Kein Naziaufmarsch am 23. Februar in Pforzheim!

Kein Naziaufmarsch in Pforzheim!

23. Februar: Naziaufmarsch, städtisches Gedenken, Antifaschistische Aktion

Anlässlich der Bombardierung Pforzheims am 23. Februar 1945 durch die englische Luftwaffe soll dort dieses Jahr am Jahrestag der Bombardierung wieder ein faschistisches Gedenken stattfinden. Seit 1994 organisiert der Pforzheimer Verein "Freundeskreis ein Herz für Deutschland" auf dem Wartberg jährlich eine Fackelmahnwache zum Gedenken an die Opfer der Bombardierung. Der Naziaufmarsch wird jährlich von bis zu 150 TeilnehmerInnen aus dem gesamten süddeutschen Raum besucht. Dagegen richtet sich seit 2002 antifaschistischer Protest, damals gelang es auch, bisher das einzige Mal die faschistische Mahnwache zu verhindern. Parallel veranstaltet die Stadt eigene Gedenkfeierlichkeiten, seit 2003 ist der 23. Februar offizieller Gedenktag in Pforzheim. An mehreren Orten in der Stadt finden sich Gedenktafeln und Stehlen zur Erinnerung an das Bombardement. Lediglich 2012 veranstaltete ein von der Stadt mitinitiiertes Bündnis eine Kundgebung. Dieses sprach sich gegen "extremistisches Gedankengut" aus und fügte konsequenterweise ausdrücklich hinzu "egal ob von rechts oder links".

 

Städtisches Gedenken und Verdrehung der Geschichte von Rechts

Faschisten greifen die Bombardierung deutscher Städte immer wieder auf, dadurch, dass sie den Fokus ausschließlich auf die deutschen Opfer richten und Tatsachen, wie den von Deutschland losgetretenen Krieg, den Vernichtungsfeldzug im Osten und den industrielle Massenmord an Millionen Menschen ausblenden und bewusst verschweigen, wird das "deutsche Volk" zum Opfer ausländischer Aggression erklärt. So werden das für die faschistische Ideologie essentielle Konstrukt eines Volkes als Schicksalsgemeinschaft heraufbeschworen und die Folgen und Verbrechen des Faschismus relativiert.

Die Mahnwache der Faschisten in Pforzheim beginnt jährlich um 19.47 Uhr, der Uhrzeit der Bombardierung. Wie der damalige Luftangriff dauert auch die Kundgebug 20 Minuten. Dies und die verwendeten Fackeln zeigen: Es geht ihnen um eine feierliche und pathetische Inszenierung ihres Aufmarsches. In den Publikationen des "Freundeskreis ein Herz für Deutschland" wird auf offen faschistische Parolen verzichtet. Durch die Eigenbezeichnung als "nationalkonservativ" versucht dieser, genauso wie durch sein biederes Auftreten, trotz seiner offensichtlichen inhaltlichen und personellen Überschneidung mit der faschistischen Bewegung offen für das rechte bürgerliche Lager zu sein.


Anknüpfungspunkte finden die Faschisten beim offiziellen Gedenken der Stadt. Dieses konzentriert sich fast ausschließlich auf die Bombardierung Pforzheims, beispielsweise wird auf einer von der Stadt aufgestellten Gedenktafel über die Zeit von 1900 bis 1945 lediglich geschrieben, dass sich die feinmechanische Industrie entwickelte. Von der Umstellung dieser auf Rüstungsproduktion, von der Machtübertragung an die Nazi-Faschisten oder dem von Deutschland losgetreten Weltkrieg ist keine Rede. In dem letztjährigen Aufruf, des von der Stadt mitinitiierten Bündnis "Pforzheim Nazifrei", wird nicht auf Weltkrieg, Faschismus und die Rolle Pforzheims in dieser Zeit eingegangen. Begründet wird die Ablehnung des Nazi-Gedenkens lediglich durch die Feststellung, dass es sich dabei um "Extremisten" handele.

