[Berlin] Polizei räumt die Besetzung protestierender abschiebebedrohter Roma am Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma

Räumung am Denkmal (1)

Nachdem über 70 Roma und Unterstützer*innen am gestrigen Sonntag das Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma in Berlin neben dem Brandenburger Tor aus Protest gegen Abschiebungen und für ein Bleiberecht für alle besetzt hatten, hat in der Nacht von Sonntag auf Montag die "Stiftung Denkmal" die protestierenden Roma durch eine Einsatzhundertschaft vom Gedenkort räumen lassen.

 

Nachdem über 70 Roma und Unterstützer*innen am gestrigen Sonntag das Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma in Berlin neben dem Brandenburger Tor aus Protest gegen Abschiebungen und für ein Bleiberecht für alle besetzt hatten, hat in der Nacht von Sonntag auf Montag die "Stiftung Denkmal" die protestierenden Roma durch eine Einsatzhundertschaft vom Gedenkort räumen lassen.

 

Stell dir vor... ... die Nachfahren der ermordeten Roma im Nationalsozialismus sind von Rassismus und drohender Abschiebung in Deutschland im Jahr 2016 betroffen. ... sie protestieren dagegen an einem Mahnmal, welches uns das Leid und das Unrecht der Geschichte vor Augen hält. Und dieser Staat, und seine "Stiftung Denkmal", sieht keine Alternative als diese Menschen, teilweise traumatisiert, mit einer martialisch auftretenden deutschen Polizei stundenlang auf dem Gelände einzusperren und mitten in der Nacht aus IHREM Gedenkort zu räumen. Die Familien, mit ihren teilweise einen Monat alten Babys, wurden gezwungen diesen Ort zu verlassen, weil "die Würde des Mahnmals" nicht geachtet sei.

 

Entscheiden deutsche Entscheidungsträger.... Sie schicken deutsche Polizei.... Gegen die Nachfahren der Ermordeten im Nationalsozialismus. Gegen Familien, Kinder. Gegen die Menschlichkeit.

 

Unglaublich? Nein, geschehen gestern Nacht in Berlin. In Nacht und Nebel.

 

Hervorgetan bei der Räumung haben sich dabei Uwe Neumärker , Direktor der "Stiftung Denkmal", und sein Stellvertreter Dr. Ulrich Baumann.

 

Es fehlen die Worte.

Deutschland? Mensch möchte brechen!

 

Heute um elf Uhr soll eine Pressekonferenz stattfinden. Bleibt auf dem Laufenden - zeigt Solidarität! Pressemitteilung der protestierenden Roma weiter unten.

 

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Bilder: u.a. auf https://www.facebook.com/nara.kiel/

 

Presseberichte:

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PRESSEMITTEILUNG

 

ROMA DAYS BERLIN

 

Wir sind hier – Berlin Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma

 

Berlin, 22. 05.2016

 

Einigen von uns droht die Abschiebung. Andere sollten abgeschoben werden. Mit den Gesetzesänderungen der letzten Monate ist die Situation für uns sehr schlecht geworden. Denjenigen, die in dieser Zeit neu nach Deutschland kommt, um hier Schutz zu suchen gelingt es oft gar nicht mehr, überhaupt hier anzukommen: kaserniert in Sonderlagern für u.a. Balkanflüchtlinge müssen sie eine Bearbeitung der Schutzgesuche abwarten, nahezu hundert Prozent davon Ablehnungen. Eine Bleibeperspektive wird von vornherein ausgeschlossen und gesetzlich verhindert. Ob organisierte Sammelabschiebungen oder die unmissverständlichen Aufforderung zur »freiwilligen Rückkehr« – abgespalten von den Flüchtlingen, deren Fluchtgründe als legitim gelten wird uns eine nur »geringe Bleibeperspektive« zugeordnet, dementsprechend werden uns Wege zu einem gleichberechtigten Leben hier versperrt. Ob wir seit drei Monaten hier leben, seit 2 oder 20 Jahren – wenn wir in die Staaten gehen deren Adler unsere Papiere ziert, dann erwarten uns Verfolgung, Rassismus, Ausschluss – und keine Spende aus Westeuropa kann unsere Probleme dort lösen.

