Update: Proteste gegen den Coburger Convent

one solution: dissolution

Knappe zwei Wochen vor dem Pfingstkongress des Coburger Convent (CC) berichten wir von der aktuellen politischen Situation in Coburg.
Nach dem 142. jährlich zu Pfingsten stattfindenden Kongress des Korporierten-Dachverbands Coburger Convent wird 2011 leider wohl der 143. seiner Sorte in Coburg gefeiert werden. In seiner und damit auch der deutschen Geschichte war die größte verbindungsstudentischen Feierlichkeiten in der fränkischen Kleinstadt meist herzlich empfangen worden. Zugegeben: viel hat sich nicht geändert im wohlhabenden und bürgerlich geprägten Coburg, einst erste Stadt unter der Hakenkreuzfahne. Auch heute noch jubelt das gemeinschaftstrunkene Coburger Volk, wenn die Chargierten mit wehenden Fahnen in der fast gänzlich erhaltenen Altstadt Einzug halten. Man gesellt sich gerne zu den Akademikern in Anzug und Mütze; besonders dann, wenn gegen Nachmittag in der ganzen Stadt das Bier anfängt in Strömen zu fließen und die Herren damit beginnen, eine alte, längst vergangen geglaubte Zeit voller Herrlichkeit, Herrschaftlichkeit und Herrenmenschlichkeit zu neuem Leben erwecken.


Doch zum Glück hat sich nun auch ein Stück Kultur in Coburg etabliert: das deutsch-nationale Männerfest ruft mittlerweile regelmäßig den Protest von nicht gerade wenigen Bürger_innen und Jugendlichen auf den Plan. Hauptsächlich aber bekennende Antifaschist_innen organisieren immer wieder Kundgebungen und Demonstrationen. So auch dieses Jahr.

Doch zunächst eine kurze Übersicht über die letzten zwei Jahre: 2009 wurde nach einem unsauberen Generationswechsel der erste größere Protest seit vielen Jahren auf die Beine gestellt. Bei der überregionalen Demonstration dominierte im Eindruck die Gewalt, zu der gegen die sehr repressiv auftretende Polizei gegriffen wurde. Dieser Eindruck sollte das Klima des Protestes nachhaltig prägen. Nachdem der selbstbewusste Auftritt jedoch zunächst zu einer starken Aktivierung engagierter Jugendlicher führte, holte die Stadt zu einer umfassenden Bekämpfung der im Entstehen begriffenen Szene aus. Neben einigen Strafverfahren wirkte vor allem der von der Presse forcierte Entzug von Infrastrukturen sehr stark. Insbesondere die Vereitelung eines groß angelegten Kongresses, der 2010 der Stadt eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema Antifaschismus näherbringen sollte, ist als klare Ansage des Staatsschutzes zu bewerten. Dieser hatte durch Gespräche mit bereits angefragten Anbietern von Räumlichkeiten für den Kongress präventiv dafür gesorgt, dass der Coburger Convent seinen Rückhalt behält. Da der Schwerpunkt bei der Organisation der Proteste auf dem Kongress lag, konnten die öffentlichen Aktionen 2010 nicht an Teilnehmerzahlen zulegen. Dennoch war auch dieses Jahr – insbesondere in Verbindung mit einer bundesweiten Informationskampagne – sehr erfolgreich.

Basierend auf wenig aktiven lokalen Strukturen, guten Erfolgen der letzten Jahre sowie einer deutlich spürbaren Bewegung gegen Korporationen geht die Initiative „Studentische Verbindungen auflösen“ in eine neue Phase 2011. Neben einer kleinen Infotour in Süddeutschland wird eine überregionale Demonstration am 11. Juni sowie je eine Kundgebung gegen die Soldatenehrung und den Fackelmarsch am 13. Juni organisiert. Der Fokus der Mobilisierung liegt jedoch auf dem Versuch, dezentral auf größere Kräfte zuzugreifen. Aktivisten werden dazu aufgerufen, im Zeitraum vom 11. bis zum 14. Juni bei ihren lokalen Verbindungen quasi an die Tür zu klopfen. Da die Problematik studentischer Verbindungen in letzter Zeit oft bis in die bürgerliche Presse diskutiert wurde, halten wir öffentlichkeitwirksame Aktionen im gesamten Kontext für sinnvoll und erfolgversprechend.

Für mehr Infos zum Thema Coburger Convent, Studentenverbindungen im allgemeinen und besonderen, sowie zum Widerstand dagegen existiert seit zwei Jahren die Seite www.coburgerconvent.blogsport.de. Vorbeischauen lohnt sich!

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Die Burschis unterdessen rasseln schon mit ihren Säbeln. Auf der Seite Burschireader.de schwingt der_die Autor_in die Extremismuskeule, erzählt von armen verführten Deutschen die in die beiden Weltkriege „gezwungen“ wurden zu töten und verklärt die Aktionen des Staatsschutzes im Jahr 2010 zu einer Verschwörungstheorie der Antifaschist_innen. Auch auf der „facebook“ Seite der Initiative „Studentische Verbindungen auflösen“ versuchen sie immer wieder ihren nationalistischen und extremistischen Scheiss zu verbreiten. Oder schreiben Kommentare in denen sie fordern die „verkackten Nazis“ (gemeint sind die Burschis, also sie selbst) alle „zu vergasen“ um den Protest zu diskreditieren. Marion Rother (der Urheber dieses Kommentars) von der Landsmannschaft „Hasso-Borussia Marburg“ wünscht sich übrigens auch, dass ihm seine „Genossen“ (sic!) „Gras mitbringen“.

Auch die Betreiber_innen der örtlichen Nazi Internetseite (fraenkischer-heimatschutz.XXX) reagierten auf den Aufruf und wünschten sich ein Lager für die Antifaschist_innen der Initiative „Studentische Verbindungen auflösen“. Außerdem mobilisieren sie zum jährlichen Fackelmarsch des CC am Pfingstmontag um 22 Uhr auf den Marktplatz. Auch wenn die Internetseite als stumpfste rechte Propaganda daherkommt, so ist es dennoch sicher, dass Aktivist_innen des „Fränkischen Heimatschutz Coburg“ auch Kontakte zu anderen Neonazi Organisationen wie dem „Freien Netz Süd“ pflegen und an „nationalen“ Demonstration wie in Dresden am 13. Februar oder in Heilbronn am 1. Mai teilnahmen.

Apropos: gibt es nicht genügend richtige Nazis auf die man Jagd machen könnte? Leute wie diese Heimatschutz-futzies... Die Burschenschaftler aus Coburg nehmen zwar keine Frauen auf und sind wohl aus sonst nicht besonders symphatisch, wirken meiner meinung nach aber nicht so relevant wie nazigruppen vor allem im Osten, die gezielt Jagd auf Ausländer_Innen machen. Bin ich die Einzige die meint dass wir unsere Zeit und Energie lieber gegen die richtig schlimmen Nazis richten sollten?