Freie Antonia geräumt

Solibesetzung am Tag nach der Räumung

Kurz vor sechs Uhr morgens am 19. Mai 2009 wurde die Freie Antonia, das besetzte Haus in der Kirchstraße 16 im Freiburger Stadtteil Wiehre, von einem Großaufgebot der Bullen geräumt. Im Haus wurden 45 Personen festgenommen, dutzenden UnterstützerInnen wurden Platzverweise für die weiträumig abgesperrte Kirchstraße erteilt. Am Mittwoch, den 20. Mai, gibt es um 19 Uhr ab Adlerstraße im Quartier Grün eine Antirepressions-Demo aus Protest gegen die Räumung.

 

Feature zur Hausbesetzung | Badische Zeitung | Fudder | SWR | TV Südbaden | RDL Interview | Flyer zur Demo (PDF)


Der Presse wurde ebenfalls der Zugang zur Kirchstraße verwehrt. Auf Nachfrage eines SWR-Journalisten, ob bereits andere Pressevertreter vor Ort seien, meinte der Bullensprecher: „Bisher nur einer von Indymedia, aber dem haben wir gleich einen Platzverweis erteilt.“ Die BesetzerInnen wurden aufs Revier Süd gebracht und dort erkennungsdienstlich behandelt, die ersten wurden um halb neun wieder freigelassen. Die etwa 25 UnterstützerInnen vor dem Revier bekamen ebenfalls Platzverweise und ihre Personalien wurden aufgenommen.

Das St. Antoniushaus, welches früher ein Thermalbad und später ein Altenwohnheim war, stand seit über einem Jahr leer und wurde am 15. Mai besetzt. In den vier Tagen der Besetzung wurde das Haus von dutzenden BesetzerInnen bewohnt und von hunderten UnterstützerInnen und NachbarInnen besucht.

Die BesetzerInnen hatten sofort nach Bekanntgabe der Besetzung am Mittag des 17. Mai versucht, direkten Kontakt zum Eigentümer herzustellen. Der Eigentümer wies das Gesprächsangebot über eine Mittelsperson zurück, da er keine Grundlage für ein Gespräch sah und stellte stattdessen Strafantrag gegen die BesetzerInnen. Doch wo nur gedeihen Schmach und Schande und jede Blume früh geknickt, wird der Eigentümer in Zukunft keine Freude an seinem Eigentum haben, auch wenn der kapitalistische Staat seine Interessen heute durchgesetzt hat.

 

Die Besetzung der Freien Antonia stellt den bisherigen Höhepunkt einer Kampagne für mehr autonome Freiräume dar (Indy: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 + Presse (PDFs): 1 | 2 | 3). Der Erfolg der Besetzung liegt in der beindruckenden Dynamik und der motivierenden Selbstorganisation. Wir blicken zurück mit einem weinenden und einem lachenden Auge: Auch andere EigentümerInnen haben schöne Häuser!

FreundInnen des Freiraums, Kommando langer Atem

 


 

Erklärung der BesetzerInnen vom 19. Mai 2009


Die FREIE ANTONIA, das offene Wohn- und Kulturprojekt in der Kirchstraße 16 in Freiburg wurde am 19.05.09 geräumt.

 

In den wenigen Tagen seines Bestehens, erfreute sich das Haus einer regen Beteiligung vieler FreiburgerInnen, speziell seiner NachbarnInnen und vieler anderen solidarischen Menschen die darin eine wunderbare Chance auf emanzipatorischen Freiraum sahen.

 

Die Räumung des Hauses fand um 6.00 Uhr morgens statt, sodass die Meisten, der sich darin aufhaltenden BewohnerInnen im Schlaf von einem Großaufgebot der Polizei überrascht wurden. Es sollen insgesamt 600 BeamtInnen im Einsatz gewesen sein.

 

Die Staatsgewalt unterließ jegliche Art der Vorwarnung, was ein freiwilliges Verlassen des Hauses vor dem gewaltsamen Eindringen nicht zuließ. Einige Menschen die sich zu diesem Zeitpunkt im Haus aufhielten wurden von der Polizei auf den Dachboden des Hauses gejagt.

 

Die BewohnerInnen ihrerseits verzichteten auf Widerstand und verhielten sich kooperativ. Dadurch steht außer Frage, dass dieser martialische Einsatz unverhältnismäßig war. „Ich finde das Verhalten der Polizei absolut nicht zu rechtfertigen!“ sagte Ilse, die sich zur Zeit der Räumung im Haus befand. Und auch die AnwohnerInnen betonten ihre Ablehnung gegenüber diesem Vorgehen der Polizei. „Das ist ja wie mit Kanonen auf Spatzen zu schießen! Ihr seid doch total friedlich gewesen.“, so ein Nachbar später am Tag.

 

Nach dem Feststellen der Personalien und dem Fotografieren jeder/s Einzelner/n, auf der Rückseite des Gebäudes, wurden Alle zum Revier Süd gebracht. Dort wurde abermals fotografiert und zum Teil wurden auch Fingerabdrücke genommen. Allen wird der Tatbestand „Hausfriedensbruch“ zur Last gelegt.

