Der III. Weg: „Kleinstpartei“? Kaderorganisation!

Flyer 17.12.: Den III. Weg zerschlagen

Anlässlich der Antifademo „Den III. Weg zerschlagen“ am kommenden Samstag in Plauen-Haselbrunn (mehr Infos/Aufruf der AGV –> hier <–) werden wir an dieser Stelle noch einige Hintergrundinfos zur Partei „der III. Weg“ veröffentlichen.

 

Mittlerweile ist der „III. Weg“ als Phänomen in der Auseinandersetzung auch der bundesdeutschen Medien angekommen. Vielen dämmert es, dass es sich dabei um einen großangelegten Reorganisationsversuch der organisierten, militanten und gefestigen neonazistischen Szene handeln könnte. Vielleicht den gefährlichsten (und aus rechter Sicht erfolgversprechendsten) Reorganisationsversuch seit dem Verbot der FAP im Jahr 1995.

 

Zwischen einer traditionalistischen NS-Ästhetik, einer völkisch-nationalistischen und offen antisemitischen vermeintlichen „Kritik“ am Kapitalismus und deutlichen Anzeichen einer faschistischen Bewegung versucht der „III. Weg“, die verstreuten Strömungen der organisierten Naziszene einzusammeln und sie auf Linie zu bringen. Dies geschieht nicht ganz ohne Erfolg: die Zahl der sogenannten „Stützpunkte“ hat sich seit Ende 2014 von 11 auf 21 (Ende 2016) nahezu verdoppelt.

 

Die Strukturen des „III. Wegs“ sind streng hierarchisch aufgebaut. Angesichts der Gefahr, die von der Bündelung neonazistischer Kräfte bis weit ins rechtsterroristische Spektrum ausgeht, halten wir es für mindestens fahrlässig, den „III. Weg“ weiterhin als „Kleinstpartei“ zu verniedlichen. Vielmehr ist es nötig, die Partei als Kaderorganisation zu benennen: zwar mit „nur“ etwa 200 Mitgliedern bundesweit, jedoch damit auch mit einer dreistelligen Anzahl geschulter Kader, die sich den Habitus von nationalistischen „Soldaten der Bewegung“ geben. Und so kann nur Parteimitglied werden, wer sich einem längeren Schulungsprozess unterzieht und sich somit weltanschaulich und organisatorisch der Parteilinie unterzuordnen weiß. Au diese Weise entsteht ein Verbund von ideologisch gefestigten Neonazis, die sich im Organisationsgrad erheblich von bisher existierenden losen „Kameradschaftsstrukturen“ und behäbigen Parteibürokratien wie der NPD unterscheiden. Erhebliche Teile des bundesweiten Personals des „III. Wegs“ haben langjährige Erfahrungen in Strukturen von Parteien wie NPD und FAP sowie militant-gewaltbereiten Kameradschaften wie der „Fränkischen Aktionsfront“, dem „Aktionsbüro Rhein-Neckar“ oder dem „Freien Netz Süd“.

 

Wer sind die Personen in der Partei? Und in welchen Organisationen waren sie aktiv?

 

Klaus Armstroff aus Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz ist Bundesvorsitzender der Partei „der III. Weg“. Zuvor fungierte er dort als NPD-Kreisvorstand. Als sich die NPD Rheinland-Pfalz am Konflikt zwischen „subkulturellen“ und „traditionellen“ (also völkischen) Nazis spaltete, gründete Armstroff mit anderen Kadern aus der Region den „III. Weg“ (Vgl. Artikel des Antifa-Infoblatts).

 

Der Bundesvorstand besteht aus Christian Steup, Matthias Hermann, René Teufer und Sandor Makai. Alle vier waren schon zuvor in Organisationen der rechten Szene aktiv.

 

