Da vom 23. bis zum 25. November in Stuttgart ein außerordentlicher Burschentag der „Deutschen Burschenschaft“ (DB) stattfinden soll (mehr unter: keineburschentage.blogsport.eu), will das Antifa-Recherche-Team Baden-Württemberg einmal kurz die DB-Bünde vor Ort vorstellen. Soweit bekannt, wurde die korporierte Szene in Stuttgart bisher noch nicht richtig ausgeleuchtet. Im Gegensatz zu anderen Hochschulstandorten existiert auch kein so genannter „Burschireader“ für Stuttgart.
Im Zusammenhang mit dem anstehenden außerordentlicher Burschentag der DB sind die lokalen DB-Bünde aus zwei Gründen besonders interessant. Einmal weil sie sich um die Infrastruktur kümmern, zum anderen weil sie den „gemäßigten“ bzw. „liberalen“ Flügel des Dachverbands verkörpern. Wie aber im Folgenden klar werden dürfte, sind sie trotzdem noch mindestens als rechtskonservativ einzudstufen.
Die drei Stuttgarter DB-Bünde arbeiten eng zusammen. Ihre Altherrenschaft vor Ort ist in der „Vereinigung alter Burschenschafter“ (VAB) in Stuttgart organisiert.
Die Stuttgarter DB-Burschenschaften waren auch alle 2009 beteiligt an einer revanchistischen Aktion zum „Tag der Heimat“ („In Stuttgart beteiligte sich die gesamte Örtliche Burschenschaft an der friedlichen Protestaktion.“), bei der mit in Stuttgart öffentlich angebrachten Schildern an die „Vertreibung“ und die „deutschen Ostgebiete“ erinnert wurde.
Früher waren die örtlichen DB-Burschenschaften in der „Stuttgarter Initiative“ organisiert, die aus der VAB Stuttgart, der Alemannia, der Ghibellinia, der Hilaritas und der Burschenschaft Hohenheimia bestand. Letztgenannte ist seit 2009 nicht mehr Mitglied der „Deutschen Burschenschaft“. Das Hohenheimia-Mitglied Rüdiger Klein, war Pressesprecher der Deutschen Burschenschaft und beklagte in dieser Funktion: „Nationales Bekenntnis und Tätigkeit in diesem Sinne werden zunehmend als Bestandteil des Rechtsextremismus dargestellt.“
Einen lokalen burschenschaftlichen Zusammenschluss stellt auch der 1900 gegründeten und 2011 wiederbelebte „Stuttgarter Deputierten-Convent“ (Vorgänger: „Örtliche Burschenschaft“) dar. Neben den zwei DB-Burschenschaften Ghibellinia und Hilaritas, sind hier auch die Burschenschaft Ulmia, die Burschenschaft Arminia und die Burschenschaft Hohenheimia vereint.
Burschenschaft Ghibellinia zu Stuttgart
Im Verbindungshaus der Burschenschaft Ghibellinia in der Birkenwaldstraße 40 hängt bzw. hing im Flur ein Plakat mit einer durchgestrichenen Moschee. Dieses Motiv einer Anti-Moschee-Kampagne stammt von der NPD bzw. der rassistischen Republikaner-Partei.
Zur Burschenschaft Ghibellinia zu Stuttgart gehört der Unterverein „Freundeskreis Traifelberg e.V.“, der eine Hütte auf dem Traifelberg bei Reutlingen verwaltet.
Bei der Ghibellinia war Hubert Grosser Mitglied, der Chef vom Dienst bei dem rechten Blättchen „Student“ in den späten 1980er Jahren war und 1987 den „Republikanern“ beitrat.
Auch ein Robin Slupinski war bis 2012 Mitglied der Burschenschaft Ghibellinia, dann wurde er ausgeschlossen, angeblich „nur“ weil er für das neurechte Online-Magazin „Blaue Narzisse“ über einen Vortrag bei seiner Burschenschaft am 7. Juli 2011 berichtet hatte. Der Rausgeworfene kam bei der Burschenschaft Rhenania-Salingia zu Düsseldorf unter. Slupinski ist auch Mitglied der „Konservativen Aktion Stuttgart“. Genauso ist Patrick Amstadt nicht nur Ghibelline und war Sprecher der Örtlichen Burschenschaft Stuttgart, sondern ist auch aktiv bei der „Konservativen Aktion Stuttgart“.
