Kolonie wieder gegen den Rest der Welt versöhnten. Mit etwas Fingerspitzengefühl wäre es kinderleicht hier eine taktvolle Auswahl zu treffen, etwa den verräterischen Wettbewerber auszuschließen um die anderen daran zu erinnern dass auch sie aufs Kreuz gelegt werden können. Ginge es einfach nur darum, unter Beiseitelassung jeglicher Vorbildfunktion von einem Rudel mörderischer Idioten so viele Waffen wie möglich abzugreifen ohne damit die eigene Unabhängigkeit zu gefährden, dann wäre das sogar die aussichtsreichste Taktik. Doch dazu fehlt dem Kurdenhäuptling das Selbstwertgefühl – bei der Auswahl der Angebote gibt es für ihn ganz anscheinend keine politischen Untergrenzen oder völkerrechtlichen Bezugspunkte die er dem Unterdrückungssystem entgegenhalten mag.

Dabei ist die internationale Rechtslage mehr als eindeutig: Mit der Einbeziehung der Deutschen verstößt Barsani gegen das Abkommen von Teheran, worin 1941 die Grundprinzipien der Entnazifizierung definiert wurden. Was später in den Verträgen von Jalta und Potsdam in präzise Handlungsanweisungen gefasst wurde nimmt hier seinen Anfang, auch die Beschlüsse zur Entmilitarisierung denen zufolge die spätere Wiederaufstellung und Aufrechterhaltung der „Bundeswehr“ völkerrechtswidrig ist. Diese Beschlüsse wurden allerdings nicht mit handelsüblicher Tinte ratifiziert, sondern mit dem Giftgas von Halabja. „Operation Al-Anfal“ wäre ohne sie nicht als völkerrechtswidrig zu kritisieren, wer den Einsatz also zu Recht verurteilt tut dies auf Grundlage der damit de facto anerkannten Regulierungen zur Entmilitarisierung der Deutschen. Und Barsani sollte es vor Ort eigentlich besser wissen. Sich mit den imperialistischen Kolonialmächten zusammenzutun ist das eine, doch ohne erkennbare Not sich dazu auch noch – wie behauptet wissentlich und willentlich – mit den Faschisten einzulassen das andere. Der Unterschied ist etwa in Afghanistan feststellbar, dort haben von Deutschen ausgebildete „Sicherheitskräfte“ eine deutlich höhere Folterneigung als andere. Auch dort haben sich die Kolonialmächte so sehr um Besatzungskontingente gerissen dass kaum jemand bemerkte wie sich ausgerechnet die deutschen Faschisten der „Bundeswehr“ mit hineindrängten. Dann kam die Spionageaffäre um Merkels Telefon und ihre Truppen zogen am Hindukusch schneller den Schwanz ein als die deutsche Waffenlobby braucht um einem x-beliebigen Olivenbauern einen patentgehärteten Schlachtpanzer aufzudrängen.

Weiß Barsani was er da tut? Eine sokratische Herangehensweise aus dem Wissen um das eigene Nichtwissen heraus liegt hier definitiv nicht vor. Und selbst wenn er sich bewusst dazu entschieden hat die Seite der Faschisten zu wählen, so bedeutet dies auch dass er von diesen desinformiert ist. Sich wissentlich auf die Ideologie einzulassen führt nicht zur Wahrheit sondern zur Ideologie (die freilich inhaltlich nicht mehr zu bieten hat als einen unschwer als solchen erkennbaren Köder, auch wenn dessen Auswerfen nicht direkt sichtbar ist). Das falsche Bewusstsein ist objektiv notwendige Voraussetzung der Kollaboration. Was Barsani, allen Beteuerungen zum Trotz, weiß ist dass er in einer historischen Richtungsentscheidung steht, und in der Frage der Haltung zum deutschen Militarismus keinen Unachtsamkeitsvorbehalt für sich beanspruchen können wird. Den Faschisten eine Plattform zu bieten ist in der kurdischen Situation sogar von noch geringerem taktischen Gewicht als in der europäischen Situation mit Gründung der „Bundeswehr“ - der dahinterstehende Antagonismus könnte ohne diese toxische Beimengung sicherlich unverzerrter und produktiver ausgetragen werden.

