Video: "Deutschland, Deutschland, über alles" beim Burschentag

burschentag-bild

Alle Jahre wieder treffen sich mehrere Hundert Burschenschafter in Eisenach zum "Burschentag". Bereits im letzten Jahr ist es bei diesem Treffen zum Eklat gekommen, als der sogenannte „Arier-Paragraph“ in die Satzung des Dachverbandes der Deutschen Burschenschaft eingeführt werden sollte. Auch in diesem Jahr ist die Versammlung des "Studentenbundes" mit einem Skandal verlaufen: der Versuch von konservativen Burschenschaften den Nazi Norbert Weidner abzuwählen scheiterte. Letztendlich kein Wunder. Wie auch das Video zeigt, haben die Burschenschaften seit langem keine Hemmungen mehr sich in einer nationalistischen Ästhetik zu inszenieren. Beim sogenannten „Totengedenken“, bei denen sie ihrer gefallenen Kameraden der Weltkriege gedenken, marschieren sie im Gleichschritt und frönen sogar das Deutschlandlied in allen 3 Strophen. Direkte Proteste gegen diese Inszenierung gab es keine.


Am vergangenem Samstag (2.Juni '12) fand unter dem Motto „Den Burschentag zum Desaster machen“ eine Gegendemonstration von ca 300 Teilnehmern statt. Philipp vom „Bündnis gegen Burschentage“ erklärt die Hintergründe des Protests.

 

Einen Onlinestream gibt es unter http://www.filmpiraten.org/2012/06/deutschland-deutschland-uber-alles-beim-burschentag/

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Aber warum muss mal wieder ein Mann das Patriachat erklären??

ist doch cool, wenn das auch mal n typ macht. zeigt doch, inwiefern auch männer sich solidarisch auf feministische politik beziehen können. kannst dir ja aber auch das andere interview (siehe den anderen thread dazu) anhören...

- weil sich ein Mann, als ein potenzieller Nutznießer patriachaler Verhältnisse, immer wieder auf das männliche und somit Machtseite schlagen kann.

- weil ein Mann als potenzieller Profiteur des Patriachats im Verdacht steht, dieses Machtverhältnis nur aus der Position des latenten Nutznießers und nicht eines Opfers zu betrachten, zu reflektiern, zu analysieren und zu bekämpfen

- weil so gesehen, ein Mann als Interviewpartner sein eigenes soziales Fortkommen über ein Thema organisiert, dass die "Hälfte des Himmels" am sozialen Fortkommen hindert

- weil mensch sich fragen kann, ob es innerhalb dieser Gruppierungen ein patriachales Verhältnis gibt, die es Frauen nicht erlaubt über die gegen sie gerichtete Herrschaftform zu reden.

 

usw.

 

- die ersten beiden argumente beziehen sich auf den inhalt der kritik am patriarchat. da müsstest du das am gesagten nachweisen. so wie du das beschreibst ist es zwar möglich, dass das passiert, aber eben nicht zwingend folgend.

- das dritte argument verstehe ich nicht. was für ein soziales fortkommen wird da von wem organisiert und welches thema hindert wen am sozialen fortkommen? so wie es da steht: der typ da organisiert sein soziales fortkommen anhand des feminismus. der feminismus hindert die "hälfte des himmels" am sozialen fortkommen? what?

- das vierte argument ist rein spekulativ und lässt zwar die frage zu. es ist aber kein argument dagegen, dass das interview ein typ führt, sondern allenfalls ein hinweis auf interne strukturen. und daher der verweis auf das andere interview: es ist eben nicht so, dass sich zu dem thema nur männer zu wort melden...

daher nochmal die frage: warum nicht? gerade im bezug auf die kritik an patriarchat und männerbund ist es doch so, dass sich da in der regel zu wenig männer zu wort melden. in bezug auf studentenverbindungen geht es dann eher um rassismus und faschismus (also eher klassischere antifathemen). also passt doch oder?

- weil hier ein Mann das Patriachat kritisiert, ohne durchscheinen zu lassen, dass er über sein Geschlecht in einer gesellschaftlichen Struktur steckt, die ihn und sein Verhalten potenziell Teil des Problems und nicht der Lösung zu machen. Er kritisiert halt andere Männer, mehr nicht.

- weil das reine Aufzählen gesellschaftlicher Widersprüche und deren vorgegebenen Bekämpfung in seiner Summe einen nicht zu einem revolutionären Subjekt macht, sondern erst einmal zu einem Aufzähler.

- weil allein das ein Mann das patriachale Verhalten anderer Männer und männlicher Gruppen kritisiert, nicht heißt, dass er, oder ein Teil seiner Gruppe oder gar alle, den Worten auch Taten folgen lassen.