An rechten Veranstaltungen bei der Ghibellinia bekannt geworden, sind in den letzten Jahren:
* Am 08.05.2008 (!!!) hielt der rechte Aktivist Albrecht Jebens bei der Burschenschaft Ghibellinia in Stuttgart einen Vortrag. Jebens ist seit 1970 Mitglied des Corps Franconia in Tübingen, 1982 bis 1997 war er der Geschäftsführer des deutschnationalen „Studienzentrums Weikersheim“, seit 2002 war er zweiter Vorsitzender des Preußeninstitutes, er saß im Beirat der extrem rechten „Gesellschaft für Siedlungsförderung in Trakehnen mbH“ und ist seit Juni 2006 Vorstandsmitglied im Holocaustleugner-“Verein Gedächtnisstätte e.V.“.
* Am 24. Juni 2008 referierte bei der Stuttgarter Burschenschaft Ghibellinia der Ökorechte Rolf Stolz zum Thema „Politische Korrektheit contra politische Freiheit“.
* Am 5. Januar 2009 referierte Michael Paulwitz aus Stuttgart bei der Burschenschaft Ghibellinia Stuttgart zum Thema „Medienlandschaft in Deutschland“. Paulwitz ist Mitglied der Burschenschaft Normannia Heidelberg seit 1999, Mitarbeiter der Bundesgeschäftsstelle der Republikaner, Assistent des Stuttgarter REPs-Stadtrat Schlierer und Stammautor der „Jungen Freiheit“.
* Am 22. Januar 2009 hielt erneut der extrem rechte Referent Dr. Albrecht Jebens bei der Burschenschaft Ghibellinia zu Stuttgart einen Vortrag mit dem Titel „Die Idee der Freiheit“.
* Am 7. Juli 2011 referierte bei der Burschenschaft Ghibellinia Stuttgart zum Thema „Menschenrecht auf Muttersprache - nicht für Deutsche?“ Tobias Norbert Körfer (stellv. Vorsitzender der revanchistischen „Arbeitsgemeinschaft für Menschenrechte im Osten“ [AGMO] - Gesellschaft zur Unterstützung der Deutschen in Schlesien, Ostbrandenburg, Pommern, Ost- und Westpreußen“).
Burschenschaft Alemannia zu Stuttgart
Mitglied der Burschenschaft Alemannia Stuttgart ist u.a. auch Philipp Kurz aus Stuttgart, der sich in der „Konservativen Aktion Stuttgart“ engagiert. Ebenso ist ein Jakob Breu bei beiden Mitglied.
Walter Ulrich Behle war 2000 kurzfristig bei der Alemannia. Das ehemalige Mitglied der Wehrsportgruppe Hoffmann war mutmaßlich beteiligt am Oktoberfestanschlag.
Bei der Burschenschaft Alemannia zu Stuttgart fanden in den letzten Jahren folgende rechten Veranstaltungen statt:
* Am 19. November 2008 fand bei der Stuttgarter Burschenschaft Alemannia ein Vortrag mit dem Titel „Deutsche Identität und islamische Herausforderung“ statt. Referent war das DB-Mitglied Dr. Rainer Glagow (1941-2010). Glagow war Mitglied der Bonner Burschenschaft Frankonia, seit 1994 Berliner Repräsentant der CSU-nahen Hans-Seidel-Stiftung, ehemaliger Leiter des Orient-Instituts in Hamburg und war Mitglied der rechtspopulistischen „Bürgerbewegung Pax Europa“.
* Am 18. November 2009 referierte Michael Paulwitz (siehe oben) bei der Stuttgarter Burschenschaft Alemannia zum Thema „Presse- und Meinungsfreiheit / Ideal und Realität”.
* Am 29. April 2010 lud die Stuttgarter Burschenschaft Alemannia zum „Burschenschaftlichen Abend“ zum Thema „Bedrohung unserer Freiheit durch den Islam? Aussagen im Koran zur Rechtsstellung der Frau und zur Gewalt“. Referent war Reinhard Wenner aus St. Augustin. Der Jurist und Theologe ist Vorstandsmitglied in der MenschenRECHTSorganisation „Internationale Gesellschaft für Menschenrechte“ (IGFM). Die IGFM war zu Zeiten des Kalten Krieges als einseitig-antikommunistische Organisation verrufen, die nur die Menschenrechtsverletzungen der staatssozialistischen Regime anprangerte, mit prowestlichen Diktatoren wie Pinochet aber wenig Probleme hatte. In jüngerer Zeit, scheint sich diese Einseitigkeit auf den christlichen Bereich verlagert zu haben. Verbrechen an Christen werden lautstark angeprangert, Verbrechen von Christen kaum erwähnt. Wenner war auch aktiv bei dem rechten Verein „Bürgerbewegungen zur Bewahrung von Demokratie, Heimat und Menschenrechten e.V.“ (BDB), der sich gegen eine angebliche Islamisierung Europas engagierte. Weiter war er aktiv im Initiativkreis „Ja zu Gott und Europa“, der sich für einen Gottesbezug in der Präambel der EU-Verfassung einsetzte.
