Tue Gutes und sprich darüber, liebes kommando norbert blüm!

Ein wirklich zutiefstes Ärgernis bei Freund*innen der direkten Aktion ist deren Sprachlosigkeit bei der Vermittlung ihrer Aktivitäten. „Eine gelungene Aktion vermittelt sich durch sich selbst“ funktioniert manchmal, leider jedoch nicht immer.

 

Auf den einschlägigen Twitterkanälen und Webseiten nichts, aber auch gar nichts Erklärendes zu der gelungenen Aktion in Idomeni. Und fast noch schlimmer: Auch kein positives Echo.

 

Stattdessen Statements wie das von Aid Delivery Mission hier, oder dass der für die Tagesschau vor die Kamera gezerrten guten Helferin, die sich direkt oder indirekt von der Aktion distanzieren. Ganz im Geiste des TS Reporters vor Ort, der von einer kriminellen Aktion spricht.

 

Wo liegt das Problem? Dabei, dass die Hälfte der Kinder in Idomeni schwere Atemwegserkrankungen haben, die unbehandelt bei Säuglingen tödlich enden können, oder dabei einen (ausgerechnet an diesem Tag, nachdem das Flugblatt offensichtlich schon gedruckt war) knietiefen Fluss gemeinsam mit hunderten helfenden und aufeinander achtenden Menschen am hellichten Tag mit Seilsicherung zu überqueren? Dabei, einen Spalt zu einer Hoffnung aus der Flucht vor dem Elend zu eröffnen (für einige die nicht festgesetzt wurden vielleicht sogar am Ende erfolgreich), oder einfach weiter als guter Mensch Suppe zu kochen bis die Menschen vor Erschöpfung zusammenbrechen, in Lager deportiert werden wo ihnen die Ausweisung in die Türkei droht (das ist keine Panikmache sondern der ganz offiziell proklamierte Plan der EU) oder ein hoffnungsloses Leben im Krisenland Griechenland?

 

Das war eine gute Aktion! Eine verantwortlich ausgeführte, für einige vielleicht sogar erfolgreiche, allen Betroffenen Handlungsperspektiven gegen die Sackgasse aufzeigende Aktion. Auf jeden Fall aber eine sehr breite Aufmerksamkeit für die Zustände von Idomeni generierende Initiative, die diesen neuen Höhepunkt des gewollten Elends mitten in Europa ans Licht der Öffentlichkeit zerrt und zwar nicht als Skandalisierung mit dem Bild hilflos ausgelieferter armer Menschen sondern mit einer kollektiven Aktion.

 

Und genau so, liebe Initiator*innen, genau so solltet ihr darüber sprechen, und dies nicht den bürgerlichen Medien oder irgendwelchen obskuren NGO´s überlassen!

 

Und nein, es spricht Refugees keine eigene Handlungsfähigkeit ab, wenn ein Aktionsangebot zur Diskussion vorgelegt wird, wie auf Linksunten zu lesen war. Die Entscheidung zur Teilnahme darüber ist allerdings selbstbestimmt, soviel zu dem „unverantwortlichen Handeln“ der Verfasser*innen des Flugblatts. Ein Haufen von gutmeinenden aber unvorbereiteten Anti-AKW Demonstrant*innen wird von selber auch nicht den Weg zu der richtigen Stelle an den Bahngleisen durch die Bullenketten hindurch finden. Dazu braucht es langjährige gemeinsame Erfahrung und eine Organisation. Auf Idomeni umgeschrieben: Wäre es so, dass sich ganz spontan einander völlig wildfremde Menschen so organisieren könnten, dass sie einen kollektiven Ausweg aus einer Sackgasse finden, wären die Menschen dort nicht seit Wochen festgesetzt und wären nicht immer verzweifelter gegen einen Zaun angerannt, der nach 5 km endet. Sommer 2015 und weitgehend offene Grenzen ist definitiv vorbei!

 

Noch einmal: Dass die staatstragenden Medien aufschreien und Sorge heucheln, wenn Menschen nicht mehr bemitleidenswerte Objekte bleiben, die leider leider keine Perspektive in Europa haben und deshalb ganz human aus unserem Blickfeld abgeschoben werden sollen, damit wir die Bilder des Elends nicht mehr ertragen müssen, ist nicht überraschend.

 

Dass Antirassist*innen diese Aktion denunzieren oder sich distanzieren oder sich für die eigene spontane Unterstützung fast schon entschuldigen (ADM Erklärung), und damit eine Wiederholbarkeit behindern, vor lauter Sorge irgendeinen Fehler zu machen oder gar ein anderes Verhältnis zu Refugees einzunehmen als ihnen Suppe zu kochen und eine warme Decke zu reichen (eine gute Sache, wenn es nicht nur dabei bleibt), ist fatal.

 

Und dass dritte und wichtigste: Wenn schon die Initiator*innen dieser Aktion sich nicht positiv zu ihrer Aktion verhalten können oder wollen, während Tsipras und der veröffentlichten Meinung der Schaum vom Kinn tropft, weil die nämlich erkennen wie wegweisend und vorbildlich diese Aktion gegen ihre Interessen gerichtet war, dann sollten das wenigstens Blockupy, Zentrum für politische Schönheit oder wer auch immer hinbekommen.

 

Sonst wird sich nämlich auf absehbare Zeit kein organisierter Zusammenhang mehr an eine solche Aktion wagen, und damit hätten nur die Menschenverachter in Ministerien und Redaktionsräumen gewonnen.

