Der Anfang des Marschen "Kapital" und das Ende des Kapitalismus.
Die Marxisten aller Fraktionen haben es sich darauf versteift, „Das Kapital“ von Marx als alternatives Handbuch der Volkswirtschaftslehre lesen zu wollen und sodann zu ihrem höchst eigenem Nutzen zu bewerben. Am allerliebsten diskutieren sie die Frage, die ihnen die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ pünktlich zu Beginn der neuesten Krise vorgelegt hat: „Hat Marx doch recht?“
Wenn sie derart nachgefragt werden, dann läuft nicht nur Sarah Wagenknecht zu großer Form auf, dann sind sie alle in ihrem Element: dem Rechthaben über die gesellschaftliche Organisation des größtmöglichen Unglücks der größtmöglichen Zahl, und d.h.: dem Wahrsagen einer Vergesellschaftung, die doch an sich die Widervernunft schlechthin darstellt. Daher greift, lange bevor die Interpretationen in aller, wie immer ganz unschuldiger Originalitätssucht sich überbieten, unter den Marxisten der Analphabetismus um sich: kaum einer, der nicht behauptet, Marx beginne seine „Analyse“ mit der „Elementarform“ der Ware. „Überlesen“ wird so, daß der Materialismus das der „Analyse“ Vorausgesetzte, dessen gesellschaftliche Konstitution, kritisiert, und erst dann der totalitären Entfaltung der Widervernunft hinterherdenkt; „überlesen“ wird außerdem, daß Marx „Das Kapital“ keineswegs mit der Ware anfängt, daß der erste Satz des Buches vielmehr lautet: „Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine ‚ungeheure Warensammlung’, die einzelne Ware als seine Elementarform.“ Indem Marx mit dem Reichtum beginnt, der als das gerade Gegenteil seiner selbst gesellschaftlich zu „erscheinen“ genötigt ist, wird zugleich gezeigt, daß das Ende und die Aufhebung des Kapitals, d.h. seine Wahrheit, kein Gegenstand von Theorie sein, daß es keine Wahrheit über das Kapital geben kann. Es spricht Joachim Bruhn (Freiburg), Co-Autor u.a. „Das Konzept Materialismus“ der Initiative Sozialistisches Forum (ça ira-Verlag). Um 20°° im Jos Fritz-Café, Wilhelmstr. 15 (Spechtpassage).
Der Einleitungstext „Die suspendierte Gattung“ sowie das Kommentierte Programm unter: www.isf-freiburg.org
Richtige Kritik an Bruhns objektivistischem Marxismus
Zur vorbereitenden Lektüre sehr zu empfehlende Texte von Felix Baum aus der Phase 2:
Unkritische Theorie: Zur falschen Überwindung des "traditionellen Marxismus"
http://phase2.nadir.org/rechts.php?artikel=194&print=
"So ist mit allerhand Pathos von der Revolution die Rede, deren Möglichkeit aber überhaupt nicht mehr angegeben werden kann. Wenn das Kapitalverhältnis "keinesfalls von den Menschen selbst konstituiert wird" (Bruhn 2000), kann es von ihnen auch nicht abgeschafft werden. Die falsche Kritik des traditionellen Marxismus führt schnurstracks zurück in den Objektivismus: "Dieses Kapital hat, weil es sich nur sich selbst verdankt, auch nur eine einzige Grenze: sich selbst"(28). Dann schlägt der Objek-tivismus um in den nackten Dezisionismus: in die "vermittlungslose Feindschaft"(29), in die "die kategorische Kritik des Kapitalverhältnisses ›von außen‹"(30). Zwei Symptome der gleichen Unfähigkeit, das Kapital als Verhältnis zu begreifen, wie Adorno bemerkte: "Existentialistischer Dezisionismus ist bloß die Reflexbewegung auf die lückenlose Totalität des Weltgeists. Gleichwohl ist diese aber auch Schein. Die verhärteten Institutionen, die Produktionsverhältnisse, sind kein Sein schlechthin, sondern noch als allmächtige ein von Menschen Gemachtes, Widerrufliches. In ihrem Verhältnis zu den Subjekten, von denen sie stammen, und die sie umklammern, bleiben sie durch und durch antagonistisch. Nicht bloß verlangt das Ganze, um nicht unterzugehen, seine Änderung, sondern es ist ihm auch, kraft seines antagonistischen Wesens, unmöglich, jene volle Identität mit den Menschen zu erzwingen, die in den negativen Utopien goutiert wird."
