[S] Aktionen zum Internationalen Frauenkampftag - Frauenkampf heisst Klassenkampf!

Kundgebung

Seit mittlerweile 101 Jahren gehen Frauen am 8. März auf die Strasse um für ihre Rechte zu demonstrieren. In Stuttgart griffen dieses Jahr ca. 70 Menschen diese Tradition auf und nahmen sich mit vielfältigen Aktionen am Samstag Nachmittag die Strasse.
Der Internationale Frauenkampftag hat seine Wurzeln in den Kämpfen der Textilarbeiterinnen in den USA. Bereits 1857 kam es am 8. März in New York zu einer Demonstration gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen und für gleichen Lohn bei gleicher Arbeit.
Clara Zetkin rief schließlich im Jahr 1910 auf der Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen dazu auf, den 8. März als „Internationalen Frauenkampftag“ zu begehen.


Seitdem treten Frauen an diesem Tag u.a. für Frauenwahlrecht, Arbeitsschutzgesetze, Gleichbehandlung auf dem Arbeitsmarkt, höhere Löhne, Senkung der Lebensmittelpreise, die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs, 8-Stunden-Tag, Mutter- und Kinderschutz, Festsetzung von Mindestlöhnen ein. Auch der Kampf gegen imperialistische Kriege war von Anfang an Teil der kämpferischen Tradition des 8.März. In neuerer Zeit werden außerdem verstärkt sexistische Frauenbilder und Geschlechterrollen thematisiert. 

 

Am diesjährigen internationalen Frauenkampftag wurde im Hinblick auf die stetige Zuspitzung der Ausbeutungsverhältnisse der inhaltlichen Schwerpunkt auf die Thematik „Frauen in prekären Arbeitssituationen“ gelegt. Denn Frauen sind als Lohnabhängige in dieser Gesellschaft häufig einer mehrfachen und verschärften Form der Ausbeutung ausgesetzt: Zur grundsätzlichen Ausbeutung als Lohnabhängige kommt in der Regel der Zwang zur unbezahlten Reproduktionsarbeit und eine spürbar schlechtere Bezahlung. Außerdem sind es zu einem überwiegenden Prozentsatz Frauen die prekären Arbeitsbedingungen unterworfen sind.

Als Protest gegen diese gesellschaftlichen Missstände und als Impuls zum kontinuierlichen Kampf im Bereich Frauenbefreiung, fanden am vergangenen Samstag Kundgebungen und diverse kreative Aktionen in Stuttgart statt.

Auftaktkundgebung
Der Tag begann mit einer Kundgebung an der Lautenschlagerstraße gegenüber des Hauptbahnhofs mit  verschiedenen Reden zum Frauenkampftag und seiner Geschichte, zum Sexismus heute und zu sexualisierter Gewalt gegen Frauen. Schon hier begann die Staatsmacht die Anwesenden zu schikanieren und verlangte z.B. dass die Kundgebung auf dem Gehweg, auf dem Autos geparkt waren,abgehalten wurde.
Erste Spontandemo
U.a. wegen diesem repressiven Vorgehen entschloss sich ein Teil der AktivistInnen dazu, die nächste Kundgebung am Rotebühlplatz mit einer Spontandemo durch in Innenstadt zu erreichen. Zwei total überforderte  PolizistInnen versuchten den Demozug vor dem Errreichen der Königsstraße  aufzuhalten, scheiterten dabei aber. Am Schlossplatz löste sich der Demozug dann kurzerhand auf, weil Verstärkung der Polizei sich dort mit mehreren Einsatzwägen postierte. So zogen die AktivistInnen in kleineren Gruppen, aber zum Teil lautstark, weiter.
2. Kundgebung
Die zweite Kundgebung fand  am Rotebühlplatz statt. Die Polizeipräsenz war hier wegen der kurzen selbstbestimmten Demo wesentlich höher. Sie versuchten die TeilnehmerInnen mit Kontrollen einzuschüchtern und schikanierten die Anmelderin durch ein aufgezwungenes Gespräch mit ihr in einem geschlossenem Einsatzwagen und verboten das Verteilen von Flugblättern.Der inhaltliche Schwerpunkt der Reden während der Kundgebung waren das sexistische Frauenbild, das vor allem in verschiedenen Formen der Werbung ständig reproduziert wird und die erschreckende Realität der Arbeitsbedingungen von Frauen im Speziellen im Einzelhandel in Ketten wie H&M. Auch hielt die Rote Aktion Mannheim eine Rede zum Internationalen Frauenkampftag und dessen Bedeutung.

