[J] Gründungserklärung der Antifaschistischen Aktion Jena

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Gründungserklärung

Mit dieser Erklärung tritt die Antifaschistische Aktion Jena (AAJ) das erste mal in die Öffentlichkeit. Wir sind ein Zusammenschluss von Antifaschist_innen verschiedener politischer Spektren. Als Ergänzung zu den in Jena bereits vorhandenen Strukturen wollen wir vor Ort und in der Region kontinuierlich antifaschistische Arbeit leisten und haben es uns zum Ziel gemacht, faschistische Strukturen aufzudecken und offen zu benennen. Darüber hinaus halten wir es für wichtig einen permanenten Abwehrkampf gegen Nazis zu führen und uns ihnen in den Weg zu stellen.

 

Da wir es allein nicht schaffen werden die rechte Gefahr abzuwehren, halten wir es für notwendig Kräfte, Spektren übergreifend, zu bündeln und an den Stellen an denen es möglich ist, in Bündnissen solidarisch zusammenzuarbeiten.

 

 

Kurze Analyse

 

Für unseren Kampf halten wir eine Analyse über den Ursprung und Charakter des Faschismus für notwendig. Der Faschismus ist ein Herrschaftssystem, welches die radikalste und reaktionärste Form der Klassengesellschaft darstellt. Auch wenn sich die Faschist_innen revolutionär und antikapitalistisch geben, so sind sie dies nicht im fortschrittlichen Sinne. Indem sie aktuelle gesellschaftliche Problematiken aufgreifen und sich darüber hinaus oftmals sozialen und emotional geprägten Themenkomplexen wie Kindesmissbrauch oder auch dem Tierschutz widmen, versuchen sie ihr wahres Gesicht zu verschleiern. Doch sie sind stets reaktionär und bedienen sich in ihren ideologischen Fragmenten dem Antisemitismus, Rassismus, Nationalchauvinismus und Sexismus. In den tiefsten Krisenzeiten, wenn die Kapitalbesitzenden die Demokratie nicht mehr im Stande sehen, die Eigentumsverhältnisse zu sichern, sollen die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen manifestiert werden. Dies geschieht hinsichtlich der Verwertungsinteressen der herrschenden Klasse auf politischer, ökonomischer, militärischer und ideologischer Ebene, mit Hilfe terroristischer Gewalt. Weiterhin braucht es eine faschistische Massenbasis um die kapitalistischen Verhältnisse zu zementieren. Diese wird erreicht indem die Unzufriedenheit über die aktuellen gesellschaftlichen Gegebenheiten und Existenzängste der Menschen, auf Minderheiten, bspw. in Form von Antisemitismus oder Fremdenfeindlichkeit, abgewälzt werden.

 

Für uns ist klar, dass die faschistische Gefahr erst vollends beseitigt ist, wenn die kapitalistische Klassenherrschaft keine Rolle mehr spielt. Da wir aber im Hier und Jetzt agieren sehen wir es als unsere Aufgabe die faschistischen Auswüchse, gemeinsam mit verschiedenen antifaschistischen Kräften, überall dort zu bekämpfen wo sie auftreten um ihre menschenverachtende Propaganda zu verbreiten.

 

 

Warum in Jena?

 

An erster Stelle steht natürlich die Tatsache, dass wir in Jena leben, arbeiten, studieren, zur Schule gehen, haushalten usw. usf. Für uns ist es wichtig und auch nicht anders möglich, als dort zu agieren wo wir uns befinden. Und vor allem an erster Stelle hier für Menschen Strukturen und Raum zu schaffen, um dann auch überregional mitwirken können.

 

In Jena und der Region nehmen wir eine hohe Erscheinung an faschistischen Umtrieben wahr. Vor allem der bürgerliche Umgang mit diesen ist fatal. Häufig sind wir mit Verharmlosung und Verleugnung konfrontiert. So werden bspw. die Studierenden in ihren ersten Veranstaltungen gewarnt, sich nicht vom „Medienhype“ um den NSU beeinflussen zu lassen, denn „Jena hat kein Naziproblem“. Darüber hinaus hören und lesen wir immer wieder vom idyllischen Jena, das so weltoffen wäre. Doch diese Idylle trügt, wenn wir uns insbesondere in Stadtteilen wie Lobeda und Winzerla aufhalten und Menschen mit „Thor Steinar“ Kleidung keine Ausnahmen sondern alltäglich sind. Wir wollen nicht in einer Stadt leben in der es mittlerweile völlig normal ist mit Menschen Tür an Tür zu wohnen, die offen Gewalt an Menschen verschiedener sozialer, kultureller, ethnischer, politischer Herkunft propagieren. Auch im Nachtleben Jenas kommen uns Zweifel an der angeblichen Toleranz. Denn nicht selten werden Menschen mit Migrationshintergrund aus rassistischen Motiven an den Türen der Feiertempel abgewiesen und diskriminiert.