Das falsche Bewusstsein ist dann am leichtesten zu durchschauen wenn ihm das richtige Bewusstsein gegenübergestellt wird, in diesem Fall also das was Barsani zusätzlich zu dem was er zu wissen vermeint nicht weiß, aber wissen müsste um sinnvoll zu entscheiden. Denn für den kurdischen Abschied vom Antifaschismus gibt es keinerlei interessengeleitete Erklärung. Barsani hätte ohne Einbußen darauf verzichten können. Die Attraktivität der Kollaboration kann also nur von einem irrigen Gesamtbild herrühren. Rein geopolitisch gesehen ist das Ergebnis wahrlich völlig absurd: Da ballert eine Brigade „Peshmerga“ (Kanonenfutter) auf einem Schießplatz in der Rhön, der nur zum Aggressionskrieg überhaupt geeignet ist, weil es den Gegen-Schießplatz auf der anderen Seite schon längst nicht mehr gibt. Die Rhön war bekanntlich von der deutschen Teilung zerschnitten, und so übte man auf beiden Seiten Panzerschießen in oberer Mittelgebirgslage um sich im Gesamtkriegsfall gegenseitig überfallen oder auch abwehren zu können. Der ehemalige Schießplatz auf der einst sowjetisch besetzten Seite ist längst entmint und nur noch an der Stelltafel zu erkennen. Auf der amerikanisch besetzten Seite blieb das aus, obwohl selbst die Verfassung den Angriffskrieg verwirft, und jetzt geben sich Bersani und seine Gefolgsleute als Maskottchen dafür her diesen unmöglichen Nicht-Zustand noch weiter zu verlängern.

Bekanntlich hat die nationalistisch entfremdete Wiedervereinigung von 1990 dazu geführt dass aus dem Abrüstungsminister der Wendezeit ein Aufrüstungsminister wurde (Umkehrschluss: Erst wenn Abrüstung anstatt Aufrüstung zum Staatsziel wird, ist wirklich Wende), da tut die jeweilige Partei oder das jeweilige Geschlecht der Person trotz überdurchschnittlicher Rollendiskrepanz im Apparat wenig zur Sache. Gaddafi hatte ja auch einen Harem von Quotenfrauen die allesamt mit Uniform und dazugehörigem Tand überdekoriert waren, nur genützt hat ihm das nichts. Dass die jeweilige Ministerin dafür kritisiert wird dieselben Macken zu haben wie ihre Vorgänger ist oberflächliche Druckzeilenfüllerei. Der soldatische Sachverstand kann hierzulande ohnehin nur zu dem Schluss kommen: Wer als erster merkt was der Fall ist, sollte vor dem letzten Feierabend noch zum Besen greifen damit der Laden ordentlich dichtgemacht werden kann. Scharping, Guttenberg, Leyen oder die anderen Idioten dazwischen repräsentieren freilich einen bestimmten Charaktertyp, der ebendeswegen von solchen Posten angezogen wird weil er zu derartigen Eitelkeiten neigt. Da Bescheidenheit zu verlangen ist so als wolle man dem Hund das Bellen ausreden. Das System ist der Fehler, das Personal ist austauschbar. Bevor jetzt die gekränkte soldatische Weiblichkeit als nächstes in Libyen einzumarschieren droht wie ein Rudel Trümmerfrauen auf Panzerschokolade, sei daran erinnert dass da noch Wehrmachtsminen liegen die Sie sichdabei eintreten könnten. Wenn die „neue alte Bundeswehr“ sich derzeit so anstellt als könnte sie ihre Situation nicht mehr weiter verschlimmern, dann ist das vielleicht so weil das so ist.

