Legida wirft das Handtuch

Legida-Demo
Erstveröffentlicht: 
10.01.2017

Am Abend des 9. Januar versammelten sich in Leipzig-Connewitz mehr als 750 Menschen, um sich der antifaschistischen Demonstration des Bündnisses „A Monday Without You“ anzuschließen. Kurze Zeit später trafen sich nahe des Zentralstadions etwa 350-400 Rassist*innen, um den 2. Geburtstag von Legida zu feiern. Abschließend wurde ihnen das vorläufige Ende der rassistischen Aufmärsche verkündet.

 

Knapp ein Jahr nach dem organisierten Angriff von 250 Neonazis und rechten Hooligans auf die Wolfgang-Heinze-Straße in Connewitz ist die Wut immer noch da. Die Neonazis hatten zum ersten Geburtstag von Legida mehrere Bars, Geschäfte und Wohnhäuser in linksalternativ geprägten Stadtteil angegriffen. Der Großteil der Täter konnte durch Polizeieinheiten festgesetzt und erkennungsdienstlich behandelt werden. Von Seiten des Staatsapparates ist seitdem nicht mehr viel passiert. Es kam bisher weder zu einer Anklageerhebung, noch ist bekannt, wie es um den aktuellen Stand der Ermittlungen steht. 

 

Antifa-Demonstration mit hunderten Teilnehmenden


Die Demonstration des antifaschistischen Bündnisses „A Monday Without You“ begann bereits um 17:30 Uhr an der Ecke Wolfgang-Heinze-Straße/Herderstraße und zog über die Karl-Liebnecht-Straße Richtung Innenstadt. Zahlreiche Menschen schlossen sich auf dem Weg dem Bündnis, welches an diesem Tag auf einen Lautsprecherwagen bewusst verzichtete, an. Kurz bevor die Demonstration jedoch die Innenstadt erreichte, wurde diese aufgrund der hohen Zahl der Teilnehmenden auf den Westring umgeleitet.

 

Bei der spontanen Umleitung waren die Polizeieinheiten sichtlich überfordert, sodass zeitweise unklar war, wo die Demonstration entlang läuft. Mehrfach rannten behelmte Einheiten orientierungslos am Wilhelm-Leuschner-Platz rechts und links neben den Demonstrierenden vorbei und schrien sich dabei gegenseitig an. Bereits in der Südvorstadt war die Anspannung und Nervosität der Polizei deutlich zu erkennen. Das Bündnis „A Monday Without You“ löste schließlich auf dem Westring die Versammlung auf. Einige Teilnehmer*innen schlossen sich daraufhin der vorbeiziehenden Demonstration des Bündnis „Leipzig nimmt Platz“ an, um gemeinsam in das Waldstraßenviertel zu gelangen, wo sich die Rassist*innen von Legida um 19:00 Uhr treffen wollten. 

 

Verändertes Bild der Teilnehmer*innen bei Legida


Am Vorplatz der Red-Bull-Arena versammelten sich derweil etwa 350 bis 400 Rassist*innen, um den zweiten Geburtstag von Legida zu feiern. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Aufmärschen des rassistischen Bündnisses war an diesem Abend ein verändertes Bild der Teilnehmenden zu beobachten. So waren beispielsweise mehr Hooligans und junge Neonazis zu sehen, welche scheinbar aufgrund des erneuten Auftritts der rechten Band „Kategorie C“ wieder den Weg zu Legida fanden. Der Auftritt fand, obwohl die Stadt Leipzig über eine Verbot des Auftritts nachdachte, durchgeführt. Des Weiteren war der Anteil der Frauen höher als bei den Aufmärschen zuvor. Gegen 20:00 Uhr formierten sich die Rassist*innen, um durch das Waldstraßenviertel zu ziehen. 

 

Schneebälle und laute Proteste an der Route


Nachdem Legida bereits an der ersten Kreuzung vorbei lief, kam es zu zahlreichen Schneeballwürfen und lautstarken Sprechchören der Gegenproteste am Rande der Route. Während des Aufmarsches bedrohten vermummte Hooligans und Neonazis immer wieder anwesende Journalist*innen. Aufgrund der Vermummung wurde der Aufmarsch für kurze Zeit gestoppt und seitens der Polizei gab es die Aufforderung, die Vermummung abzulegen. Nach wenigen Minuten ging die Tortur weiter. 

 

Legida gibt auf, kein Grund zum Feiern


Nach 43 Aufmärschen binnen zwei Jahren gab Legida noch am Abend bekannt, dass es sich um die letzte Demonstration handele und sie keine weiteren mehr planen. Dennoch wollen die Rassist*innen keine Ruhe geben. Ihre neuen Ziele, die sie sich für 2017 gesteckt haben, sind beispielsweise die Etablierung einer Vernetzung in Sachsen sowie „Kabarett“. Laut Hohnstädter wurde in der Vergangenheit bereits erfolglos versucht mit Dresden und Chemnitz gemeinsame Strukturen aufzubauen.


Auch wenn Legida zukünftig den Straßen Leipzigs fern bleibt, sind die Rassist*innen, Hooligans und Neonazis weiterhin in Leipzig präsent. Auch der Alltagsrassismus, über denen Betroffene beispielsweise bei der Leipziger Rede berichteten, wird sich nicht auf einmal in Luft auflösen. Des Weiteren kündigte der thüringische Ableger „Thügida“, um Alexander Kurth und David Köckert, eine Demonstration für Februar in Leipzig an. Auch hier gilt es, sich dem Rassismus entschieden entgegen zu stellen und sich nicht auf dem Erfolg, der auch Verdienst der ausdauernden Gegenproteste ist, auszuruhen.

 

Weitere Fotos vom Abend gibt es hier:

 

Lionel C. Bendtner, Simon Telemann, Tim Wagner, Lukas Beyer

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was viele menschen in leipzig geschafft haben, naemlich pegida in grund und boden zu demonstrieren, muss auch mit den restlichen ablegern von pegida moeglich sein.