Am Nachmittag fanden sich nochmal ca. 50 AktivistInnen zusammen, um unangemeldet und selbstbestimmt ihre Inhalte auf die Strasse zu tragen.

Krankenhaus
Den Anfang machte eine kurze Kundgebung vor dem Rot-Kreuz Krankenhaus in Bad Cannstatt, bei der die miesen Arbeitsbedingungen - vor allem in den von Frauen dominierten Bereichen Reinigung und Pflege - thematisiert und auf die 2-Klassen-Gesundheitspolitik mit ihren katastrophalen Auswirkungen eingegangen wurde.
Stellvertretend für das ganze Gesundheitssystem wurde am Schluss noch ein „goldenes Stück Scheiße“ an der Pforte abgegeben.
Arbeitsagentur
Ein weiteres Ziel war die größte Filiale der Arbeitsagentur in Stuttgart am Nordbahnhof. In einer großen Flashmobaktion kleisterten AktivistInnen etliche Warnhinweise mit der Aufschrift „Achtung! Hier wird Verarmungspolitik betrieben! Frauenkampf heißt Klassenkampf!“ an die Scheiben des modernen Glasgebäudes. Ziel dieser Aktion war es, auf die willkürliche und ausbeuterische Vorgehensweisen in Arbeitsämtern aufmerksam zu machen. So kann eine Frau etwa, wenn sie arbeitslos ist, kein sowieso schon völlig unzreichendes Arbeitslosengeld beziehen, solange ihr Mann arbeitet. Derartige Regelungen verfestigen die materielle Abhängigkeit der Frau vom Mann.

Nach dem Ende der Aktion zogen die AktivistInnen geschlossen weiter.
Kirche
Am Abend versammelten sich AktivistInnen zur nächsten Kundgebung an der  Stiftkirche in der Innenstadt. Das Gebäude wurde mit Zetteln beklebt, auf denen Zitate aus dem alten und neuen Testament abgedruckt waren, die aufzeigen wie reaktionär und rückschrittlich das Bild der Frau in der Bibel reproduziert wird. Dazu hielt eine Aktivistin eine Rede in der sie betonte, wie rückschrittlich die Kirche in weiten Teilen auch heute noch mit der Frauenrolle hantiert.
Zweite Spontandemo
Anschließend beschlossen einige TeilnehmerInnen, den aktionsreichen Tag mit einer spontanen
Demonstration durch die Stuttgarter Innenstadt zu beenden. Sie zogen über die Königsstraße zum
Rotebühlplatz, wo sich der Demozug ungestört auflöste.
Fazit:
Die Aktionen rund um den diesjährigen Frauenkampftag in Stuttgart waren ein voller Erfolg. Auf kreative Art und Weise, konnte trotz anfänglicher Polizeischikanenen, der Kampf für eine proletarischen Frauenbewegung auf der Strasse sichtbar gemacht werden. Wir hoffen, dass unsere Aktionen auch als Impuls in die linke Bewegung verstanden werden, sich wieder mehr diesem Bereich der politischen Arbeit zuzuwenden.
Denn auch heute gilt noch was schon Alexandra Kolontai wusste: „Ohne Sozialismus keine Befreiung der Frau - ohne Befreiung der Frau kein Sozialismus!“
Frauenkampf heißt Klassenkampf!


Weiterer Termin zum Thema: Filmvorführung Bread an Roses

Freitag, 23. März | 19.00 Uhr | Linkes Zentrum Lilo Herrmann

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