Es ist dieselbe Dialektik des Todes die hinter jeder Tat des militärisch-industriellen Komplexes zum Vorschein kommt – für jedes Waffengeschäft das im Namen des definierten Guten propagiert wird erfolgt eine Kaskade von Folgegeschäften mit dem selbsternannten Bösen – jeder Panzerfaust in kurdischen Händen stehen mehrere Streitwagen im Hangar eines Ölscheichs gegenüber. Barsani, wie andere die sich zuvor in dieser Rolle wiederfanden, ist durch die Annahme der deutschen Kleinwaffen für diese Folgen unmittelbar verantwortlich. Wer sich als Türöffner für flächendeckende Aufrüstung verkaufen lässt braucht sich über regionale Isolation nicht zu wundern. Das gilt sicherlich auch für die Regierung in Sofia, sofern dort vergleichbare Einflüsse Geltung erlangt haben den besagten Transport nach anfänglichem Zögern doch noch weiterzuleiten. Der deutsche Militarismus ist ohne „nützliche Idioten“ schon rein wirtschaftlich gesehen nicht lebensfähig, folglich ist die Einnahme dieser Rolle eine Mitschuld an seinem Fortbestand. Zur Abhilfe sei der genannte darüber belehrt dass er einem fehlgeleiteten (und irreführendem) Kompensationsverhalten aufgesessen ist.

Nicht nur soll das neue Rüstungsgeschäft das alte quasi „heilen“, sondern es geht auch darüber hinaus innerhalb Deutschlands, was Barsani wenigstens indirekt zur Kenntnis nehmen muss, darum dass das militärische Sich-Aufdrängen an der „Heimatfront“ mit allerlei grotesken Vorschlägen und Initiativen dazu dient die verbliebenen Getreuen des Regimes von den Spionageskandalen abzulenken die den letzten Eindruck nationaler Souveränität zunichtemachen. Immer dann wenn BND, MAD u. dgl. sich schon wieder als nutzlose Anhängsel amerikanischer Bürokratiemonster entpuppen, kriegt die Militärführung einen Adrenalinanfall und schwatzt davon an ihrem holden Wesen die Welt genesen lassen zu wollen bis die Menschenrechtsberichte davon überquellen. Das ist eine für Vasallenstaaten typische Symptomatik. Auch Al-Sisi in Ägypten ergeht sich ja in operettenhaftestem Militarismus um sich darüber hinwegzutäuschen dass die Amerikaner die ihn empor geputscht haben ihm so wenig selbständigen Spielraum lassen, Mubarak trat aus diesem Grund zurück, nachdem dem Spionagesystem von den Jüngeren der Krieg erklärt worden war. Dieses hat daraufhin alle afrikanischen Länder in denen seitdem eine dementsprechende Bewusstseinserweiterung stattgefunden hat bombardiert oder besetzt. Die deutschen Soldaten in Ländern wie Mali und Zentralafrika sind allerdings ein ganz besonderer Schandfleck auf Barsanis Weste. Auch hier sind quantitativ so viele andere Länder am Mitmischen, dass dies jedoch in der internationalen Wahrnehmung derzeit nur unter „ferner liefen“ fällt.

Bemerkenswert ist insgesamt dass sich in einer solchen Situation das öffentliche Sich-Aufdrängen-Wollen des deutschen Militärs der Situation eines Militärputsches annähert. Man könnte auch sagen es habe ein Militärputsch ohne Uniformen stattgefunden. Zumindest führt das deutsche Militärestablishment sich so auf als sei es Träger gesellschaftlicher Erneuerung. Die derzeitige kurdische Führung trägt mit ihrer unangemessen deutschfreundlichen Herangehensweise dazu bei diesen gefährlichen Irrweg und damit auch die davon ausgehende gesellschaftliche Belastung zu verhärten. Dies lässt Schlimmes erahnen, schon die Schweiz wollte nach dem Ende des deutschen Hitler-Regimes nur aus Antifaschisten bestanden haben. Das ist nicht nur bis über alle Schmerzgrenzen geschichtsvergessen, sondern auch unannehmbar obszön. Und perspektivisch aussichtslos.

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