 

Um ca. 11 Uhr waren alle wieder ‚auf freiem Fuß’. Viele begaben sich wieder vor die ‚FREIE ANTONIA’. Dort hatten sie auf vehementes Drängen hin, zum Teil die Möglichkeit Gegenstände aus dem Haus zu holen. Es wurde ein Infotisch für die Anlieger eingerichtet und das Gespräch mit Passanten gesucht.

 

Die BewohnerInnen möchten sich an dieser Stelle noch einmal bei den NachbarInnen für ihre Unterstützung und Offenheit bedanken. Des Weiteren sind sie immer noch auf der Suche nach der/m HauseigentümerIn und für jeden Hinweis dankbar. Wir suchen den Dialog und wollen, dass die Anzeigen zurückgezogen werden!

 

Die FREIE ANTONIA ist zwar geräumt, aber ihre FreundInnen werden dies nicht tatenlos hinnehmen. Deshalb wird gefordert, die Anzeigen gegen die BefreierInnen fallen zu lassen, und darauf hingewiesen, dass der Bedarf nach einem Wohn- und Kulturprojekt wie diesem weiterhin vorhanden ist.

 

Am 20.Mai um 19.00 findet eine Solidemo statt, die sich in der Adlerstraße trifft und zu der alle FreundInnen und UnterstützerInnen von ANTONIA aufgerufen werden.

 

Kommt heute, schreibt Leserbriefe und setzt euch für mehr Häuser wie dieses ein!!!

 

… und nicht vergessen: lebt lustvoll & tollkühn…

 

Die BesetzerInnen der Freien Antonia

Freiburg, den 19. Mai 2009, Mitternacht

 


 

Haus Antonia dankt für Ihre Unterstützung!

Liebe Anwohnerinnen und Anwohner der Kirchstraße 16,

heute Morgen ab sechs Uhr ist unser Projekt von den Ordnungskräften angegriffen und geräumt worden. Einige von uns haben vielleicht mit Ihrer Fotokamera die Räumung dokumentiert und uns damit unterstützt. Wenn Sie Fotos haben, wären wir Ihnen sehr dankbar dafür, wenn Sie uns diese zur Verfügung stellen könnten. Wir freuen uns sehr darüber, wenn Sie sich in einem solchen Fall per E-Mail an uns wenden oder uns diese direkt schicken (freieantonia at yahoo dot de). An diese E-Mail-Adresse können Sie sich auch gerne mit ihrer Kritik, Anregungen und Rückmeldungen wenden.

Es war uns wichtig, das denkmalgeschützte Haus St. Antonius so zu erhalten, wie es im Moment ist, bzw. seinen Zustand zu verbessern. Einige von uns hatten bereits direkt damit begonnen: Das reparaturbedürftige Dach wurde ausgebessert, die verstopfte Dachrinne sollte gleichfalls gereinigt werden. Die "Freie Antonia" sollte nicht durch einen sinnlosen Leerstand verkommen und baufällig werden, sondern erschwinglichen Wohnraum und Raum für politische, kulturelle und unkommerzielle Projekte bieten. Unser Konzept war es, die Kirchstraße 16 in Harmonie mit dem Denkmalschutz in ein Wohn- und Kulturprojekt umzuwandeln.
Leider ist es uns nicht gelungen, mit der Besitzerin zu kommunizieren und mit ihr in Verhandlung zu treten.

Wir wussten, dass wir uns durch unsere Aktion einer gewissen Gefahr aussetzen - doch schon alleine Ihre Präsenz hat uns Mut gemacht! Wir danken Ihnen für Ihre Hilfe, Unterstützung und die gute Kommunikation. Wir bedauern sehr, dass wir diese konstruktive Nachbarschaft nicht weiterführen können...

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Man muss schon sagen: diese Besetzung war mehr als stümperhaft...

Da dann sach doch mal an ... was hättest du denn anders (besser) gemacht?

 

Motzen kann ja jeder ...

fand ich nicht

für ne friedliche besetzung fand ichs gut vorbereitet

auch wurde soweit ich weis nichts unnötig beschädigt

 

gibt es infos über sponatn demos oder so als reaktion ?
 

Es wird eine Tag X+1 Soli-Antirepressionsdemo geben.

20. Mai, 19 Uhr, Adlerstraße im Grün

FREIBURG Die Räumung lief nach Angaben der Polizei problemlos und friedlich

 

Die Räumung des besetzten Hauses im Freiburger Stadtteil Wiehre ist nach knapp zwei Stunden beendet. Rund 45 Mitglieder der links-alternativen Szene hatten das ehemalige Altenheim in der Kirchstraße seit Freitag besetzt. Die Räumung lief nach Angaben der Freiburger Polizei problemlos und friedlich. Der Besitzer hatte Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs gestellt, deshalb begann die Polizei heute kurz nach 6.00 Uhr mit der Räumung.

 

TV Südbaden Video

in der nacht vom 19. auf 20.5. wurden ca (da die aktion leida beendet werden musste, leider nur) um die 30 Parkscheinautomaten durch einsatz von dichtmasse im geldschlitz temporär unbrauchbar gemacht und mit der aufschrift räumung=stress versehen.

BESETZEN / KOLLEKTIVIEREN / SELBER VERWALTEN !