Ermittlungen der Bundesanwaltschaft: Der Druide, der Juden vernichten will

Der Druide, der Juden vernichten will
Erstveröffentlicht: 
25.01.2017

Im Mittelpunkt der Ermittlungen der Bundesanwaltschaft gegen ein rechtsextremes Netzwerk steht offenbar ein selbst ernannter Druide. Dieser ist seit Jahren in der Szene bekannt - und ruft offen dazu auf, Juden und Muslime zu vernichten.


Von Patrick Gensing, tagesschau.de

 

Burghard B. nimmt seit Jahren kein Blatt vor den Mund, was seine fanatische Weltsicht angeht. Auf seinen Profilen auf Facebook sowie VK.com verbreitet er offen Gewaltaufrufe und Vernichtungsfantasien. "Mein Selbsterhaltungstrieb sagt mir, dass ich die Juden und Moslems vernichten muss, bevor diese meine Sippe oder meine Familie vernichten" - so lautet sein Leitspruch seiner Profilseite des sozialen Netzwerks VK.com.

 

Erst gestern rief er erneut zur Gewalt auf: "SCHEISS AUF KOLATTERALSCHÄDEN. VERNICHTE DIE, WELCHE DU FÜR DEINE FEINDE HÄLTST. BEGINNE NOCH HEUTE." Und weiter: "Schweineköpfe in jede Synagoge, Moschee und jede Dönerbude. Schlachthöfe können liefern." So und ähnlich geht es seit Monaten, Beobachtern ist B. daher längst kein Unbekannter mehr. Im August 2015 suchte er beispielsweise "Juristen für den Volksgerichtshof".

 

"Praktizierender Druide"

 

B. bezeichnet sich selbst als "praktizierender keltischer Druide". Die Natur sei seine oberste Gottheit. Die Verbindung aus einem heidnisch-esoterischen Kult mit rechtsextremer Ideologie ist kein Einzelfall. Insbesondere bei antisemitischen Verschwörungstheorien spielen diese Überschneidungen eine wichtige Rolle. Beispielsweise nahm der Druide B. gemeinsam mit "Reichsbürgern" an den Protesten gegen das Bilderberger-Treffen in Dresden teil. Auch B. teilte Inhalte auf sozialen Netzwerken, in denen behauptet wird, Deutschland sei nicht souverän, sondern sei besetzt - so wie es "Reichsbürger" glauben.

 

Der Rechtsextremist ist gut vernetzt in der Szene, bei VK.com hat er mehr als 1500 Freunde, seine YouTube-Videos haben Tausende Abrufe vorzuweisen. Bei Facebook bietet B. sein Buch gegen die "New World Order" an - für 50 Euro.

 

Beweismittel gewinnen

 

Nach SWR-Informationen wurden im baden-württembergischen Schwetzingen, wo B. herkommt, sowie in Rietz-Neuendorf in Brandenburg auch Waffen und scharfe Munition gefunden. Die Bundesanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Bildung einer terroristischen Vereinigung. Die Gruppe soll seit Frühjahr 2016 bewaffnete Angriffe auf Polizisten, Asylsuchende und Juden geplant haben. Erkenntnisse zu konkreten Anschlagsplanungen liegen den Behörden allerdings derzeit nicht vor. Ziel der Razzien sei es, weitere Beweismittel zu gewinnen.

 

Bei den Durchsuchungen wurden laut SWR-Info mindestens zwei Männer festgenommen. Ob gegen sie Haftbefehl beantragt wird, sei noch unklar. Der SWR bestätigte gegenüber tagesschau.de, dass es sich bei einem der Verdächtigen um den "Druiden" B. handelt. An dem Einsatz sind laut Bundesanwaltschaft etwa 200 Polizeibeamte beteiligt.

 

Vernetzung über soziale Medien

 

Gegen sechs Beschuldigte, die einer Mitteilung der Bundesanwaltschaft zufolge vorwiegend über soziale Medien miteinander vernetzt sind, besteht der Verdacht, sich zu einer rechtsextremistischen Vereinigung (§ 129a StGB) zusammengeschlossen zu haben.

Ziel der Razzien sei es, weitere Beweismittel zu gewinnen. Erkenntnisse zu konkreten Anschlagsplanungen liegen demnach derzeit nicht vor.

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25.01.2017 - 8/2017

Durchsuchungen in mehreren deutschen Städten gegen mutmaßliche Mitglieder einer rechtsextremistischen Vereinigung

In einem Ermittlungsverfahren der Bundesanwaltschaft wegen des Verdachts der Bildung einer rechtsextremistischen Vereinigung werden aufgrund von Beschlüssen des Ermittlungsrichters des Bundesgerichtshofs seit heute Morgen (25. Januar 2017) insgesamt 12 Wohnungen und weitere Räumlichkeiten in Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt durchsucht, darunter die Wohnungen von sieben Beschuldigten. An dem Einsatz sind etwa zweihundert Polizeibeamte der Länder Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt beteiligt.

Gegen sechs Beschuldigte, die vorwiegend über soziale Medien miteinander vernetzt sind, besteht der Verdacht, sich zu einer rechtsextremistischen Vereinigung (§ 129a StGB) zusammengeschlossen zu haben. Sie sollen seit Frühjahr 2016 in Planungen eingetreten sein, bewaffnete Angriffe auf Polizisten als Repräsentanten des Staates, Asylsuchende und Menschen der jüdischen Glaubensgemeinschaft zu begehen. Dem siebten Beschuldigten wird vorgeworfen, die Gruppe durch Beschaffungshandlungen unterstützt zu haben.

Ziel der heutigen Durchsuchungsmaßnahmen ist es, weitere Beweismittel für das tatsächliche Bestehen einer Vereinigungsstruktur sowie zu den angeblich geplanten Straftaten und zu etwaigen Tatmitteln zu gewinnen. Erkenntnisse zu konkreten Anschlagsplanungen liegen derzeit nicht vor.

Mit den kriminalpolizeilichen Ermittlungen hat die Bundesanwaltschaft das Landeskriminalamt Baden-Württemberg beauftragt. Weitergehende Auskünfte können mit Blick auf die laufenden Ermittlungen und die noch andauernden Durchsuchungsmaßnahmen derzeit nicht erteilt werden.