30. Jahrestag des Massakers an den Tamilen gedenken wir allen Opfern des Schwarzen Juli
Für die in Sri Lanka als auch in der ganzen Welt zerstreut lebenden Tamilen ist der Monat Juli eine Zeit des in sich Gehens und Erinnerns. So wie der Februar für die schwarzen Völker weltweit große Bedeutung hat, so ist es der Juli für die Tamilen. Im Juli wird an den Tod von 3000 Tamilen – Opfer des1983 von der srilankischen Regierung organisierten, geplanten und durchgeführten völkermörderischen Pogroms – erinnert.
Die Tamilen wurden von der Regierung von Sri Lanka , damals noch Ceylon genannt, seit 1948 diskriminiert, nachdem das Parlament das Bürgerrechtsgesetz Nr. 18 verabschiedete, mit welchem eine Million Tamilen indischen Ursprungs ihrer Staatsbürgerschaft beraubt wurden. Der nächste Schlag gegen die Tamilen kam, als die Regierung von Sri Lanka, angeführt von der srilankischen Freiheitspartei SLFP unter S.W.R.D. Bandaranayake das Sinhala Only-Gesetz erliess, womit im Juni 1956 Singhalesisch die offizielle Sprache der Insel wurde.
Die tamilische Führung
bekämpfte diese Gesetze mit friedlichen Protesten, die der Staat
allesamt mit Gewalt beantwortete. Die grössten Gewaltausbrüche
gegen die Tamilen erfolgten in den Jahren 1956, 1958, 1961, 1977,
1979, 1981, 1983 und 2009 .
Der Schwarze Juli steht für die
schrecklichen Ausschreitungen gegen die tamilische Bevölkerung, die
sich vom 23. bis 25. Juli 1983 pogromartig in Sri Lanka ereigneten.
Innerhalb von drei Tagen wurden schätzungsweise 3.000 Tamilen
getötet und hunderttausende obdachlos gemacht, als singhalesische
Mobs tamilische Menschen auf offener Straße ermordeten, ihre Häuser
in Brand steckten und ihre Geschäfte plünderten. Die Polizei und
die Streitkräfte sahen tatenlos zu, und schnell wurde klar, dass
führende Kräfte der Regierung in die Agitierung der entfesselten
singhalesischen Massen und in die Organisierung des Massakers
involviert waren.
Der Schwarze Juli war in vieler Hinsicht ein
Wendepunkt. Tamilische Flüchtlinge flohen aus dem singhalesisch
dominierten südlichen Teilen Sri Lankas. Viele suchten Zuflucht im
Norden und Osten – dem traditionellen Heimatland der Tamilen auf
der Insel. Andere verließen als Flüchtlinge das Land. Der Schwarze
Juli markierte eine Eskalation des Konfliktes zu einem ausgewachsenen
Krieg, in dem der tamilische bewaffnete Widerstand, der von den
Liberation Tamil Tigers of Tamil Eelam (LTTE) angeführt wurde, die
überwältigende Unterstützung der tamilischen Bevölkerung des
Nordens und Ostens der Insel genoss.
Durch politische
Polarisierung und militärische Eskalation intensivierte sich der
Konflikt auf der Insel in den beiden folgenden Jahrzehnten – mit
sehr vielen Toten – vorwiegend unter den Tamilen. Erst als die
Tamilen in militärischen Auseinandersetzungen ihre der
singhalesischen Armee ebenbürtige militärische Stärke
demonstrieren konnten, nahmen die Regierung Sri Lankas und die
internationale Staaten-Gemeinschaft die tamilischen
Friedensinitiativen ernst. Im Februar 2002 unterzeichneten die
Regierung Sri Lankas und die Liberation Tigers of Talim Eelam (LTTE)
ein 'Waffenstillstandsabkommen' und begannen Verhandlungen.
Alle
größeren politischen Machtblöcke unterstützten direkt oder
indirekt den sri-lankischen Verhandlungsprozess, da es keine
militärische Lösung des Konfliktes geben könne. Aber, als
besonders die deutsche Regierung und die Europäische Union
praktische Maßnahmen ergriffen, um den Friedensprozess mit einer
Verhandlungslösung zu fördern, hatten die USA und England andere
Ziele. Während sie proklamierten, den Friedensprozess und eine
Verhandlungslösung zu unterstützen, ergriffen die USA und ihre
britischen Partner Maßnahmen, das militärische Gleichgewicht zu
Gunsten der sri-lankischen Seite zu beeinflussen. Während
Deutschland und die EU bestrebt waren, sorgsam auf die Parität der
Verhandlungspartner zu achten, und damit den Verhandlungsprozess
förderten, störten die USA und GB das militärische Gleichgewicht,
indem sie das sri-lankische Seite mit Waffen versorgten und sie
militärisch ausbildeten und gleichzeitig Maßnahmen ergriffen, die
militärische Stärke der LTTE international zu unterminieren, sehr
wohl wissend dass sie damit das militärische Gleichgewicht und damit
die Grundlage des Verhandlungsprozesses gefährdeten.