Dieser bürgerliche Protest ist eine Farce. Ein nachhaltiges Vorgehen gegen Rechts setzt eine Auseinandersetzung mit der Geschichte und der Ideologie des Faschismus voraus. Mehr noch: Wer den Opfern der Bombardierung Pforzheims gedenkt und dabei die zwölf Jahre Geschichte davor vollkommen ausblendet, schafft Anknüpfungspunkte für die Faschisten.


Skandalös ist auch die Politik der Stadt Pforzheim, die in den vergangenen Jahren keinen Versuch unterließ, den Pforzheimer Antifaschistinnen und Antifaschisten Knüppel zwischen die Beine zu werfen. So verbot die Stadt in der jüngsten Vergangenheit immer wieder antifaschistische Demonstrationen, Konzerte, Ausstellungen und Bildungsveranstaltungen oder übte auf das städtische Jugendzentrum solch immensen Druck aus, dass dieses antifaschistische Veranstaltungen absagte. In Erinnerung ist außerdem das unsägliche Vorgehen der Stadt, antifaschistische Demonstrationen und Kundgebungen mit Anmeldegebühren zu belegen.

Was also davon zu halten ist, wenn sich die Stadt Pforzheim inzwischen alibimäßig gegen die Mahnwache der Faschisten und sogenanntem Extremismus ausspricht, müsste offensichtlich sein: Wer von "Extremismus" spricht, setzt die Faschisten und ihre Gegner gleich und meint damit zudem eigentlich die Linken. Es war schon immer so, dass wer behauptet, zwischen den Stühlen zu sitzen, mindestens zur Hälfte auf dem rechten sitzt. Zumal im Fall der Stadt Pforzheim, die den Faschisten tatsächlich Schützenhilfe gibt, indem sie mit einer solchen Beharrlichkeit und über Jahre hinweg gegen genau die Leute vorgeht, die dem faschistischen Treiben in ihrer Stadt entgegentreten wollen.


Antifaschistische Intervention!

Wir rufen dazu auf, am 23. Februar 2013, den Rechten in Pforzheim mit vielfältigen Mitteln und kreativen Aktionen entgegenzutreten. Denn ebenso wichtig, wie eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Faschismus, ist es, den Nazis nicht die "Straße" zu überlassen und ihnen offensiv entgegenzutreten.

Den Erfolg antifaschistischen Protests jedoch allein daran zu bewerten, ob ein Naziaufmarsch stattfinden konnte oder nicht, greift zu kurz. Denn wenn Antifaschistinnen und Antifaschisten gegen Nazis auf die Straße gehen, sehen sie sich einem hochgerüsteten und repressiv agierenden Polizeiapparat gegenüber, der es oftmals nahezu unmöglich macht die Aufmärsche der Faschisten zu stoppen. Deswegen ist es notwendig, unsere Aktionsformen kontinuierlich weiterzuentwickeln. Auf der Straße müssen sich verschiedene Formen des zivilen Ungehorsam, wie Blockaden und direkte Aktionen, gegen Nazis ergänzen.

 

Kein Naziaufmarsch am 23. Februar in Pforzheim!

Die Antifaschistische Aktion aufbauen!

 


 

Kasten: Flächenbombardements und imperialistischer Krieg

Zehn Wochen vor der Kapitulation des faschistischen Deutschlands fand der Bombenangriff der britischen "Royal Airforce" auf Pforzheim statt. Ein Großteil der in der Stadt ansässigen Industrie war in Kleinbetrieben organisiert und in Wohngebiete integriert. Während des Krieges wurden dort hauptsächlich Zünder für Bomben und Granaten hergestellt. Straßen- und Schienenwege, die durch die Stadt führten, dienten damals auch dem Transport von Truppen und Rüstungsgütern. Durch das Bombardement mit Spreng- und Brandbomben wurde fast die gesamte Innenstadt zerstört, etwa 17.600 Menschen fielen diesem Angriff zum Opfer, darunter größtenteils ZivilistInnen. Größere Industrieanlagen außerhalb der Stadt blieben allerdings verschont.

