In der Nacht von Mittwoch, den 20.4.16 auf Donnerstag nahmen wir es in die Hand, den rassistischen Status Quo in Mitte empfindlich zu stören. Leider ist uns das nicht nachhaltig gelungen.
Wie einer auf Indymedia veröffentlichten Mitteilung zu entnehmen ist, kritisierten wir den rassistischen Straßennamen M-Straße* auf Flyern, die in der M-Straße und ihrer Umgebung zu finden waren. Die Flyer waren allerdings nicht das einzige Mittel mit dem wir auf die Situation aufmerksam machten und auch nicht das zentrale. Stattdessen wurden Statuen auf dem Zietenplatz am westlichen Ende der M-Straße große Plakate umgehängt, die mit deftigen Sprüchen den problematischen Umgang mit der Kolonialzeit in Deutschland, speziell in Berlin in der Debatte um die M-Straße kritisieren.
Wir ließen die staubigen Generäle folgende Parolen tragen:
“Wennse mich fragen, könnse Preußens koloniale Selbstherrlichkeit jetrost abmontiern.”
“Rassismus: Damit seid ihr immer noch nicht fertig?”
“Der Straßenname ist keine ‘Narbe’, sondern eine offene Wunde!”
“Rassismus ist in Ordnung, wenn er historisch ist. #CDUgoesPreußen”
“Kolonialismus ins Museum, weg von der Straße!”
“Kolonialrassismus: Dafür stehe ich mit meinem Namen.”
Außerdem wurden die beiden U-Bahn-Stationen und einige Straßenschilder umbenannt und mit dem von uns geforderten Namen “Audre Lorde Straße” versehen. Audre Lorde war eine Schwarze feministische sozialistische Schriftstellerin, die zwischen 1984 und 1992 an der Freien Universität Berlin lehrte. Sie regte Bewusstsein über gesellschaftliche Positionierung und Identität an und prägte somit die Afrodeutsche Bewegung immens.
Die Veränderung im Straßenbild schien einigen Menschen offenbar so negativ aufzustoßen, dass bereits nach wenigen Stunden für das Verschwinden der Botschaften gesorgt wurde. Ob es sich bei den so braven Ordnungshütenden um Polizeibeamt*innen, erboste Passant*innen oder von der Polizei alamierte Angestellte der Stadtreinigung handelte, können wir leider nicht sagen. Auch bleibt offen, ob sich die braven Bürger*innen sorgen um ihre verehrte M-Straße machten, oder sie sich daran störten, dass wir auf ihren Säulenheiligen herumkletterten.
Wir haben kein Verständnis dafür, dass die Problematik des Straßennames seit Jahrzehnten von den Anwohnenden und der BVV vernachlässigt wird. Es ist eine Heuchelei, ständig zu deklarieren, unsere Gesellschaft sei eine Aufgeklärte, die für Gleichberechtigung stehe, solange ein Straßenname akzeptiert wird, der für die Stereotypisierung und Ernidrigung Schwarzer Menschen steht. Das zeigt wieder einmal, dass diese Stadt sich nicht für die Aufarbeitung deutscher Kolonialverbrechen interessiert. Noch dazu verherrlicht und ehrt sie die Verbrechen Preußens.
Wir ärgern uns sehr darüber, dass wir den energischen Willen, diese Thematik zu verschweigen, unterschätzt haben. Wir hätten wissen können, dass “Wutbürger” und “besorgte Bürger” keine Sekunde mit den Aufräumarbeiten zögern würden.
Wir wollen die Konfrontation, wir wollen den Unfrieden, solange die M-Straße ihren rassistischen Namen trägt!
*Wir schreiben das Wort nicht aus, weil es Menschen beleidigt.
Merkwürdig
vs.
Was denn nun? Das sieht mir verdächtig nach der Konstruktion eines Feindbildes aus. Was immer passiert, wenn Menschen nicht wissen, wen sie für die Schuld für (subjektiv empfundene) Ungerechtigkeit verantwortlich machen können. Meiner Meinung nach ist das ein Reflex, wie er auch in Rassismus, Antisemitismus, usw. zu finden ist.
Gemeint ist im übrigen die Mohrenstraße. Rassismus bennen!
Mohr...
klingt immer noch besser als schwarzer Mensch. Aber wenn es keine dringenderen Baustellen gibt...
Mach dir nix draus, die Umbenennung der Geschwister-Scholl-Straße hielt bei uns auch nicht lang.
Rassismus, der nicht strafbar ist
Sie haben es gemacht und das ist gut so. Die anderen Kommentare habe ich inhaltlich nicht verstanden, vermute Neid auf eine kreative Aktion.
Die Achtung der Menschenwürde, indem Sie das Wort nicht ausschreiben, weckt wohl wieder Aggressionen.
Es ist immer informativ auf indymedia zu lesen, so lerne ich durch diese Aktion darauf zu achten, menschenunwürdige Bezeichnungen bewusster wahrzunehmen.