Im Mittelpunkt der Ermittlungen der Bundesanwaltschaft gegen ein rechtsextremes Netzwerk steht offenbar ein selbst ernannter Druide. Dieser ist seit Jahren in der Szene bekannt - und ruft offen dazu auf, Juden und Muslime zu vernichten.
Von Patrick Gensing, tagesschau.de
Burghard B. nimmt seit Jahren kein Blatt vor den Mund, was seine fanatische Weltsicht angeht. Auf seinen Profilen auf Facebook sowie VK.com verbreitet er offen Gewaltaufrufe und Vernichtungsfantasien. "Mein Selbsterhaltungstrieb sagt mir, dass ich die Juden und Moslems vernichten muss, bevor diese meine Sippe oder meine Familie vernichten" - so lautet sein Leitspruch seiner Profilseite des sozialen Netzwerks VK.com.
Erst gestern rief er erneut zur Gewalt auf: "SCHEISS AUF KOLATTERALSCHÄDEN. VERNICHTE DIE, WELCHE DU FÜR DEINE FEINDE HÄLTST. BEGINNE NOCH HEUTE." Und weiter: "Schweineköpfe in jede Synagoge, Moschee und jede Dönerbude. Schlachthöfe können liefern." So und ähnlich geht es seit Monaten, Beobachtern ist B. daher längst kein Unbekannter mehr. Im August 2015 suchte er beispielsweise "Juristen für den Volksgerichtshof".
"Praktizierender Druide"
B. bezeichnet sich selbst als "praktizierender keltischer Druide". Die Natur sei seine oberste Gottheit. Die Verbindung aus einem heidnisch-esoterischen Kult mit rechtsextremer Ideologie ist kein Einzelfall. Insbesondere bei antisemitischen Verschwörungstheorien spielen diese Überschneidungen eine wichtige Rolle. Beispielsweise nahm der Druide B. gemeinsam mit "Reichsbürgern" an den Protesten gegen das Bilderberger-Treffen in Dresden teil. Auch B. teilte Inhalte auf sozialen Netzwerken, in denen behauptet wird, Deutschland sei nicht souverän, sondern sei besetzt - so wie es "Reichsbürger" glauben.
Der Rechtsextremist ist gut vernetzt in der Szene, bei VK.com hat er mehr als 1500 Freunde, seine YouTube-Videos haben Tausende Abrufe vorzuweisen. Bei Facebook bietet B. sein Buch gegen die "New World Order" an - für 50 Euro.
Beweismittel gewinnen
Nach SWR-Informationen wurden im baden-württembergischen Schwetzingen, wo B. herkommt, sowie in Rietz-Neuendorf in Brandenburg auch Waffen und scharfe Munition gefunden. Die Bundesanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Bildung einer terroristischen Vereinigung. Die Gruppe soll seit Frühjahr 2016 bewaffnete Angriffe auf Polizisten, Asylsuchende und Juden geplant haben. Erkenntnisse zu konkreten Anschlagsplanungen liegen den Behörden allerdings derzeit nicht vor. Ziel der Razzien sei es, weitere Beweismittel zu gewinnen.
Bei den Durchsuchungen wurden laut SWR-Info mindestens zwei Männer festgenommen. Ob gegen sie Haftbefehl beantragt wird, sei noch unklar. Der SWR bestätigte gegenüber tagesschau.de, dass es sich bei einem der Verdächtigen um den "Druiden" B. handelt. An dem Einsatz sind laut Bundesanwaltschaft etwa 200 Polizeibeamte beteiligt.
Vernetzung über soziale Medien
Gegen sechs Beschuldigte, die einer Mitteilung
der Bundesanwaltschaft zufolge vorwiegend über soziale Medien
miteinander vernetzt sind, besteht der Verdacht, sich zu einer
rechtsextremistischen Vereinigung (§ 129a StGB) zusammengeschlossen zu
haben.
Ziel der Razzien sei es, weitere Beweismittel zu
gewinnen. Erkenntnisse zu konkreten Anschlagsplanungen liegen demnach
derzeit nicht vor.
PM generalbundesanwalt.de