Linker Protest gegen rechtspopulistischen Kongress in Leinfelden-Echterdingen

Kundgebung gegen Rechtspopulisten

Am 4. Februar 2012 fand in der städtischen Filderhalle in Leinfelden-Echterdingen der rechtspopulistische Kongress „Europa vor dem Crash“ mit den rechten Referenten Prof. Dr. Karl Albrecht Schachtschneider, Prof. Dr. Wilhelm Hankel, Dr. Bruno Bandulet, Dr. Udo Ulfkotte (warnte ernsthaft vor einem „Fäkal-Jihad“) und der Moderatorin Eva Herman statt. Dagegen gab es antirassistischen und antifaschistischen Protest.   

 

Ursprünglich sollte der Kongress in der stadteigenen Filderhalle nach Beschwerden über den Kongress gecancelt werden und die Stadt verkündete bereits die Absage. Allerdings kam am 11. Januar die Kehrtwende, nachdem der Kopp-Verlag mit einer Entschädigungsklage von über 50.000 € gedroht hatte. So wurde der Kongress lediglich als „nicht-öffentlich“ deklariert und auch die Werbung von der Webseite der Filderhalle entfernt.

Trotz der Frühe, der Kälte und der Konkurrenz durch die Proteste gegen die SiKo in München versammelten sich immerhin 50 bis 60 Antifaschisti_innen und Antirassist_innen ab 9 Uhr am 4. Februar 2012 in Leinfelden-Echterdingen zu einer Kundgebung gegen den Kongress des Kopp-Verlages. Angemeldet war die Kundgebung unter dem Titel „Let's crash their Party - Kein Rassistenkongress in unserer Region“ vom „Antifaschistischen Aktionsbündnis Stuttgart“ (AABS).

Es gab einen Infotisch, zwei Redebeiträge, mehrere Transpis und eine Kreativ-Aktion. Seinen symbolhaften Auftritt in Form von anonymen Maskenträger_innen hatte nämlich auch der „bürgerliche Rassismus“, der Plakate mit Zitate des mehrfachen Kopp-Buchautors und Kongress-Referenten Udo Ulfkotte hochhielt und ihn damit als plumpen Rassisten entlarvte.

Ein Vertreter vom standortnationalistischen „Aktionsbündnis Direkte Demokratie – gegen den Euro-Rettungswahnsinn“ (dem u.a. die neoliberale „Partei der Vernunft“, eine „Deutsche Demokratische Partei – Landesverband BW“ und die rechtskonservative „Zivile Koalition“ angehören) ging IN Anti-Antifa-Manier filmend durch die protestierende Menge und vor dem Eingang verteilte Peter Mokwa, der Vorsitzende des „Liberalen Treff Ludwigsburg e.V.“ eifrig Flyer von selben Aktionsbündnis an die Kongress-Besucher_innen. Auf diesen Flyern wurde für eine Demonstration des Bündnisses am 31. März in Karlsruhe oder Stuttgart geworben. Mokwa selbst war aktiv in der rechtspopulistischen Partei „Die Freiheit“ und verfügt über gute Kontakte zur antimuslimischen „Bürgerbewegung Pax Europa“.

Am Ende wollten die Protestierenden noch aus der klirrenden Kälte hinein ins Warme des Kongress-Gebäudes. Dieser Weg wurde ihnen aber von mehreren Polizei-Beamten und unterstützenden privaten Sicherheitskräften („Braun Sicherheitsdienste“), verwehrt. Es kam zu einer Rangelei, wobei ein Demonstrant durch einen brutalen Polizei-Übergriff eine Platzwunde erlitt. Die Polizist_innen verweigerten dem Verletzten zusammen mit einem Sanitäter den Zutritt zur Halle, wodurch die Erstversorgung nicht im Sanitätsraum erfolgen konnte, sondern im Einsatzfahrzeug des Roten Kreuzes durchgeführt werden musste.
Vor dem Eingang gestoppt, blockierten die Kundgebungs-Teilnehmer_innen für Nachzügler den Zugang zum Kongress-Gebäude.
Die überforderte Polizei forderte Verstärkung an und ließ zwei Polizeihunde heranschaffen, die zitternd und verwirrt in der Kälte herumstanden und dann nach ein paar Minuten wieder weg geführt wurden.

Ob tatsächlich alle der 600 Plätze im Innern der Filderhalle belegt waren, ist mehr als fraglich. Dafür müsste die Mehrheit durch einen Hintereingang hereingeführt worden sein. Das Bewerbungs-Verbot nach der öffentlichen Skandalisierung des Kongresses und der hohe Preis von 69 Euro mögen für die wohl eher leere Halle gesorgt haben. Es dürften schätzungsweise 150 Personen an dem Kongress teilgenommen haben, die vor allem aus der bürgerlichen Mittelschicht stammen dürften, ähnlich wie das Sarrazin-Fanpublikum. In einem Bericht von einem Kundgebungsteilnehmer heißt es zu dem Publikum des Kongress:
„Das Klientel, welches die Filderhalle betritt, um an der Kopp-Veranstaltung teilzunehmen überraschte mich dann doch etwas. Es waren nicht die üblichen schrägen Gestalten wie man sie auf Esoterikmessen antrifft, auch keine Glatzköpfe in Bomberjacken... es waren nahezu ausschließlich Personen der oberen Mittelschicht und darüber. Gut betuchte Unternehmer und Menschen, die sich dieser Klasse zugehörig fühlen. Deutlich zu erkennen an den teuren Autos mit denen sie vorfuhren und den Pelzmänteln, die sich die Frauen umgelegt hatten.“


::: PRESSESCHAU ::.
* Bericht von „Die Beobachter“, http://www.die-beobachter.info/index_htm_files/120204_DB_Rassismus-Kongr...
* Dennis Kirstein: Kundgebung gegen den Kongress „Europa vor dem Crash“ des rechten Kopp-Verlags in Leinfelden-Echterdingen, http://ufo-meldestelle.blog.de/2012/02/04/rassisten-verpisst-euro-crash-...
* Thomas Krämer: Kongress und Gegendemo. Crash im Saal, Rangelei vor der Halle, 06.02.2012, http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.kongress-und-gegendemo-crash-im...
* Claudia Wangerin: Ufos und Eurofighter. Geschlossene Gesellschaft: Rechtspopulistischer Kopp Verlag veranstaltet nahe Stuttgart Kongreß über »Europa vor dem Crash«, in: junge Welt, 18.01.2012, http://www.jungewelt.de/2012/01-18/008.php
* Kopp-Verlag: Bürger haben von der Stadt mehr Gegenwehr erwartet, in: 31.01.2012, Stuttgarter Zeitung, http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.kopp-verlag-buerger-haben-von-d...
* Malte Klein: Kopp-Kongress Linke wollen vor der Filderhalle Flagge zeigen, Stuttgarter Zeitung vom 03.02.2012, http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.kopp-kongress-linke-wollen-vor-...

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