Beduinendorf Al-Daqeqa zerstört (Israel)

Zerstörte Dorfstrukturen. Im Hintergrund wird ein Notzelt aufgebaut.

Das Beduinendorf Al-Daqeqa wurde am 12. Januar weitestgehend durch die IDF zerstört. Damit wurden die Bemühungen, den Lebensstandard der Bewohner_Innen zu verbessern, zunichte gemacht. Die Beduinen werden dabei von zwei Seite diskriminiert - zum einen durch die IDF, auf der anderen Seite auch durch die Palästinensische Autonomiebehörde (PA).

 

Das Ungleichgewicht der Zerstörung
 
Am Mittwoch dem 12. Januar war es so weit – der zivile Arm der Israelischen Armee IDF rückte aus in Richtung der so genannten Südlichen Hebron Hügel und zerstörte sieben Wohnungen, eine Schule sowie auch ein Tiergatter im Dorf Al-Daqeqa. Das Dorf wird von Beduinen bewohnt – welche auf der sozialen Leiter ganz unten stehen und sowohl von den israelischen Behörden wie auch von der palästinensischen Autonomiebehörde regelmäßig schikaniert werden. Durch die Hauszerstörungen wurden 46 Menschen obdachlos und zehn Schüler_Innen haben ihren Schulraum verloren. Diese Angaben wurden am gleichen Tag von humanistischen Organisationen vor Ort bestätigt.
 
Grund für die Zerstörung der Dorfstrukturen war deren angebliche illegale Errichtung. Das Dorf liegt in der C-Area in der Westbank, also in jenem Gebiet, welches komplett unter israelischer Kontrolle steht. Schon vor einigen Wochen wurden durch die IDF elf Wasserzisternen in der gleichen Region zerstört, um dadurch die Beduinen von ihrem Land zu vertreiben. Auch ist es den Bewohner_Innen der Dörfer verboten permanente Strukturen zu erreichten – so dürfen unter anderem Toiletten kein Dach haben, ansonsten werden diese sofort zerstört.
 
Die Bewohner_Innen von Al-Daqeqa stehen nun vor einem Scherbenhaufen – nachdem Monate von Arbeit und Gelder investiert wurden, um die Lebensqualität der vorher in Zelten lebenden Beduinen zu verbessern. Die Rabbiner für Menschenrechte beklagen „dass nun die Arbeit um Jahre zurückgeworfen wurde und die nun Obdachlosen ungeschützt den kommenden kalten Wintertagen ausgesetzt sind.“ Einige der Dorfbewohner_Innen haben sich gegen die Zerstörung der Wohnungen gewehrt und wurden unter Arrest gestellt.
 
Die Argumentation der Armee, dass die Gebäude ohne Genehmigung und daher illegal errichtet wurden, steht dabei auf tönernen Füßen. So gibt es in der gleichen Region dutzende Outposts der israelischen Siedlerbewegung, welche illegal errichtet wurden – unter anderem Mitzpeh Yair oder Yuval. Insbesondere Yuval zeigt dabei die "double standards" der israelischen Armee auf – so wurden vor kurzem durch die jüdischen Siedler_Innen zwei Gebäude illegal errichtet. Dies wurde durch Gerichte bestätigt und eine Räumung der Gebäude angeordnet.
 
Daraufhin wendeten sich Personen aus dem Sicherheitsapparat direkt an den Premierminister, um eine Räumung zu verhindern, da die jüdischen Siedlerinnen Witwen seien, welche ihre Männer im Krieg gegen den Libanon verloren hatten. Die Räumung wurde daraufhin nicht durchgeführt.
 
Nun versuchen die Bewohner_Innen von Al-Daqeqa eine Klage vor dem Supreme Court in Israel durchzubringen um gegen die Verletzung von Menschenrechten zu protestieren. Da aber die Situation in der Region von Al-Daqeqa kaum in den Medien Beachtung findet – im Gegensatz zu Auseinandersetzungen in Ost-Jerusalem oder den Entwicklungen im Gaza-Streifen – sind die Hoffnungen auf Erfolg gering.
 
