Am 23.5. versuchten die Neonazis erneut, ihre menschenfeindliche Propaganda zu verbreiten. Die Freien Nationalisten München mobilisierten unter dem Motto „60 Jahre Grundgesetz – ständiger Abbau von Bürgerrechten - § 130 abschaffen!“. Die Hauptredner auf der Nazidemo waren Roland Wuttke, Landessprecher der NPD, Karl Richter, Münchner Stadtrat, Philipp Hasselbach.
Ein
breites bürgerliches Bündnis, sowie diverse Antifagruppen mobilisierten
zu einer Gegendemonstration. Auf der Anfangskundgebung nahmen ca. 300
Menschen teil. Trotz des großen Bündnisses wurde relativ schlecht von
den Bündnispartner_innen mobilisiert, da wohl kaum Interesse daran
bestand, den Naziaufmarsch effektiv zu stoppen.
Stattdessen
schaffte es linke Szene, die ersten drei Reihen des Antifaschistischen
Blocks ausschließlich mit hochmotivierten Frauen zu besetzen.
Die
Demonstration bewegte sich ab 12:30 Uhr sehr langsam Richtung
Innenstadt. An mehreren Kreuzungen wurden kleinere Pausen eingelegt und
Parolen gerufen wie „Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda“ oder „Gegen
Macker und Sexisten - Fight the Power, Fight the System“, um die Zeit
bis zum Naziaufmarsch sinnvoll zu nutzen. Die Neonazis hatten ihre
Auftaktkundgebung um 13:30 am Goetheplatz. Das Gebiet war weiträumig
abgesperrt.
Das USK, Bereitschaftspolizei, Streifenpolizei und
mindestens 40 Zivilpolizisten begleiteten ständig die
Gegendemonstrant_innen. Die Route war mit Polizeiwägen abgesperrt. Ein
Durchbruch, wie er das letzte Mal in München am 8.5. stattfand, wurde
damit unmöglich gemacht.
Um ca. 13:30 wurde die Gegendemonstration
vorzeitig auf Höhe der Goethestraße beendet. Die Meisten bewegten sich
Richtung Goetheplatz, wo ca. 150 weitere Antifaschist_innen die
Neonazikundgebung bereits lautstark störten.
Für diejenigen
Antifaschist_innen, die nicht ortskundig waren, war es nahezu unmöglich
auf die Lindwurmstraße, die erste Etappe des Neonazimarsches, zu
gelangen. Blockadeversuche von einigen wenigen wurden unmittelbar und
mit äußerster Aggression „weggeboxt“.
Am Sendlinger Tor
angekommen, war es für den größten Teil der Antifaschist_innen sehr
schwierig überhaupt an die Gitter heranzukommen.
Trotzdem gelang
es einer Gruppe von ca. 15 Leuten, die Polizei zu überwinden und eine
Sitzblockade zu initiieren. Diese hatte ein paar Minuten Bestand, bevor
sie brutal geräumt wurde. Viele andere Gegendemonstrant_innen standen
hinter den Absperrgittern, und schrien die Nazis an.
Das USK
wurde an dieser Stelle sehr übergriffig. Neben den gewöhnlichen
Auseinandersetzungen kam es u. a. es zu einem sexualisierten Übergriff.
Ein USKler packte eine Demonstrantin an der rechten Brust und riss sie
mit diesem Griff zur Seite. Er versuchte nicht seinen Griff zu
korrigieren um sie beispielsweise am Arm zu packen. Diese Form von
Gewalt, in einer derart bedrohlichen Situation bedeutet eine
Maximierung der Einschüchterung. Auch wenn es bereits im letzten Herbst
zum 1000 Kreuze Marsch fundamentalistischer Abtreibungsgegner_innen
schon zu Übergriffen kam, die den Spruch „Deutsche Polizisten – Macker
und Sexisten“ rechtfertigen, ist uns diese Dimension sexualisierter
Gewalt seitens der Polizei in München noch nicht begegnet.
Entlang
der gesamten Route wurden die Nazis von Gegendemonstrant_innen
lautstark gestört. Am Stieglmaierplatz gelangten einige
Antifaschist_innen in die nächste Nähe der Neonazidemonstration, wo sie
von Mitgliedern der Anti-Antifa Nürnberg abgefilmt und fotografiert
wurden. Aus Selbstschutz hielten sich einige Antifas Tücher vor das
Gesicht, später wurden sie von Zivilpolizisten unter dem Vorwurf der
Vermummung festgenommen. Laut unseren Informationen gab es an diesem
Tag ein Dutzend Festnahmen.
Die Unterdrückung der Frau durch
die Reduzierung auf reproduktive Tätigkeiten einerseits, sowie Sexismus
generell ist ein Grundgedanke faschistischer Ideologien. An diesem
Samstag haben Frauen die Spitze der Demonstration gebildet und so
gezeigt das antifaschistischer Widerstand keine Frage des Geschlechts
ist.
Fight the Power, Fight the System – Gegen Macker und Sexisten
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