Christian Steup war früher Mitglied der „Kameradschaft Westerwald“, gegen die es 2005 Ermittlungen wegen „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ gab. (Vgl. Artikel des Antifa-Infoblatts) Matthias Herrmann war ein Führungskader im „Aktionsbüro Rhein-Neckar“ und Anti-Antifa-Fotograf. Das Aktionsbüro Rhein-Neckar war eine militante Nazikameradschaft im Raum Ludwigshafen (Vgl. Artikel in der LOTTA). Herrmann stammt aus Jena und zog Ende der 90er Jahre nach Süddeutschland. Querverbindungen zum Thüringer Heimatschutz (und damit über ein paar Ecken zum NSU) sind denkbar (Vgl. Artikel bei linksunten). Auch René Teufer war seit 2003 Mitglied im Aktionsbüro Rhein-Neckar. Bereits Anfang der 90er Jahre war er Teil der FAP, die 1995 verboten wurde und eine ähnliche Struktur wie der „III. Weg“ besaß (Vgl. Artikel bei linksunten). Der vierte im Bunde ist Sandor Makai, der sich derzeit am Aufbau von III. Weg-Strukturen in Berlin beteiligt. Früher war Makai einer der führenden Kameradschaftsaktivisten in Berlin-Pankow und NPD-Landesvorstand Berlin (Vgl. Artikel bei linksunten – „Der III. Weg in Berlin“).

 

Auch in Plauen und Umland sind mehrere wichtige Kader, die teilweise überregionale Funktionen erfüllen, aktiv.

 

Eine zentrale Figur vor Ort stellt Tony Gentsch dar. Dieser ist auf einer regionalen Ebene „stellvertretender Gebietsverbandsleiter Mitteldeutschland“ – und kann damit als eine der bundesweit wichtigsten Figuren des „III. Wegs“ bezeichnet werden. In seiner Vergangenheit war Gentsch unter anderem bei den „Hammerskins“,der „Fränkischen Aktionsfront“ sowie dem „Freien Netz Süd“ aktiv. In diesem Zusammenhang war er eine der aktivsten Personen, welche die neonazistische Immobilie Oberprex-47 (bei Regnitzlosau im Landkreis Hof) betrieben haben. Ebenso musste Gentsch sich wegen Körperverletzung und Beleidigung vor Gericht verantworten und deshalb eine 26-monatige Haftstrafe antreten. (Vgl. Artikel im Antifa-Infoblatt)

 

Neben Tony Gentsch gehört auch Rico Döhler aus Auerbach zu den langjährig aktiven Nazikadern, die sich nun im „III.Weg“ sammeln. Unter anderem war Döhler in der Vergangenheit NPD-Kreisvorsitzender im Vogtland und eine der wichtigsten Figuren hinter der Kameradschaft RNJ-Vogtland. (Vgl. Rechercheartikel zur RNJ Vogtland) Döhler ist „Stützpunktleiter Vogtland“ und somit der für die Region verantwortliche Führungskader. Auf überregionalen Demonstrationen stellt er regelmäßig seinen Privat-PKW als Lautsprecherwagen zur Verfügung.

 

Weitere vor Ort aktive Kader sind René Hagedorn, Patrick Fehre, Thomas Heyer und Kevin Panke. Hagedorn gilt als sehr gewaltaffin und saß von 2014 bis 2015 eine 15-monatige Haftstrafe ab. Zuvor war er Administrator der Internetseite „Widerstand Oelsnitz“ (Vgl. Artikel bei linksunten). Patrick Fehre stammt aus Berlin und war dort in der NPD Berlin-Pankow aktiv (Vgl. Artikel bei linksunten – „Der III. Weg in Berlin“). Thomas Heyer ist schon seit Jahren in Plauen in rechten Kreisen unterwegs und betätigt sich neuerdings als Anti-Antifa-Fotograf (Vgl. Artikel bei linksunten). Schon seit einigen Jahren gilt Kevin Panke als Bindeglied zwischen Kameradschaftsszene, gewaltaffinen Fußballhools und Parteistrukturen– zuvor war er Teil der Kameradschaft „Rechte Aktionsfront Sektion Vogtland“ und anschließend der „RNJ Vogtland“ (Vgl. Artikel bei linksunten).

 

Generell gilt (vemutlich bundesweit) für die Strukturen des „III. Wegs“: Kader mit jahrelanger Erfahrung auch in rechtsterroristischen Strukturen führen ihre Tätigkeiten nun auf Parteiebene weiter. So waren Martin Wiese, Karl-Heinz Statzberger und Thomas Schatt am 9. November 2003 an einem versuchten Sprengstoffattentat auf die Grundsteinlegung einer Synagoge in München beteiligt. Alle drei sind schon lange in der süddeutschen Kameradschaftsszene bekannt. Statzberger ist derzeit Stützpunktleiter in München (Vgl. Artikel bei linksunten). Für die Kontinuität zwischen „Fränkischer Aktionsfront“, dem „Freien Netz Süd“ und dem „III. Weg“ steht Matthias Fischer. Dieser ist mittlerweile von Fürth nach Angermünde gezogen und fungiert als „Gebietsverbandsleiter“ in Mitteldeutschland. 1998 tauchte Fischer auf einer Telefonkontaktlistedes NSU auf. Ebenfalls zum mutmaßlichen Kreis der NSU-Unterstützer zählt Maik Eminger, Zwillingsbruder von André Eminger, der derzeit als Angeklagter im NSU-Prozess vor Gericht steht. Eminger wohnt mittlerweile in Grabow (Brandenburg) und ist seit Jahren in extrem völkisch-traditionalistischen Nazigruppierungen wie „Neue Ordnung“ und „Schutzbund Deutschland“ aktiv. (Vgl. Artikel des Antifa-Infoblatts)

