Rassismus – der Zerfall einer Gesellschaft. Der Fall des T. M. Walid

fight racism

Der 29 jährige T.M. Walid, Vater von zwei Töchtern (zwei und fünf Jahre alt) flüchtete vor zwei Jahren aus Alexandria (Ägypten) nach Griechenland. Das letzte Jahr arbeitete er ohne Papiere in einer Bäckerei, die sich auf der nur 2 km von Piräus (Hafen der Stadt Athen)) gelegenen Insel Salamina befindet.

 

Seine Schicht geht von 3 Uhr in der Früh bis um 13 Uhr Mittags. Am Samstag, den 3.November 2012 erschien der 19-jährige Bäckersohn, der vor kurzem seinen Militärdienst beendet hatte, um 4 Uhr morgens im Geschäft. Er befahl Walid zu gehen, weil er nicht mehr in der Bäckerei arbeiten kann. Dieser war über diese plötzliche Entlassung verwundert und enttäuscht. Er forderte zwei ihm zustehende Monatslöhne, worauf ihn der 19-jährige beschimpfte und körperlich anging, indem er ihn durch die Bäckerei schubste. Aufgrund dieses Vorfalls wurde der 59 – jährige Vater, Inhaber der Bäckerei auf die Situation aufmerksam und eilte hinzu.

Zusammen mit einem Komplizen attackierten sie Walid, fesselten ihn mit einer Kette, die sie um seinen Hals legten und schlugen gemeinsam auf den am Boden fixierten ein. Sie verschleppten ihn in einem Auto in einen Stall, der nur fünf Fahrminuten vom Geschäft entfernt liegt und sich in der Nähe des Wohnhauses des Bäckers befindet. Dort wurde er 18 Stunden lang durch den Bäcker, seinem Sohn, dem Komplizen und einen vierten Mann sadistisch gefoltert. Er lag die ganze Zeit auf den Boden gekettet und konnte nichts sehen, weil ihm durch brutale Schläge ins Gesicht die Augen zugeschwollen waren. Er wurde entkleidet und es wurde angedroht ihn zu vergewaltigen. Es ist bisher nicht klar, was ihm dort alles angetan wurde. Walid hat sich aber inzwischen dazu geäußert, dass er auch Diskussionen mitanhören musste, in denen es darum ging, ob er sofort oder später getötet wird oder ob sie ihn im Stall oder außerhalb töten. Die Folterer hatten Wasser und Alkoholika im Stall und machten es sich zwischendurch auf Stühlen bequem.

Sonntag früh, als der Bäcker in sein Geschäft musste, verließen die Männer den Stall und ließen Walid unbewacht zurück. Glücklicherweise schafft er es, sich gegen fünf Uhr morgens von seinen Fesseln zu befreien.

Erst vier Stunden später wurde er ohnmächtig am Boden liegend von ägyptischen Freunden, die bereits seit einiger Zeit nach ihm gesucht haben, in direkter Nähe einer Tankstelle gefunden wurde. Im Rahmen ihrer Suche hatten seine Freunde auch die Bäckerei aufgesucht, wo ihnen vom Geschäftsinhaber, dem Tatbeteiligten,  perverserweise Unterstützung zugesichert wurde.

Die Polizei wurde informiert und das Opfer mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Der Schwerverletzte wurde bereits am Sonntag Nachmittag nach kurzer Untersuchung wieder entlassen. Auch die entsetzten und verängstigten Helfer von Walid wurden im Krankenhaus auf unverschämteste Art behandelt und waren gezwungen das Krankenhaus zu verlassen. Weil Walid keine Papiere besaß, fühlte sich, anstatt medizinische Notversorgung Leistende, die Polizei für ihn zuständig. Auf einer Polizeistation wurde er bis zum Mittwoch in eine Zelle gesperrt. Von dort wurde er in das zuständige Zentrum für illegale Flüchtlinge überführt, wo er eine weitere Nacht verbringen musste.

Inzwischen wurde er, fünf Tage nach dem Vorfall, im Gerichtssaal von Piräus zur Sache gehört. Augenzeugen beschreiben, dass er kaum gehen konnte und nicht einmal in der Lage war, die Auge offen zu halten. Nach zwei Stunden Verhör brach er beim Verlassen des Gerichts zusammen und musste von seinen Freunden getragen werden.

Die vier Täter wurden dagegen nach kurzer polizeilicher Vernehmung am Donnerstag wieder entlassen.

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Ich teile deine Erschütterung über diese barbarische und inhumane Tat. Und kann dem Mann nur alles Gute wünschen, dieses Traumata zu überstehen und zu verarbeiten.

 

Diese Geschichte erinnert mich an einen Vorgang, der sich vor ein paar Jahren in Italien zutrug. Ein Arbeitgeber überschüttete einen Tagelöhner mit Benzin und zündete ihn an....

Und ich denke, es wird noch zahlreiche weitere Fälle geben.

 

Deine Meinung, die du im Titel "Rassismus - der Zerfall einer Gesellschaft" äußerst, teile ich aber nicht.

Der grundlegende Konflikt ist die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Dies wirtschaftliche, aber auch sozial und psychologisch strukturierende, Gesamtelement bestimmt das generelle Verhältnis der Menschen zu einander. (Auch des Verhältnis zwischen den Geschlechtern, zur Natur, zu Tieren, etc.). Dabei ist Rassismus eine spezifische Form der Ethnisierung dieses massgeblichen nicht auflösbaren, antagonistischen Widerspruchs. Zuschreibungen zu ethnischen Kriterien und gar so genannten Rassen dient der Ausbeutung, des Verhältnis wir - die, innen - außen, wert - unwert. Diese Zuschreibungen stabilisieren kapitalistische Gesellschaften und dienen nicht deren Zerfall.

Diese griechischen Männer haben letzendlich in der ultima ratio kapitalistisches Denken durchgesetzt und bewiesen, dass der Faschismus sich zum größten Teil aus dem Kapitalismus nährt.

 

Solidarische Grüße an Alle, die um Freiheit, Würde und Brot kämpfen.

 

tierra y libertad