Während
die Verhandlungen zwischen der singhalesischen Regierung und der LTTE
stetig voranschritten, vertieften sich die Spannungen zwischen den
beiden Machtblöcken USA/GB und Deutschland/EU auf der anderen Seite
und offenbarten einen tiefen Interessenkonflikt, nämlich zwischen
Krieg und Frieden.
Am 18.März 2003 stand Sri Lanka nach 30
Jahren Blutvergießen kurz davor, einen dauerhaften Frieden zu
erreichen. LTTE und Regierung Sri Lankas begannen in Hakone/Japan
ihre sechste Verhandlungsrunde. Die offizielle Zeitung der
sri-lankischen Regierung schrieb: Den Durchbruch versprechende
Gespräche begannen heute morgen, am dritten Tag der sechsten
Verhandlungsrunde als Regierung und LTTE sich dem den fiskalischen
Aspekt der Machtteilung widmeten.
Doch die Welt war am Vorabend
eines Krieges. Am selben Tag berichtete eine Zeitung: “Die rund um
den Irak zusammengezogen militärischen Kräfte, bestehen aus über
300.000 kampfbereiten amerikanische und britische Soldaten. Die fast
1000 Angriffsflugzeuge wurden in den letzten Tagen mit Stealth F-117B
Nighthawks verstärkt... Gerhard Schröder sprach vielen Europäern
aus dem Herzen, als er sagte: 'Für mich bleibt die Frage:
Rechtfertigt die Gefahr, die von dem irakischen Diktator (Präsident
Saddam Hussein) ausgeht, einen Krieg , der den Tod von Tausenden
unschuldigen Männern, Frauen und Kindern von Menschen bedeutet?
Meine Antwort ist: Nein!'“
Dennoch, B 52 und B-2 Tarnkappen
Bomber starteten von der Insel Diego Garcia im Indischen Ozean, etwa
960 Seemeilen von Sri Lanka entfernt, und warfen Satelliten
gesteuerte Bomben auf den Irak. Diego Garcia erwies sich als zu klein
für militärische Aktionen diesen Ausmaßes. Der den Tamilen
gehörende Hafen Trincomallee schien viel besser geeignet und näher
für das Kriegsspektakel im Mittleren Osten. Georg Bushs 'Frage':
Seid ihr für oder gegen uns? Hatte niederdrückende Konsequenzen für
den Friedensprozess in Sri Lanka, da die sri-lankische Regierung
bisher immer zustimmend auf alle US-amerikanischen Anfragen reagiert
hatte, während eine streng unabhängige LTTE wohl kaum den USA
erlaubt hätte, ihren Hafen Trincomallee als Basis für
Militäroperationen gegen andere Staaten zu nutzen.
Die
Neutralität einiger Vorsitzenden des Friedensprozesse (nämlich EU,
USA, Japan und Verhandlungsführer Norwegen) - fundamental wichtig
für den Erfolg der Verhandlungen – gerieten unter den Druck der
Achse USA/GB letztendlich dazu führend, dass die EU von den Briten
gezwungen wurde, die LTTE zu bannen, und damit den Friedensprozess
abzuwürgen.
Was danach passierte, war der erste Genozid des 21.
Jahrhunderts. Es ist jetzt drei Jahre seit der unbeschreiblichen
Tragödie, die dem tamilischen Volk widerfahren ist. Täglich
erreichen uns neue Fotos, die beweisen, welch brutaler Gewalt unsere
Schwestern und Brüder 2009 ausgesetzt waren. Noch immer ist eine
genaue Beschreibung der Ereignisse dieser letzten Wochen unmöglich,
noch die exakte Zahl der Toten festgestellt. Es ist nur bekannt, dass
das schreckliche Blutbad sich v.a. in den vier Wochen vor dem 18.Mai
abspielte. Gordon Weiss, der damalige UN-Vertreter in Sri Lanka,
sprach von „bis zu 40.000 “ getöteten Tamilen in den letzten
Monaten. Vorliegende Beweise deuten dagegen auf 75.000 bis zu 146.000
Toten hin.
