Antifaschistischer Richter Tschuwaschow umgebracht

Der ermordete Richter Eduard Tchuwaschow

 

Vor exakt einer Woche, dem 12. April, wurde in der russischen Hauptstadt Moskau der 47-jährige Richter Eduard Tschuwaschow ermordet. Er wurde morgens tot im Aufgang seines Hauses aufgefunden. Tschuwaschow erhielt Schüsse in den Kopf und in die Brust, als er sich auf dem Weg zu seiner Arbeit befand. Bisher steht noch nicht fest, wer den Mord begangen hat. Klar ist jedoch, dass der Richter zahlreiche Feinde aus dem rechtsradikalen Spektrum hatte.

 

 

Ein Richter geht vor gegen rechts

 

Tschuwaschow war bekannt für die Prozesse, die er geleitet hat. So war er für die Verurteilung von neun Jugendlichen verantwortlich, die sich „Weiße Wölfe“ nannten. Den ursprünglich 12 Angeklagten wurde vorgeworfen, 11 nicht-slawische Männer umgebracht zu haben. Dabei sind sie äußerst brutal vorgegangen: Aus einer Gruppe heraus sind sie auf die einzelnen Männer losgegangen und haben diese mit mehreren Dutzend Messerstichen und Tritten zu Tode geprügelt. Die Taten haben die Jugendlichen mit einer Handykamera dokumentiert und im Nachhinein ins Internet auf rechte Portale gestellt. Erschreckend ist das niedrige Alter der Mörder: über die Hälfte der Verurteilten haben noch nicht das 18. Lebensjahr überschritten, eine Person war nicht einmal 16 Jahre alt. Sie wurden zu zwischen 6-einhalb und 23 Jahren Haft verurteilt.

 

Ein weiterer Fall, der Tschuwaschow in der russischen Bevölkerung bekannt gemacht hat, war der Prozess gegen die Gruppe von Artur Rino. Dieser hat mit zwei weiteren Neonazis 3 Männer attackiert, die keine russische Herkunft hatten. Am 8. April diesen Jahres fand eine endgültige Verurteilung der Jungen statt: Diese wurden zu 10 bzw. 22 Jahren Haft verurteilt. Vier Tage darauf wurde Tschuwaschow ermordet.

 

Tschuwaschow hat bereits während des Prozesses gegen die Weißen Wölfe Drohungen erhalten. Er wurde im Prozesssaal gefilmt und im Nachhinein konnten diese Bilder in Nazisvideos auf Youtube gefunden werden. In rechtsradikalen Foren wurde aufgerufen, mit dem Richter „fertig zu werden“. Und dass er vor Gericht nicht mit harmlosen Schlägern zu tun hatte, zeigte allein die Tatsache, dass der Anwalt der Angeklagten, Alexander Vasiljew, bereits den bekannten Nazi-Mörder „Tesak“ und Evgenia Chasis, die angeklagt wegen dem Mord am Anwalt Markelow ist, verteidigt (hat).

Trotz all dieser Tatsachen hat Tschuwaschow immer verzichtet Personenschutz zu beantragen. Fraglich ist sowieso, ob jener Schutz ihn hätte dauerhaft vor Naziangriffen schützen können.

 

Tschuwaschow war nicht der erste

 

Erst im vergangenen Jahr wurden drei Menschen von Nazis umgebracht, weil sie sich gegen rechte Strukturen engagiert haben.

So waren es am 19. Januar der Anwalt Stanislaw Markelow und die Journalistin Anastasia Baburowa, die bei einem Angriff von Maskierten mit einer Schusswaffe in der Innenstadt umgebracht worden sind. Beide engagierten sich in der linken Szene. Stanislaw verteidigte Opfer rechter und staatlicher Übergriffe, Anastasia schrieb für die Oppositionszeitung „Novaya Gazeta“ und das anarchistische Blatt „Avtonom“. Markelow zog den Hass der Nazis auf sich, als 2006 der alternative Jugendliche Alexander Rjuchin von sechs Ultrarechten ermordet wurde und es zu einem Prozess gegen die Mörder kam. Den Fall übernahm Stanislaw und drei der Täter wanderten in den Knast. Einer von den Dreien, die flüchten konnten, war Nikita Tichonov. Und genau dieser gilt mitsamt seiner Ehefrau Chasis als Hauptverdächtiger. Seit November letzten Jahres befindet sich das Ehepaar in Untersuchungshaft.

 

Alte Hasen als Mörder


Tichonov gilt nicht nur als militanter Schläger, sondern auch als ein „Intellektueller“. Er schrieb Reden für Aktivisten der DPNI (Bewegung gegen illegale Einwanderung, eine rechtsradikale Partei in Russland), war Mitbegründer und Autor der Zeitschrift „Russkij Obraz“ der gleichnamigen Organisation, die von der russischen Hardcore / Straight Edge-Szene gelesen wird und verfügt über Kontakte zu Abgeordneten im Kreml, so u.a. Maxim Mistschenko, der gerne mit Akteuren aus der rechtsradikalen Szene kooperiert.

