Magdeburger Nazis – ein überregionales Problem

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Am 11. Juli lauerten gegen 22:00 Uhr etwa 15 Personen Nazis in Burg einigen Antifaschist_innen auf und versuchten einen bewaffneten Angriff. Dabei bedrohten auch Magdeburger Neonazis die Burger Antifas. Nach diesem Versuch flüchteten die Angreifer, konnten jedoch wenig später gestellt werden. Im Vorfeld kam es zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen den zwei Burgern Neonazis Susanne K. und Bianka S. und einigen Antifaschist_innen. Der Angriff am Abend wird als Reaktion auf die vorherigen verbalen Auseinandersetzungen gewertet. Auch die Hausdurchsuchung am Vortag mag sicher einen Teil dazu beigetragen haben, dass sich Nazis in Burg ermutigt fühlen,  Antifas anzugreifen. Allerdings sind sie dabei auf Hilfe aus Magdeburg angewiesen.  


Der Großteil der Angreifer am 11. Juli in Burg sind den sogenannten „Freien Kräften“ Magdeburg und Schönebeck zuzurechnen. Sicher ist, dass sich „Autonome Nationalisten Magdeburg Süd“ darunter befanden. Auch zu anderen Gelegenheiten, wie zum Beispiel den Naziaufmärschen in Burg, Salzwedel, Bad Nenndorf, Leipzig, Dortmund, aber auch in Dresden und sowieso in Magdeburg sind Faschisten aus Magdeburg und Umgebung präsent. Die Magdeburger Naziszene hat dabei nicht nur freie Kräfte und Parteikader zu bieten. Zusätzlich stellt sie mit Andy Knape und Andreas Biere auch wichtige Führungskader der JN und mit Jens Bauer einen rührigen Brauchtumspfleger und "Hüter germanischen Scholle".

Magdeburg als Kaderschmiede der bundesdeutschen Naziszene

Andy Knape, JN-Bundesvorsitzender und Ordnungsdienstleiter der NPD, bedankt sich bei der Bundesregierung sowie Kommunalpolitik auch heute noch für die materielle und organisatorische Unterstützung beim Aufbau neonazistischer Strukturen in Magdeburg. Das Modell der „akzeptierenden Sozialarbeit“, mit dessen Hilfe sich rechte Jugendliche über Jahre hinweg öffentliche Räume (wie Jugendclubs) aneignen konnten, wird auch im Magdeburger Jugendamt mittlerweile als „Fehler“ bewertet.  

Neben dem Magdeburger Andy Knape wurden auch andere bundesweit agierende Neonazis in Magdeburg in öffentlichen  Kinder- und Jugendeinrichtungen "gefördert". Zu nennen sind hier Jens Bauer (derzeit wohnhaft in Klein  Wanzleben) und  Andreas Biere.

Andreas Biere wie auch Jens Bauer arbeiten seit Jahren engagiert im rechten Milieu, tragen aktiv zur Theoriebildung bei und organisieren Gemeinschaft stiftende und eine "nationale Identität" vemittelnde Veranstaltungen und Aufmärsche. Biere, der auch bei vielen Aufmärschen in und außerhalb  Sachsen-Anhalts als Redner und Organisator in Erscheinung tritt, gilt als einer der ideologischen Führer und "Macher" der Szene.  Beim NPD-Parteitag im Dezember 2006 in Weddersleben (Landkreis Quedlinburg) erhielt er als einfaches Parteimitglied Rederecht. Der als Kader der mittlerweile aufgelösten "Kameradschaft Festungsstadt Magdeburg" bekannte Biere, klärte die Anwesenden über die "Wichtigkeit des Volksfrontgedankens" auf und gab seine Meinung zur vergangenen Arbeit des Landesvorstandes und "einiger seiner Mitglieder" kund. 

Im März 2011 rief Andreas Biere, im Namen der " Initiative gegen das Vergessen Magdeburg" mittels Videobotschaft dazu auf, im August des Jahres nach Bad Nenndorf zu fahren, um am dortigen "Trauermarsch" teilzunehmen. Hier ist er beim Naziaufmarsch am 31.12.2006 in Salzwedel zu sehen oder am 08.05.2009 in Burg oder als Versammlungsleiter bei den jährlichen Naziaufmärschen im Januar in Magdeburg.

Als weiterer ideologischer Kopf der Szene gilt Jens Bauer, ehemaliger Landesvorsitzender der JN Sachsen-Anhalt und Pressesprecher der NPD Sachsen-Anhalt. Im  April 2010 trat er als Veranstalter im von Thomas Wulf gekauften Schloß Trebnitz bei Halle (Sachsen-Anhalt) veranstalteten völkischen Osterfest des „Freie Netz Sachsen-Anhalt“ in Erscheinung.  Anliegen der "Kulturfeste" sei es,  den geladenen Familien sowie Kindern unter seiner Anleitung völkische „Traditionen“ näher zu bringen.  Ein ähnliches "Kulturfest" fand ebenfalls im Wasserschloß Trebnitz und wieder unter Organisation von Jens Bauer im Oktober 2012 statt.  Jens Bauer ist der Verwalter des geräumigen Anwesens. Als "Hüter der germanischen Scholle" betreiben er und seine Frau Peggy die "Artam-Stickerei" und bieten dort neben Kerzen und Salz auch CDs und Runenstickerei an. Im Shop der Artam-Textilveredlung sind auch eine DVD von Frank Rennicke, Alben der "Arischen Jugend" und "schwarze Sonnen" zu finden. 