 

Die Bombardierung Pforzheims war, ebenso wie die Bombardierung zahlreicher anderer deutscher Städte durch die "Royal Airforce", Teil einer englischen Militärstrategie, die sich auf nächtliche Flächenbombardements auf Stadtzentren konzentrierte, anstatt gezielte Angriffe auf industrielle und militärische Infrastruktur zu forcieren. Die Betonung der angeblich "moralischen Schwächung der Bevölkerung" (moral bombing) durch diese Kriegshandlungen kann keine zufriedenstellende Antwort auf die Frage nach deren Hintergrund sein. Vielmehr muss auch in diesem Krieg nach den dahinterstehenden ökonomischen und geostrategischen Interessen der beteiligten Mächte gefragt werden - insbesondere wenn dabei eine sozialistische Kraft, wie die Sowjetunion, im Spiel ist, die der grundlegenden Ausrichung imperialistischer Staaten, wie Großbritannien oder den USA, fundamental entgegensteht. Das englische Interesse nach einer offensichtlichen aber ineffektiven Kriegsführung mit viel Zerstörung und wenig kriegsrelevanten Ergebnissen zur möglichst langen Aufreibung der Sowjetunion deutet dabei in eine ähnliche Richtung, wie die enorm verspätete Bildung einer zweiten Front durch die USA.

 

Das Vorgehen der Westalliierten im zweiten Weltkrieg ist weder als "moralische Heldentat", noch als "boshafter Vernichtungsschlag" zu verstehen. Es lässt sich ausschließlich im Rahmen einer Analyse des damaligen Interessengemenge aller beteiligten imperialistischen Staaten verstehen. Fest steht: Die Flächenbombardements im Kampf gegen das faschistische Deutschland, waren eine Reaktion auf den vom deutschen Kapital begonnenen Vernichtungskrieg, sind aber mitnichten ein Kriegsereignis, auf das wir uns heute als Linke und AntifaschistInnen positiv berufen können.

 


 

Antifaschistische Demonstration: 15.30h, Pforzheim Hbf

Anschließend Aktionen gegen die Nazimahnwache!

 

Antifaschistische Linke Achern-Bühl // www.alba.blogsport.de // Gemeinsame Anreise 

Antifaschistische Linke Freiburg //  www.antifaschistische-linke.de // 12.45h Freiburg Hbf -Gleis 2 (Abfahrt 13.07h)

Antifaschistische Aktion Heilbronn // www.antifaheilbronn.blogsport.de // Gemeinsame Anreise

Antifaschistische Aktion Lörrach // www.afaloe.blogsport.de // Gemeinsame Anreise

Antifaschistische Jugend Mannheim / Ludwigshafen // www.ajlm.blogsport.de // Gemeinsame Busfahrt

Antifaschistische Aktion (Aufbau) Rastatt / Baden-Baden // www.aarb.blogsport.de //  Gemeinsame Anreise

Antifaschistische Aktion (Aufbau) Stuttgart // www.antifa-stuttgart.tk // 14.45h Stuttgart Hbf - Gleis 7

Antifaschistische Aktion (Aufbau) Tübingen // www.antifaaufbautue.blogsport.de // 13.15h Tübingen Bf, 13.30h Reutlingen Bf

Antifaschistische Aktion [O] Villingen-Schwenningen // www.antifavs.noblogs.org // Gemeinsame Anreise

 

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http://de.wikipedia.org/wiki/Gernika

 

deutschland hat mit der bombardierung von städten begonnen, damit ist die bombardierung von zivilisten AUCH ein verbrechen nazideutschlands, das relativiert wird!

