linksunten Archiv

Die aktuellen antifaschistischen Recherchen zeigen eine bedrohliche Entwicklung innerhalb  der Magdeburger Rockerszene. Zusätzlich zu den bereits seit Jahren bestehenden personellen Überschneidungen von Rocker- und Nazistrukturen, hat sich diesen Sommer ein eigenständiger, neonazistischer Motorradclub gegründet. Hierbei handelt es sich um die "Division 39 Magdeburg".

Das Vereinspatch dieses Motorradclubs besteht aus dem Vereinsnamen und einem SS-Totenkopf. Beides bezieht sich auf die "SS-Division Totenkopf", welche sich ursprünglich aus Wachmannschaften der deutschen Konzentrationslager rekrutierte und als skrupellosester deutscher Militärverband des 2. Weltkrieges gilt. Auf der Facebook Seite der "Division 39" präsentieren sich deren Mitglieder mit ihrem Vereinspatch uniformiert auf ihren Motorrädern.

Betreiber der Facebook-Seite und Gründer der "Division 39 Magdeburg" ist der 32-jährige Florian Behrens. Behrens ist ein seit Jahren bekannter Neonazi aus Magdeburg. Zu seiner Vita gehören zahlreiche dokumentierte Angriffe auf nicht-rechte Jugendliche und politische Gegner_innen. Beispielsweise war er am 13. August 2010 bei einem Angriff auf den linken Infoladen in Stadtfeld beteiligt. Am 26. Februar 2011 hielt er sich mit dem JN Bundeschef Andy Knape als Türsteher im Eingangsbereich der Festung Mark auf und verweigerte alternativen Jugendlichen und schwarzen Menschen den Zutritt zur Veranstaltung. In einem öffentlichen Schreiben distanzierte sich die Festung Mark im Nachhinein von dem Vorfall. Zuletzt trat Behrens bei einem gezielten Angriff auf fünf linke Jugendliche am 12. Januar 2013 in Erscheinung. Der Übergriff von etwa 10 Neonazis fand im Anschluss an den Naziaufmarsch in Magdeburg statt und traf die Jugendlichen auf ihrem Heimweg in Burg.

Florian Behrens arbeitet im Kaliwerk der K+S KALI GmbH in Zielitz. Eine Pressemitteilung informierte den Arbeitgeber Anfang Oktober 2013 über Behren's Aktivitäten.

Ein weiterer bekannter Neonazi in den Reihen der „Division 39“ ist Julian Rodemerk. Dieser ist seit 2009 Mitglied der JN (Jugendorganisation der NPD) in Magdeburg und trat zuletzt als Ordner bei der NPD Kundgebung am 17. September 2013 in Magdeburg auf. Rodemerk präsentiert sich mit auf seiner Facebook-Seite mit einem T-Shirt der „Division 39“.

Mit der Gründung eines Motorradclubs in der Tradition einer SS-Division streben Magdeburger Neonazis mehrere Ziele an. Zum einen geben sie ihrer Ideologie eine konkrete Struktur, die durch die martialische Symbolik eine Drohung gegenüber all jenen darstellen soll, die nicht in das Nazi-Weltbild passen. Durch die Form des Motorradclubs (MC) übernehmen sie auch die damit einhergehenden Konnotationen: eine offen zur Schau gestellte Gewaltaffinität und den Anspruch, "die Straße zu regieren".

Ein zusätzliches Anliegen der Naonazis um Florian Behrens sind die wirtschaftlichen Perspektiven, die sie für sich im Milieu der Motorradclubs sehen. Eine Zusammenarbeit mit einem der führenden MCs – den „Bandidos“ oder den „Hells Angels“ – erscheint unter den gegebenen Umständen als wahrscheinlich. Die „Division 39 Magdeburg“ befindet sich noch in der Gründungsphase, soll jedoch bereits jetzt über ein personelles Umfeld von 30-40 Personen verfügen. Die Anhängerschaft setzt sich aus organisierten Neonazis und rechten Hooligans des 1.FCM zusammen.

Die Entwicklung der zunehmenden Orientierung von Neonazis hinzu Motorradclubs werden von verschiedenen antifaschistischen Initiativen bereits seit Jahren kritisch beobachtet. In mehreren Bundesländern gründeten sich ähnliche MCs, so beispielsweise 2008 der „Schwarze Schar MC“ in Wismar oder der „Brigade 8 MC“ in Bremen.

Innerhalb der Rockerszene in Magdeburg gibt es seit der Neugründung des „Hells Angels MC Magdeburg“ 2011 ein erhebliches Konfliktpotential. Die rivalisierenden Clubs „Hells Angels“ und „Bandidos“ lassen sich jeweils von kleineren lokalen Motorradclubs unterstützen. Die kleineren Clubs stehen unter dem Schutz der großen und arbeiten wirtschaftlich zusammen, was in Magdeburg zum Beispiel die Türsteherszene betrifft. Sollte es zu einer derartigen Einbindung der „Division 39 Magdeburg“ in bestehende

Rocker-Strukturen kommen, käme Florian Behrens seinen neonazistischen Machtphantasien einen großen Schritt näher.

Nazi-Vita Florian Behrens

• geboren am 18.07.1981 in Magdeburg Ottersleben

2004-2005

• Florian Behrens ist Mitbegründer der rechten Hooligan Gruppe „Adrenalin Magdeburg“

Juli 2007

• Bei der antifaschistischen Kundgebung gegen den Thor Steinar Laden „Narvik“ im Hundertwasserhaus Magdeburg stellt sich eine Gruppe Neonazis vor das Ladengeschäft, darunter auch Florian Behrens

• Im Zuge der Abreise der Neonazis wird eine Antifaschistin von Andy Knape (JN Bundesvorsitzender) aus einem Auto heraus mehrfach ins Gesicht geschlagen. Das Fahrzeug, eine Mercedes A-Klasse, ist auf Florian Behrens gemeldet

13. August 2010

• Florian Behrens ist an der Planung und Durchführung des Überfalls auf den linken Infoladen in Magdeburg Stadtfeld beteiligt.

Ende Oktober 2010

• Bei einem neonazistischen Angriff in Magdeburg Reform wird ein jugendlicher Antifaschist mit einem Messer verletzt. Rädelsführer des Angriffs war nach Aussage des Betroffenen Florian Behrens.

13. November 2010

• Bei einer Party der Fußballgruppe „Blue Generation Magdeburg“ wird ein nicht-rechtes Mitglied der Fangruppe von Florian Behrens gezielt angegriffen.

26. Februar 2011

• Behrens hält sich gemeinsam mit Andy Knape im Eingangsbereich der Festung Mark auf und verweigert dort alternativ aussehenden sowie nicht-weißen Menschen den Zutritt zur stattfindenden Party.

• Es kommt zu einem öffentlichen Eklat, welcher die Festung Mark und den Veranstalter zu einer Stellungnahme zwingt.

12. Januar 2013

• Im Anschluss an die Proteste gegen den jährlichen Nazi Aufmarsch in Magdeburg wird in Burg eine Gruppe heimreisender Antifaschist_innen von etwa einem dutzend Neonazis angegriffen. Florian Behrens wird anhand seiner Statur von den Betroffenen erkannt.