Vorfeldaktionen vor dem 1. Mai in Wuppertal.
„Wer seine Brötchen als Leiharbeitnehmer verdient, tut das selten freiwillig. Für die Meisten ist Leiharbeit nur eine Notlösung, um der Arbeitslosigkeit zu entkommen. Die finanzielle Unsicherheit geht an die Nieren. Die Betroffenen haben keine Lobby, sie werden schlechter behandelt und haben keine Planungssicherheit. Aus Angst um den Arbeitsplatz schleppen sich viele auch bei Krankheit zur Arbeit. "Sonst ist man ganz schnell weg vom Fenster", berichtete etwa ein Leiharbeiter in einer Umfrage der IG Metall im vergangenen November.
Wie aus Sicherheitskreisen zu erfahren ist, ereigneten sich in den letzten Wochen mehrere Aktionen gegen Zeit- und Leiharbeitsfirmen.
Die Firma Fahrzeit am Weinberg 8 wurde am 9.4.2012 mit der Parole „Sklaventreiber!“ markiert und vollständig entglast. Eine Woche später am 16.4.2012 erwischte es die Leiharbeitsfirma Bever in der Kruppstrasse 130. Dort wurde die Parole „Ausbeuter“ angebracht sowie Farbe an die Fassade geklatscht und gut ein dutzend Fenster massiv beschädigt. Am 19.4.2012 gab es Aktionen gegen die Firmen Arkon GmbH, ape Service GmbH, ADITUS Personaldienstleistungen (beide im gleichen Gebäude), sowie ARWA Personaldienstleistungen. Dort wurden Türen verklebt. Bei UP Meier in der Völklinger Str. 9 wurde ebenfalls das Schloss verklebt sowie ein Firmenauto mit Farbe besudelt. Dasselbe geschah mit dem Eingang der Firma. Die Gründe für solche Aktionen liegen auf der Hand: Leiharbeit macht kaputt!
Das angebliche Jobwunder ist vor allen Dingen ein Zeitarbeitswunder und die Menschen werden unter sehr schlechten Bedingungen schlicht und einfach ausgebeutet. Die Zeitarbeit hat einen regelrechten Siegeszug angetreten. Seitdem die rot-grüne Bundesregierung im Zuge der Hartz-Reformen 2003 den Arbeitsmarkt deregulierte, boomt die Branche. Gab es damals erst 300000 ZeitarbeiterInnen, so sind es heute knapp 900000.
Gerade die Elite der deutschen Wirtschaft, die 30 Dax-Konzerne, greift zunehmend auf die flexible Arbeitsreserve zurück - zulasten der Stammbelegschaft.
„20,7 Prozent der abhängig Beschäftigten seien nun im Niedriglohnsektor tätig, sagte kürzlich der Soziologe Klaus Dörre von der Universität Jena bei Deutschlandradio. Heute seien in Betrieben 30 bis 40 Prozent der Beschäftigten LeiharbeiterInnen. Infolge der Hartz-IV-Reform habe der prekäre Sektor mit Leiharbeits- und befristeten Beschäftigungsverhältnissen die größten Zuwächse erfahren. Leiharbeitende werden von der Philosophie der betrieblichen Gesundheitsvorsorge noch gar nicht einbegriffen. Dass sie auf solche Betreuung Anspruch hätten, zählte nur zum Bereich des "Empfohlenen" seitens der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) im Dokument "Anforderungen an den Arbeits- und Gesundheitsschutz in der Arbeitnehmerüberlassung" von 2008.“
Die bedrückenden Erfahrungen der LeiharbeitrnehmerInnen lassen eigentlich nur einen Schluss zu: Mit den Niedriglöhnen, der Perspektivlosigkeit und Ungerechtigkeit für diese Beschäftigten muss Schluss sein. Im Bergischen Land gibt es viele Arbeitslose die sich mehr schlecht als recht mit Hartz IV durchschlagen müssen. Da blüht auch das Zeitarbeitsgewerbe. Es scheint folgerichtig, dass es nun, kurz vor dem 1.Mai - bei der es neben der DGB- Kundgebung in Wuppertal auch eine autonome 1.Mai Demonstration gibt - ersten militanten Widerstand gegen solche untragbaren Verhältnisse gibt. Die Polizei verschweigt der breiten Öffentlichkeit bislang die Aktionen gegen die Ausbeuterfirmen. Womöglich möchten sie verhindern, dass sich Verständnis und Solidarität für diejenigen, die Initiative zeigen, entwickelt.
Viele Grüße von der Initiative für sozialen Wandel! Für ein Leben ohne Armut, Ausbeutung und Unterdrückung. Heraus zum autonomen 1.Mai!
:)
Danke für den Artikel !!