Der rassistische Terror im Juli 1983 und das
genozidartige Massaker im Mai 2009 wird von manchen beschrieben als
eine spontan und irrationale Verrücktheit, die die singhalesische
Bevölkerung ergriffen habe. Sie erklären beide Ereignisse, den
Schwarzen Juli 1983 wie auch die Übergriffe des singhalesischen
Militär in Mullivaikal Mai 2009 als das Wüten singhalesischer
Gangster. Aber wie Paul Sieghart von der Kommission internationaler
Juristen 1984 sagte: “Dies war eindeutig kein spontaner Ausbruch
von Rassenhass unter der singhalesischen Bevölkerung, noch war es,
wie aus manchen Ecken behauptet, eine öffentliche Reaktion auf den
Tod von 13 Soldaten. Es war eine Reihe vorsätzlicher Taten, die
gemäß einem abgestimmten Plan ausgeführt wurden, der im Vorhinein
erdacht und organisiert worden war.” Der Genozid 2009 folgte einem
ähnlichen Plan, nur dass er von erheblich höchster Stelle
inszeniert wurde. Die singhalesische Bevölkerung, die begann sich an
den Ergebnissen des Friedensprozesse zu freuen, musste wieder auf
Krieg eingestimmt werden.
Die US-amerikanischen und britischen
Aktionen ermutigten die relativ schwachen singhalesischen
extremistischen Kräfte in Sri Lankas selbst und sabotierten die
internationalen Unterstützung für den Friedensprozess und förderten
damit entscheidend die Bereitschaft für Krieg. Dabei spielte die
Überlassung von hochentwickelter militärischer Ausrüstung durch
die USA und die Briten zusammen mit ihrem Verbündeten Israel, eine
wichtige Rolle. Mit der militärischen Eroberung tamilischen Gebietes
wird die singhalesisch/ buddhistische Kolonisierung mit einer
Geschwindigkeit vorangetrieben, die jeden Israeli erröten ließe.
Eine Schande zu sehen, dass die ursprünglich den
Friedensprozess unterstützende deutsche Regierung unter britischem
Druck zusammengebrochen ist. Nachdem sie die tamilische Diaspora
bisher verhältnismäßig fair behandelte, beginnt sie jetzt – in
Übereinstimmung mit der Genozid-Regime Sri Lankas - tamilische
Flüchtlinge zu verhaften. Diese Terror-Taktik muss beendet werden.
Wirt Tamilen sind Gefangene in unsere eigenen Heimat. Und sind wir
jetzt auch Gefangene in Europa? Wir Tamilen in der Diaspora in
Deutschland und Europa appellieren in aller Ernsthaftigkeit an eure
Solidarität von denen, die den Friedensprozess in Sri Lanka
gefördert haben; von allen, die die Opfer der Zerstörung durch den
Tsunami im Dezember 2004 unterstützt haben; Solidarität von denen,
die gegen den Irak-Krieg protestiert haben!!!
Hoch die internationale Solidarität!!!!
"Our lives begin to end
the day we become silent about things that matter."
Martin
Luther King, Jr.
Mit Gedenken an die Opfer des Black July...
Quelle :
Video Geopolitische Intressen der USA in Sri Lanka:
The People's Tribunal on Sri Lanka :
http://www.friedenfuersrilanka.de/
Die Hintergründe des anti-tamilischen Rassismus in Sri Lanka :
http://www.humanrights.de/doc_de/archiv/s/s_lanka/ohlay_3.html#Die%20Hintergr%C3%BCnde%20des%20anti-tamilischen%20Rassismus%20in
Legacy of Black July pt1(Eng) Survivors & Witnesses:
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=gkrnswmsNLk
Legacy of Black July pt 2(Eng) Survivors & Witnesses:
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=Ws8ZaI9rlzE
Doku Sri Lanka Als (Urlaubs-) Paradies getarnte Hölle:
https://www.youtube.com/watch?v=tfWDzEVRL8A
Wirklich fortschrittlich!
Eigentlich hatte ich mich über die Recherche gefreut da ich von dem Thema nicht viel mitbekommen hab.
Aber bei dem Scheibstil und folgendem Satz wird mir einfach nur schlecht:
Wenn Ihr diese Gesellschaft wirklich aufklären wollt tut das bitte ohne dabei Rassismen zu reproduzieren.
Danke....Wikipedia hätte es auch getan!
Was ist da Rassismen?
Was meinst du?? Willst du damit sagen das die Kolonisierung von Palästina durch Israel nicht statt findet oder dass Israel keine Waffen an Sri Lanka verkauft hat??