Und die IDF betreibt weiter eine schleichende Vertreibung von Palästinenser_Innen in der C-Area und fördert indirekt die Besiedlung durch jüdische Siedler_Innen. Ein Frieden rückt damit in weite Ferne.
 
Anmerkungen:
Auch bitte ich darum von unnötigen „Grundsatzdebatten“ jeglicher Couleur abzusehen, da solche Debatten hier fehl am Platz sind und es um die betroffenen Menschen vor Ort geht!

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Protestbrief-Aktion gegen eine JNF-Enteignungskampagne im Süden Israels
Beduinendorf im Negev fünfmal zerstört

 

Bis 1948 gab es kaum jüdische Siedlungen im Negev, der Wüstenregion im Süden Israels. Schätzungen über die beduinische Bevölkerung vor der Staatsgründung sprechen von 65.000 bis 110.000 Menschen. Nach dem Krieg waren nur noch wenige innerhalb der neuen Staatsgrenzen geblieben; zu Beginn der sechziger Jahre ist die Rede von 11.000.


Einige wenige jüdische Siedlungen wurden auf Land gegründet, das der Jüdische Nationalfonds (JNF/KKL) Beduinen abgekauft hatte. Sowohl die osmanische wie die britische Regierung, aber auch die Landexperten vom JNF erkannten damals das beduinische Landrecht an, obschon allen klar war, dass die amtliche Registrierung nur wenige Landstücke umfaßte.

 

Durch verschiedene Gesetze in den ersten Jahren nach Staatsgründung verloren die Beduinen ihr Land fast ganz. Seit Beginn der 70er Jahre begannen beduinische Bürger, ihr Land zurückzufordern, aber in den allermeisten Fällen wurde nichts erreicht. Es ist wichtig festzuhalten, daß es in all diesen Kämpfen und Auseinandersetzungen, die zu großer Pein führten und ein bitteres Gefühl der Diskriminierung erweckten, um nicht mehr als 6% oder 7% des Landes im Negev geht – der kleine Rest, den die Beduinen immer noch reklamieren.

 

Vor der israelischen Staatsgründung war das Land um das beduinische Dorf Al-Arakib, wenige Kilometer nördlich von Be'er Sheva, die Siedlungsregion von vielen Beduinen. Seine Wurzeln findet man heute noch im Friedhof in der Nähe. Der beduinische Grundbesitz ist durch Gerichtsverhandlungen, Gerichtsakten, Kaufbriefe, Steuerzahlungen und die lokale Tradition bewiesen. Anfang der 50er Jahre, kurz nach Gründung des Staates Israel, wurden die Beduinen aufgefordert, die Region zu verlassen - mit dem Versprechen, dass sie nach kurzer Zeit wieder zurückkommen könnten. Immer wieder wurde das jedoch auf die lange Bank geschoben.

 

Die Beduinen von Al-Arakib haben ihr Land förmlich zurückgefordert; das Land ist unbesiedelt - keine jüdische Siedlung wurde darauf errichtet. Vor etwa zehn Jahren, nachdem sie 50 Jahre lang abgewartet hatten, kehrten sie zu ihrem Dorf zurück, denn sie fürchteten, dass - wenn sie ihr Land nicht selbst bebauten - es für immer verloren und unwiderruflich enteignet sein würde. Heute hat das Dorf ungefähr 300 Bewohner, ohne Wasserleitung, ohne Stromanschluß oder sonstige Infrastruktur - als eins der 45 "nichtanerkannten" Dörfer im Negev.


Obwohl vor Gericht über die Besitzverhältnisse noch nicht entschieden worden ist, übertrug die staatliche Behörde das Land dem Jüdischen Nationalfonds (JNF) zum Aufforsten, denn ein einseitiges Aufforsten schafft Fakten. Hinter dem schönen Slogan "Die Wüste zum Erblühen bringen" versteckt sich die Absicht, den ursprünglichen Einwohnern des Negev ihr Land wegzunehmen und die Region, die von den Beduinen schon landwirtschaftlich bearbeitet wurde, unfruchtbar zu machen. Die beduinische Landwirtschaft in Al-Arakib ist den lokalen Verhältnissen angemessen, während israelische Landwirtschaftsminister am 3.3.2010 im Parlament zu den geplanten JNF-Wäldern öffentlich zugab, dass die Aufforstung zum Ziel hat, das Land zu beherrschen und dass die Bäume später vielleicht wieder ausgerissen würden. Genau das geschah bereits in nächster Nähe, um die Erweiterung der neugegründeten jüdischen Mittelstandssiedlung Giv'ot Bar zu ermöglichen.

