Für diejenigen, die regelmäßig zum Jobcenter müssen, stellt sich nicht die Frage, warum wir die Bude angezündet haben, sondern vielmehr: Warum erst jetzt? Der Frühling und die anstehenden Krawalle gegen den G20 in Hamburg haben uns motiviert.
Für alle ohne Jobcenter-Erfahrung wollen wir kurz fest halten:
Das Jobcenter ist ein Ort der Erniedrigung, der Vereinzelung, der Scham. Hier werden Armut und Elend dieser Gesellschaft verwaltet. Es versteht sich von selbst, dass hier jede und jeder für die eigene Misere selbst verantwortlich gemacht wird.
Qualifikation und Vermittlung auf den Arbeitsmarkt sind die Zauberwörter. Dafür ist jedes Mittel recht. Die Reservearmee der ALG II-Bezieher_innen wird knapp über und oft auch unter dem Existenzminimum gehalten. Auf den Markt des Niedriglohnsektors werden mehr und mehr Menschen gespült. Sie werden in Leiharbeitsverträge gezwungen, in Scheinselbstständigkeit gepresst, zu Tagelöhner_innen gemacht. Unterm Strich bleibt kaum mehr Kohle als ohne Arbeit. In der Warteschleife der Verwertung nervt und gängelt das Amt wo es nur kann. Kurzfristige Termine bei Case-Manager oder Case-Managerin, absurde Vermittlungsangebote, Zwang zu Bewerbungen und und und. Zuwiderhandlungen werden mit Sanktionen bestraft.
Wer nicht direkt dem Arbeitsmarkt zugeführt werden kann, wird mit sinnentleerten „Bildungs“maßnahmen beglückt: Bewerbungstrainings hier, EDV-Kurs dort. Gehst du nicht hin? Sanktion, Sperre, Suppenküche.
Durch Mitarbeiter_innen im Außendienst können die Lebensumstände der Betroffenen jederzeit durchleuchtet werden. Alle Daten über die Person und ihr (familiäres) Umfeld werden gesammelt und gespeichert. Beziehungen werden in Frage gestellt oder konstruiert, Wohnsitze überprüft, Elternschaften angezweifelt oder angedichtet. Die Überwachungsmaßnahmen erhöhen den psychischen Druck und bringen mehr und mehr Menschen dazu, den Stress zu vermeiden und besser ganz auf Sozialhilfe zu verzichten. Das Ergebnis? Schulden, Stress, Obdachlosigkeit...
Beim Jobcenter fällt der ganze Mist humanistisch-demokratischer Ideologie vollends ab. Unterstützung und Förderung bedeuten hier Anpassung und Erhöhung der Verwertbarkeit für Staat und Standort. Was zählt ist deine Leistung auf dem Arbeitsmarkt.
Beim Brand am Jobcenter Neustadt haben wir uns auf die Fassade im Eingangsbereich beschränkt um einen Großbrand in der Wohngegend auszuschließen.
Gegen die Verwaltung von Armut und Ausgrenzung!
Für ein Leben in Würde und Selbstbestimmung!
G20 dies das!
Applaus
Wer mit dem Leben anderer Menschen spielt, diese sanktioniert und gesundheitlich schadet - hat es nicht anders verdient.
Frau Nahles, fahren Sie zur Hölle!
PS: Die BLÖD titelt: Brand-Bombe explodiert vor Job-Center (Eine Schlagzeile die vielen Menschen ein Gefühl von Gerechtigkeit vermittelt / Wenn der Terror der Jobcenter/Politik so weiter geht, wird es bald heißen "Bombe explodiert IM Job-Center"!)
STOPPT HARTZ IV
;-(
Wer Brandsätze legt, hat sonst keine Argumente!
Euer Pazifismus kotzt mich an!
Ich bezweifle stark, dass jemand der meint in dieser Gesellschaft wesentliche Veränderungen durch Argumente zu erreichen, schon mal ernsthaft von Herrschaft etc. betroffen war. Du kannst gerne versuchen gegen Hartz4 zu argumentieren, aber bitte spar dir solche selbstgerechten Kommentare... Zumal das Bekennerschreiben ja deutlich Argumente enthält, die du offenbar nicht sehen willst und die schon viele tausend Mal an anderer Stelle u.a. in Parlamenten und auf der Straße friedlich geäußert wurden. Das Problem sind nicht die fehlenden Argumente, sondern, dass Argumente die den Interessen der herrschenden Klassen widersprechen schlicht niemanden ernsthaft interessieren.
danke
es ist schön zu sehen das es noch menschen gibt, die mit dem verstehen von texten nicht solche argen probleme haben wie diverse refelexpazifisten.
aber traurig, dass immer jemensch das offensichtliche nochmal im stil von malen nach zahlen erklären muss, da eine eigenbetrachtung der istsituation ja manchen dann doch recht schwer fällt.
danke, dass du dich bereit erklärt hast diese erklärung zu liefern.