* Am 11. November 2010 referierte ein Dr. iur. Wolfgang Philipp bei der Burschenschaft Alemannia Stuttgart zum Thema „Die Beneš-Dekrete“.
* Am 26. April 2012 referierte Felix Menzel bei der Burschenschaft Alemannia Stuttgart zum Thema „Skandalokratie“. Menzel ist Redakteur der rassistischen Onlinechronik „deutscheopfer.de“ und Chefredakteur des neurechten Onlinemagazins „Blaue Narzisse“. Auch Menzel ist korporiert, so ist er Mitglied der Pennalen Burschenschaft Theodor Körner in Chemnitz, der Pennalen Burschenschaft Germania zu Staßfurt und während seines Studiums wohnte er im Haus der Pennalen Burschenschaft Germania in Halle.
Für den 14. November hat die Alemannia Stuttgart einen Burschenschaftlichen Abend zum Thema „Die konservative Revolution 1918-33“ angekündigt, Referent ist ein „Bundesbruder“ Lutz.
Burschenschaft Hilaritas zu Stuttgart
Die Burschenschaft Hilaritas Stuttgart schlug 2009 vor in Karlsruhe eine Demonstration gegen den Vertrag von Lissabon durchzuführen.
Am 8. Juli 2009 referierte bei der Burschenschaft Hilaritas der Österreicher Herwig Nachtmann zum Thema „Tiroler Freiheitskampf 1809-2009“. Nachtmann ist Mitglied der extrem rechten Burschenschaft Brixia in Innsbruck und „Schriftleiter“ bzw. Herausgeber der „Burschenschaftlichen Blätter“. In Abwesenheit kam es zu einer Verurteilung gegen ihn im Jahr 1970 durch das Florenzer Schwurgericht im Rahmen eines sog. „Südtirol-Prozesses“, er war nämlich an den Bombenanschlägen der Separatisten beteiligt. Er wurde 1995 von einem Grazer Geschworenengericht wegen Verbrechens gegen das NS-Verbotsgesetz schuldig gesprochen. Zudem war er längere Zeit „Schriftleiter“ des AULA-Verlages. Nachtmann betätigte sich in der neonazistischen Partei NDP, er war hier Verantwortlicher der „Jungen Nationaldemokraten“ für Tirol. Außerdem war er 1981 Trauergast beim Begräbnis von Hitler-Nachfolger Dönitz.
Naziarsch Harsch bei der Hilaritas
Am 31.7.2009 hat der Nazianwalt Klaus Harsch einen Vortrag bei der Hilaritas gehalten.
ÖB-Vortrag: hilaritas.com/hv/index.php?id=351
Klaus Harsch: https://linksunten.indymedia.org/de/node/52271
Guter Artikel
Danke für diesen gut recherchierten Artikel. Es ist wichtig zu betonen, dass es zwar einen Unterschied zwischen den Nazibünden und den National-Konservativen Bünden gibt, dass die Grenzen aber jenseits der Lippenbekenntnisse verfließen.
DB auflösen!
Hilaritas
Bei Hilaritas hat man augenscheinlich auch keine Probleme damit im Vorgarten das Panzerlied der Wehrmacht oder Bomben auf England zu singen. Habe ich schon so beim Vorbeigehen an deren Wohnheim mitbekommen. Nach außen "liberal" und innen genauso rechtsextremistisch wie alle anderen Burschenschaftler. Lieber einen Pickel am A.... Kein Burschen-Tag in Stuttgart und anderswo!
Klarstellung
Herr P. Amstadt ist seit einiger Zeit nicht mehr Mitglied der Stuttgarter Burschenschaft Ghibellinia.
Lesen Sie keine Aula?
Denken Sie immer noch "hündische Unterwürfigkeit" schützt vor Glasbruch?
Klartext
Vielleicht haben WIR deshalb keine Probleme mit Glasbruch.
Lumpenstück
Gesinnungen sind biographisch bedingt und fast immer tolerierbar. Unverzeihlich bleibt allein die Denunziation.
