Angela Merkel – eine von den USA und den Rothschilds gesteuerte „Volksverräterin“, die die Grenzen öffnet, um den Bevölkerungsaustausch voranzutreiben? Klingt absurd vor der Hintergrund der massiven Asylrechtsverschärfungen durch die schwarz-rote Bundesregierung. Nicht absurd genug für 2000 Nazis, Rassist_innen und besorgte Bürger_innen, die sich am 7. Mai 2016 in Berlin-Mitte die Straße nahmen. Ihr Aufmarsch wurde von einem großen Aufgebot der Berliner Polizei durchgesetzt.
Während die 7500 antifaschistischen Gegendemonstrant_innen ihre Versammlungen schon längst begonnen hatten, sammelten sich die Teilnehmer_innen der Demonstration „Merkel muss weg“ am Washington-Platz vor dem Berliner Hauptbahnhof. Die Demonstration war von Enrico Stubbe (Pro Deutschland, eine Abspaltung von Pro NRW) angemeldet worden. Juristische Unterstützung erhielt er vom bekannten Nazi-Anwalt Jens Lorek aus Freital. Vor der Kulisse des Bundestages und des Bundeskanzleramts begann Sebastiano Graziani mit der ersten Rede der Demonstration. Graziani bediente, wie die nachfolgenden Redner_innen die üblichen Themen: Volksverrat durch die Merkel-Regierung, Lügenpresse, Volksverdummung und Antifa. Höhepunkte seiner Rede waren sicherlich die von ihm gezogene Verbindung zwischen der (jüdischen) „Rothschild Familie“, den USA und „Volksverräterin“ Merkel sowie seine Aussage „dann bin ich eben ein Nazi!“. Graziani erinnerte an die deutschen vermeintlichen „Opfer der Alliierten“, die Kriegsgefangenen im Rheinwiesenlager – ein beliebtes Thema auch bei Neonazi-Kameradschaften. Nach Graziani trat Pro-Deutschland-Chef Manfred Rouhs auf. Dieser eröffnete den Zuhörer_innen, Angela Merkel habe den geheimen Plan 2017 UN-Generalsekretärin werden zu wollen. Außerdem rief er dazu auf, man solle Pro Deutschland im kommenden Wahlkampf beim Plakatieren helfen.
Auf Rouhs folgte der Anfang des Jahres zurückgetretene LEgIdA-Chef Markus Johnke als Redner, den es trotz seine Polit-Pause „in den Fingern gejuckt“ habe, hier aufzutreten. Eine weitere Rednerin war Claudia Bötte, die für pro Deutschland im Wuppertaler Stadtrat sitzt. Bötte stellt sich als „Mutter dreier Kinder“ vor, „die auch noch blond“ sind und sei es ihren Wählern schuldig, dass sie sich „um die Aufzucht meiner Kinder“ kümmere. Der letzte Redner der Auftaktkundgebung war der Schweizer Ignaz Barth. Insgesamt waren aus folgenden Spektren Teilnehmer_innen anwesend: Pro Deutschland, Patriotische Plattform der AfD, HoGeSa, Kameradschaften, III. Weg, DIE RECHTE, PEgIdA/LEgIdA-Umfeld, rassistische Bürgerinitiativen, Reichsbürger und viele mehr.
Nach über einer Stunde erst setzte sich der Aufmarsch angeführt von Manfred Rouhs in Bewegung. In den ersten Reihen mit dabei war auch Alexander Kurth (DIE RECHTE, Leipzig). Jeglicher Kontakt mit Antifaschist_innen, die es immer wieder auf die Nazi-Route schafften, wurde aktiv gesucht. Der zu einem großen Teil aus sportlich orientiertem Publikum bestehende Aufmarsch geriet auf diese Weise mehrfach ins Stocken und kam nur mit Mühe voran. Während das massive Aufgebot der Polizei die Nazis von allen Seiten schützte, prügelte die Staatsmacht auf der anderen Seite der Barrikade auf Antifaschist_innen ein und verletzte einige von ihnen durch den Einsatz von Pfefferspray. Steffen Schmidt vom Bündnis Berlin Nazifrei kritisierte die Polizei in einer Pressemitteilung scharf: „Wir verurteilen das gewalttätige Vorgehen der Polizei gegen die Teilnehmer*innen der Demonstration von Berlin Nazifrei. Der massive Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken ist durch nichts zu rechtfertigen. Wieder einmal zeigt sich, dass Henkels Sicherheitskonzept darauf ausgelegt ist antifaschistischen Protest gewaltsam zu unterbinden.“
Auf der Abschlusskundgebung der Nazis am S-Bahnhof Friedrichstraße sprach schließlich noch die rechte Aktivistin Esther Seitz, die durch die Widerstand-Ost-West-Demo im letzten Jahr in Frankfurt am Main in die Schlagzeilen geraten war. Der nächste Aufmarsch in Berlin gegen die vermeintliche „Volksverräterin“ Angela Merkel soll am 30. Juni stattfinden.
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