"Einige Gedanken eines/einer Anarchist_in, die/der die vergangene Nacht auf dem Syntagma Platz verbracht hat"

Athen, Syntagma Platz am Abend des 25.5.

Dies ist eine Übersetzung eines Eintrags des Blogs www.occupied-london.org/blog
(04.36 GMT+2)Ich bin gerade auf Grund von sehr unglücklichen persönlichen Umständen zurückgekehrt vom Syntagma Platz (hatte eigentlich geplant geplant über nacht zu bleiben) und möchte den folgenden Bericht geben:

 

1) Die Menschen, die heute auf die Straße gekommen sind, waren buchstäblich Hunderte und Tausende; glaubt nicht den Schätzungen, die ihre Anzahl massiv untertreiben. Um acht Uhr abends waren der gesamte Sytagmaplatz und seine angrenzenden Straßen voll, was ca. 100.000 Menschen bedeutet. Wenn man den Strom an Menschen ab sechs Uhr und die Tatsache, dass Menschen beständig kamen und gingen mit einbezieht sprechen wir buchstäblich von Hunderttausenden - eine Teilname, die jegliche Erwartungen in den Schatten stellte.

2) Die Nationalisten haben eine große Niederlage erlitten. Wir sprechen über eine enorme Menge und in ihr waren insgesamt drei griechische Flaggen, eine Zahl die sogar geringer ist als diejenige bei Generalstreiks. Somit war die Panikmache, dass es sich um eine nationalistische Falle handle, unbegründet. ganz im Gegenteil!

3) Ja, die Menge war gemischt, unerfahren und heterogen - aber sind Athener_innen nicht so? Die Tatsache, dass so viele Menschen mit unterschiedlichen Philosophien miteinander auskamen stellt für mich einen großen Sieg dar. Vielleicht war es für die Hälfte dieser Menschen die erste oder zweite Mobilisierung. Noch einmal: Sehr toll von ihnen, auf die Straße zu gehen, selbst falls sie ihre Vorurteile und Befangenheiten mitbrachten.

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4) IM ENDEFFEKT waren die Menschen hartnäckig und sind nicht gegangen. Selbst als ich ging waren noch eine Menge Menschen da, und es war drei Uhr nachts!

5) Die offene Versammlung auf dem Syntagma Platz funktionierte außergewöhnlich gut und offen während sie radikale Themen auf den tisch brachte. Unbegrenzter Streik, unbegrenzte Besetzung des Syntagma Platzes, klare antifaschistische Empfehlungen. Grundlegende improvisierte Aufräumdiente funktionierten auch, in Übereinstimmung mit dem Vorbild des Tahrir Platzes! Es war klar, dass der am 23. Februar gesäte Samen befruchtet wurde und die viel erwartete Besetzung des Syntagma Platzes Realität geworden ist.

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6) Als Anarchist_in bedauere ich mit all meinen Genoss_innen, die die heutige improvisierte und führungslose Mobisierung schroff abgewiesen, unterhöhlt und beschmiert haben. Anstatt mit diesen Menschen zusammen zu kommen und sich politisch an ihnen zu reiben haben sie sich entschieden sie schroff abzuweisen und sich für eine einfache Haltung gegen die "ahnungslosen und reaktionären Massen" entschieden. Äußerst schade, aber es gibt noch Raum für eine sofortige Berichtigung für alle die können und wollen...

7) Schlussendlich hat alles begonnen! Die Menschen sind auf die Straße gegangen und werden sie nicht wieder verlassen. Der Syntagma Platz hat bewiesen, dass er ein Epizentrum werden könnte, eines sozialen Protestes mit radikalen Eigenschaften und vor allem eines sozialen Zusammenstoßes, genau wie es sich viele von uns für den 23. Februar erträumt hatten. Wir haben noch vieles zu bewältigen und große Hürden zu überspringen, aber heute war ein Historischer Tag, den niemand erwartet hatte und den alle mit freudiger Überraschung aufgenommen haben. Endlich wurde auch hier die soziale Kraft des Internets bestätigt.

Zusammenfassen: geht auch heute auf den Syntagma Platz und bring die Erfahrung des riesigen Tages von gestern mit!

Heute, mehr von uns und entschlossener, auf den Platz!

Alles hat wieder begonnen, und nichts wird bleiben wie es ist!