 

Doch wir sprechen hier nicht nur von vereinzelten Individuen die perspektivlos und unorganisiert umherschwirren. So gibt es seit mehreren Jahren das Freie Netz Jena, eine Gruppierung radikaler Neonazis die in und um Jena aktiv ist. Diese hängt zusammen mit dem Freien Netz Thüringen, welches Ortsgruppen in verschiedenen Kleinstädten innerhalb der Region, wie Altenburg, Saalfeld oder auch Kahla, verbindet.

 

Darüber hinaus gibt es in Alt-Lobeda das „Braune Haus“, welches im Jahr 2002 von Faschist_innen bezogen wurde. Zu diesen gehört unteranderem Ralf Wohlleben (NPD), welcher nicht nur regen Kontakt zum NSU hegte, sondern diesen sowohl finanziell, als auch durch die Beschaffung von Waffen unterstützt hat. Das „Braune Haus“ ist gedacht als Ort zur „Vernetzung und Organisation des Nationalen Widerstandes in Thüringen“. Aufgrund von baurechtlichen Schwierigkeiten, wird das Gebäude angeblich, seit dem Jahr 2009 nicht mehr genutzt. Dafür finden die Veranstaltungen im Sommer im Gartenbereich des Hauses statt, um auch weiterhin eine Anlaufstelle für die nationalen Aktivisten aus Jena zu sein.“ Da auch weiterhin fleißig Spenden gesammelt werden, um das Haus nach baulichen Maßnahmen nutzen zu können, müssen wir davon ausgehen, dass dies nicht nur Floskeln sind und dagegen wirken, bevor es akut wird.

 

Im November 2012 wurde im Rahmen einer antifaschistischen Demonstration in Jena, auf die Nazikneipe „Besie“, auf der Karl-Liebknecht-Straße 45, aufmerksam gemacht. Die Kneipe bietet Neonazis in Jena-Ost eine Plattform, auf welcher sie ihre menschenverachtenden Gedanken offen zur Schau stellen können und gibt darüber hinaus den Raum zur Vernetzung. Leider ist dies nicht die einzige Örtlichkeit in denen Nazis offen ein und aus marschieren können.

 

Doch nicht nur die genannten Fakten bringen uns dazu vor Ort aktiv zu werden. Auch der jüngst aufgedeckte Fall des „Nationalsozialistischen Untergrunds“, dessen Mitglieder einst aus der Jenaer Neonaziszene hervorgingen, macht uns deutlich, dass es gerade in Jena und der Region wichtig ist kontinuierlich arbeitende antifaschistische Strukturen zu schaffen.

 

Wie es die Historie, die Verstrickung des Staates in den NSU Fall, der rechtsstaatliche Umgang mit faschistischen Umtrieben, sowie die permanente Repression gegen antifaschistische Kräfte beweist, können wir uns im antifaschistischen Abwehrkampf nicht auf den Staat verlassen, sondern lediglich auf unsere eigenen Kräfte.

 

Kein Vergeben, Kein Vergessen!

 

 

Kontakt

 

Web: aajena.noblogs.org

Mail: aaj-info@riseup.net

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Finde ich gut nur mal eine Frage welches System strebt ihr denn an?

 

Anarchie kann sich nur mit kommunistischer Basis entwickeln und wie man den Kommunismus erreicht ist umstritten aber mit Sicherheit nicht mit dem Plan den Lenin hatte.

Danke dann wissen wir das ja jetzt auch,Herr anonym!

Und Warum jetzt nochmal die Gründung einer 2. AfA? In Jena gibt es doch bereits fitte Leute?

Zu viele Koeche verderben den Brei, darum lieber ne Zweite Kueche..

(nicht involviert, dachte nur das macht Sinn :))