In der Gaststätte „Westenkrug“ an der Victoriastraße fand am 8. September 2012 ein Treffen der Neonazi-Szene statt. Unter den Teilnehmenden befanden sich zahlreiche Führungskader der seit gut zwei Wochen verbotenen Neonazi-Gruppen „Nationaler Widerstand Dortmund“ und „Kameradschaft Hamm“. An der mehrstündigen Versammlung haben über 30 Personen teilgenommen.
Wirt soll Neonazis Hausverbot erteilen
Der Wirt des „Westenkrug“ war über den Charakter der Veranstaltung und seine Gäste informiert. Er setzte die Neonazis trotzdem nicht vor die Tür. Auf Nachfrage gab er an, seine Gaststätte an die Neonazis zu vermieten, da er auf die finanziellen Einnahmen angewiesen sei. Der Wirt macht sich zum Helfer der Neonazis, wenn er ihnen seine Räume überlässt. Wer sich von Neonazis und ihren rassistischen Positionen distanziert, der darf sie auch nicht unterstützen, in dem er ihnen eine Ort zur Vernetzung und Planung bietet. Wir fordern den Gastwirt auf, der NPD und den Kameradschaften unverzüglich Hausverbot zu erteilen.
Führende Neonazis der verbotenen Kameradschaften anwesend
Unter den Teilnehmern der Veranstaltung befanden sich Sascha Krolzig,
der Anführer der verbotenen „Kameradschaft Hamm“ sowie Dietrich Surmann,
Alexander Deptolla und Michael Brück, die der Führungsebene des
verbotenen „Nationalen Widerstand Dortmund“ angehörten. Am Samstag
anwesend war auch der Rechtsanwalt Andrè Picker aus Dortmund. Dieser ist
zwar Mitglied der extrem rechten „Bürgerbewegung pro NRW“, zugleich
aber auch der rechtliche Beistand der regionalen Neonazis. Nach der
Verfügung des Innenministers ist den Kameradschaften aus Dortmund und
Hamm jede weitere Aktivität untersagt, ebenso dürfen sie keine
Nachfolgestrukturen aufbauen. Trotzdem konnten sie sich ungestört in
Hamm treffen. Dass die Polizei nicht eingeschritten ist, wirft schon
einige Fragen auf. Die Verbote haben die Szene zwar verunsichert und
temporär geschwächt, fest steht aber, dass viele Neonazi-Aktivisten
versuchen, neue Betätigungsfelder zu finden und Ersatzorganisationen zu
gründen. Die Veranstaltung am Samstag ist als Versuch der Reorganisation
zu werten. Dies muss unterbunden werden.
Nachfolgeaktivitäten müssen unterbunden werden
Als mögliches Auffangbecken für die vom Verbot betroffenen Mitglieder
bietet sich die NPD an. Vor drei Monaten konnten bereits Bestrebungen
von Kameradschafts-Aktivisten zum Eintritt in die NPD beobachten werden.
Der Kreisverband Unna/Hamm stand diesen Bestrebungen offen gegenüber.
Auch die von Christian Worch gegründete Mini-Partei „Die Rechte“ wird
nun genutzt. Sascha Krolzig versucht aktuell, den Aufmarsch am 6.
Oktober als Veranstaltung dieser Partei umzudeuten, um einem Verbot zu
entgehen.
Widerstand bleibt notwendig
Niemand sollte glauben, dass sich das Neonazi-Problem durch Verbote
vollständig lösen lässt. Die Personen und ihr Gedankengut werden
bleiben. Polizeiliche und ordnungspolitische Mittel sind nicht
ausreichend, um Rassismus und Neonazismus erfolgreich zu begegnen.
Wichtiger ist der Widerstand von unten, wie er von Antifa-Gruppen,
Initiativen und Bündnissen praktiziert wird sowie eine breite
gesellschaftliche Debatte. Ein gesellschaftliches Problem wie Rassismus
bedarf einer Antwort aus der Gesellschaft. Für uns heißt diese:
Konsequenter Antifaschismus!
Hintergrundinfos: Neonazi-Treffen in Hamm
Der Kreisverband Unna/Hamm der Partei veranstaltet regelmäßig Treffen,
die der regionalen Neonazi-Szene, unter anderem auch den seit dem 23.
August verbotenen Gruppen „Kameradschaft Hamm“ (KSH) und „Nationaler
Widerstand Dortmund“ (NWDO), als Ort der Vernetzung und des Austausches
dienen. Organisator dieser Treffen ist Hans-Jochen Voß, ein
Versicherungsmakler aus Unna und Vorsitzender des NPD Kreisverbandes
Unna/Hamm, der von der Polizei ebenfalls zum “NW Dortmund” gezählt wird.
Die letzte Veranstaltung dieser Art fand 11. August in der von Sascha
Krolzig angemieteten ehemaligen Gaststätte an der Werler Straße statt.
Dies war durch Recherchen von Antifa-Gruppen bekannt geworden. Damals
referierte die Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck vor über 50
Neonazis. Die Räume in der Werler Straße können seit den Verboten nicht
mehr genutzt werden. Die Neonazis sind nun wieder auf Gaststätten als
Versammlungsorte angewiesen. Bis 2009 fanden die regelmäßigen
Veranstaltungen vor allem im Kreis Unna statt. Doch dort findet
Hans-Jochen Voß keine Gastwirte mehr, die bereit sind mit ihm zusammen
zu arbeiten. Besonders die NPD mietete Räume oft unter falschen Angaben.
Behauptet wurde, ein Geschichts- oder Heimatverein würde sich treffen,
in Wirklichkeit fanden dann aber Schulungsveranstaltungen der NPD statt.
6.10 auf nach hamm / westf.
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