 

Den Nazis die Homezone streitig machen!
Am 17.12.2016 in Plauen – Treffpunkt 14:30 am Oberen Bahnhof.

antifavogtland.blogsport.eu

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Schaut euch mal die Gestalten dort an.

Da ist die NPD ja noch eine Wiege der Intellektualität gegen.

Nach unseren Beobachtungen ist das genaue Gegenteil der Fall.

Schaut euch doch mal an, wer in dieser Partei am Werken ist.

Am deutlichsten wird es, wenn ihr euch die Wechsler anseht, also die, die vorher bei NPD  und Kameradschaften waren, und nicht neu in die Szene gekommen sind.

Es mag sein, dass es in eurer Region anders aussieht, jedoch kennen wir auch einige Protagonisten aus eurer Region, auf die trifft genau das zu, was wir auch bei uns beobachtet haben (s.o.).

Das Beste wird sein, wenn wir unsere Infos austauschen. 

Wo kann ich euch ne (pgp-safe) email zukommen lassen?

Dein Kommentar klingt wie der einer frustrierten und enttäuschten NPDler*in
Ich kann mich irren, aber es ist doch auffällig wie Du hier eine Partei verharmlost, die momentan offensichtlich eine der aktivsten Nazikräfte hierzulande ist.
Und auch deine Behauptung, die NPD sei ja eine Wiege der Intellektualität wirkt doch sehr beleidigt und gekränkt.
Hat die Nazipartei III. Weg etwa Leute von deinem Kreisverband abgezogen oder wieso dieses schmollende und sehr persönlich wirkende Mimimi??

Antifa Vogtland schreibt sonst sehr gute Analysen.

Diese hier gehört nicht dazu.

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich es für ein Nazifake halten.

3W wird absolut aufgewertet.

3. Weg ist eine Plattform für Leute, die sich mit den Kameraden der Orga, wo sie früher waren, zerstritten haben.

Dort sind zum Teil Leute, die selbst der NPD zu peinlich sind.

Vllt. könntet ihr mehr auf einzelne Nazis eingehen und aufzeigen, woran ihr fest macht, dass diese zu "Kadern" ausgebildet wurden oder werden.

 

Die Strukturen des „III. Wegs“ sind streng hierarchisch aufgebaut. Angesichts der Gefahr, die von der Bündelung neonazistischer Kräfte bis weit ins rechtsterroristische Spektrum ausgeht, halten wir es für mindestens fahrlässig, den „III. Weg“ weiterhin als „Kleinstpartei“ zu verniedlichen. Vielmehr ist es nötig, die Partei als Kaderorganisation zu benennen: zwar mit „nur“ etwa 200 Mitgliedern bundesweit, jedoch damit auch mit einer dreistelligen Anzahl geschulter Kader, die sich den Habitus von nationalistischen „Soldaten der Bewegung“ geben. Und so kann nur Parteimitglied werden, wer sich einem längeren Schulungsprozess unterzieht und sich somit weltanschaulich und organisatorisch der Parteilinie unterzuordnen weiß. Au diese Weise entsteht ein Verbund von ideologisch gefestigten Neonazis, die sich im Organisationsgrad erheblich von bisher existierenden losen „Kameradschaftsstrukturen“ und behäbigen Parteibürokratien wie der NPD unterscheiden.

 

Hört sich an wie ein von der Partei selbst verfasster Werbetext!

du machst den Fehler, diese Terroristenpartei (angesichts Schatt und Statzberger darf man das sagen) zu unterschätzen. Die NPD und Pro xxx beschränken sich in letzter Zeit aufs Saufen und beschissene Reden über noch beschissenere Heimkinoanlagen zu halten, die kaum jemand interessieren, geschweige denn die man verstehen kann, so hacke wie der Meindl immer ist. Und kommen tut auch keiner mehr, wieso denn auch bei der Resterampe. Die NPD ist tot und das ist gut so.

