Wir werden in unregelmäßigen Abständen die bestehende Chroniken der Freiburger Wagenplätze auf IMC linksunten veröffentlichen.
Teil 1: 1987-1996: Eine Reihe von Vertreibungen: Die Entstehung des Vauban - Wagenplatzes
Teil 2: 1995-1999 : Strategien angesichts der Räumungsbedrohung auf Vauban: Eselwinkel, Schönberg,...
Teil 3: 1999-2003: Deeskalation und Straßenrand-Wohnen
Teil 4: 2003-2006: Die Entstehung des Schattenparker-Wagenplatzes
...wird fortgesetzt.
Hier im ersten Teil beschreiben wir die Anfänge der Freiburger Wagenszene bis zur Entstehung der ersten großen Vauban-Wagenburg.
Die Situation im Jahr 1987
Die Zeit der Hausbesetzungen in Freiburg ist vorbei. Was die selbstorganisierte Schaffung von günstigem Wohnraum im überteuerten Freiburg angeht, wird neben institutionen wie dem Mietshäusersyndikat u.a. die Wagenplatz-Bewegung die Nachfolge der Häuserkämpfe antreten.
Oberbürgermeister Böhme ("Ja zu Toleranz und alternativen Lebensformen, nein zu Rechtsbruch und Gewalt") ist 1982 mit falschen Versprechen ins Amt gekommen und macht sowohl der Hausbesetzerszene den Garaus (schön beschrieben in: M. Berger, Freiburg in Bewegung) als auch WagenbewohnerInnen das Leben schwer.
1987
Auf dem Brachgelände im Stadtteil „im Grün“ hinter den Fauler - Arbeitshäusern entsteht die erste Wagenburg, die sich als solche bezeichnet. Schon bald plant die Stadtverwaltung die Vetreibung der Wagenmenschen. Die GRÜNEN protestieren; Unterzeichner für den Kreisverband ist der spätere OB Dieter Salomon (→ Pressemitteilung der Grünen).
Ende 87
Räumung und Beschlagnahme der 7 Wagen „im Grün“, die nunmehr auf das Grethergelände an der ehemaligen Schmiede ziehen.
1988
Eine Gruppe von Menschen, die im Wagen leben, wird „Auf der Haid“ gesichtet ; außerdem gibt es viele Menschen, die einzeln oder mit wenigen zusammen privat oder geduldet auf Waldparkplätzen mit ihren Wagen stehen. Ãœber den Winter stellt der Campingplatz Hirzberg Wäglern einige Plätze zur Verfügung.
1989 : Entstehung des Wagenplatzes Biohum / Rieselfeld
Die Wagen “Auf der Haid” siedeln 1989 auf Druck der Polizei um, auf das sog. Biohum- Gelände im Rieselfeld. Wegen nicht zu lösender Probleme der zu heterogenen Gruppe verlassen im Laufe des Jahres 1990 einige den inzwischen geduldeten Platz. Im Frühjahr 1992 erläßt der Zweite Bürgermeister Sven v. Ungern- Sternberg die sofortige Räumung des Biohum- Geländes.
Protest regt sich bei sozialen Gruppen und dem Gesundheitsamt über
diesen Willkürakt. Der Gemeinderat entscheidet sich für einen
Fortbestand des Platzes, wenn kein Ersatzgelände ausgewiesen wird. 19
mögliche Plätze werden von der Verwaltung genannt ; in der Folge bleibt
es jedoch beim alten Standort.
2001 wird der Platz um einige Meter verlagert und legalisiert. (Badische Zeitung, 20.9.2001 : „Wagenburg kann neuen Platz ansteuern“)
1991-1992 : Wagenplatz in Lehen
Ostern 1991
Das städtische Grundstück “Im Zinklern” in Lehen wird öffentlich besetzt.
Die Stadt schreitet sofort ein : es ergeht eine ordnungsrechtliche
Räumungsverfügung. Parteien und Presse greifen das Thema auf, die Stadt
entscheidet sich daraufhin für eine zivilrechtliche Klage als
Grundstückseigentümerin. Der Prozess vorm Landesgericht endet mit einem
Vergleich.
Es wird eine Frist gesetzt bis Ende ’92, innerhalb derer eine politische Lösung gefunden werden soll.
1992
Im Freiburger Gemeinderat wird der Lehener Wagenburg eine Fristverlängerung ebenso wie ein Ersatzgelände verwehrt.
Okt. 1992
Anstatt einer politischen Lösung : Lehen wird geräumt. Die Bewohner teilen sich in drei Gruppen auf.Eine Gruppe pachtet ein Gelände im Höllental, die zweite ein Grundstück in Hochdorf.
Die dritte zieht nach St. Georgen, wo sie bis heute noch stehen (Wagenburg Ölmühle).
Sommer 1993
Einige Wagenbewohner ziehen auf den ehemaligen Schießplatz am
Flughafen. Verschiedene Versuche von kleinen Gruppen, Wiesen zu pachten,
scheitern am Widerstand der Ordnungsbehörde.
September 93
Der Platz im Höllental weicht dem Druck des Landratamtes und verläßt das Gelände.
Mai 94
Schießplatz erhält die Räumungsverfügung. Die Wagenburg zieht auf das leerstehende Kasernengelände „Quartier Vauban“ um.
POK Günter Zinnkann (zuständig für Vauban) erinnert sich : „Bildung von Wagenburgen – Beginn 20. Mai 1994“
1995
Auch der Hochdorfer Platz muß verlassen werden.
1994 - 1996
Durch diese Vertreibungen haben sich immer mehr Wagenbewohner auf dem Vauban - Gelände eingefunden.
Auf dem noch unbebaute Gelände leben die Wagenleute zunächst in kleinen Gruppen verstreut.
Ab Herbst 1994 ist es politische Maßgabe, dass alle Bewohner auf einen "geeigneten Standort auf dem Gelände konzentriert werden" sollen . Im Gegenzug sichert die Stadtverwaltung ein Jahr Duldung des Vaubangeländes zu. So entsteht auf und um den ehemaligen Kasernenreitplatz eine Patchwork-Wagenburg mit 100 Wäglern.
POK Günter Zinnkann erinnert sich : „Treffpunkt bei Hermann am DB 508 und seinem Flohmarkt“
Mehr Vauban-Fotos von POK Zinnkann aus dieser Zeit:
http://www.vauban.de/com_admintools/fotos/historische-ansichten
oder ggf. unter http://www.vauban.de/fotos/historische-ansichten
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