[Köln] "Finger weg von den Armen!" Widerstand gegen Antiziganismus in Tschechien

Autonomes Zentrum Köln

In Europa leben zehn bis zwölf Millionen Roma und Sinti. Immer noch sind sie meist ökonomisch und sozial benachteiligt und von vielfältigen Formen rassistischer Diskriminierung betroffen. Das Spektrum des Antiziganismus reicht von medialer Hetze gegen angeblich "kriminelle Zigeuner“, über institutionelle Formen wie Abschiebung, bis hin zu offener Gewalt und Mord. In Tschechien ist die Situation für Roma besonders schwierig.

 

Hier ist der Hass auf Roma in der Bevölkerung weit verbreitet. Alltägliche Anfeindungen bis hin zu, von der neonazistischen »Arbeiterpartei der sozialen Gerechtigkeit« (DSSS) angeführten Pogromen sind hier die Realität. Die Stadt Ústí nad Labem in der nordböhmischen Grenzregion hat im Jahr 1999 weltweit zweifelhafte Berühmheit erlangt, da hier eine Mauer errichtet wurde, die ein Romaquartier von der benachbarten Einfamilienhaus-Siedlung trennte, dessen wohlhabende Bewohner_innen sich von den Roma belästigt fühlten. Weltweite Empörung hat dazu geführt, dass die Mauer nach sechs Wochen wieder abgerissen wurde.

Neben dieser rassistischen Grundstimmung, müssen Roma unter menschenunwürdigen Bedingungen wohnen. In vielen Städten leben sie in Ghettos – in kleinen, heruntergekommenen Wohnungen, ohne Heizung, Strom und Wasser. Die Mieten sind zuweilen doppelt so hoch wie im Zentrum der Hauptstadt Prag. Hinter der Vermietung dieser Wohnungen stehen mafiöse Strukturen, die aus dem Elend der Roma maximalen Profit schlagen. Dies ist deshalb möglich, da es keinen alternativen, bezahlbaren Wohnraum gibt. Häufig resultiert diese Situation in Räumungen, da die Mieten nicht mehr bezahlt werden können oder da die Häuser zerfallen und unbewohnbar werden. Nicht selten landen Roma in Turnhallen, Asylbewerberheimen und Familien werden auseinander gerissen. Staatliche Akteure und NGOs sind nicht willens bzw. nicht fähig die Situation zu verbessern.

Nun helfen sich die Roma selbst und beginnen sich gemeinsam mit Anarchist_innen und Antifaschist_innen gegen diese Zustände zu wehren. Die Strategie ist, sich auf unterschiedlichen Wegen, Wohnraum anzueignen und sich mit emanzipatorischer Perspektive kollektiv zu organisieren.

Zu Gast sind Aktivist_innen von der Initiative "Wohnen für Alle" aus Ústí nad Labem/Tschechien und berichten vom Antiziganismus in Tschechien und der Stadt Ústí nad Labem und dem Widerstand dagegen. Auch erzählen sie von autonomen Projekten, die die Wohnsituation der Roma verbessern sollen.

Veranstaltet wird diese Veranstaltung von der Aesthetik&Zerstoerung Soli-Party-Reihe, die einen Tag später stattfindet und wovon ein Großteil der Einnahmen zur Unterstützung der antirassistischen Initiativen in Ústi nad Labem bestimmt ist:

Aestethik&Zerstoerung pt. 14 | 23. maerz | 22 Uhr
http://az-koeln.org/ ai1ec_event/ aesthetik-zerstoerung-pt-xi v/?instance_id=133480

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Die Veranstaltung und die Soliparty am nächsten Tag finden beide im Autonomen Zentrum Köln-Kalk statt.

Autonomes Zentrum Köln Wiersbergstrasse 44. 51103 Köln.