Antisemitismus at work

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Tapfer im Nirgendwo präsentiert ein aktuelles Beispiel für die Art und Weise wie Antisemitismus funktioniert:

Heinz-Christian Strache ist ein österreichischer Politiker der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), sowie Bundesparteiobmann und Klubobmann seiner Partei im Nationalrat. Er ist ebenfalls Landesparteiobmann der FPÖ Wien. Außerdem hat er einen Facebook-Account (facebook.com/HCStrache).

 

Am 18. August 2012 schrieb er auf seine Pinnwand:

“So sieht die Umverteilung von Rot-Schwarz mit ihren grünen Helferleins in Wahrheit aus! Sie verteilen unser hart erarbeitetes und erwirtschaftetes österr. Steuergeld in Richtung der EU-Bankspekulanten mittels ESM-Diktat und Österreich-Verrat! Gleichzeitig kürzten sie die Familienbeihilfe und das Pflegegeld in Österreich und haben damit die Ärmsten der Armen getroffen (Kreisky dreht sich im Grab um). Rot-Schwarz-Grün verteilen unsere österr. Steuer-Mrd (über 20 Mrd Euro) lieber an die EU-Banken-Lobbys statt an uns Österreicher und sind nicht bereit es in unser Bildungssystem, in österr. Forschung, Infrastruktur und österr. Wirtschafts- und Arbeitsmarktinitiativen zu investieren. Ich stehe dazu: Unser Steuergeld für unsere österr. Staatsbürger statt für EU-Bankspekulanten, welche die Brandstifter der heutigen EURO-Krise sind!”

Dazu zeigte er ein Bild, auf dem ein dicker Mann mit Krummnase und Davidsternen auf den Manschettenknöpfen, der die Banken symbolisieren soll, von der Regierung gefüttert wird, während das ausgehungerte Volk zuschauen muss.

 

Im Original sind auf der Karikatur keine Davidsterne und keine Krummnase zu finden, aber Strache zeigt auf seiner Pinnwand die Version mit den Davidsternen und Krummnase.

 

Die Karikatur präsentiert in dieser Form in so deutlicher Form judenfeindliche Stereotypen, dass der Antisemitismus auch sofort von einigen Facebookfreuden Straches erkannt wurde. Bereits der zweite Kommentar zu der Karikatur stellt fest: “damit die rothschilds noch reicher werden!”

Der Herr, der diesen Kommentar geschrieben hat, heißt Manfred Z. Ein anderer Herr schreibt: “Wie in den 20er und dann 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Was dann passiert ist wissen die Geschichtsbewußten.” Manfred Z. fügt hinzu: “es wird sich alles wiederholen und dann spielens wieder die armen opfer und die zukünftigen generationen dürfen zahlen,so wie wir heute noch!”


Wir sehen also, Nazis verstehen das Bild. Vollkommen zurecht kamen daher auch einige kritische Töne zu dem Bild. Pralinky Vroni fragt: “kurze frage an die kultur und geschichts Kenner unter euch, habts ihr schon mal werbung/plakate/zeichnungen oder Karikaturen aus dem jahr 1933 gesehen? speziell die in Österreich im umlauf waren?” Thomas Götz von Aust schreibt: “die judennasen sind aber im vergleich zum stürmer kleiner geworden. das nennt man dann wohl aus der geschichte lernen.” Torben Frank stellt fest: “Bankier mit Hakennase, an Davidsterne erinnernde Manschettenknöpfe …. die Karikatur ist sehr problematisch.” Martin Elmarto Bachinger findet deutliche Worte: “Schöne Davidsterne habt ihr dem Banker auf den Ärmel genäht, und die Nase sicherheitshalber noch ein bisschen Hakenförmiger, schliesslich soll sich das “Stammklientel” auch auskennen, gelle? Antisemitenpack.”

