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Erfolgreicher AFA Protest (Vorderpfalz)

Gasse in Boehl

Am 8. Mai, dem Tag der Befreiung der Welt vom deutschen Nationalsozialismus, versuchten örtliche Neonazis um den bekannten Nazi-Kader und Hooligan Christian Hehl und dem Aktionsbüro Rhein-Neckar im kleinen Ort Böhl-Iggelheim in Rheinland-Pfalz eine "Mahnwache" an einem ehemaligen amerikanischen Kriegsgefangenenlager durchzuführen. Diese "Mahnwache" wurde durch lautstarken antifaschistischen Protest begleitet.

 

Wie schon zuvor berichtet (u.a.  http://de.indymedia.org/2009/05/249787.shtml) versuchte heute der Nazi-Kader Christian-Hehl im vorderpfälzischen Ort Böhl-Iggelheim eine "Mahnwache" durchzuführen. 

Dieser Aufmarsch reihte sich ein in eine der "Freien Kräfte" beworbenen Kampagne zum 8.Mai. Dieser 8.Mai soll im Zuge dieser Kampagne umgedeutet werden - TäterInnen werden zu Opfer, die alliierten Streitkräfte zu BarbarInnen stilisiert. 

In diesem Kontext wurde auch der Aufmarsch am heutigen Abend durchgeführt. So wurde an einem "Gedenkstein" zwischen Böhl und Iggelheim, welcher zur Erinnerung an ein ehemaliges amerikanisches Kriegsgefangenenlager errichtet wurde (der Stein selber hat schon einen fragwürdigen Inhalt und stellt sich in die Tradition von "Wehrmachtsdenkmälern" und einer falschen Geschichtsschreibung), eine Kundgebung angemeldet. 

Doch schon am Abend vorher kam es zu einem spontanen Protest von Wormser AntifaschistInnen in Iggelheim - über 1000 Flugblätter wurden verteilt und die AnwohnerInnen über den kommenden Tag informiert. Schnell organisierte Nazis aus den umliegenden Dörfern kamen zu spät um diesen Protest noch verhindern zu können. 

Einige Stunden später wurde dann der "Gedenkstein" mit roter Farbe adäquat verschönert und die "Gedenktafel" mit PVC-Bauschaum unleserlich gemacht. Die Fronten waren also klar. 

Nachdem die Stadt sich dazu außerstanden gesehen hatte irgendwie juristisch gegen den Naziaufmarsch vorzugehen und die PolitikerInnen nur einen Protest (ohne "linke Chaoten") fern ab des Geschehens und zu einer anderen Uhrzeit vollziehen wollte, war praktischer und direkter Protest notwendig. 

Doch die Polizei machte dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung. Schon ab 16 Uhr war die Gegend um den Stein weiträumig mit Hamburger Gitter abgesperrt. Es gab Vorkontrollen an den Zufahrtsstraßen und vereinzelt wurden Personen später nicht mehr in die Nähe des Protestes gelassen.

Es wird geschätzt, dass gut 150+ PolizistInnen im Einsatz waren; darunter eine Hundestaffel und ca. 35 BFE-PolizistInnen. 

Ab 17-18 Uhr versammelten sich nach und nach AntifaschistInnen aus der gesamten Region. Nach dem eher schwachen Protest am 2.Mai in Neustadt/Weinstraße (was auch auf das massive Polizeiaufgebot und den vorherigen Naziaufmarsch in KL zurück zuführen ist) kamen hier im provinziellen Böhl-Iggelheim am Ende doch gut 150 AntifaschistInnen zusammen, darunter 30-40 Personen aus dem Ort selber. Alleine diese Anzahl ist schon ein voller Erfolg - und ließ die "Parteiveranstaltung" von SPD und CDU im Iggelheimer Ortskern ins Leere laufen. 

Am Anfang kam es zu einem (eher zaghaften) Versuch einige Gitter wegzuräumen und direkt an den Stein zu kommen - dies scheiterte leider, neben der fehlenden Entschlossenheit, an der schnell verstärkten Polizei. 

Mit reichlich Verspätung kamen dann gut 35 Nazis zusammen, um den Reden ihrer "Führer" zu lauschen und ihren eigenen Mythos zu zelebrieren. Ohne Lautsprecher und sonstigen zusätzlichen Utensilien ging diese "Mahnwache" aber im lautstarken Protest der AntifaschistInnen unter. 

Die Polizei reagiert hier und da wie gewohnt über - eine Antifaschistin, welche angeblich eine Radieschen gen Nazis geworfen hatte, wurde 20 Meter über den Boden geschliffen und danach in Gewahrsam genommen. Auch später anreisende Personen wurden massiven Kontrollen unterworfen und nicht mehr in die Nähe des Protestes gelassen. 

Nach einer knappen Stunde (angemeldet waren zwei) verließen die Nazis den Ort wieder geschlossen und dackelten die 200 Meter gen Bahnhof zurück - hier waren nun die BFE-Einheiten nötig, da der Protest sich direkt und lautstark an der Abzugsroute der Nazis formulierte. Ohne diesen Polizeischutz wäre es für die Rechtsextremen heute eher unschön ausgegangen.... 

Die Veranstaltung der Nazis konnte nicht verhindert werden - aber dafür ein deutliches Zeichen gesetzt werden, dass Antifaschismus auch in der Provinz lebt und aktiv ist - denn es gibt kein ruhiges Hinterland! 

Deutschland dekonstruieren - Nazis wegrockern! 