 

Die Lösung unserer Probleme liegt hier. Wir können nicht mehr in unseren Verstecken bleiben. Wir können nur unterwegs sein – oder etwas besetzen. Wir haben uns entschieden uns auf den Weg zu machen. Wir verließen die Kommunen, die unsere Schutzgesuche ablehnen. Wir kommen hierher, nach Berlin, wo die Gesetze beschlossen werden die unsere Leben hier beenden. Nach Berlin, wo zuletzt im April diesen Jahres eine Veranstaltung am Mahnmal für die ermordeten Roma und Sinti Europas stattfand, in der die Mehrheitsgesellschaft sich mit uns solidarisch erklären wollte: der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Mark Dainow. Aktivistinnen, die noch während der Veranstaltung mit ihren Zwischenrufen gegen Abschiebungen protestieren. Die Staatsministerin Aydan Özoğuz, Beauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration vertrat die deutsche Regierung. Zoni Weisz, der aus den Niederlanden stammende Sinto. Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Bundespräsident Joachim Gauck. Wana Limar, MTV-Moderatorin, und Arne Friedrich, ehemaliger Fußballnationalspieler. Die Bundestagsvizepräsidentinnen Petra Pau und Claudia Roth sowie Christine Lüders, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Das war vor etwas über einem Monat! Die Erinnerungen an die Absperrungen für die Prominenten sind noch frisch. Und auch an manche schönen Sätze, die dort gesagt wurden.

 

Unsere Probleme lassen sich nicht an einem Feiertag lösen, vollkommen egal, wie lange dieser vorbereitet wurde. Jetzt sind wir wieder in der Nähe, in der gleichen Stadt. Viele der aktuell von Abschiebung bedrohten Roma haben in ihren Familien Verfolgungsgeschichten. Viele sind Nachkommen von Opfern oder Überlebenden der Vernichtung. Dieser Tatsache muss endlich entsprochen werden Uns bleibt nichts, als hier für unsere Rechte zu kämpfen.

 

16:30:uhr Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas Simsonweg - 10557 Berlin

 

Mit folgenden Forderungen: Wir brauchen eure Solidarität. Wir fordern bedingungsloses Bleiberecht in Deutschland. Für uns alle. Zehn Jahre Aufenthalt und Chancen auf Schulbildung, Ausbildungsplätze, Arbeitsmarktintegration – auch wenn das irritierend normal klingt: das wäre mal ein Anfang. Wir haben kein Dach überm Kopf. Wir wissen nicht, wohin. Wir bitten Städte wie AktivistInnen: um Asyl. Für die nächsten Wochen oder für immer. Wir würden uns gerne willkommen fühlen. WIr fordern die Anerkennung unserer Fluchtgründe nach der Genfer Konvention. Wir fordern europäisches Recht weil unsere Verfolgung in ihrer Tradition ein europäisches Problem ist. Diesen Fakt abzuschieben ist nicht möglich. Die historische Verantwortung in Deutschland umzusetzen hieße, Angehörigen der Minderheit der Roma, die hier wie dort über Generationen verfolgt werden eine Anerkennung zukommen zu lassen und wenigstens Schutz vor erneuterten Verfolgungen zu gewähren. Die Entscheidung zur Sicherheit in Serbien, Mazedonien, Bosnien Herzegowina, Kosovo, Albanien und Montenegro ist eine Farce. Sie sollte ein Werkzeug sein um Menschen die Wege zum Aufbau von Perspektiven in Deutschland zu versperren. Das hat nichts mit der Lage in den Ländern zu tun, speziell der der Roma. Die Entscheidungen müssen zurückgenommen werden. (Wer A sagt muss nicht Z sagen. Er kann auch erkennen, das A falsch war.)

 

Alle bleiben!

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Pressekonferenz vor Ort. Die Behauptung der Bullen, die Menschen wären friedlich von alleine gegangen, ist eine Lüge. Es gab eine Räumung durch behelmte Einsatzbullen in voller Montur mit mehreren Verletzten.

 

Achtet auf Ankündigungen für weitere Aktionen, hier und auf Twitter!

weitere bilder der (gewaltsamen) räumung gestern nacht:

facebook.com/media/set/?set=a.783975995037158.1073741842.308362175931878

in pressemitteilungen: die polizei spricht von "friedlicher" räumung, die stiftung davon, dass sie das denkmal "den frauen und kindern zuliebe" räumen lassen hat...

na, von wegen. die bilder zeigen die gewalt mit der die polizei gestern gegen die menschen vorging:

http://kietzmann.photoshelter.com/gallery/Police-evicts-Roma-Sinti-Memor...

 

shame on you!

deutschland, mensch möchte brechen...

alle roma bleiben hier!

Ich kann auf den Bildern beim besten Willen nicht sehen wo hier körperliche Gewalt angewendet wurde!?

