Freiburger Wagenchronik Teil 3: 1999-2003: Deeskalation und Straßenrand-Wohnen

2000 auf dem M1-Gelände am Eingang des Vauban

Wir werden in unregelmäßigen Abständen die bestehende Chroniken der Freiburger Wagenplätze auf IMC linksunten veröffentlichen. Bisher erschienen:

Teil 1: 1987-1996: Eine Reihe von Vertreibungen: Die Entstehung des Vauban - Wagenplatzes

Teil 2: 1995-1999 : Strategien angesichts der Räumungsbedrohung auf Vauban - Eselwinkel, Schönberg...

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Hier im dritten Teil wird es darum gehen, wie das Wagenleben nach der vorangegangenen Repression ab 2001 wieder aufkeimt.

 


1999
Ehemalige Bewohner der Schönberg-Wagenburg und andere Wagenbewohner (z.B. Punika-Oase) stehen auf dem Fahnenmastplatz im Stadtteil Vauban.

Im Sommer 1999 muss dieser Parkplatz verlassen werden: Die Stadt droht mit Abschleppen der Wagen.

Es wird behauptet, das Gelände werde „in Kürze vermarktet und bebaut“ (in Wahrheit Leerstand bis 2009 - hier findet am 3.12.2005 übrigens die demonstrative Aktion statt, bei der 30 Schattenparker-Fahrzeuge beschlagnahmt werden)

 

Ende 1999 bis Herbst 2001

Die Wagenleute bewohnen andere Brachflächen auf Vauban, werden jedoch immer wieder vertrieben. Als Beispiel hier das Schreiben der Stadt, um die Brachfläche „M1“ am Eingang der Vaubanallee zu räumen : „Sollten am 20.03. 2000, 8.00 Uhr Fahrzeuge auf dieser Fläche abgestellt sein, sehen wir uns gezwungen, diese ohne weitere Aufforderung abschleppen zu lassen.“ (Schreiben des Bauverwaltungsamtes vom 14.03.2000)

 

seit Frühjahr 2001

2001-06-04 Zeitung zum Sonntag (ZuS)

Eine Gruppe von Wagenleuten befindet sich auf einer Brachfläche nahe der zukünftigen Wendeschleife der Stadtbahn Vauban. Diese Gruppe gebraucht zum ersten Mal den Namen „Schattenparker“. Mit den Schattenparkern von 2005 ist sie aber nicht identisch.

 

Juni 2001
Obwohl das Gelände bis zum Bau der Stadtbahn (damals geplant 2006) nicht benötigt wird, ordnet die Stadt mit Frist zum 16.7.’01 die Räumung an.

 

Juni 2001
Die Wagenleute suchen ein privates Gelände zu pachten. Einfach gestaltet sich dies nicht, da die Stadtverwaltung nicht kooperiert : „Die Wagenburg “Schattenparker“ hat noch immer keinen Ausweichstandort. Die jüngste Idee, auf eine Fläche des Vereins „Autofreies Wohnen“ in Vauban umzuziehen, hat sich gestern schnell zerschlagen. Baubürgermeister Schmelas blockte den Vorschlag ab : das Grundstück sei an einen bestimmten Zweck gebunden.“ (BZ, 11.07.2001). Im Klartext: Obwohl die Besitzer mit einer Wagenburg einverstanden wären, findet das Rathaus Mittel, dies zu verhindern.

 

Der Versuch, von einem Opfinger Landwirt zu pachten, scheitert ebenfalls, da die Verwaltungsspitze die Entscheidung an den Opfinger Ortschaftsrat abwälzt, welcher, von der Verwaltung unzureichend informiert, sich gegen das Projekt ausspricht (vgl. BZ vom 19.Sept.2001, S.25)

 

16.07.2001

Der Platz wird „freiwillig“ verlassen. Über verschiedene Stationen gelangen die Wagenbewohner in eine Stichstraße im Gewerbegebiet Haid, wo weitere Wagenbewohner zu ihnen stoßen.

 

 


Die Situation im Jahre 2001

Es bestehen folgende Wagenplätze in Freiburg :

  • Wagenplatz auf dem Gelände des Mietshausprojektes „Selbstorganisierte Unabhängige Siedlungs-Initiative“ (S.U.S.I)
  • Öko-Wagenburg Ölmühle, St.Georgen, seit 1992. Privat gepachteter Platz.
  • Eselswinkel, seit 1998. Von der Stadt verwaltet.
  • Biohum/Rieselfeld, seit 1989. Seit 2001 von der Stadt verwaltet.
  • Verschiedene Grüppchen und einzelne Wagenbewohner ohne festen Platz, eine Spätfolge u.a. der Räumungen von Vauban (1997) und Schönberg (1998).