Um Ergänzungen wird gebeten - insbesondere Facts zu den anwesenden Nazis... 

Zusatz: Diesem Artikel ist der recht gut recherchierte Flyer der Antifa Speyer angehängt, welcher auch auf die deportieren Juden/Jüdinnen aus Iggelheim eingeht und welchen Mensch am 8.Mai vor Ort hätte gedenken sollen! 

Zusatz 2: Die Naziszene in Böhl-Iggelheim besteht aus einem festen Kern von 5-15 Personen und einem lockeren Umfeld von weiteren 10 Personen. Es kam in den letzten Jahren (insbesondere nach FCK Fußballspielen) zu Übergriffen gegen MigrantInnen und Linken im Ort und im Umfeld des HBF. Auch wurde und wird immer wieder massiv Nazi-Propaganda geklebt. Trauriger Höhepunkt war ein Brandanschlag auf die Container-Siedlung der hier lebenden Sinti & Roma, welcher ein Nazi aus Böhl-Iggelheim verübt hatte. Der politische Aspekt wurde damals fast komplett verschwiegen und geleugnet. Böhl-Iggelheim reiht sich dabei ein in ähnliche Orte in der Region wie Hassloch, Schifferstadt, Limburgerhof und Neuhofen, wo eine recht aktive Naziszene immer wieder versucht die Jugendlichen vor Ort zu rekrutieren.

 

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von einem weiteren Genossen:

 

 

Kleiner Bericht von der Bügerkundgebung auf dem Dorfplatz Böhl-Iggelheim anlässlich des Nazi-Aufmarsches am 08.05.09

 

Vorkontrollen

Der Weg in Richtung Böhl war von der Polizei abgesperrt. Und selbst bei der bürgerlichen Veranstaltung wurden einige Personen kontrolliert. Scheinbar ging von dem mitgeführten VVN-Transparent eine Gefahr aus.

 

Eröffnung

Eröffnet wurde die Veranstaltung um 19 Uhr durch den Versammlungsleiter, (der im normalen Leben sein Geld bei der Polizei verdient), der gleich dazu aufforderte, nicht zum Stein zu gehen, um die Arbeit der Polizei nicht zu erschweren. Außerdem würde es die Taktik der Gegendemonstranten unterstützen, wenn viele Bürger anwesend wären. (Den Zusammenhang konnte er jedoch nicht genau plausibel machen.)

 

Peinlicher Auftritt des Bürgermeisters Christ

Danach sprach der Bürgermeister der Gemeinde Peter Christ und ließ sich zu einigen peinliche Aussagen hinreißen. Gleich zu Anfang seiner Rede, sagte er, er  wende er sich gegen die Neonazis, aber ebenso auch gegen die Antifa-Gruppen, die dort vor Ort protestierten. Danach versuchte er zu begründen, weshalb er den Aufmarsch der Nazis nicht verboten habe: Wenn die Gerichte ein Verbot gekippt hätten, hätte er angeblich keine Auflagen für den Aufmarsch mehr machen können. (Leider ist das kompletter Unfug.) Hr. Christ äußerte weiterhin die Hoffnung, dass durch das Verhalten der Gemeinde und der Bürger und durch die Nicht-Beachtung, die Rechtsextremen und ihre „selbsternannten Gegner“ veranlasst würden, die Gemeinde in Zukunft in Ruhe zu lassen. Auch er rief die Bürger dringend dazu auf, nicht in Richtung Gedenkstein zu gehen. Er jedoch werde sich jetzt dort hinbegeben, um die Polizei vor Ort zu unterstützen.

 

Rede des Vorsitzenden des Jugendgemeinderats

Er sprach sich klar gegen die Neonazis aus und verwies auf die historische Verantwortung. Insgesamt war es eine recht kurze Ansprache.

 

Rede DGB-Regionalvorsitzende Jutta Steinruck

Deutlich erfrischender  war die Rede von Jutta Steinruck, die klare und glaubhafte Statements gegen die Rechtsextremen abgab. Sie kritisierte den Bürgermeister dafür, dass er nicht einmal versucht habe den Aufmarsch zu verbieten. Dies wäre ein deutliches Signal der Verwaltung an die Nazis gewesen, es hätte es ihnen schwerer gemacht und ihre Ressourcen beansprucht. Auch warb sie für eine gewisse Toleranz hinsichtlich der Aktionsformen gegen die Neonazis, natürlich nur auf Grundlage der Gewaltlosigkeit. Sie schloss mit den Worten „Nazis verpisst Euch, keiner vermisst Euch!“, was auch auf einem Transparent zu lesen war.

 

Musik

Ebenso deutlich äußerte sich der Gitarrist und Sänger, der nach der Rede, und auch schon davor, einige, teilweise für den Anlass umgeschriebene, Klassiker zum Besten gab.

 

Gebet und kleiner Eklat

Die Veranstaltung endete mit einem ökumenischen Friedensgebet. Während den Sekunden des Schweigens nach dem Vaterunser ertönte zweimal der Ruf “Lunara” (Selbstbezeichnung der Nazis aus Ludwigshafen: Ludwigshafen, Nazis, Rassisten). Dieser kam von einem Mädchen (ca. 14 Jahre) das gerade mit zwei andere Teenagern etwa im gleichen Alter über den Platz radelte. Die drei wurden daraufhin von der Polizei kontrolliert. Ob die Beamten die Bedeutung dieses Ausspruchs kannten, oder ob sie die Kids nur wegen Fahrradfahrens in der Fußgängerzone angehalten haben ist leider nicht bekannt.