Die Teilnehmerzahlen der Proteste am 24.03. liegen etwas unter dem Niveau des letzten Aktionstages, die Bullen sprechen von landesweit knapp 50.000. Es gibt aber einige Dinge, die auffallen, ja vielleicht sogar signifikant sind.
Da ist zu einem das Vorgehen des Bullen selbst. Sie waren heute, vor allem in Paris, von vornherein auf Konfrontation aus. Das zeigte sich schon bei den Blockaden der Schulen am frühen Morgen. Liefen diese Aktionen bisher ohne Interventionen der Bullen ab, so änderte sich heute dieses Bild. Grössere Bullenkontingente waren zumindestens teilweise präsent, die brutale Misshandlung eines Schülers, die durch ein Handy-Video präsent wurde, sorgte für reichlich Wirbel in den französischen Medien. Die Demo der Schüler_innen, die um 11:00 Uhr begann und als Ziel den Auftaktort der zentralen Demo für Paris hatte, wurde von massiven Bulleneinheiten begleitet. Besonders Horden von den verhassten Zivis der BAC, die in Frankreich für Zugriffe zuständig sind, waren allgegenwärtig.
Aber auch auf der Seite der Demonstranten gab es eine deutliche Zunahme der Bereitschaft zur Konfrontation. Der, nennen wir ihn hilfsweise antagonistische Block, war wesentlich grösser und organisierter als in den letzen Wochen. Er wusste sich mehrmals gegen Angriffe der Bullen gut zu behaupten, den Zivis war deutlich ein erheblicher Respekt vor dem Gegenüber anzumerken.
Außerdem kam es erstmals seit Beginn der Proteste gegen die geplanten "Reformen" der Arbeitsgesetze zu einer Konfrontation zwischen Teilen der Schüler/Studentenbewegung und Kadern der postkommunistischen CGT. Als die Schülerdemo, die Bullen noch im Nacken, sich an die Spitze der zentralen Demo setzen wollten, wurde dies von Kadern der CGT handfest verhindert. Es gibt auch (noch nicht klar verifizierte Berichte) über Absprachen zwischen den Bullen und der CGT. Objektiv war es in dieser Situation auf jeden Fall eine Kooperation zwischen der CGT und den Bullen. Und dies, obwohl die CGT sonst keine Probleme hat, bei eigenen Aktionen auch mal selber etwas handfester zur Sache zu gehen. (Bericht eines von den eigenen Leute angepissten CGT Militanten.)
Nach der zentralen Demo in Paris gab es noch eine "spontane" Demo in Richtung des Eifelturms. Während dieser Demo wurden die Bullen der BAC erneut attackiert. Die beiden in Brand gesetzten Autos, die in den Medien breit getreten wurden, scheinen in Brand geraten zu sein, als ein oder mehrere Molotow Cocktails gegen die sichtlich beeindruckten Bullen eingesetzt wurden. Die Demo löste sich dann in einem Park unmittelbar am Eifelturm aus, ohne dass den Bullen Festnahmen in grösseren Umfang möglich waren.
In einer Woche ist der nächste Aktionstag, der seit zwei Wochen von den Gewerkschaften vorbereitet wird. Die Anzahl der Demonstranten dürfte dann wieder weitaus höher sein. In welchem Umfang es dann auch zu Streiks kommen wird, ist noch offen. Die Forderung nach einem "Generalstreik", wie sie seit Beginn der Proteste aus dem antagonistischen/syndikalistischen Milieu kommt, dürfte aber auf jeden Fall Wunschdenken sein.
Videos und Bilder:
Ergänzungen
Auch am heutigen Karfreitag, der von wenigen Regionen abgesehen, in Frankreich kein gesetzlicher Feiertag ist, gibt es neue Aktionen. In Paris versammelten sich hunderte Schüler von diversen Oberschulen, um gegen die Repression der Bullen am gestrigen Aktionstag zu demonstrieren. Besonders die im Netz dokumentierte Szene, in der die Bullen einen Schüler misshandeln, sorgt für reichlich Empörung. Als Reaktion statteten die Schüler heute daraufhin also zwei Bullenrevieren einen Besuch ab. (Video)
Weitere Bilder von gestern und heute:
Demo der Schüler heute in Paris
Rennes
Der Abend in Rennes
Caen
Ergänzungen II
Video zu den Aktionen der Schüler gegen de Repression der Bullen:
https://www.youtube.com/watch?v=tfyDj1dyJtc
Angriff auf ein Polizeirevier:
https://www.youtube.com/watch?v=DLMI3GzCrFw
Weiteres längeres Video zum Aktionstag am 24.03.:
https://www.youtube.com/watch?v=HLMNfnFXRvI