Soziales Festival der antifaschistischen Kultur

Festival Sociale delle Culture Antifasciste

„Italien verfault in einem Meer aus Wohlstand, charakterisiert durch Egoismus, Dummheit, Ignoranz, Tratsch, Moralismus, Zwang und Konformismus: Sich zu erlauben an diesem Prozess teilzunehmen, heißt Faschismus zu praktizieren und zu akzeptieren.“ (Pier Paolo Pasolini, 1962)

 

antifaschistisch sein heute:

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Wir leben in harten Zeiten. Die aktuelle Situation ist viel schlimmer als die von Pasolini beschriebene Realität. Da die ökonomische Krise, die die Welt erfasst hat, den Reichtum radikal verringert, bleiben uns nur die Werte Dummheit, Ignoranz, Spießigkeit, Arroganz und dem grauen Alltag von Machtmissbrauch und Gewalt. Die Welle der sogenannten „Entwicklung“ ist zum Stillstand gekommen und hat eine lange Spur von Trümmern hinterlassen.

In diesem Kontext hat der Neofaschismus neue Formen angenommen, einige unverhohlen, andere verschlagen und verdeckt – aber alle in ihrer Natur aggresiv und gewalttätig. Der Neofaschismus versucht seine soziale Legitimität durch die Benutzung von Symbolik und Parolen aus der politisch-institutionellen Ideologie der Staatssicherheit zu erneuern, die rassistische Mythen vereinfacht, versteckt, mystifiziert und propagiert und zu sozialem Hass aufhetzt.

In ganz Italien zeigt der rasante Anstieg gewalttätiger Attacken auf politische AktivistInnen, Homosexuellen, MigrantInnen, Sinti und Roma, Obdachlose, BettlerInnen und auf all diejenigen, die nicht dem entsprechen, was uns als „Norm“ eingeredet wird, die durchdringende Kultur der Intoleranz in der italienischen Gesellschaft. Diese Ereignisse finden fruchbaren Boden in dem Durcheinander von Politik und Gesellschaft, in dem sich Egoismus, Arroganz und Missbrauch als neue kulturelle Werte der „Modernität“ herausbilden.

Die Antwort der Gesellschaft wird unendlich komplexer und schwieriger zu artikulieren. In dem neuen sozialen Panorama scheinen viele altbekannte antifaschistische Strategien und Widerstandsformen mittlerweile veraltet.

Es ist eine Notwendigkeit geworden, Erfahrungen auszutauschen, sowie Ressourcen und Wissen mit all jenen zu teilen, die sich einer der rassistischsten, ausländerfeindlichsten und sexistischsten Tendenzen in der italienischen Politik und Gesellschaft widersetzen wollen. Wir erinnern und handeln im Sinne des Kampfes und der Opfer unserer Brüder und Schwestern PartisanInnen, deren Widerstand unsere Werte der sozialen Gerechtigkeit, Freiheit und Gleichheit widerspiegeln.

Wir werden Kultur und Kritik als unsere Waffen nutzen, um auf die Gewalt zu reagieren, die sie predigen und in die Tat umsetzen, auf ihre Gesetze, die Tore ihrer CIE (Identifizierungs- und Abschiebezentren), ihren Schlagstöcken und den immer häufigeren Angriffen durch neofaschistische Gruppen.

Wir weigern uns zu schweigen und die generelle Atmosphäre zu akzeptieren, in der unsere Werte des Widerstands und die fundamentalen Rechten jedes Mannes und jeder Frau abgeschafft werden, in der die elementaren Grundlagen zivilen und sozialen Lebens abgebaut werden. Wir wollen, das JEDEr unabhängig von Geschlecht, Religion oder Nationalität das Recht auf ein Haus, einen anständigen Job, Gesundheit, Kultur und einer intakten Umwelt hat.

Wir werden es nicht anderen überlassen über die zukünftige Entwicklung unseres politischen, sozialen und kulturellen Lebens zu entscheiden. Wir glauben, dass Selbstorganisation das Werkzeug ist, durch das wir wieder ein starkes kollektives Gedächtnis aufbauen können, um diesen zunehmend feindlichen, ausschließenden und ungerechten Lauf der Dinge bekämpfen zu können.

Aus diesen Gründen laden wir Einzelpersonen, Gruppen, Vereinigungen und Bewegungen ein, bei der Konstruktion und Errichtung dieses sozialen Festivals zu helfen; ein großer Moment, in dem neue Wege erkundschaftet, Ideen, Vorschläge und Ressourcen geteilt und verglichen werden können; eine Gelegenheit, um mit neuen Sprache zu experimentieren und kollektive Symbole neu zu gestalten; die Geburt neuer Beziehungen und die Erschaffung von Werkzeugen, die wir zur Analyse und Tat gegen den Faschismus verwenden können, der unser Leben bedroht.

Das fünftägige Festival wird voller Seminare, technischer Workshops, Buchpräsentationen, Videoprojektionen, Projekte, Musik- und Theaterauftritten, Comicrezensionen und Fotogalerien, sowie aller anderen Dingen sein, die durch diejenigen beigesteuert werden, die sich an der Realisierung beteiligen möchten. Wir wollen bereits bei der Planung des Ereignisses mit neuen Methode experimentieren, dezentral und partizipativ, offen für Beiträge von denen, die sich in der antifaschistischen Kultur und ihren Werten wiederfinden.

Im Mittelpunkt dieses Ereignisses wird der Ausdruck der Kultur stehen, wir in ihren vielseitigen Zusammenhängen als antifaschistisch zu definieren lieben, tief verwurzelt im Konzept von Gerechtigkeit, Gleichheit und Solidarität.

Kontakt und Informationen: info[at]fest-antifa[dot]net