Hey Donny

 

dein kurzer Beitrag ist ein berechtigter Einwurf und ein Gedanke der in dem Text nicht ausformuliert ist.

Jedoch sehe ich weil Gernika und die vorhergehenden Angriff auf englische Städte nicht erwähnt sind nicht als Relativierung.

 

Siehe Fazit:

Fest steht: Die Flächenbombardements im Kampf gegen das faschistische Deutschland, waren eine Reaktion auf den vom deutschen Kapital begonnenen Vernichtungskrieg, sind aber mitnichten ein Kriegsereignis, auf das wir uns heute als Linke und AntifaschistInnen positiv berufen können.

Ursache war der Vernichtungskrieg!  Das wird überhaupt nicht in Abrede gestellt.

 

Um den Gedanken von dir etwas weiter zu spinnen. Selbst englische Historiker haben sich kritisch mit der Rolle ihrer eignen Regierung auseinandergesetzt.

Du als Wikipedia Freund wirst vielleicht auch was dazu finden über Coventry und die Ultra. Sind nun die Veröffentlichung dazu und deren Analyse auch eine Relativierung des Angriffs auf Coventry?

http://de.wikipedia.org/wiki/Enigma_(Maschine)

 

Das kritisch zu beleuchten hat ME nichts mit Relativierung zu tun. Es ist doch viel mehr wichtig die Dinge genau zu hinterfragen. Dies gilt sowohl für die Vergangenheit als auch für heute. Glaubst du etwa alle historischen Dokumentationen der USA zum Korea-Krieg? Dies zu hinterfragen und dabei auch die Seite der Nordkoreaner zu beleuchten bedeutet doch auch noch lange nicht jetzt Kim Il Sung und die Juche Ideologie abzufeiern.

 

Als die Nato den Krieg im Kosovo angefangen hat da war auch die Mehrheitsmeinung in der deutschen Öffentlichkeit: Da fanden Kriegsverbrechen der Serben statt. Scharping und co machten einen auf entsetzt. Alle glaubten ihnen bis auf ein paar wenige Menschen. Erst Jahre später kommt raus, dass dies so nicht stimmte. Was die Lehre daraus.? Spätestens da sollte es jede(r) hier im Lande verinnerlicht haben. Alles aber auch alles genau zu hinterfragen.  Das war früher so und gilt auch noch im modernen Zeitalter der Medien und Internet.

 

Anti-Imps wird vorgeworfen sie würden nur an schwarz-weiß Denken so wie z.B. Alan Posner über Ulrike Meinhof schreibt: "Und es erinnerte mich an jenes Schafsgeblöke, mit dem in George Orwells Kommunismus-Satire "Farm der Tiere" jede Diskussion beendet wird: "Vier Beine gut! Zwei Beine böse!"

http://www.welt.de/kultur/article109112736/Judith-Butler-ist-so-borniert-wie-Ulrike-Meinhof.html

 

Jetzt wird hier ein Text geschrieben, der für ein umfassende Analyse plädiert:

Das Vorgehen der Westalliierten im zweiten Weltkrieg ist weder als "moralische Heldentat", noch als "boshafter Vernichtungsschlag" zu verstehen. Es lässt sich ausschließlich im Rahmen einer Analyse des damaligen Interessengemenge aller beteiligten imperialistischen Staaten verstehen.

Dann ist das schon eine Relativierung und ein Text der nichts auf Indy zu suchen hat.

Also das stell ich denjenigen Posener includiert die Frage: Wer ist es denn, der hier so borniert die Sache angeht?

 

Der Text weist eben darauf hin, dass die Bombardements der deutschen Städte im gesamten Zusammenhang Ursache, Wirkung und Situation innerhalb der Allierten zu sehen sehen sind:

Die Bombardierung Pforzheims war, ebenso wie die Bombardierung zahlreicher anderer deutscher Städte durch die "Royal Airforce", Teil einer englischen Militärstrategie, die sich auf nächtliche Flächenbombardements auf Stadtzentren konzentrierte, anstatt gezielte Angriffe auf industrielle und militärische Infrastruktur zu forcieren.