Der 3. Weg ist, zusammen mit den Identitären, das was uns am meisten Sorge machen sollte. Gewaltbereit und aktiv gewaltsuchend, sie haben z.B. in München schon zweimal versucht in die Gegendemo zu prügeln, von den "Verschönerungen" im Stadtbild durch Sticker und andere medienrelevanten Aktionen will ich nichtmal anfangen. Im Rest des Landes terrorisiert der 3. Weg außerdem mittlerweile offen Linke, MigrantInnen und "Normalbevölkerung".

Die AfD sehe ich im Vergleich dazu nicht als gefährlich an. Natürlich, ihr Gehetze verdreht den Kurs nach Rechts, aber wenn die Selbstzerfleischung so weiter geht, sind die in 2 Jahren Geschichte. Die Terroristen und Prügelwilligen des 3. Wegs werden uns aber weiter erhalten bleiben.

Und mit den Nazis der inzwischen als kriminelle Vereinigung verbotenen "Autonome Nationalisten Göppingen" hat sich der III. Weg ein weiteres Standbein zugelegt und fasst über den Aktionsschwerpunkt Göppingen auch in Baden-Württemberg zunehmend Guss und breitet sich von der knapp 60.000 Einwohner zählenden Stadt Göppingen offensichtlich aus.

 

Erst kürzlich berichtete über die stark angestiegenen Aktivitäten der Nazis, die heute nach dem Verbot und dem Prozess im III. Weg aktiv sind das SWR Fernsehen.

Aktive Truppe, das macht sie gefährlich.

Pflichte aber bei, Faust ja, aber Hirn nicht im geringsten....

Der 3. Weg ist ziemlich gut vernetzt und befindet sich gerade im Aufbau, die Partei gibt es gerade mal knapp 3 Jahre.

Wenn Mensch sich mal die Kontakte anschaut wird schnell klar wohin die Reise geht.

Azov Regime, Goldene Morgenröthe, National Action (GB), B&H um nur einige zu nennen.

 

Deswegen kann ich die Kommentare hier nicht ganz nachvollziehen. Außerdem scheint der Text nicht den Anspruch einer tiefergehenden Analyse zu haben (war auch sicher nicht gewollt). Also Ball flach halten.

Villeicht wäre es der Antifa Vogtland möglich einen Werbeflyer für den 3. Weg rauszubringen...muss man sich nicht mit solchen Artikeln hier aufhalten.

formuliert Mensch Kritik. An dir sollten sich alle ein Beispiel nehmen. Geh dich woanders trollen du Depp*In!

ein 10 Minuten Beitrag über den 3. Weg  vom swr:

 

https://anonym.to/?https://vimeo.com/161646821

Der Artikel soll keine ausführliche Analyse darstellen, sondern auf die akute Bedrohung hinweisen, die an einigen Orten vom “III. Weg” ausgeht und einen kurzen Überblick über die bedeutendsten bundesweit und lokale beteiligten Nazis (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) geben. In diesem Zusammenhang von einem “Werbeflyer” zu sprechen, ist billige Polemik und zeugt von mangelnder Fähigkeit, Texte zu lesen und zu verstehen. Dennoch stellen wir uns der Kritik: Der zitierte Abschnitt soll nicht den Organisationsgrad und die dahinter stehende Taktik verherrlichen, sondern einzig und allein die Funktionsweise der Struktur abbilden. Gleichzeitig ist es nicht unser Ziel, die Kader des “III. Wegs” größer zu machen als sie sind. Aus den Kommentaren unter dem Artikel ist jedoch abzulesen (und wir teilen diese Einschätzung), dass es qualitativ von Region zu Region sehr starke Unterschiede gibt. Angesichts von Personal wie Schatt, Statzberger, Wiese etc. halten wir es dennoch für eine grobe Verharmlosung, Kameradschaftsnazis pauschal als unfähige Deppen hinzustellen – vielmehr heißt es, die Nazis zu analysieren, und die Konfrontation zu suchen, ohne sie (vergleichbar zu verbreiteten bürgerlichen Argumentationsmustern) einfach als “fehlgeleitete Jugendliche/Alkis/Schläger*Innen” zu verharmlosen.