 

Wagenbewohner in der Sackgasse im Gewerbegebiet Haid 2001.

Gewerbegebiet Haid :

Ein neuer Platz am Straßenrand 

 

Sommer/Herbst 2001

  Durch die Vertreibung von verschiedenen anderen Grundstücken und Parkplätzen entsteht der Standort im Gewerbegebiet Haid (Parkstreifen entlang der Sackgasse Bötzinger Straße).

Winter ’01/’02 :
Erste Vertreibung aus dem Haid. Angedroht ist u. a. die Beschlagnahme der Fahrzeuge. Der Standort wird sauber und fristgerecht verlassen.

Jan./Feb. ’02
Dauerndes Hin- und Herziehen von Parkplatz zu Parkplatz. Die Stadtverwaltung gibt keine Ruhe : nach jeweils maximal einer Woche steht wieder die Polizei vor der Tür.

  Frühjahr ’02
Nach etwa zwei Monaten bleibt der Großteil der Wägler wieder auf der Haid stehen. Diesmal bleibt die Vertreibung vorläufig aus. Noch mehr Wagen im Haid, 2002

Sommer 2002
Bemühungen der Wägler, in Stadtteil Wiehre von der Stadt den ehemaligen Recyclinghof anzumieten, scheitern nach langen Verhandlungen am Desinteresse der Stadt.

Herbst/Winter ’02
Repressionen seitens des Gemeindevollzugsdienstes. Das Leben der Wagenbewohner wird peinlichst dokumentiert, offensichtlich um gerichtsverwertbare Fakten zu sammeln, sollte es zu einem Rechtsstreit über die fürs Jahresende zu erwartende Räumung kommen.




Odyssee 2003


Januar ’03 :
Der Parkstreifen im Gewerbegebiet Haid wird verlassen, bevor es zu einem solchen Rechtsstreit kommen kann.

Spätwinter ’03
Der überwiegende Teil der Wagenleute aus dem Haid befindet sich auf einer unbebauten Fläche im Stadtteil Vauban. Die Stadt droht abermals mit Abschleppen der Fahrzeuge, das Gelände wird Anfang Februar wieder verlassen.

Frühjahr ’03
Die Wagenbewohner werden bald hier, bald dort in der Stadt vertrieben. Bemühungen, einen Platz von Privat zu mieten, werden intensiviert.

April ’03Auf dem alten Meßplatz, 2003
Beispiel für eine Anfrage an einen potentiellen Vermieter : Der Verein für Autofreies Wohnen lehnt das Anliegen der Wagenbewohner ab, u. a. weil eine Nutzung der Wägler nur vorstellbar sei „wenn die Stadt diese zumindest toleriert... davon können wir nicht ausgehen.“ (Schreiben vom 9.5.2003).

April ’03  
Vorübergehender Standort ist der damals noch unbebaute „Alte Meßplatz“. Die Schikanen des Gemeindevollzugsdienstes setzen sich fort. Der Platz wird verlassen, um den Konflikt mit der Stadt zu entschärfen.

Juli ’03
In der Folge eines Techno-Festivals befinden sich viele Wägler auf dem besetzten Eternit-Gelände bei March-Neuershausen nahe Freiburg. Es wird versucht, mit dem Besitzer in Verhandlungen zu treten, jedoch ist dem kein Erfolg beschieden. Die Räumung am läuft friedlich ab.

Aufgeschreckt durch diese Aktion ist die Stadtverwaltung zu Gesprächen bereit. Es werden Verhandlungen mit der Stadt aufgenommen, um mögliche Standorte auf privatem Grund zu überprüfen.

 

 

 



Wagenplatz Obi-Süd / „Am Campus“



ab Sommer ’03

Immer wieder werden Wagenleute von verschiedene Standorten (Parkplätzen) vertrieben (→ Indymedia-Bericht) ; nach und nach landen die meisten auf dem Parkstreifen an der Basler Landstraße in St.Georgen, der in den folgenden zweieinhalb Jahren als Platz „am Campus“/ „Obi Süd“ in die Freiburger Wagengeschichte eingeht.

„Am Campus“ beginnt die Vorgeschichte der Schattenparker, nachzulesen in Teil 4:

 

 


 

 

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