Bei seinen „intellektuellen“ Tätigkeiten bleibt er jedoch nicht. Tichonov war Mitbegründer der rechten Schlägergruppe „Einiges Russland – 88“, die mehrere Angriffe auf Märkte zu verantworten hat. Zudem, wie bereits beschrieben, ist er Hauptverdächtiger im Fall des Ermordeten Alexander Rjuchin. Tichonovs Körper zieren etliche rechte Tattoos – dennoch hat er zunächst seine menschenverachtende Gesinnung bestritten.

Seine Ehefrau Evgenia Chasis ist seit ihrem 16. Lebensjahr in der rechten Szene aktiv und betreibt Kickboxen in rechten Sportklubs. Sie hat nicht nur Kontakte zum Organisator von nazistischen Box-Turnieren, sondern ist selbst organisiert in „Russkij Verdikt“, einer Organisation vergleichbar mit der „Hilfsgemeinschaft für nationale Gefangene“ in Deutschland.

 

Der Vorwurf, der gegen beide im November 2009 erhoben wurde, belief sich gegen den „Mord an zwei oder mehreren Person, verübt von einer Organisation“. Tichonov sagte nach den ersten Verhören, er habe Stanislaw aus Rachegründen ermordet, das mit Anastasia „täte ihm Leid“. Bei der ersten Pressekonferenz jedoch negiere er seine Aussage, diese sei ihm unter Androhungen abgezwungen worden. Ende Februar 2010 wurde die Anklage um einen Punkt erweitert: Es wurde gerichtlich anerkannt, dass der Mord aus ideologischen Gründen begangen worden ist. Erst am Mittwoch wurde die Untersuchungshaft der Angeklagten verlängert.

 

Parallelen und Konsequenzen

 

Der weitere Mord an einem Antifaschisten richtete sich gegen Ivan Chutorskoy. Dieser wurde am 16. November 2009 im Eingangsbereich seines Hauses erschossen. Ivan war sehr aktiv in der antifaschistischen Szene. Er schützte nicht nur linke Veranstaltungen vor Naziübergriffen, sondern war ein Jurist und arbeitete mit Markelow zusammen. Es ist klar, dass seine Mörder ebenfalls aus der rechten Szene stammen.

 

Was man bei allen vier Überfällen beobachten kann, ist nicht nur die selektive Auswahl der Opfer, die eindeutig vielsagend ist, sondern auch die Vorgehensweise der Täter: Alle Opfer wurden mit Schüssen aus einer Pistole in den Kopf umgebracht. Ein russischer Neonazi von „Russkij Verdikt“ berichtete vor Gericht sogar, die Pistole, aus der Markelow und Tschuwaschow ermordet worden sind, sei die gleiche. Somit wäre es auf den ersten Blick ausgeschlossen, dass Chasis und Tichonov die Mörder von Stanislaw und Anastasia sind – denn zum Zeitpunkt des Todes des Richters waren die beiden in Untersuchungshaft. Die Aussage des Nazis wurde von offizieller Seite dementiert.

 

Tschuwaschows Tod hat bei einigen Beamten Angst ausgelöst. Der Untersuchungsrichter, der für den Fall von Stanislaw und Anastasia verantwortlich ist, fordert nun geschlossene Sitzungen in weiteren Prozessen. Dies solle die Sicherheit der Beamten schützen und sie gegenüber den Nazis anonymisieren. Ob das effektiv gegen Naziangriffe ist, ist umstritten – denn die Rechten nutzen viele Möglichkeiten, um ihre „Gegner“ ausfindig zu machen: Ob bei dem Anwalt Stanislaw , der Journalistin Anastasia, dem Antifaschisten Ivan oder dem Richter Eduard. Wichtig ist, die Fälle konsequent bis zum Ende aufzuklären und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.

 

Antifaschistische Jugend Bochum

 

 

Quellen:

http://linksunten.indymedia.org/de/node/15868

http://gazeta.ru/social/2010/02/25/3329632.shtml

http://gazeta.ru/social/2010/03/09/3335705.shtml

http://gazeta.ru/social/2010/04/12/3350407.shtml

 

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Immer und immer wieder...

 

Unsere Solidarität gilt den Angehörigen des Opfers, allen Bedrohten und Betroffenen und speziell den Antifas, Anarchisten und Linksradikalen in Russland.

Bitte macht nur Übersetzungen. Eure Kommentierung beweist wie bürgerlich ihr seid.

Entweder kennt ihr Russland nicht, habt keine Ahnung was Klassenjustiz ist oder seid einfach keine Linken.

Vermutlich alles drei zusammen.

Stimmt!