;-(
Mir kommen die Tränen........
Berlin?
@mods: Könnt ihr den Ort unten bitte ändern? Nur durch die Kommentare wird ersichtlich, dass es um Bremen geht.
wir sind nit alleine
immer wieder "zwischenfälle"-hier dokumentirt www.beispielklagen.de/IFG055.html
presse
Weser Kurier - Brandanschlag auf Jobcenter in Bremen
https://linksunten.indymedia.org/de/node/209733
Bild - Brand-Bombe explodiert vor Job-Center
https://linksunten.indymedia.org/de/node/209735
Radio Bremen - Feuer vor Jobcenter in der Neustadt gelegt
https://linksunten.indymedia.org/de/node/209741
Soko zu "Probe-Würfen"
Bild - https://linksunten.indymedia.org/de/node/209821
Und was genau bringt das jetzt?
Guten Tag.
Der Erfolg dieses Brandanschlages kurzfristig wird sein, dass das JC zu macht bzw. den Zugang einschränkt.
Wg. Reparaturarbeiten.
Betroffen davon sind nicht die Verantwortlichen, sondern die Arbeitslosen, die Stütze beziehen.
Anträge stellen wollen, Unterlagen einreichen wollen/müssen, wichtige Fragen haben.
Nein, die nächsten 2 Wochen nicht, bis die Reparaturarbeiten beendet sind.
Das nächste wird sein, dass vermehrt Security-Personal - zu Billig-Löhnen - auf den Fluren herumstromern wird und noch mehr Angst und Druck erzeugen wird.
Ist es das, was mit dieser Aktion erreicht werden sollte?
Ach, damit kein falscher Verdacht aufkommt: ich bin selber arbeitslos.
Seit längerem.
ALG II erfahren
Guten Tag.
Das fragliche Jobcenter hat nicht geschlossen. Es handelt sich um eine Tür die beschädigt ist. Es gibt mehrere Türen, das Jobcenter hat weiterhin offen. Zudem selbst wenn: Bremen hat mehr als ein Jobcenter. Die Abgabe von Anträgen, die Abgabe von Unterlagen funktioniert natürlich weiterhin. Die "Maschine Jobcenter" ist eben leider nicht durch einen Anschlag so leicht aus ihrem Tritt zu bringen.
Das Security-Personal dagegen verhält sich so scheiße, weil es sein Job ist. Es ist deswegen da, weil die paar Euro vom Amt verbunden sind mit ständigen Demütigungen, Sanktionen, Kürzungen, Erniedrigungen. Vollkommen unabhängig von Anschlägen. Und vollkommen unabhängig von Anschlägen aber in Folge der erfahrenen Demütigungen begehren die Leute auch im Amt oftmals spontan (und vollkommen zu Recht) auf. Wenn du selber wirklich arbeitslos bist, weißt du das. Der Anschlag ist eine Folge, eine Reaktion auf das Jobcenter und seine Securitys. Nicht andersherum, wie du es verdrehst.
Was erreicht werden soll? Was erreicht werden kann: Mehr vom Jobcenter Betroffene fühlen sich ermutigt. Sie wählen vielleicht ihre eigenen Formen des Widerstands. Was dann erreicht werden kann? Die Jobcenter-Maschine kommt aus dem Tritt, die Lage für die Betroffenen verbessert sich. Wann schließt du dich an?
...doch etwas realitätsfern
Und Du meinst, dass Lohndumping in Jobcentern ohne derlei Aktionen nicht statt finden würde?!
Sorry, wenn das überheblich klingt, aber das ist in meinen Augen mehr als nur ein Bisschen realitätsfern.
In den Jobcentern laufen die selben kapitalistischen Mechanismen (Zeitarbeitsverträge, Lohndrückerei, Outsourcing etc.) ab, wie bei den meisten anderen Betrieben auch, da brauchen wir uns nichts vormachen.
Schade finde ich nur, dass überhaupt Menschen bereit sind, solche repressiven Institutionen zu schützen und damit auch zu stützen.
Denn schlecht bezahlte Jobs gibt es wie Sand am Meer und wenn ich schon bereit bin meine Arbeitskraft unter Wert zu verkaufen, dann denke ich, muss ich das nicht im Jobcenter oder dergleichen tun.