 

In der Öffentlichkeit ist er vermehrt als Störer und Provokateur von antifaschistischen Veranstaltungen auffällig geworden, wobei er des öfteren handgreiflich wurde. Außerhalb seiner Parteiarbeit tritt er als Redner und Anmelder von Neonazi-Demonstrationen auf und publiziert vor allem rassistische und antiziganistische Texte, u.a. für die NPD oder dem sogenannten  „Börde-Beobachter“. Im Jahr 2006 wurde er wegen "Volksverhetzung und übler Nachrede" gegen den in einem Polizeirevier in Dessau verbrannten Oury Jalloh verurteilt. 

Er und Andreas Biere stellen zwei der wichtigsten ideologischen Führungspersönlichkeiten der in Magdeurg organisierten Naziszene dar. Andreas Biere, Andy Knape, Jens Bauer und Sascha Brauman, ein ehemaliger Blood&Honour-Aktivist, gelten als der "harte Kern" der Magdeburger Initiative gegen das Vergessen. Sie alle begannen ihre neofaschistischen "Karrieren" in Magdeburg und fühlen sich auch bei mittlerweile bundesweitem Engagement mit Magdeburg eng verbunden. 


Magdeburg - eine besondere Stadt
Im November 2012 bekräftigte Knape erneut den Dank für die staatliche Förderung der "akzeptierenden Sozialarbeit" mit "rechtsgerichteten Jugendlichen" bei der damaligen Bundesministerin für Frauen und Jugend, Angela Merkel, am Beispiel des Magdeburger Jugendclubs "Brunnen". "Arbeit wurde hier gewiss getan", schreibt er,  "denn es bildeten sich Musikgruppen, Proberäume, Sporträume, Initiativen und Organisationen." Unter anderem wurde im "Brunnen" auch die "Initiative gegen das Vergessen" gegründet, die auch zum 18. Januar 2014 wieder zum "Gedenkmarsch" nach Magdeburg mobilisiert. Und auch den 69. Jahrestag der Bombardierung Magdeburgs am 16.01.1945 für die eigenen politischen Interessen nutzen möchte und nach nationalsozialistischer Ideologie instrumentalisiert.

Anlässlich der Auszeichnung der ehemaligen Dompredigerin Waltraut Zachhuber zur Magdeburgerin des Jahres 2007 veröffentlichte der NPD Landesverband folgende Danksagung:

” Waltraut Zachhuber – wir sagen Danke !

… Unter dem Motto der akzeptierenden Jugendarbeit wurde der Nationalen Jugend ein Anlaufpunkt geboten. Bis zum Ende der 1990er Jahre entwickelte sich der “Brunnen” zu einem Dreh- und Angelpunkt für die nationale Bewegung in Sachsen-Anhalt. Auch nationale Musikgruppen fanden hier ihre Heimat und konnten Dank der Proberäume ungestört und professionell für ihre Auftritte proben. So war es natürlich auch möglich dass die Magdeburger Rechtsrock Gruppen “Elbsturm” und “Doitsche Patrioten” in diesen von der Kirche mitfinanzierten Räumlichkeiten Konzerte durchführen konnte …..

… In diesen Räumen wurde damals die “Initiative gegen das Vergessen” ins Leben gerufen. Hier wurden am kleinen Tischkopierer im Clubleiterraum die ersten 10.000 Themenflugblätter zum 16. Januar 1945 angefertigt. Als der NPD Landesverband Sachsen-Anhalt die ersten großen Demonstrationen in Magdeburg durchgeführt hatte, diente der Jugendclub “Brunnen” als Organisationszentrale und Treffpunkt. Von hier aus wurde ein großer Teil der Vorbereitungen organisiert und koordiniert. Bis zu seiner Schließung 2000 konnte man Dank dieses Jugendtreffs eine gute politische Aufbauarbeit leisten..

Deshalb ist Waltraud Zachhuber für uns die Magdeburgerin des Jahres 2007

ein freier Aktivist der ersten Stunde

NPD -Landesverband 5. Januar 2008 ” 


Am 28.01.2009 wurde Zachhuber mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse geehrt. Zachhuber setzt sich für den Dialog der Religionen ein, begründete die Aktion „Noteingang" und das Bündnis gegen Rechts" in Magdeburg. Auch der DGB weiß die Verdienste von Waltraut Zachhuber zu schätzen. Ohne so mutige Pastorinnen wie Zachhuber hätte es den "Schutzraum Kirche" so nicht gegeben, stellt Bernhard Becker,  Pressereferent beim DGB Sachsen-Anhalt und Vorstandsmitglied im Offenen Kanal Magdeburg e.V., in einem Brief an die Kirchenleitung aus dem Jahr 2011 fest. 

