Prozess - Brandstifter wollte sich bei Linksautonomen rächen

Erstveröffentlicht: 
31.01.2017

Berlin - Er hat es schon wieder getan: Autos angezündet. In der Nacht zum 6. Juli des vergangenen Jahres setzte Marcel G. drei Fahrzeuge in Lichtenberg in Brand – und wurde dabei von Zivilfahndern der Polizei gefasst. Es war die Zeit, in der in der Gegend unweit eines  linksautonomen Wohnprojektes in der Rigaer Straße in Friedrichshain fast jede Nacht Autos in Flammen aufgingen.

 

Am Dienstag sitzt der 27-jährige Marcel G. wegen Brandstiftung im Landgericht auf der Anklagebank. Der Prozess gegen den in Gießen geborenen Mann findet unter großen Sicherheitsvorkehrungen statt. Handys müssen abgegeben werden, ebenso die Taschen. Die Zuschauer werden aufwendig kontrolliert. Nur – es gibt kaum Zuschauer. Lediglich zwei junge Frauen kommen lange nach Beginn der Verhandlung zum Zuhören in den Saal. Der Grund für die Sicherheitsanordnung: Marcel G. sagt, er werde von der linksautonomen Szene bedroht. Der arbeitssuchende Mann nennt sich selbst einen Aussteiger aus der linksautonomen Szene. Er hat mittlerweile in den Reihen von Bärgida ein neues politisches Zuhause gefunden. 

 

Marcel G. ist ein durchaus auffälliger Mann: Ein Typ mit deutlich blassem Teint, Glatze, randloser Brille, Kapuzenjacke und Jeans. Er sagt, er sei in der Szene bekannt. Sein Foto werde im Internet veröffentlicht,  Lügen würden über ihn verbreitet. Marcel G.  gibt vor Gericht unumwunden zu, dass er die drei Autos angezündet hat.

 

Leichte Schäden an Fahrzeugen

 

Er sagt auch, dass es ihm leidtue. Zumal er ja schon einmal eine hohe Haftstrafe wegen eines ähnlichen Delikts abgesessen habe.  Er will noch überlegt haben, die für das Feuer benutzten Grillanzünder von  den Autoreifen zu entfernen. Doch da sei es schon zu spät gewesen, und die Beamten hätten ihn festgenommen. Die Polizisten konnten die Flammen löschen. An den Autos entstanden leichte Brandschäden.

 

Marcel G. hat  schon einmal Fahrzeuge in Brand gesetzt. 2012 zündete er in Hamburg vier Wagen an. Den Grund nannte er damals in einem Brief an die Richterin: Er wolle in die Psychiatrie. Ein solches Motiv nennt der obdachlose Angeklagte diesmal nicht. Vielmehr erzählt er, dass er sich mit der Aktion  bei der linksautonomen Szene in Berlin habe rächen wollen. Man wisse ja, dass diese Leute  für solche Brandstiftungen verantwortlich seien. Er habe den Verdacht auf seine einstigen Mitstreiter richten wollen.

 

Hetzjagd im Internet

 

Marcel G. redet immer schneller. Er erzählt, dass er bis November 2015 in Hamburg in Haft gesessen habe. Nach seiner Entlassung sei er nach Berlin zurückgekehrt und habe  zunächst in dem linksautonomen Wohnprojekt Rigaer 94 ein Dach über dem Kopf gefunden. Dann allerdings sei  auf einer Internetseite der Szene ein 26-seitiges Schriftstück veröffentlicht worden, in dem er bezichtigt worden sei, als V-Mann der Polizei gearbeitet zu haben.  Die Behörde hatte sofort nach Bekanntwerden des Schreibens dementiert, Marcel G. als V-Mann zu führen.  Der Angeklagte sagt,  es  habe trotzdem eine Hetzjagd im Internet gegen ihn gegeben. Auch Freunde  und seine damalige Verlobte seien bedroht worden.

 

Am Abend des 5. Juli 2016 war Marcel G. mit dem Fahrrad nahe der Frankfurter Allee unterwegs, als er von dunkelgekleideten Personen angegriffen und bespuckt worden sein will. Wut habe sich in ihm aufgestaut, erzählt er. In einem Supermarkt habe er Grillanzünder gekauft, sei damit in die Tasdorfer Straße gefahren und habe zwei Pkw und einen Laster in Brand gesetzt.

 

Marcel G. sitzt seit seiner Festnahme in Haft. Er sagt, dass er „nach all dem hier“ keinen Stress mehr haben wolle, weder mit links, noch mit rechts, noch mit dem Gesetz. Er wolle eine Ausbildung machen und mit seinem Freund und seiner einstigen Verlobten, die von seinem Freund schwanger sei, gemeinsam in ein Haus in Brandenburg ziehen.


Der Prozess wird fortgesetzt.

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seine verlobte! ha ha ha!!! und er hat in der 94 gewohnt- ganz sicher! was für eine armselige gestalt.