- weil gerade patriachale Gesellschaftsstrukturen in antifaschistischen Bezügen eine permanente Reproduktion erfahren. Die meisten antifaschistischen Bezüge schaffen es nicht, immanente emanzipatorische Entwicklungen anzustoßen und zu verfestigen. Die Folge ist, dass  die permanent dazustoßenden Jungmacker keine selbstkritischen Reflektionen ihres Verhaltens erfahren, sondern helfen das machistische Bild und Wirken nach außen und innen zu transportieren und zu zementieren.

 

Punkt drei fandest Du unverständlich?! ich habe viel Männer erlebt, die über das Thema Frauenemanzipation, antipatriacheler Kampf, etc. sich innerhalb der politischen Szene das Ansehen einer Integrität zugelegt haben, das alles andere als berechtigt war. Sie aber berechtigte über den erworbenen Habitus Macht in der Szene auszuüben. Dies hinsichtlich Definitionsgewalt, Ausgrenzungen, usw.. Ich schätze stilles antipatriachales Verhalten, individuelles und strukturelles, verbal Lautes erscheint mir verdächtig.

 

Lass uns den Diskurs beenden. Vielleicht sieht mensch sich einmal. Dann kann mensch besser diskutieren und verstehen.

Ich schätze stilles antipatriachales Verhalten, individuelles und strukturelles, verbal Lautes erscheint mir verdächtig.

 

sehe ich genauso, aber...

 

folgt man deinem argumentationsmuster, dann ist es männlich sozialisierten menschen im prinzip unmöglich, laute kritik am patriarchat zu üben, denn es ist ja nur gelaber und verdeckt die tatsache, dass veinnerlichter sexismus noch vorhanden ist. das mag teilweise so zutreffen, dennoch halte ich eine kritik am patriarchat gerade auch durch "männer" für äußerst sinnvoll. man sollte sich dann nicht als "männliche emanze" selbst vergöttern, aber eine vernünftige, logische kritik sollte meiner ansicht nach von jedem vorgebracht werden können, der es eben auch kann/will und dazu gehört dann auch mein geschlecht...

 

leere phrasen wurden in sachen emanzipation nämlich auch häufiger als ich gerne erlebt hätte von "linken frauen" in den raum geworfen, dessen verhalten sich ebenso in keinster weise mit ihren mündlichen ausführungen deckte.

 

ich denke "frauen" müssen sich eigenständig von "männern" befreien, dass heißt aber noch lange nicht, dass sie durch einige keine unterstützung erfahren sollten. und in jedem mann erst mal einen sexisten und unterdrücker zu sehen halte ich für äußerst fragwürdig und oberflächlich.

wahrscheinlich hast du es nicht unbedingt auch so gemeint, wie ich es dir jetzt vorwerfe, aber es kommt halt so rüber.

 

kleiner tipp zum schluß: ich denke, als mann fällt einem die kritik an patriarchalen strukturen nicht dadurch leichter, dass man ausgegrenzt wird und sich solche vorwürfe wie die von dir anhören muss. letztlich sind wir doch auch nur so sozialisiert worden...und dagegen kann man ankämpfen und es wär nett, wenn uns "männern" da ein tick mehr geholfen wird, sonst dreht man sich nur noch im kreis ;) danke fürs verständnis :)

wir können gerne aufhören darüber zu diskutieren, auch wenn ich es spannend finde. trotzdem habe ich das gefühl, dass du eine allgemein kritik an der szene hast die du m.e. an einem falschen beispiel aufhängst.

 

zu 1) wer sagt denn, dass hier bloß andere männer kritisiert werden? ich würde das eher so begreifen, dass das bündnis gesellschaftliche strukturen kritisiert (wenn ich da die aufrufe des bündnisses und die zeitungen und die interviews falsch verstanden habe, korrigiere mich bitte). und da liegt - denke ich - auch ein entscheidender knackpunkt: es gibt unterschiedliche patriarchatsbegriffe. ich sage ja auch gar nicht, dass es keinen unterschied macht ob männer oder frauen in der öffentlichkeit sprechen und es ist in jeder hinsicht zu begrüßen, wenn die radikale linke strukturen bereit stellt, die mit herkömmlichen mustern brechen. das ändert aber nichts an der tatsache, dass es in der linken szene gerade zu wenige und nicht zu viele männer gibt, die vernünftige beiträge zu feminismus und patriarchatskritik zu bringen. d.h. an vielen anderen stellen ist es berechtigt zu bemängeln, dass in der regel männer bestimmte initativen repräsentieren, an dieser stelle aber nur bedingt.