 

Beim Versuch, die Beduinen zu entmutigen, ließ der Staat sogar die Felder aus Flugzeugen mit Chemikalien bespritzen, und dazu auch noch das Dorf selbst. Die giftigen Pestizide haben ökologischen und gesundheitlichen Schaden angerichtet, bis der Oberste Gerichtshof dies im Jahre 2003 untersagte. Seither versucht der Staat durch Pflügen und Aufforstung die Beduinen daran zu hindern, ihr Land zu kultivieren.

 

Der Konflikt erreichte nun seit dem 27. Juli 2010 seinen Höhepunkt mit wiederholter kompletter Zerstörung des Dorfes Al-Arakib. Bis heute wurde das Dorf fünfmal dem Erdboden gleichgemacht. Hunderte von Kindern, Frauen und Männern blieben ohne Obdach in der brennenden Sonne des Negev, in der heißesten Zeit des israelischen Sommers. Menschenrechtsorganisationen, auch verschiedene israelische Intellektuelle haben in einer Petition in der Zeitung Haaretz am 13.9.2010 dagegen protestiert, darunter berühmte Schriftsteller. Inzwischen wird berichtet, dass aus dem US-Teil des JNF Geld in die Gründung neuer jüdischer Siedlungen investiert wird - viel davon, wie in Giv'ot Bar, in Land, das die Beduinen beanspruchen.

 

Bäume sind ein starkes Symbol, sowohl für Araber wie für Juden; sie sind Symbol für Leben und Fruchtbarkeit. Der Negev soll erblühen - aber im Interesse aller seiner Einwohner, ohne Diskriminierung und ohne Enteignung. Es ist kaum vorstellbar, dass JNF-Spender wissen, dass die Bäume, die dort in ihrem Namen gepflanzt werden, dazu benutzt werden, um die ursprünglichen BewohnerInnen des Negev - die Beduinen - zu enteignen.

 

Das Negev Coexistence Forum for Civil Equality bittet alle Menschen, die von dieser Enteignungskampagne erfahren, gegen die Aufforstungsbestrebungen in Al-Arakib zu protestieren und vom JNF zu verlangen, sein Engagement in der Kampagne gegen die Beduinen zu stoppen. Dies ist eine Kampagne, die die Beziehungen zwischen Arabern und Juden in der Negev-Wüste zum Eskalieren bringen wird. 

 

Man kann dazu Protestbriefe an den Jüdischen Nationalfonds KKL und an die israelische Botschaft schicken. Amnesty International hat eine Petition gestartet, die sich an die israelische Staatliche Landverwaltung richtet (http://www.amnesty.org/en/appeals-for-action/end-demolition-bedouin-homes-southern-israel). Die Jewish Alliance for Change hat eine Petition initiiert, die sich an den israelischen Premierminister richtet (http://humanrights.change.org/petitions/view/end_the_destruction_of_bedouin_villages_in_israel). Direkter Kontakt auf Deutsch: Gadi.Algazi@gmail.com (PK)

Am 18.1.2011 wurde das Beduinendorf Al Arakib das 10te mal von der israelischen Besatzungsarmee zerstört(IOF).

Unter El Arakib after the 10th demolution 18.1.2011 findet sich bei youtube ein Video.

Schade, keine Grundsatzdebatten.

Immerhin ist dein Artiekl so Objektiv und überhaupt nicht einseitig oder voll von Vorwürfen die dich in einer Grundsatzdebatte hinreichend verorten würden, dass das auch garnicht notwendig ist.

Hut ab. Es geht um Menschen. Bitte haltet die Klappe.