Für einen Zahlstreik im Nahverkehr

General Streik!

Ein Aufruf zum Ungehorsam, der in der Streik-Zeitung erschienen ist und bereits viele tausend Menschen erreicht haben dürfte.

Das Leben in einer Großstadt wie Berlin erfordert ein hohes Maß an Mobilität. Täglich musst du zur Schule, zur Arbeit, zum Amt, zum Arzt oder zu Freund_innen. Deshalb ist es selbstverständlich, dass zur Vermeidung des totalen Verkehrschaos und für Menschen ohne Auto, der öffentliche Nahverkehr kostenlos ist.


Die beiden Verkehrsbetriebe Berlins, BVG und S-Bahn sind so nett eine kostenlose Beförderung anzubieten. Personen mit einem extrem hohen Einkommen bei gleichzeitiger „Wichtigkeit“ für die Stadt, benutzen in Berlin die Busse und Bahnen umsonst. Dafür vergeben BVG und S-Bahn spezielle Jahreskarten an einen exklusiven Personenkreis.
Umsonst fahren in Berlin alle Abgeordneten des Abgeordnetenhauses und des Bundestags, die Manager und Vorstandsmitglieder von Hertha BSC, Vattenfall, Deutsche Bahn, BVG, Siemens, GASAG, Dussmann, Telekom, RBB etc.
Diese Menschen mit hohem Einkommen fahren mit einer kostenlosen Premiumkarte, weil sie selber in diversen Vorständen und Aufsichtsräten von BVG und S-Bahn sitzen. Sie haben sich selbst dieses Geschenk gemacht, das wir mit Steuern und Fahrpreisen bezahlen.
BVG und S-Bahn verdienen jedoch nicht nur an den Fahrscheinen sondern auch durch Vermietung von Geschäften und Werbeflächen. Zusätzlich bekommen sie Subventionen, die ebenfalls aus Steuergeldern bestehen.
Gleichzeitig geben die Verkehrsbetriebe Milliardensummen für die Gehälter ihrer Manager und für Wachschützer und Kontrolleure aus. Die Vorstandsvorsitzende der BVG, Sigrid Nikutta, bekommt rund 300 000 Euro pro Jahr, also etwa 25.000 Euro pro Monat.

Warum bezahlen Geringverdiener und Hartz4-Bezieher_innen den Vorständen der Verkehrsbetriebe Monatsgehälter, die sie selbst nicht mal in zwei Jahren zum Leben haben?
Warum bezahlen kleine Kioskbetreiber auf dem Bahnsteig und Schüler_innen einer kleinen Oberschicht deren goldene Premiumkarte?
Warum bezahlen wir dafür, dass unsere Gesichter in der Bahn gefilmt werden und in den Archiven von BVG und Polizeicomputern landen?

Wir bezahlen dafür, weil Angst unsere Bewegungen in der Stadt regieren soll. War es wirklich so schlimm in Berliner Bussen und Bahnen vor 40 oder 20 Jahren? Ja, die „Kriminalität“ war früher höher, aber wir konnten gut ohne Kameras und Securitys leben. Nach dem Zusammenbruch der DDR gab es einige Aufregung über die Kameras, mit der die Stasi den Alex filmte, heute überwachen dort 5 Mal so viele Kameras der BVG und S-Bahn den Alltag.
Wir sollen Angst haben vor der Nutzung der U-Bahn und Wachleute rufen, wir sollen Angst haben beim Schwarzfahren erwischt zu werden, damit der Partybürgermeister umsonst fahren kann.

Dabei wäre es ganz einfach eine gerechtere Finanzierung der Beförderung im Nahverkehr umzusetzen. Um Kosten zu sparen werden Kontrolleure und Wachleute abgeschafft, Manager und Vorstände verdienen nicht mehr als der Busfahrer. Wer viel verdient, zahlt den normalen Ticketpreis, wer wenig oder nichts verdient fährt umsonst. Im Übrigen werden Werbeeinnahmen und Steuersubventionen nicht mehr in die Villen der Manager sondern in den Unterhalt der Bahnhöfe investiert.

Utopisch? - Vielleicht. Aber wenn viele Menschen einfach nicht mehr zahlen würden, könnte Druck auf jene ausgeübt werden, die von uns profitieren wollen. Hab keine Angst – zahl nicht!
Was wollen zwei oder drei Kontrolleure gegen hundert Fahrgäste ausrichten? Schwarzfahren ist kein Drama – wenn du erwischt wirst geht die Welt nicht unter. Täglich fahren tausende in Berlin ohne Fahrschein. Werde auch du einer von uns!

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

und so lange ich 130,-€ zahlen muss um einen Monat lang meine Arbeiskraft zur Verfügung zu stellen, wieso zahlt mein Boss nicht? Davon sehe ich bei meiner Ausbildungsvergütung nichts wieder und ein leben nahe am Arbeitsplatz (Köln) kann ich mir als Normalverdiener-Kind natürlich auch nicht leisten.

Wenn ÖPNV schon kostet, dann bitte für die richtigen!