M. Klonovsky
Hilaritas
http://de.indymedia.org/2010/05/282049.shtml
23.05.2010: Burschi-Funktionär posiert mit Hitlergruß
DB-Kader Thorsten Jänisch: Dating, Wassersport, Deutscher Gruß
Antifaschistischen Strukturen wurde gestern bekannt, dass sich ein Burschenschaftler der Burschenschaft "Hilaritas Stuttgart" auf der Social Network Plattform "Studivz" ungeniert im vollen Wichs mit dem Hitlergruß präsentiert. Dies ist nicht der erste Vorfall dieser Art in Stuttgart und anderswo, wo mensch sich noch immer mit dem anachronistischen und reaktionären Verbindungsunwesen auseinandersetzen muß. Wir dokumentieren hiermit eine weitere Provokation der reaktionären Verbidungsbrüder.
Auf den ersten Blick wirkt das Profil von Thorsten Jänisch unscheinbar:wenig Inhalt, alles wirkt ein wenig unbeholfen, auf dem Profilbild lächelt verlegen ein junger Mann, der ein bißchen so wirkt, als hätte er seine erste Tanzstunde mit 25 gehabt. Beim Abschnitt "Clubs, Vereine" wird mensch allerdings stutzig: B! Hilaritas? Ist das nicht...? Eine kurze Google-Recherche bringt dann die Gewissheit: Hinter der unscheinbaren Abkürzung verbirgt sich die schlagende "Burschenschaft Hilarits Stuttgart", Mitglied des rechtsextremen Verbandes "Deutsche Burschenschaft", in dem es zum guten Ton gehört, sich auch mal den Holocaustleugner Horst Mahler "aufs Haus" zu laden und der offenbar kein Problem damit hat, daß sich in seinen Reihen NPD-Aktivisten, Südtirolterroristen und verurteilte Volksverhetzer tummeln.
Soweit, so schlecht. Allerdings ist der Junge Mann mit der mißglückten Trendfrisur nicht irgendwer in der braunen Burschenszene: Ein Blick in die Verbandszeitschrift "Burschenschaftliche Blätter" offenbart, dass es sich bei Jänisch um den "Verbandsobmann für Hochschulpolitik" des Burschidachverbandes "Deutsche Burschenschaft" (DB) handelt. Unter "Hochschulpolitik" verstanden die Burschen in der Vegangenheit z.B., ihren Mitgliedern die Ehe mit "jüdischen und farbigen Weibern" zu untersagen, Juden die Mitgliedschaft zu verweigern und, sicher ist sicher, von allen neu aufzunehmenden Mitgliedern das Ehrenwort zu verlangen, dass sie "nach bestem Wissen und Gewissen frei von jüdischem oder farbigem Bluteinschlag" seien, denn: "Der Burschentag ist der Ansicht, daß nach den bestehenden Bestimmungen und dem seitherigen Brauch eine Aufnahme von Juden nicht in Frage kommt."
Dementsprechend bezeichnete die DB auch bereits 1932 "den Nationalsozialismus als wesentlichen Teil der völkischen Freiheitsbewegung".
Wie mag wohl Burschi-Kader Jänisch zur "völkischen Befreiungsbewegung" stehen? Im Studivz-Profil findet sich jedenfalls unter "Politische Richtung" nur ein lustloses "mitte rechts". Fotoalben sind nicht vorhanden. Immerhin ist er auf ganzen fünf Fotos verlinkt (scheint ein aufregendes Leben zu führen). Auf den ersten Blick die üblichen Fotos von besoffenen Burschis im Wichs in ihrer "Kneipe". Klickt man sich dann allerdings ein wenig weiter durch die Alben, aus denen die Fotos stammen, wird einem speiübel: Burschikader Jänisch in vollem Wichs, der Blick glasig, mit dem linken Arm auf einen Verbindungsbruder gestützt, den rechten Arm zu Hitlergruß emporgereckt. Hochschulpolitik von "mitte rechts" eben. Keiner der anwesenden Verbinder scheint sich an dem verbotenen Gruß zu stören. Deutsche Normalität.
Dieser Vorfall ist zwar weder untypisch noch überraschend, trotzdem bzw. gerade deswegen gilt es aber, die braunen Umtriebe der "Hilaritas" öffentlich zu machen und zu skandalisieren.
Wir fordern daher nach wie vor:
Sofortige Auflösung der "Hilaritas" und anderer reaktionärer "Korporationen"!
Verbot aller faschistischen Organisationen.
Deutschen Ungeist bekämpfen, auf allen Ebenen, mit allen Mitteln! In Stuttgart und anderswo!
Hochschulpolitik à la Thorsten Jänisch: Hitlergruß und Bierzipfel