 

wenn wir uns übrigens jetzt zu sehr auf das video fokussieren, fallen die anderen beiträge wie das bereits erwähnte interview inhaltlich hinten runter. und prompt hast du leider genau das gegenteil dessen bewirkt. es wird über diesen einen beitrag durch einen mann geredet und nicht über die sonstigen beiträge, die eigentlich viel wichtiger sind als dieses popelige interview.

 

zu 2) ich halte eh das festhalten an sowas wie einem "revolutionären subjekt" (was ja eigentlich als arbeiterklasse gedacht wurde und zwar gerade nicht aufgrund des individuellen verhaltens, sondern aufgurnd der materiellen stellung im produktionsprozess) für unangebracht: es gibt nicht das subjekt in das man seine ganzen hoffnungen projizieren kann weil die person sich "richtig" verhält. daher würde ich diesen maßstab auch nicht an leute anlegen.

 

zu 3) das stimmt. nur weil männer sich das label "feminist" geben, heißt das nicht, dass sie nicht auch von feminist_innen zu kritisieren sind. was mit taten gemeint ist, ist mir allerdings schleierhaft. ich denke es ist komplexer als nur die frage danach ob ein mann sich vor die kamera stellt, weil man daran im allgemeinen feststellen kann: oha. da wird was reproduziert, was in der patriarchalen gesellschaft strukturell verankert ist. aber über den inhalt und den background (insbesondere des bündnisprozesses) kann man eigentlich nichts aussagen, weil man nur diesen einen fakt betrachtet. daher habe ich ja schon zwei mal auf dieses andere interview (ich kann auch den jingle und die redbeiträge auf der demo noch erwähnen; wenn ich mich richtig erinnere wurden fast alle redebeiträge nur von frauen oder zumindest gemeinsam mit frauen verlesen - übrigens auch eine seltenheit bei linksradikalen demos) verweisen um deutlich zu machen, dass es dem bündnis offensichtlich gelungen ist in bestimmten hinsicht genau mit dieser rollenverteilung zu brechen - was mir vor allem ein verdienst der feministischen ausrichtung zu sein scheint!

 

zu 4) auch da hast du vollkommen recht. aber auch hier geht das offensichtlich am inhalt des interviews vorbei (übrigens auch an der form. ich behaupte, dass eine mackrige selbstinszenierung in diesem film nicht stattfindet). und da fallen mir ehrlich gesagt ganz andere dinge ein, die für diese reproduktion taugen. meinenthalben können sich die "jungmacker" dieses interview gerne mal reinpfeifen und ich würde mich freuen, wenn der ein oder andere was daraus zieht.

 

zu 5) den punkt kann ich absolut nachvollziehen. aber das ist ein problem der szene und ihrer mangelnden kritikfähigkeit. die struktur der szene lässt solche machtstrukturen ja überhaupt erst zu. dass solche machtstrukturen unreflektiert eingenommen werden stimmt und ist auf jeden fall ein problem. ich glaube, dass das ganze viel zu sehr auf die individuelle ebene abzielt. dein eigentliches anliegen war ja, wenn ich dich richtig verstanden habe, dass du befürchtest, dass innerhalb des bündnisses patriarchale sturkturen vorherrschen, die dafür sorgen, dass frauen sich nicht trauen, öffentliche statements zu transportieren. ich habe dir hoffentlich ein paar beispiele geliefert um diese spekulationen zumindest in frage zu stellen. alles andere muss innerhalb des bündnisses verhandelt werden und führt hier nicht weiter. wir können da, glaube ich, von außen einfach nicht drüber urteilen.

 

um es nochmal auf den punkt zu bringen: aus der tatsache, dass ein mann dieses interview gibt, kannst du nur eins feststellen: dass es auch sonst üblich ist, dass männer die öffentlichkeitsarbeit machen. da aber genügend andere beispiele existieren, die das ganze bild ausdifferenzieren (im fall der kampagne gegen den burschentag), taugt der vergleich nicht viel. du kannst aus dieser tatsache ebensowenig ablesen, aus welchen gründen das in diesem fall so ist und erst recht kannst du kein urteil über personen fällen, weil es dafür überhaupt keine anhaltspunkte gibt. vielmehr lenkt deine kritik, die sich hier (m.e. fälschlicherweise) an einem einzelaspekt aufhängt, doch davon ab wie gut (wie ich finde) das bündnis es auf die reihe kriegt genau das gegenteil davon zu machen, was du unterstellt hast (sowohl vom mobilisierungsmaterial als auch vom öffentlichen auftreten her).

 

daher bin ich auch für beenden und freue mich über eine angenehme diskussion über ein spannendes thema.