Ihre Nominierung durch die Stadt Magdeburg für den "Luther-Preis" 2013 ("Das unerschrockene Wort") lehnte Zachhuber ab. Die Stadt Magdeburg hat ihren Vorschlag auf Wunsch der Kandidatin zurückgezogen. Die nominierte frühere Superintendentin Waltraut Zachhuber habe Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) um den Rückzug "wegen der öffentlichen Debatten um den Preis und mögliche Preisträger" gebeten, teilte die Stadtverwaltung mit. Trümper habe dem Ansinnen entsprochen. Sie wollte nicht mit der russischen Punkrock-Gruppe "Pussy Riot" nominiert sein. Mit der Nominierung der "Pussy Riot", habe der "dem Preis zugrunde liegende Gedanke eine entscheidende Veränderung erfahren". Die "Pussy Riot" stünden lt. Zachhuber vielmehr für eine unerschrockene Aktion, als das unerschrockene Wort. Der mit 10 000 € dotierte Preis ging an eine Initiative von Gastwirten in Regensburg - und damit auch nicht an die russische Punkband "Pussy Riot". 

Polizei und Nazis Hand in Hand

Dass Magdeburger Nazis wie auch Magdeburger Bereitschaftspolizei in Burg wüten, kommt dabei nicht von ungefähr.  Die Kooperation funktioniert, auf dem Dienstwege und per privatem Notruf. So sind die beiden Burger Neonazis, Susanne K. und Bianka S. in der letzten Zeit immer wieder auf Neonaziaufmärschen hinter dem Banner Magdeburger Gruppen gelaufen und es bestehen enge, zum Teil freundschaftliche Kontakte . Im Gegenzug  stellen Magdeburger Faschisten einen Teil der Aufmarschmasse wie auch Redner, Organisatoren und wichtige Multiplikatoren im gesamten Bundesgebiet dar und begründen ein Bedrohungspotenzial auch in anderen Städten und vorallem ländlichen Regionen.  

Wer wir sind

Das Bündnis „Magdeburg Nazifrei“ hat sich am 31.05.2012 in Magdeburg gegründet. Unser Ziel ist es, noch mehr Initiativen, Einzelpersonen, Bündnisse und Gruppen in die Mobilisierung zu Massenblockaden gegen den jährlichen Naziaufmarsch im Januar in Magdeburg einzubinden, ganzjährig über Naziaktivitäten in und um Magdeburg aufzuklären. Außerdem thematisieren wir Faschismus und Rassismus als gesamtgesellschaftliche Probleme. Dabei gilt es libertäre, antifaschistische Strukturen vor Ort auszubauen und jederzeit zu unterstützen.

Wir wollen mit vielfältigen Aktionen menschenverachtendem und neofaschistischem Gedankengut im öffentlichen Raum entgegentreten und das Interesse wecken, sich für eine solidarische, pluralistische Gesellschaft einzusetzen.


Unser Selbstverständnis, Stand: 14.10.2013

 


Darum gilt für uns:
Antifaschistischen Selbstschutz organisieren!
In die Offensive! Schluss mit Naziterror und Repression!

Wir rufen dazu auf, euch am 02.11.2013 an der Demo in Burg zu beteiligen: 
Demo | 02. November 2013 | 13:30 Uhr | Magdalenenplatz | Burg

Zugtreffpunkt für Magdeburg: 11:45 Uhr, ZOB

Weitere Infos zur Demo am 02.11.2013 in Burg:
http://www.offensiv-handeln.tk/

Weitere Informationen zum Naziaufmarsch am 18.01.2014 in Magdeburg:
http://magdeburg-nazifrei.com

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"Jens Bauer war von 2006-2011 Landtagsabgeordneter der NPD."

 

Hm, was stimmt daran nicht?

 

Aber aus Magdeburg erwartet man ja auch nichts anderes.

nicht pöbeln, sondern aufklären! september 2008 war bauer zurückgetreten, danach stand der kreisverband börde an.

Antifaschismus sollte auch implizieren richtige Informationen zu verbreiten. Das bekommen diese Leute seit Jahren nicht hin und niemanden scheint das zu stören.

 

"september 2008 war bauer zurückgetreten, danach stand der kreisverband börde an." Wovon zurückgetreten? Wusste garnicht das der im Magdeburger Landtag saß. Für wen, die Linkspartei oder die Grünen? Wohl kaum, oder?

Du hast recht, zumindest was den aufgezeigten Fehler angeht. ;-)

Wir haben diesen Beitrag auf unserer Internetpräsenz bereits korrigiert: 

http://magdeburg-nazifrei.com/?p=2182 

Ich habe es im Text auch korrigiert.

Vielen Dank!

Die Diskussion um die Nominierung von Pussy Riot für den "Luther-Preis" hat nichts mit den Magdeburger Nazis zu tun.
Was soll das also hier? Wollt ihr aufklären oder Menschen (oder Organisationen) anpöbeln?