Berlin 1. Mai Gedanken

"Militanz ist nicht in jedem Fall das Mittel der Wahl, sondern nur der letzte Ausweg, wenn reden und verhandeln nicht mehr hilft. Die Voraussetzung für legitimen militanten Protest ist daher erstens, dass der Protest Möglichkeiten eröffnet, die ansonsten nicht gegeben wären. Zweitens, dass die Betroffenen selbst auf die Barrikaden gehen. Drittens müsse das Ziel sein, das Volk (wieder) zu bemächtigen, sich selbst zu regieren. Und viertens darf der Protestakt nicht Eigeninteressen verfolgen, sondern muss dem Gemeinwohl dienen. Das impliziert, dass die Aktion der Öffentlichkeit gegenüber plausibel gemacht werden muss."

 

Der erste Mai in Berlin ist zu einem Konsumfest geworden, zu dem Autonome, Kommies, Andere und Polizei zur Belustigung der besoffenen Masse schaulaufen und Henkel seine Macht als starker Ordnungshüter ausüben kann.
Es ist nicht gelungen eine Tradition der linken Szene aufrecht zu erhalten, weil die Inhalte nicht fassbar sind und die Demo vom Maifest verdrängt wurde.
Wer glaubt in einer pöbelnden Suffimasse politisches Gehör zu finden ist zum Scheitern verurteilt.
Zu oft ist in dem wo unsere Revolutionäre "revolution" draufschreiben nichts drinnen.

Mit roten Fahnen in Reih und Glied laufen ist außerdem besser möglich, wo weniger Menschen sind. Hierfür würde ich einen ruhigen menschenleeren Ort empfehlen.
Die Bullen sind auch nur Menschen. Dies sieht man wieder einmal daran, wie kindsköpfig sie sich ihr Recht auf Ausübung ihrer vom Staat gegebenen Macht in Form von Überwachen, Überrennen, Prügeln und Verreizgasen nahmen.

Vielleicht ist es notwendig die Arbeiter am ersten Mai aus den Fabriken, die Schüler aus den Schulen und alle anderen Menschen aus ihren Häusern zu holen und die Straße zu politisieren, die Touristen anzuekeln und die Bullen links liegen zu lassen.

Wie dem auch sei. Wenn sich der erste Mai nicht revolutioniert, ist er nicht revolutionär und nur hohler Kommerz und idiotisches Ringen um Aufmerksamkeit für bestimmte Gruppen der Linken.

Als Alternative könnte eine oder mehrere Demos stattfinden, die sich absprechen, treffen und koordinieren. Die sich auflösen und wiederfinden können. Demos, die ohne beknackten Lauti und ohne Fahnenmeere, lautstark verkunden, was zur Sache tut und entschlossen und schnell handeln.
Um Demokultur, Handlungsfähigkeit und Teamwork wieder zu finden könnte man eine nette autonm-anarchistische Jogginggruppe aufmachen, die einmal in der Woche gemeinsam durch Berlin joggt.
So lernt man sich kennen und kann vielleicht auch mal länger als einen Kilometer rennen, um dann auch wirklich auf die Naziroute zu kommen.
Natürlich sind auch andere kreativere, weniger sportliche Zusammenkünfte sinnvoll, sofern sie endlich wieder dafür Sorgen die Politik aus dem Netz und den Wohnungen auf die Straße zu tragen.

Ansonsten ist es wirklich sinnvoller Berlin zu verlassen, zumindest am ersten Mai, um Nazigroßaufmärsche zu verhindern und AFD Parteitage anzugreifen.

Für die Anarchie!
Braunkohleabbau stoppen! HH  

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bester Kommentar, gut geschmunzelt :D

"Vielleicht ist es notwendig die Arbeiter am ersten Mai aus den Fabriken zu holen"

1. sind die ausgerechnet an eben dem Tag nicht dort und

 

2. will kein Arbeiter den Kommunismus oder sonstige Phantasiestaatsformen.

Gibts in Berlin noch Fabriken?

Ganz einfach: Bezugnehmend auf anarchistischen historischen Ursprung den Tag auf den 4. Mai legen

  • Vorteil: Kein Feiertag -> (Re)politisierung der Lohnabhängigen/Schüler*innen/Studierenden/... wesentlich besser möglich
  • Vorteil: Errichtung eines staatlich gewollten Besäufnis-Völlerei-Festes nicht möglich, denn wer lässt sich an einem nichtfreien Werktag (zumindest 5 Tage in 7 Jahren) volllaufen?

also, ich weiß auch nicht, in anderen Städten klappt das mit dem 1. Mai eigentlich ganz gut. Da kommen auch mal Menschen, die an den anderen Aktionen unter dem Jahr nicht so vertreten sind. Und jetzt hat man - wie so oft - zwei Möglichkeiten: ich sage, die sind mir nicht "real" genug, also radikal, konsequent und sonst was, oder ich mach mich mit meinen GenossInnen ans Werk und wir schauen, wie wir diese Leute einbinden können.Was ich vorziehe, kannst du dir vorstellen ;)

 

Ich kanns nicht wirklich beurteilen, weil ich am 1. Mai noch nie in Berlin war und es da sicher einen anderen Hype darum gibt, als in anderen Städten. Ich denke aber, dass man auch den mit inhaltlichen vielleicht sogar lokalen Zuspitzungen im besten Fall sogar für sich nutzen kann, zumindest aber eine Polarisierung voranbringen bei allen Beteiligten.

 

Warum mehr Demos ohne Lauti und Fahnen jetzt irgendwas besser machen sollen, weiß ich auch nicht.

 

Viele Menschen hängen sich zu sehr am Ausdruck auf anstatt am Inhalt. Das halte ich zumindest für einen gravierenden Fehler.

wieso man ein tendentiell linkes Volksfest kaputtmachen soll.....nenn mir doch ein paar andere, gleicher art und güte, wo ähnlich viele Menschen zusammenkommen und erreicht werden können...

 

wenn du lohnarbeiter ich bist, der täglich bis ewig arbeiten muss, dann verstehst auch, warum am ersten mai, unter den heutigen bedingungen, schon eine zusammenkunft vieler verschiedener linker störmungen an sich was feines ist...(andere haben ja - hört sich beschissen an - massig viel Zeit für alles mögliche, was der normale Lohnarbeiter einfach nicht hat)....