Und wie reagiert Heinz-Christian Strache? Er postet folgendes:

“Sachen gibt es. Manchmal verliert man völlig den Glauben an die Vernunft des politischen Mitbewerbers und mancher Journalisten. Seit Jahren kritisiere ich die Allmacht des Bankensystems, das auf Kosten der Bürger immer fetter und mächtiger wird. Und wenn ich einen Cartoon dazu verlinke, den ein anderer User gepostet hat, wird mir auf einmal Antisemitismus unterstellt. Das ist mehr als perfid. Immerhin war ich der einzige österreichische Parteiobmann, der etwa die Wiener Juden in Schutz genommen hat, als Israel vom Wiener SPÖ-Gemeinderat Al Rahwi übel attackiert wurde. Und es war ich, der den israelischen Vizeminister Kara als meinen Gast in Wien willkommen heißen durfte. Zudem vermitteln wir aktuell in Hebron zwischen Juden und Palästinensern, worüber mit unserem LAbg. David Lasar sogar in der New York Times berichtet wurde. Wenn ich Kritik an der Finanzwirtschaft platziere, dann kritisiere ich damit weder Juden noch Christen noch Muslime, Buddhisten und auch keine Atheisten, sondern die Kaste gieriger Banker, die den Rachen nicht voll genug bekommen. Ich habe von dem Cartoon noch zwei Versionen gefunden, eine mit italienischer Sprache auf einer Seite der SPD, eine auf englisch. Antisemitisch ist keiner für mich. Und für alle nochmal zum Mitschreiben: Ich dulde auch keinen Antisemitismus. Etwas mehr Sensibilität und auch Qualität täte dem einen oder anderen Journalisten und auch Politiker nicht schlecht.”

Ja, hier sehen wir Antisemitismus at work! Erst eine antisemitische Karikatur posten und wenn dann berechtigte Kritik auftaucht, sofort auf jüdische Freunde verweisen und auf jene Sozialdemokraten, die auch kein Problem mit antisemitischen Bildern haben.

 

Lieber Heinz-Christian Strache,

wissen Sie was? Antisemitische Gedanken können jeden Menschen befallen. Die Krankheit Antisemitismus ist schon so alt und konnte so gut mutieren, dass niemand ganz dagegen immun ist. Sie können davon ebenso befallen werden wie ich. Es gibt sogar Juden, die von antisemitischem Gedanken befallen wurden. Es wäre daher ein Zeichen der Größe gewesen, wenn sie einfach folgendes erklärt hätten:

“Es tut mir leid. Ich habe die judenfeindlichen Stereotypen in der Karikatur nicht erkannt. Sie sind jedoch offenkundig vorhanden, was dadurch deutlich wird, dass ich auf die Veröffentlichung der Karikatur hin einige sehr deutlich judenfeindliche Kommentare erhalten habe. Ich entschuldige mich für meinen Fehler und werde versuchen, den Schaden, den ich angerichtet habe zu begrenzen.”

Das wäre wahrhaft groß gewesen. So aber sind sie nur ein kleines armes Würstchen, das in der braunen Sauce des Antisemitismus’ liegt, aber nicht wahr haben möchte, dass Nazis bei diesem Anblick das Wasser im Munde zusammenläuft.

 

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Immerhin hat er die Karrikatur inzwischen ausgetauscht....

Abgesehen davon ist sein Patriotismus und Nationalstolz widerlich und außerdem gibt´s nicht nur den verlogenen Antikapitalismus zu kritisieren, den er sich auf seine Parteifahne schreibt. Strache hätte noch sehr viel klar zu stellen, als Verkennung dieser Stereotypen....

Nein, er hat die Karikatur nicht ausgetauscht, er hat nachträglich eine unverfängliche Version gepostet und sich über die Aufregung erstaunt gezeigt. Das ursprüngliche Posting ist noch immer auf der Wall abrufbar...

 

Posting vom Samstag, 18.8., 13:57

facebook.com/photo.php?fbid=10151042880513591&set=a.226243068590.133860.74865038590&type=1

 

Posting vom Sonntag, 19.8., 12:14

facebook.com/photo.php?fbid=10151044742258591&set=a.226243068590.133860.74865038590&type=1

Du hast recht, der Antisemit Strache versucht seinen Antisemitismus mehr schlecht als recht zu verbergen... Danke für diesen Beleg!

 

In der Hand dieses Idioten ist die Karrikatur ohnehin noch fragwürdiger (wenn auch nicht antisemitisch), geht es ihm doch nur um das arme, geknechete österreichische Volk, dass tatsächlich selbst von der Ausbeutung Anderer sehr gut lebt und eher übergewichtig daherkommt... Nationalismus und Antikapitalismus wollen einfach nicht zusammenpassen...