Das sind einfach Fakten und diese zu nennen und die Frage weshalb das so ist aufzuwerfen weshab das so ist, das hat doch bitte nichts mit Relativierung zu tun. 

 

Um es mal für dich begreiflich zu machen. Das wäre ungefähr statt dem Kino und der versammelten Naziprominenz tausende Wohnhäuser und Fernseher abgeschossen hättet. Da hättest du doch auch diene Inglorious Bastards gefragt welche Stratgie steckt da dahinter? War das jetzt schlau? Das zu fragen und dabei zu dem Schluss zu kommen  das war nicht schlau. Das hätte doch nichts an eurer Einstellung zu den Nazis und eurer Meinung geändert, dass ihr Gernika als Kriegsverbrechen anseht.

 

Nach deinem Posting stelle ich die in der Überschrift genannte Frage. Bedeutet es, dass weil Germany the Beginner war zwangsläufig dass es sich verbietet zu fragen ob es sinnvoll war die Pforzheimmer Innenstadt oder andere Innenstädte zu bombadieren wogegen wesentliche militärische Ziele nicht getroffen wurden? Weshalb gibt es diese Signifikanz? Kannst ja gerne in Wikipedia nachschauen. Es gibt sie! Im Text steht dazu: "Das englische Interesse nach einer offensichtlichen aber ineffektiven Kriegsführung mit viel Zerstörung und wenig kriegsrelevanten Ergebnissen zur möglichst langen Aufreibung der Sowjetunion deutet dabei in eine ähnliche Richtung, wie die enorm verspätete Bildung einer zweiten Front durch die USA."

 

Wie gesagt ich plädiere für eine umfassende Analyse ohne schwarz-weiß Denken basierend auf Fakten und ohne Spekulation.

Bzgl dem vorletzten Absatz: Welche Wikipedia-Artikel empfiehlst du denn dazu?

Ist der Kasten "Flächenbombardements und imperialistischer Krieg" tatsächlich euer Ernst? So eine Sülze hab ich ja schon lange nicht mehr gelesen. Brandbomben auf Pforzheim als Kampf gegen die Sowjetunion?! Bisschen viel Kreativität in eurer "Theorie", findet ihr nicht auch? Was wollt ihr denn mit dem Käse erreichen? Ne Analyse ist das auf jeden Fall nicht. Vllt gehts ja darum mal wieder die Scheiße die in der Sowjetunion verzapft wurde als "alternativlos" in einer Zeit, in der der Rest der Welt gegen die doch eigentlich guten Kommunisten war, zu entschuldigen.

Kaum zu Glauben, aber  dagegen scheint selbst der Aufruf der einstigen Antifa 3.0 vor einigen Jahren noch als theoretische Glanzleistung. Die imperialistische Sowjetunio gegen den Imperialismus??? Die Bombardiereung Pforzheims als antisowjetischer Akt??? Solch derben Schwachsinn verzapfen und dann aber noch von Analyse reden? Ihr seht wohl vor lauter Ideologie nichtmal mehr nur ein kleines bisschen Realität, wah?

