Unsere Gäste Klaus Rózsa, Jahrgang 1954, und Wolfgang Seibert, Jahrgang 1947, vereint eine aktivistische, linke wie auch jüdische Biografie. Passt das gut zusammen?
Wir sprechen mit Rózsa und Seibert über ihr jüdisches und ihr linkes Selbstverständnis, ihre Enttäuschungen, Resignation, neue Hoffnungen, über Antisemitismus und die Linke.
Der Fotograf Rózsa lebte lange Zeit in der Schweiz, war Teil der linken Szene und wurde dort jahrelang von der Bundespolizei überwacht. In den 1990er Jahren wendet er sich, ausgelöst von einem reflektierenden Treffen mit alten Gefährt*innen, entschieden von der Unterstützung von nationalen Befreiungsbewegungen ab. Jahrelang war es für viele Linke normal, Bewegungen wie die palästinensische Befreiungsbewegung ganz selbstverständlich als Verbündete zu betrachten. Man wähnte sich damit auf der Seite "der Unterdrückten" gegen "die Herrschenden", also auf der "richtigen" Seite. Obwohl die palästinensische Befreiungsbewegung sich schon damals gegen den Staat Israel richtete, war Antisemitismus kein Thema für die westlichen linken Unterstützer dieser Bewegung.
Klaus Rosza, der die Unterstützung der nationalen Befreiungsbewegungen mitbetrieb, konnte in der Nachbetrachtung die unreflektierte Ablehnung des Staates Israel nicht mehr mit den in Einklang bringen mit den schrecklichen Erfahrungen die seine Familie mit dem Antisemitismus machte. Wie er es ausdrückt: „Unsere Bilanz fiel verheerend aus.“ Heute lebt er in Budapest.
Wolfgang Seibert
ist der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Pinneberg und macht die
Sendung „Shalom Libertad“ im Hamburger Freien Sender-Kombinat (FSK).
Ende der 1960er Jahre wandte er sich, entsetzt über den Hass auf Israel,
enttäuscht von der Linken ab. Sein antifaschistisches Engagement sowie
positive Erlebnisse mit linken Gruppen brachten ihn zu Beginn des 21.
Jahrhunderts wieder zurück zur Politik.
Die Biographien der
beiden Referenten zeigen eindrücklich, dass es nicht den einen richtigen
Weg gibt sich politisch zu engagieren, politisches Engagement und
Stellungnahme zu politischen Themen an sich aber immer wieder wichtig
ist und bleibt.
Alle sind herzlich eingeladen und wir freuen
uns über viel und vielseitigen Besuch und eine angeregte, offene
Diskussion, die gerne auch bei einem Getränk zu kleinem Preis im Café
Brazil auf der Walli fortgeführt werden kann.
DONNERSTAG, 14. JULI 2016
LÜBECK, DIELE
Diele - Mengstraße 41, 23552 Lübeck
Vortrag: 19.00 Uhr; danach Diskussion im Café Brazil
INFOS
Antifaschistische Koordination Lübeck
POLITISCHE DONNERSTAG
Der POLITISCHE DONNERSTAG im Café Brazil findet wöchentlich von 18.00 bis 22.00 Uhr statt. Es gibt nicht nur Getränke vom Tresen und kleine Snacks, sondern ab 19.00 Uhr auch Diskussionen, Vorträge, Filmbeiträge zu aktuellen politischen Themen und vieles mehr. Veranstalter der jeweiligen Schwerpunktabende sind abwechselnd Antifa Koordination Lübeck, Interventionistische Linke Lübeck und La Rage Lübeck.
Antizonismus hat nichts mit Antisemitismus zu tun
Ihr seid da vielleicht nicht so auf dem Laufenden, aber es ist auch heute noch für "Linke normal" auf der Seite " der Unterdrückten zu stehen und dazu muss man selbstverständlich das palästinensische Volk zählen.
Wolfgang Seibert wandte sich entteuscht von der Linken ab (euer Text). Mal abgesehen davon, das ich als Linker nicht nachvollziehen kann, wie man seine fortschrittliche Gesinnung mal so einfach ablegt, würde mich mal interessieren wo sich solch ein Mensch denn heute politisch verortet.