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Das war eine Scheiss-Aktion ... kommt mir eher wie false flag vor .... und damit brüstet "Ihr" euch auch noch ??!!??

 

und da Ihr nicht kritikfähig seid, wird mein Kommentar entweder "verschwinden" oder gar nicht erst online gestellt werden

Nachdem ich ja schon ein wenig älter bin und morgen meinen ersten Rollator im Gesundheitshaus abholen darf, möchte ich noch kurz von früher erzählen: Norbert Blüm war einmal Teil jenes Block an der Macht, der Konsens definieren und mit Gewalt panzern konnte. Er war nicht immer alt und von früher. Und normale Menschlichkeit war nicht immer randständig, sondern Konsens. Die Würde des Menschen, so lernte ich noch in der Schule, war DIE Lehre aus dem NS und bedeutete praktisch die Verpflichtung des Staates, auch Eigentums- und Einkommenslosen finanziell die vollständige Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen.

 

Wie soll mann das jungen Leuten erklären, die nur das Hartz-Regime kennen? Norbert Blüm galt damals als "Herz-Jesu-Marxist". Etwas unvorstellbares in Zeiten, da niemand mehr Marxist ist und niefraud Christin. Wo es keine Christ-und Sozialdemokraten und Kommunisten mehr gibt, sondern nur noch Neoliberale und Rassisten. Ja gut und die PDL. Jedenfalls ist es eine Ehre, diesen Namen glaubhaft verwenden zu können. Und über diese Glaubhaftigkeit entscheidet nicht Erfolg, sondern Einsatzbereitschaft.

 

Ihr macht mich stolz, Enkelchen

Es empfiehlt sich dazu griechische Medien zu durchforsten:
a.) Alle Kopierer in Paleokastro und Kilkis wurden polizeilich beschlagnahmt, eventuelle Strafen werden kaum wie in Deutschland zur Bewährung ausgesetzt, sondern eventuell wird sogar wegen kriminelle Vereinigung ermittelt
b.) Da es auf genannten Flugblatt viele Unwahrheiten gab, spekulieren Teile der Medien auf eine hinterhältige rechte Aktion, die sich gegen Flüchtlinge gerichtet hat, allerdings sprechen Übersetzungsfehler gegen griechische Beteiligung
c.) Die Überquerung des Flußes fand nicht statt
an der im Flugblatt beschriebenen Stelle
d.) Die Darstellungen in den Medien unterscheiden sich sowohl in Griechenland als auch in der Türkei und erst recht im deutschsprachigen Raum frappierend, Fakt ist allerdings, daß sowohl in Ankara als auch in Athen davon die Rede ist, daß alle Flüchtlinge, die bis zum Inkrafttreten des Abkommens griechischen Boden betreten, dort bleiben müssen; interessant ist hierbei außerdem, daß alle von illegal reden, außer die Türkei, die nennt die Menschen irregulär, weil ihr Status noch zu klären ist.
e.) Griechenland führt eh nur Abschiebungen durch, die bilateral mit der Türkei seit 2001 abgesprochen werden, außerdem sind die 20 dafür zuständigen Beamten völlig überfordert und genau deshalb bekommen Flüchtlinge bestimmte Papiere, die den Aufenthalt in Griechenland befristet erlauben; die Gesetze dafür wurden von Syriza vor einem Jahr entschärft.
f.) Nie, und damit völlig menschenverachtend instrumentalisierend, weder in irgendwelchen Medien, noch von Aktivist*innen ist davon zu lesen, daß der überwiegende Grund der Leute in Idomeni zu bleiben der ist, daß Familien auseinander gerissen wurden, denn ein Teil befindet sich in anderen Staaten am Balkan. Gäbe es Garantieren zur Familienzusammenführung, egal wo, würden viele das Lager verlassen
g.) niemand, der eine Woche lang dort im Regen stand, macht derartige Flugblätter, somit ist es spekulativ und behindert NGOs

nur eine kleine randbemerkung:

die info, dass der fluss "trocken" sei, geht wahrscheinlich auf einen übersetzungsfehler zurück. der name des flusses "suva" bedeutet aus dem mazedonischem übersetzt soviel wie trocken.

 

ganz generell: egal, was von der aktion zu halten ist, die berichterstattung darüber ist auf jeden fall katastrophal, und bring den wusch nach schuldentlanstung des hiesigen rassistischen kollektivs klar zum ausdruck.

Wo nann man dieses Flugblatt lesen? Finde es nicht.

, die von arabisch nach griechisch und dann auf deutsch übertragen wurde, hat Wassilis Aswestopoulos bei Telepolis zitiert. Allerdings schreibt er dazu: "Gemäß der offiziellen Übersetzung, wie sie von amtlichen griechischen Stellen verbreitet wurde, steht in dem Flugblatt" ...

siehe:

http://www.heise.de/tp/druck/mb/artikel/47/47701/1.html

Es ist oft genug vorgekommen, dass VS, BKA und diverse andere Behörden Artikel in linken Medien untergebracht haben, um Reaktionen zu provozieren. Gerade, wenn sie mit ihren Ermittlungen im Dunkeln tappen. Jedes Informationsbruchstück kann ihnen dann bei der Repression weiterhelfen und sei es der Schreibstil.
Außerdem ist es völlig okay, eine direkte Aktion für sich sprechen zu lassen. Das sogenannte Flüchtlingsthema ist seit über einem Jahr in aller Munde. Was muss da noch erklärt werden?
Also liebes Kommando Norbert Blüm: Nicht drauf eingehen und die Aktion für sich sprechen lassen.