Typisch linksunten-Diskussionskultur: Nur unsachliches Gedisse und Unterstellungen. Es handelt sich bei obigem Text offensichtlich um einen AUFRUF und nicht um eine allumfassende Analyse, der Taktik des "moral bombing" durch die Royal Air Force. Einzig in einem kleinen Abschnitt wird auf diese Taktik eingegangen und versucht die selbige grob einzuordnen. Das missfällt euch, OK. Aber warum eigentlich? Was ist so skandalös daran imperialistische Strategien und Taktiken zu hinterfragen? Oder war GB nicht mehr imperialistisch und damit naturgegeben auch anti-kommunistisch, ab dem Zeitpunkt des Eintritts in den RICHTIGEN und NOTWENDIGEN Krieg gegen Nazideutschland? Dass der Auslöser auch der Flächenbombardierungen deutscher Städte, natürlich im von Deutschland begonnen Raub- und Vernichtungskrieg zu suchen ist, wird im Aufruf doch überhaupt nicht bestritten, sondern im Gegenteil mehrmals klar benannt ("Die Flächenbombardements im Kampf gegen das faschistische Deutschland, waren eine Reaktion auf den vom deutschen Kapital begonnenen Vernichtungskrieg")! Es ist aber nunmahl so, dass die Strategie des "moral bombing" militärisch relativ wirkungslos war (Pforzheim mag als Stadt mit größerer Konzentration an Rüstungsproduktion eine Ausnahme sein). Der ErklärungsANSATZ (keine tiefgehende ANALYSE) der hier vertreten wird, vermag hier evtl. weiterzuhelfen. Nicht mehr und nicht weniger. Euer pseudo-moralischer Aufschrei belegt dabei keineswegs irgendeine angebliche Relativierung, sondern nur eure Unkenntnis der Materie und eure unzulänglichen Analysemethoden...

Mich jedenfalls hat gefreut zu diesem Thema mal wieder etwas sinnvolleres zu lesen als das gleichermaßen peinliche wie zynische Phrasengedresche a la "Was tut allen Deutschen gut? - Bomber Harris und die Flut"....

 

Na ja, schöner Aufruf, viel Erfolg am 23. und Grüße aus dem fernen Nord-Osten!

leider geht die Gleichung (imperialistischer Staat) + (schlechte Kriegsführung gegen die Faschisten) in einem Krieg in dem auch ein "sozialistisches" Land ist = (Angriff auf den Kommunismus), immer noch nicht auf. Da hilfts auch nicht zu sagen das GB antikommunistisch ist. Auch dass das "moral bombing" vielleicht wirkungslos war, ist dafür egal. Also: die Elemente der Theorie stimmen schon. Die unterstellten Zusammanhänge nicht. Die Schlussfolgerung nicht.

 

Der zweite Punkt ist der: Wenn, wie du ja selbst sagst, Pforzheim ein militärisch wertvolles Ziel war warum wird das nicht einfach so erwähnt? Und gut ist. Aber offensichtlich muss immer alles und jede/r als Angriff auf die Sowjetunin gewertet werden. Das ist historischer Quatsch. Tut nicht so als hätte der Angriff auf Pforzheim nicht eine ganz klare Logik aus der Kriegsführung heraus gehabt.

 

(bevor hier wieder gebrüllt wird: Es ist und bleibt ein Fakt, dass die Sowjetunion die Hauptlast des Kriegs zu tragen hatte)

Ich seh hier kein getrolle, sondern nur berechtigte Inhaltliche Einwände, die meinetwegen etwas arg schlecht ausgedrückt wurden. Bestreitet doch niemand das sich GB imperialistisch verhält (was ja im Kapitalismus jedes Land tut, welches die finanziellen, technischen, personellen, militärischen, etc. Möglichkeiten dafür hat), aber was im obigen Text nunmal totaler ahistorische Quatsch ist, ist das alles zu einem Kampf gegen die SU gewertet wird und prinzipiell ein Schwarz-Weißes Weltbild propagiert wird von wegen Böse Imperialisten einerseits, gute "sozialistische"(sic!) SU andererseits (ganz davon abgesehen das die SU gernauso imperialistisch handelte).

Das es keine Analyse ist seh ich selbst, allerdings sehen das die Verfasser dieses Textes offensichtlich anders, den die schreiben in ihrem Text von "Analyse".

Es war schon immer so, dass wer behauptet, zwischen den Stühlen zu sitzen, mindestens zur Hälfte auf dem rechten sitzt.

 

Das schreit danach, eine Reihe solcher glänzenden Metaphern zu erstellen.

