Nein nein, das ist weder aus der Sicht des Aktiv- noch des Passivfußballers geschrieben. Der Verfasser findet Mannschaftssport so spannend wie Parteitage aus der Vorratsdaten-Retorte und geht stattdessen lieber Waldrand gucken. Ethnologisch betrachtet bleibt es jedoch unklar weshalb ein Fußballer ein Eigentor schießt, wenn nicht zu dem Zweck die Befangenheit des Schiedsrichters vorzuführen. Denn als solches muss eine Strafanzeige gegen die eigene Person zweifelsohne gelten. Doch dass diese Taktik ohne Verständnis aufgefahren wurde wird im Vergleich mit einem erfolgreichen Einsatz sofort offensichtlich: So etwa im Vorgehen der Aktivisten, die das us-amerikanische Atombomben-Outlet in der Eifel blockierten um die nationalstaatliche Gerichtsbarkeit zu zwingen sich zu der völkerrechtswidrigen Präsenz zu verhalten. Denn sobald die Atomwaffen als unrechtmäßig erkannt werden ist deren Blockade so rechtmäßig wie wenn eine zu Unrecht festgenommene Person sich der Verhaftung entwindet. Der juristische Umkehrschluss ist ein derart fundamentaler Eckstein der Rechtskonstruktion, dass diese ganz ins Wanken geriete sobald er herausgenommen würde. Daher ist die Taktik ein Leerverfahren in Gang zu bringen nur um es daran zerschellen zu lassen geeignet ein verdrängtes Unrecht zu markieren. Mit anderen Worten, hätte der Fußballer das Eigentor geschossen damit alle sehen können dass der Schiedsrichter Schlangenlinien fährt dann wär´s richtig gewesen. Hat er aber nicht.
Eine Analyse der deutschen Massenmedien-Hysterie ist jedoch aus davon unabhängigen Gründen angebracht. Denn das aufgewirbelte Spektakel war ein gefundenes Fressen für eine autoritäre Formierung die als symptomatisch für den totaldemokratischen Spitzelstaat zu betrachten ist, und in dieser psychosozialen Funktion liegt auch die Ursache seines Ausmaßes. Als es noch ein unbespitzeltes Internet gab waren derartige Entgleisungen ganz undenkbar. Sofort anschaulich wird das entlang der mittelfristigen Zeitleiste – der Stellenwert den das an und für sich völlig gegenstandslose Thema Steuerhinterziehung einnimmt ist ein praktikabler Gradmesser für das^Ausmaß der einer Gesellschaft auferlegten totalitären Gleichschaltung. Je verlogener ein System ist, um so eher neigt es dazu materielle Dinge zum Maß der Gerechtigkeit zu machen – und umgekehrt.
Das totaldemokratische System setzt Steuergelder als erstes dazu ein unsere Grundrechte zu schänden, daher greift beim Scheindelikt der sogenannten Steuerhinterziehung auch ohne Vorsatz der Umkehrschluß – keine Steuerhinterziehung kann so verwerflich sein wie eine totalitäre Steuerallokation. Wer sich selbst oder andere damit oder dafür finanziert Menschen zu unterdrücken trägt immer eine größere Schuld als derjenige dem dieses Geld weggenommen wird. Und wer es sich nicht, oder zumindest nicht sofort wegnehmen lässt, gleich aus welchen Gründen, noch einmal weniger. Daher darf das öffentliche Spektakel als Indikator dafür gelten dass die Zahlungsunlust für den bösen Zweck längst nicht mehr nur Sand im Getriebe ist sondern schon einen Gang weiter. Der Mechanismus der totaldemokratischen Institutionen wird bereits geschottert, und sein Knirschen zum alles beherrschenden Thema. Dass er durch die momentane Herausnahme eines größeren Brockens wieder rund laufen wird ist nicht zu erwarten.
Die Mühlen der Justiz produzieren so aus der dafür verschwendeten Energie eine Menge Abwärme, welche die gesamte Nahrungskette der kommerziellen Verwertungsmedien anlockt. Die gesellschaftliche Funktion der Skandalisierung des Banalen liegt darin dass die von der Unterdrückung gebrochenen Seelenwracks damit die autoritäre Affirmation vollziehen in der dieses Zerbrechen immer wieder konturenhaft nachgestellt wird um die damit gelebte Lüge aufrechtzuerhalten. Dabei sind gerade jene Schichten in denen das Verhaltensmuster am ärgsten auftritt oftmals mit beträchtlichen Besteuerungsprivilegien eingelullt, die sich von der Vermögensauslagerung aus dem Währungsterritorium lediglich ideologisch unterscheiden. Es ist also die Zerknirschtheit der Wendehälse im negativen Sinn, derjenigen die sich von der Wahrheit zur Lüge gewendet haben, und diese fatale Wendung nun ein ums andere Mal wiederholen müssen um sich überhaupt noch zu ertragen, die den Motivationskern des fehlgeleiteten Gefühls ausmacht.