Meiner Meinung nach sollte man jeden aus der antifaschistischen Bewegung in Russland raushalten/rausrechnen, der nicht zum linksradikalen Spektrum gehört. Kann dieser Mord, der einen Vertreter der bürgerlichen Justiz traf, dann überhaupt ein faschistischer sein? Wenn die Bürgerlichkeit in Russland selbst doch schon faschistoid ist? Ergo: Faschismus gegen Faschismus. Eigentlich sollten die Menschen in Moskau eine Jubeldemo veranstalten, weil es diesen Richter getroffen hat.

Und wo wir schon mal dabei sind: was ist mit den anderen hunderten von toten und verletzten? Das waren ja auch eigentlich keine Antifaschisten.

 

[/Ironie]

Weißt du, werteR KommentatorIn, denn, wie die Leute vor Ort diesen Mord bewerten? Ich könnte mir schon vorstellen, dass dieser Richter als Antifaschist gesehen wird, zumindest in Relation zu seinem Umfeld in der bürgerlichen Justiz. Welcher Richter sonst hat denn in den letzten Jahren harte Urteile gegen ganze Gruppen ausgesprochen? Damit hat er sich wahrscheinlich nicht viele FreundInnen unter seinen "KollegInnen" gemacht. Wohl eher umgekehrt.

 

Also hüte dich gefälligst, das Ansehen dieses Menschen, der sich nicht mehr wehren kann, so pauschal als "bürgerlich" zu beschmutzen!!

So wie Herr Anonym die Aussagen hier verdreht, beweist er genau den einzigen Vorwurf, der in dem Text gemacht wurde: die Verfasser ajb sind bürgerlich, sprich kommen nicht von links in ihrer Gesellschaftsanalyse. Herr Anonym in seiner beleidigten und drohenden Art gehört wohl zu diesen Teenagern.

Er wirft einer Gruppe, die seit drei Jahren ernstzunehmende politische Arbeit macht, vor, nicht links zu sein und das anhand einer peinlichen, ideologisierten und respektlosen Auffassung dieses Mordes. "Herr Anonym" hat mit seinem Sarkasmus schon recht. Das mit den Jugendlichen ist echt putzig. Alterarroganz war schon immer nur peinlich und wie sagt der Herr Roter Oktober so schön? -bürgerlich, jawoll...

 

Jaja, es sind immer die selben, die Indy-Commentschlachten unter AJB-Artikeln anfangen...

 

 

Herr Anonym in seiner beleidigten und drohenden Art gehört wohl zu diesen Teenagern.

Damit hat Herr Roter Oktober dann wohl seine Intention offenbart. Sein Replik ist zu nichts anderem gedacht, als zu beleidigen und zu diffamieren (lat. für herabwürdigen). Inhaltliche Argumentation oder Beweise für seine Kritik braucht Herr Roter Oktober nicht zu vorzubringen.

Die Gruppe AJB veröffentlicht einen Text, der sie schon seiner Überschrift schon mangelnde politisch-linke Positionen erkennen läßt.

Ein zwei wilde Interpretationen, statt einer politischen Analyse.

Dafür gibt es Kritik.

Aber, es wird nicht über Russland und Klassenjustiz diskutiert. Nein, Kritik an den politischen Positionen der Gruppe ist nicht erlaubt. Da wird beleidigt, wie auf dem Schulhof gepöbelt, da darf man die verdienstvolle Gruppe nicht kritisieren.

Ruhrgebiets-Antifa-Niveau.

Für igendetwas muß mein Sowi-Studium ja taugen:

 

Das Übliche: Identitätsfindung als Jugendlicher.

Darunter Kinder aus reichem Haus, die etwas Rebellion üben, die sie zu Hause nicht wagen.

Bürgerlicher Bildungsvorteil und Elitedenken in die Peargruppe mitbringen und ausprobieren, wie man im kapitalistischen System später Karriere macht. Sich an alternativen und subkulturellen Strukturen und Wissen bedienen, um es später im Studium oder Beruf als Eigenkapital mitzubringen.

Aufbau egalitärer Strukturen innerhalb der Gruppe sind nicht gefragt, da es bremst, Verantwortung erfordert und hieße eine Perspektive als Linker zu haben und zu leben. Entscheidungen fallen nicht auf Plenen in gleichberechtigten Diskussionsprozess, sondern hinten rum. Befehlston in Abwechslung mit selbstdarstellerischen Opfergestus zur manipulativen Durchsetzung der vorgeblich uneigennützigen Sachzwänge. Angeberisches Auftreten in der Öffentlichkeit mit wahrheitsfernen Selbstlob.

 

Das sind 90% aller Antifa-Jugendgruppen.

Da macht diese Gruppe keine Ausnahme. Man kann es an diesem und anderen Texten der Gruppe sehen.

Also nur nicht Aufregen, die Nachwuchsagentur der taz wartet schon auf die erste Bewerbung. Dann geht es zur FAZ und man landet da, wo die Eltern einen immer sehen wollten.