Um nicht ewig auf den Theorieverdruss in großen Teilen der radikalen Linken einzugehen, machen wir es doch einfach kurz:

Die Auseinandersetzung mit den Interessen, Strategien und Herangehensweisen wesentlicher Akteure des weltweiten Hauens und Stechens kapitalistischer Unordnung sollte wenigstens einen kleinen Teil des linken Politisierungsprozesses - selbst junger Antifas - ausmachen. Einen interessanten Ansatz für einen historischen Teilaspekt einer solchen Auseinandersetzung liefert der obige Kastentext. Nicht mehr und nicht weniger.

 

Es ist ausgezeichnet, dass der vorliegende Text politische Reaktionen hervorruft. Der Inhalt einiger empörten Aufschreie ist jedoch, um es freundlich auszudrücken, etwas zu substanzlos, als dass eine Diskussion dazu wirklich Sinn machen würde.

Eine Diskussion auf diesem Niveau über die angeblich "imperialistische Sowjetunion" während des 2. Weltkrieges, darüber dass der Artikel "andersherum" als antifaschistisch sei, über gute und böse "Kommunisten", die "Scheisse", die in der Sowjetunion "verzapft" wurde, über das Verhältnis von Ideologie zur "Realität" usw.usf. sollte ohne einen ordentlich angehobenen Blutalkohohlwert gar nicht erst begonnen werden....

 

Hier mal ein paar Links zu kleineren Artikeln, die Ansätze für eine ernsthafte weiterführende Debatte zum Thema Anti-Hitler Koalition und 2. Weltkrieg sein können:

http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Deutschland/potsdam2.html

http://www.kominform.at/article.php/20090714134607345/print
http://kritische-massen.over-blog.de/article-prof-domenico-losurdo-zur-kommunismus-debatte-68702407.html

http://www.arbeiterpolitik.de --> Broschüren --> Bombenkrieg und Klassenkampf

 

Ansonsten: schöner Aufruftext! Macht weiter so!

Aha. "Etwas zu substanzlos"? Dein Kommentar hat nicht die geringste Substanz. Und wahrlich selbst wenn du auf Diskussionen eingegangen wärst hätte sich auch nichts geändert, es wäre gar ins bodenlose abgestürzt. Ich hab mir doch tatsächlich einer deiner Links (den 2.) angeschaut und was man da an geschichtsrevisionistischem Nonsens zu lesen bekommt, da wird einem Speiübel. Die Stalin+Sowjetunion als einzig immer treue Verfechter des Antifaschismus und der "Anti-Hitler-Koalition" darstellen wollen aber den Hitler-Stalin-Pakt und seine Folgen und Auswirkungen mit keinem einzigen Wort auch nur erwähnen ist dabei nur die Spitze des Eisbergs.

Ohne weiter auf Substanz, Nichtsubstanz, oder eventuelle Absturzdiskussionen einzugehen, noch ein paar Ergänzungen:

 

- Geschichtsrevisionismus zielt auf die bewusste Falschauslegung historischer Kontexte durch die Verleugnung, das Verschweigen, oder das Verändern von Geschehnissen innerhalb bestimmter Ereigniszusammenhänge, ab. Derartiges in einen der Texte - die in erster Linie faktenlastige Teilbetrachtungen darstellen - hineinzudeuten ist doch sehr wagemutig, um nicht zu sagen Nonsens...