Gleichzeitig erscheint der materielle Kontext der Situation so bemerkenswert dass er eines geschulten Blicks bedarf: Mit der Installation des „Europäischen Selbstzerstörungsmechanismus“, des Rechengelds das scheinbar jedes Haushaltsloch stopft, sind Steuereinnahmen ohnehin belanglos geworden und auch noch der generationenverschwenderischste Staatshaushalt lässt sich auf eine fiktive Nullbilanz schönen. Die reale Staatsverschuldung wird durch Einstieg in den Selbstzerstörungsmechanismus scheinbar ausgeglichen, eine rechnerische Tötungsfalle die alle hinterlassenen Schulden und ihre Verursacher unsichtbar zwischenlagert. Eine derartige Zusammenfassung setzt jedoch voraus dass auf dem Niveau ihres Anspruchs eine Unabhängigkeit gegeben ist, d. h. Fremdbesetzungen von außerhalb des Währungsterritoriums wenigstens durch solche von innerhalb ersetzt werden wenn nicht ganz entfallen. Ist das nicht oder noch nicht der Fall, so ist sie nur als Möglichkeit zu beanspruchen deren Voraussetzungen noch nicht erfüllt sind.
Weil aber der fiskalische Selbstzerstörungsmechanismus vor dem Ende der Fremdbesetzung in Gang gesetzt wurde ist er ein bodenloses Gebilde, dessen schließlicher Zusammenbruch sich in alle seine Bezüge fortpflanzt. Hier wird auch noch einmal offensichtlich wie unverhältnismäßig das deutsche Justizsystem urteilt, welches sich gerade selbst in diese fiskalische Falle eingewiesen hat: Hätte es, was angemessen gewesen wäre, statt eines Steuerhinterziehers seinen Finanzminister verurteilt, also sich vernunftgemäß am Verursacherprinzip orientiert, dann kämen einige Jahre Knast einem Todesurteil gleich, auch wenn bei einer derartigen Schwere der Schuld Druckgeschwüre nicht ausschlaggebend sein können. Überhaupt ist Knast eine Absurdität die es gar nicht geben dürfte. Entweder eine Untat ist übel genug um zum Tod zu führen, weil sie anders nie aufhören würde, oder es ist ein Ausgleich möglich, doch ein Zwischenzustand ist weder erstrebenswert noch vorbildlich. Freilich setzt auch hier die autoritäre Affirmation ein und die davon gebrochenen Existenzen können in der Bejahung von Knasturteilen ihren negativen Emotionen Ausdruck verschaffen.
Die Konstruktionsvorgabe für den Selbstzerstörungsmechanismus ist, ohne sich großindustrieller Mittel zu bedienen, ganz einfach: Sie substituiert die in „nuklearer Teilhabe“ gehaltenen Atomwaffen, eine abstrakte taktische Rechengröße die jede ihr entgegengehaltene militärische Provokation schluckt bis sie selbst explodiert, mit einer gleichermaßen gearteten geldpolitischen Rechengröße. Beides ist zwar als solches strategisch bzw. mathematisch mehr als fragwürdig, wie im Ergebnis des Szenarios letztendlich offensichtlich wird, doch die Ersetzung ein geeignetes taktisches Mittel der Selbstzerstörung zu entkommen.
Die ideologische Instrumentalisierung des Themenfelds durch die autoritäre Affirmation wird also nicht mitgemacht, sondern vielmehr so orientiert dass sie am Umkehrschluss zerschellt. Denn sobald der Selbstzerstörungsmechanismus als unrechtmäßig erkannt wird folgt daraus dass die Gegenwehr ins Recht gesetzt ist. Und durch die Modellierung nach dem Vorbild der Atomwaffen ist dafür gesorgt dass das der Fall ist sobald diese entschärft sind, und damit auch die Grundlage der Analogie entfällt. Dabei ist eine Beseitigung gar nicht ohne weiteres möglich, denn sie stellen radioaktiven Müll dar der zukünftigen Generationen weitaus mehr Sorgen bereiten wird als die gegenseitige Zahlungsdisziplin seiner Verursacher. Doch auch hier hat die Justiz nicht erst rückwirkend betrachtet versagt und sich selbst mit der Mathematik des Geldes getäuscht die auf Grundlage des Selbstzerstörungsmechanismus ohnehin nur eine leere Zahlenspielerei ist.
Wie ist es gelungen das skrupellose System zu einer derart halsbrecherischen Spekulation zu veranlassen, die so offensichtlich nicht aufgehen kann außer als Vorführung seines Mangels an Unabhängigkeit? Das wäre der angemessene Gegenstand echten Respekts, nicht die zur Schau gestellte Reumütigkeit eines eingeschüchterten Steuerhinterziehers. Freilich wäre es ungerecht auf diesen so herabzublicken wie der politisch Verfolgte auf den Wirtschaftsflüchtling, doch das eigentliche Eigentor des geschmähten Fußballers besteht nicht darin dass er die Justiz auf die Probe gestellt hat sondern dass er die sich daraus ergebenden Möglichkeiten nicht durchdacht und genutzt hat. Wenn also die Fans demnächst Pyrotechnik zum Knast tragen geht der Verfasser stattdessen lieber Militärbasen dichtmachen. Denn was ist ein Überfall auf eine Armee verglichen mit der Gründung einer Armee?
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gaga???
Was für eine unfreiwillige (?) Satire! Da werden in einem völlig sinnbefreiten Zusammenhang Textbausteine aus dem adornesken Sprachbaukasten ventiliert - und der Mensch, der so was schreibt, kommt sich wahrscheinlich noch als sozialwissenschaftlicher Großtheoretiker vor - ein lehrbuchhaftes Beispiel dafür, wie spezifische Sprachmuster geeignet sind, jedweden Bezug auf eine konkrete Wirklichkeit vollständig auszuschließen. Glückwunsch, Theobald!