Der Witz dabei ist, dass die Stiftung Denkmal die Kundgebung zum Welt-Roma-Tag am 8.4. mitorganisiert hat und am 7.4. eine Zeitzeugenveranstaltung mit Zoni Weisz in der niederländischen Botschaft mitgestaltet hat.Dabei wurde der gegenwärtige Antiziganismus ind er Gesellschaft gegeißelt. Eine Verurteilung der deutschen Abschiebepraxis von Roma oder des fortgesetzten racial profiling (aktueller polizeilicher Codename "Mobile ethnische Gruppen aus Ost- und Südosteuropa") geschah jedoch nicht. Dies ist bezeichnend mit den zivilgesellsahftlichen Antirassismus, der den Rassimus gerne an den Rändern oder bei den Ungebildeten der Gesellschaft verorten, aber die Augen vor den Auschschlussmechanismen des eigenen sozial homogenen Millieus und dem Rassismus des Staates verschließen will.

Der Hohn ist, dass die Stiftung Denkmal sich die Deutungshoheit über das Denkmal gegenüber den Nachfahren der Opfer des Nationalsozialismus herausnimmt. Dies reiht sich ein in das Gebaren vieler deutscher Wissenschaftler_Innen, die sich als "Aufarbeitungsweltmeister" vor allem gegenüber Osteuropa darstellen, statt dort vor Ort geschichtspolitische Initiativen zu unterstützen. Hier zeigt sich wieder, dass die meisten Deutschen, wenn sie durch internationalen und gesellschaftlichen Druck dazu gezwungen wurden, die von der gesamtgesellschaft begangenen verbrechen zuzugeben (stichwort Wehrmachtsaustellungs-, Goldhagen-, gebirgsjäger- und Dresdendebatte, allesamt Versuche der Schuldabwehr), deren aktuelle Deutung doch selber bestimmen zu können. dies führt zu sinnentleerten Gedenkritualen, statt sich mit den immer noch bestehenden Konsequenzen der Verbrechen befassen zu wollen. die Besetzung des Denkmals war ein Angriff auf die Deutungshoheit der deutschen Mehrheitsgesellschaft über die NS-Verbrechen und wurde dementsprechend umgehend geahndet.

Die Besetzung der gedenkstätte bergen-belsen 1981 durch Überlebene der Genozids und Aktivisten, die gemeinhin als der sehr späte beginn der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem genozid und der fortlaufenden diskriminierung der Sinti und Roma angesehen wird, wird als Akt der Zivilcourage angesehen. Bei einer aktuellen Besetzung, welche auf die

Die Stiftung Denkmal hat eine Chance der Intervention verpasst. Sie hätte die Besetzung (vorerst) tolerieren, in einen Dialog mit den Besetzer_Innen treten und auch mal praktisch gegen Antiziganismus vorgehen können. Duckmäusertum und Angst vor den Reaktion der staatlichen geldgeber sind jedoch Eigenschaften, die während einer akademischen Karriere ausgiebig trainiert werden und bei den Leitern der Stiftung Denkmal eine vorhersehbare Reaktion hervorriefen.

Bitte weiterleiten - bitte veröffentlichen!

 

Einladung zur Informationsveranstaltung der protestierenden Roma


Mittwoch, 25. Mai 2016, 19.00 Uhr im SO36

 

Etwa 90 von Abschiebung bedrohte Roma aus Norddeutschland protestierten am Sonntag am Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma in Berlin.Damit sollte auf die zunehmende Diskriminierung und die massenhafte Abschiebung von Roma in sogenannte sichere Herkunftsländer aufmerksam gemacht werden.

 

Wir fordern eine Revision der Asylrechtsverschärfung, bedingungsloses Bleiberecht in Deutschland und gesellschaftliche Teilhabe.

 

Das historische Versprechen, Sinti und Roma zu integrieren, müsse mehr als 70 Jahre nach der Ermordung von bis zu 500.000 Angehörigen der Minderheit endlich Realität werden, sagte Stefan Asanovski von der Vereinigung Romano Jekipe Ano Hamburg. Bis unsere Forderungen erfüllt werden, bleiben wir in Berlin und suchen momentan akut nach einer Unterkunft. Über unsere aktuelle Situation, unsere politischen Forderungen und weitere Aktionen würden wir gerne morgen mit Ihnen sprechen.

 

Dafür laden wir Sie herzlich zu unserem Podium der Protestierenden morgen Abend nach Kreuzberg ein.

 

Eure

Romano Jekipe Hamburg, Romano Jekipe Kiel, Initiative Alle bleiben

 

Unterstützer*innen:


IniRromnja,
Rroma Info Centrum e.V.,
Amaro Foro
Roma Center e.V.,

 

Zur weiteren Information

http://www.alle-bleiben.info/das-denkmal-fur-die-ermordete…/

https://www.facebook.com/alle-bleiben-116231281744965

 

Mittwoch, 25. Mai 2016, 19.00 Uhr

(Einlass ab 18.30 Uhr)

SO36
Oranienstr. 190
10999 Berlin