 

- Im zweiten verlinkten Text wird auf das innere Verhältnis der späteren Anti-Hitler Koalition, sowie zu Staaten wie Polen, der Tschechoslowakei und Frankreich bis in das Jahr 1939 hinein eingegangen. Der Text dient in erster Linie dem Verständnis für das Zustandekommen des direkt daran anknüpfenden deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes. Eine kritischere, den damaligen Verhältnissen ebenfalls Rechnung tragende, Betrachtung des Paktes und dessen Hintergründe von Kurt Pätzold (dem man mitnachten "Stalinismus" oder ähnlichen Unsinn vorwerfen kann) ist zum Beispiel hier zu finden: http://parteilehrjahr.dkp-lsa.de/html/nichtangriffspakt.html

 

- Es scheint, als hättest du einerseits nicht ganz verstanden, dass die gesamten im Text genannten Jahreszahlen von 1918 bis 1939 wenig über die Konsequenzen das Paktes (der erst im August '39 zustandekam), wohl aber einiges über dessen Enstehung aussagen können. Andererseits war die Sowjetunion im Vergleich zu den anderen Teilen der Anti-Hitler Koalition sicherlich die Kraft, die größte antifaschistische Potenzial vorzuweisen und den entschiedensten Kampf gegen Nazideutschland zu führen hatte (in der SU fanden sich nebenbei auch zentrale Bezugspunkte des antifaschistischen Widerstandes bis 1939 in Nazideutschland).

 

Bleibt zu sagen, dass die Sowjetunion als repressiver, bürokratischer und entdemokratisierter Staat unter Führung Stalins sicherlich nicht den revolutionären Prozess der Anfangsjahre, als noch die dynamische Selbstemanzipation der lohnabhängigen Klasse unübersehbar auf der Agenda stand, fortsetzen konnte. Daraus einen Stalin-Fluch, ein antikommunistisches Schreckgespenst zu basteln, ist aber nicht unsere Aufgabe, sondern sollten wir besser den ApologetInnen der herrschenden Ordnung überlassen. Wir sollten uns viel eher unter Berücksichtigung internationaler Zusammenhänge ganz genau anschauen, wie es zu diesen teilweise fatalen Rückschritten und Fehlentwicklungen kommen konnte.

Ach ja, in dem verlinkten Text, den du angeblich gelesen hast, findet sich nebenbei auch folgendes: "In der Atmosphäre der Säuberungen, die eigentlich zu einem Schlag gegen die »fünfte Kolonne« werden sollten, konnte die oberste Führung des Landes gar nicht sicher sein, daß ihre Befehle ausgeführt würden. Ausgerechnet die Jahre 1937 und 1938 waren die dunkelste Zeit der Massenrepressionen, die den Regierungsmechanismus in allen Territorien der UdSSR lädierten." Auch eine noch wesentlich tiefgehendere Kritik an der Politik des Sowjetunion widerspricht ganz und gar nicht der objektiven Einordnung des Staates als antifaschistische Kraft während des 2. Weltkrieges.

 

Also, einfach feste weiter informieren, diskutieren und ab und zu auch Mal nach Alternativen zum Spiegel, oder dem Schwarzbuch des Kommunismus Ausschau halten... Vielleicht findest du dann ja den Rest des Eisberges, auch wenn das bei dir mit Magenproblemen verbunden zu sein scheint.

… ein schöner Aufruf (ehrlich gesagt einer der besten, die ich seit langem gesehen habe), wäre da nicht der viel angesprochene Abschnitt „Vielmehr muss […] zweiten Front durch die USA“. In diesem weder auf imperialistische Strukturen der Sowjetunion und deren Handeln aus ökonomischen und geostrategischen Interessen einzugehen zeugt von einer Schein-Objektivität, die diesem Ansatz (der zumindest eine gute Richtung einschlägt) meiner Meinung nach nur schadet. Dies ist umso bedauerlicher, da er für den eigentlichen Aufruf, aber auch für den Kommentar zur Bombardierung (welcher mir nötig erscheint, da in deren Bewertung bzw. ihrer Ausblendung einer der wesentlichen Widersprüche in der heutigen Linken besteht) eigentlich nicht von großer Wichtigkeit ist, es sei denn man möchte eben wirklich die Sowjetunion über das erheben was sie war.

 

Zur Diskussionskultur hier brauch ich ja nichts weiter zu sagen, leider…