"Sozialphilosophie" als Kapitulation: Einige Anmerkungen zu Joachim Bruhns Amoklauf gegen die Klassentheorie und den Materialismus überhaupt
http://phase2.nadir.org/rechts.php?artikel=255&print=
"Die Verkehrung der Kritik der politischen Ökonomie in eine fade Systemtheorie ist das Anliegen Bruhns. Die Geschichte zeige, dass mit der Klasse nichts anzufangen sei, aber dies soll Marx bereits hellsichtig geahnt haben. Etwas umständlich nennt dies Bruhn die "schon im Kapital reflektierte negative Perspektive eines sich zu seinem eigenen Begriff historisch entfaltenden und [?] gesellschaftlich durchsetzenden Kapitals". Begriff des Kapitals bedeutet hier Exitus der Klasse. Wer von ihr noch redet, wird mit allerhand zusammenhangslosen Vorwürfen überzogen, deren Dürftigkeit ein prätentiöser, sich philosophisch aufspreizender Stil kaschieren soll, in eigenartiger Verbindung mit wüstem Gepöbel."
"Doch nach den heutigen Ausgangsbedingungen der Revolution zu fragen, findet Bruhn angesichts des Nationalsozialismus "zynisch" und "regelrecht reaktionär". Es geht nicht recht zusammen, in die Marxschen Schriften die vollkommene Aussichtslosigkeit der proletarischen Revolution hineinzulesen und zugleich zu erklären, sie habe 1942 "den Moment ihrer intensivsten historischen Notwendigkeit verpasst".
"Weil "das proletarische Interesse" an der Massenvernichtung teilhatte, kann nach ihr die Revolution "keine mehr der Arbeiterklasse, keine des proletarischen Interesses" sein - an den faschisierten deutschen Arbeiter will Bruhn das Wesen des Proletariats demonstrieren und macht nebenbei die Judenvernichtung zur diskursiven Spielmarke. Anstelle großer Gesten und schiefer Geschichtsphilosophie wäre Aufklärung darüber gefragt, was den Klassenkampf lähmte, der allein 1933 den Nationalsozialismus hätte verhindern können und der nach ihm kaum mehr auftauchen wollte. Nicht mehr vom Klassenverhältnis sprechen zu wollen, ratifiziert den nationalsozialistischen Sieg über die Vernunft, der in der mörderischen Raserei gegen die Juden kulminierte. Es ist eine Lehre aus dem Faschismus, die man eher von der Bundeszentrale für politische Bildung erwartet hätte."
wenn schon dann richtig zitieren...
...und ohne ausdem kontext zureißen: "Die Attacke, die die marxsche Kritik der Charaktermaske aufs seiner selbst so pathologisch selbstsichere und gewisse bürgerliche Individuum führt, ist allerdings so radikal, daß das gängige Bonmot von der Doppelrevolution Sigmund Freuds und Karl Marx‘, d.h. von Freud, der gezeigt hat, daß wir nicht Herr sind im eignen Leib und Geist, und von Marx, der demonstrierte, daß wir nicht Souverän sind unserer eigenen Gesellschaft, schnell vergessen wird, wenn es an die theoretischen und praktischen Konsequenzen dieser Einsicht geht. “Die Personen”, sagt Marx im Kapital”, “existieren hier nur füreinander als Repräsentanten von Waren und daher als Warenbesitzer. Wir werden überhaupt ... finden, daß die ökonomischen Charaktermasken der Personen nur die Personifikationen der ökonomischen Verhältnisse sind, als deren Träger sie sich gegenübertreten.” [ 2 ] Es stellt sich hier genauso dar wie im Verhältnis von Gebrauchswert und Tauschwert überhaupt: Gebrauchswert muß sein, damit Tauschwert sein kann, aber diese Existenz des Gebrauchswerts ist nicht konstitutiv, sie ist bloße Vorhandenheit. Der Gebrauchswert ist funktionell, d.h. eine formelle, bloß äußerliche Voraussetzung und Bedingung des Tauschwerts. Wie der Gebrauchswert nur “den stofflichen Träger des Tauschwerts” [ 3 ] darstellt, so stellt das menschliche Individuum nur die fleischliche Unterlage und das körperliche Fundament, die physische Basis, d.h. den Arbeitskraftbehälter der kapitalen Subjektivität dar, eben die Charaktermaske. Daher gilt zwar, daß es das Kapitalverhältnis nicht ohne die Menschen geben kann, aber es gilt ebenso, daß dieses Verhältnis keinesfalls von den Menschen selbst konstituiert wird. Der “stoffliche Träger”, der natürlich mit all seiner Stofflichkeit für das Kapital zu haften hat, ist nicht der materielle Autor."
http://www.ca-ira.net/isf/beitraege/bruhn-marx.materialismus.html
Kritik am Mystizismus
Ingo Elbe zum Marxismus-Mystizismus der Gruppe ISF