Revolutionärer 1. Mai in Karlsruhe 2011

Auftakt am Friedrichsplatz

Unter dem Motto "Gemeinsam – Organisiert – Kämpferisch: Soziale Revolution ist grenzenlos" fand in diesem Jahr zum 2. Mal die Revolutionäre 1. Mai Demo in Karlsruhe statt. Schwerpunkt der diesjährigen Mobilisierung war die Forderung nach dem politischen Streik als Mittel der Auseinandersetzung und die Abschaffung der Leiharbeit. Durch eine Plakatserie und Veranstaltungen an verschiedenen Orten im Vorfeld wurden aber auch die Themen Krieg, Aufstände im Nahen Osten, Rassismus, Frauenkampf und die Geschichte der ArbeiterInnenbewegung in der Region thematisiert. Deutlich wurde auch hier, dass die verschiedenen Kämpfe nicht isoliert voneinander geführt werden können, sondern nur gemeinsam und solidarisch zum Erfolg führen.

 

Die diesjährige Demonstration stand im Spannungsfeld zwischen dem Anspruch des Revolutionären Bündnisses Karlsruhe einerseits lokal und kontinuierlich am Kampftag der ArbeiterInnenklasse linke Inhalte zu vermitteln und andererseits dem süddeutschlandweiten Naziaufmarsch in Heilbronn entgegenzutreten. Deswegen wurde die Auftaktkundgebung bereits auf 9 Uhr morgens verlegt, um im direkten Anschluss nach Heilbronn fahren oder sich an den weiteren DGB Aktivitäten beteiligen zu können.

 

Am Friedrichsplatz versammelten sich trotz der frühen Uhrzeit bereits über 200 Menschen. Die Kundgebung wurde vom Bündnisredebeitrag und einem Beitrag zum Bildungsstreik eröffnet. Die Polizei hielt sich währenddessen im Vergleich zum letzten Jahr angenehm zurück und verzichtete auf Provokation und Spalier. Die Demo zog über die morgendlich geprägte Kaiserstraße zum Marktplatz, wo sie auf die traditionelle DGB Demo traf. Hier ging ein weiterer Redner auf die Unzumutbarkeiten der Leiharbeit ein und forderte den DGB auf, deutlich Position gegen diese moderne Form der Sklaverei zu beziehen sowie die Sozialpartnerschaft zu beenden. Nach der Beendigung der Revolutionären Demo schlossen sich die Teilnehmenden als revolutionärer Block dem Zug des DGB zum Stadtgarten an. Dies führte durch lautstarke antikapitalistische Parolen zu einer deutlichen Belebung der eher behäbigen DGB Demo. Im Anschluss machten sich etwa 150 AntifaschistInnen auf den Weg zu den Anti-Naziprotesten in Heilbronn.

 

Im Vorfeld der Demonstration erreichte die versammlungsfeindliche Linie der Karlsruher Ordnungsbehörden eine neue Eskalationsstufe. Nach einem einstündigen Kooperationsgespräch wurde dem Anmelder der Demonstration mitgeteilt, dass er die Versammlung nicht leiten dürfe. Als Vorwand wurden laufende Ermittlungen wegen einer anderen Demonstrationsanmeldung vorgebracht. Da mit dieser Entscheidung ein Präzedenzfall geschaffen wird, wurde auf eine gerichtliche Eilentscheidung verzichtet und eine Fortsetzungsfeststellungsklage eingeleitet. Dieses Vorgehen der Karlsruher Repressionsorgane reiht sich nahtlos in prominente Fälle der vergangenen Jahre ein. Immer wieder wird versucht, Demo-AnmelderInnen zu kriminalisieren, so dass zahlreiche Anklagen seit Jahren bei den Gerichten liegen.

 

 


Das Revolutionäre 1. Mai Bündnis Karlsruhe wurde in diesem Jahr von folgenden Gruppen getragen: Antifa Gruppe 76, Autonome Antifa Karlsruhe, Autonome Jugendantifa Karlsruhe, FAU Karlsruhe Interventionistische Linke Karlsruhe, Jugendantifa Murgtal, Kapital-Lesekreis und Libertäre Gruppe Karlsruhe.


 

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warum seid ihr nicht früher nach heilbronn, die hätten euch gebraucht!

?

hätte man direkt nach heilbronn mobilisiert wären wahrscheinlich mehr leute mit nach heilbronn gekommen

Eigentlich ist es quatsch, darüber zu streiten, denn alle linken Aktionen am 1. Mai sind gut und wichtig. Auch die Karlsruher GenossInnen haben nach Heilbronn mobilisiert, so what? 

Wenn ich mich nicht total irre, gab es am 1. Mai 2010 einen süddeutschlandweiten Naziaufmarsch in Schweinfurt und in den Jahren davor in Heppenheim usw.! Und irgendwie gab es da auch immer die ein oder andere revolutionäre Maidemo in der Landeshauptstadt...

Steht doch oben im Text und in Veröffentlichungen vor der Demo. Der 1. Mai ist der zentrale linke Kampftag im Jahr, an dem es eben auch wichtig eigene Inhalte an vielen Orten auf die Straße zu bringen. Natürlich ist es auch wichtig, die Nazis am 1. Mai zu stoppen, aber gerade deshalb war die Demo in KA ja auch so früh, um sich an den Protesten in Heilbronn beteiligen zu können. Ich kann mich übrigens daran erinnern, dass diese Politik jahrelang auch vehement von den Gruppen gefahren wurde, die jetzt so früh nach Heilbronn mobilisiert haben. Und hätte man dann letztes Jahr mit Schweinfurt nicht genauso verfahren müssen?

Unabhängig davon sei mal dahingestellt, was sich ohne die Demo in Karlsruhe in Heilbronn geändert hätte. Das Problem war doch nicht, dass insgesamt zu wenig Leute auf der Straße waren, sondern die extrem repressive Bullentaktik und die beschissene Insellage des Aufmarschgebietes. Darauf müssen wir antworten finden und nicht über die Uhrzeit streiten, zu der eine Stadt angereist ist.

Das verstehe ich auch nicht... Wir hätten jede/n Einzelne/n gebraucht. Schade.

was verstehst du denn konkret nicht?

Das Problem lag doch eher darin dass 450 Leute direkt am Bahnhof gekesselt wurden und ides schon lange bevor die Karlsruher eingetroffen sind. Hätte man diese 450 Leute noch auf der Straße gehabt und nicht im Kessel wäre vlt anderes möglich gewesen. Die Karlsruher konnten wenigstens einer Einkesselung am Hauptbahnhof aus dem Wege gehen, so dass man fast uneingeschränkt bis zu den Polizeiblockaden kam

SWR-Studio Karlsruhe Regionalnachrichten
Redaktion: Heiner Kunold
Letzte Aktualisierung: 01.05.2011, 17.30 Uhr

Pforzheim/ Karlsruhe
Kundgebungen zum 1. Mai

Mit Demonstrationen, Kundgebungen und Festen haben auch in der Region mehrere hundert Menschen den Tag der Arbeit begangen. In Pforzheim kamen laut Polizei rund hundert Teilnehmer zu einem Fest im Benckiserpark. Etwa 500 beteiligten sich nach Polizeiangaben an der Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes im Karlsruher Stadtgarten. Zuvor waren rund 150 Linke und Autonome einem Demonstrationsaufruf des "Revolutionären 1. Mai Bündnisses" in der Karlsruher Innenstadt gefolgt. Auch diese Demonstration verlief ohne Zwischenfälle.