[WÜ] Deutsche Täter sind keine Opfer – Gegen den Mythos der „unschuldigen Stadt Würzburg“

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Heute am 16. März 2016 jährt sich die Bombardierung Würzburgs durch die British Air Force zum 71. Mal. In der Stadt finden verschiedene Aktionen zum Gedenken an die Zerstörung Würzburgs im Zweiten Weltkrieg statt. Wie berichtet, verteilte die neofaschistische Kleinstpartei Dritter Weg im Stadtteil Grombühl Flyer, in denen dazu aufgerufen wurde, „eine Kerze zum stillen und würdevollen Gedenken an die zivilen Opfer des alliierten Luftterrors in Würzburg“ zu entzünden.

Wie letztes Jahr, als Faschos eine Demonstration in Würzburg veranstalteten (https://linksunten.indymedia.org/en/node/137833), wird auch dieses Jahr von faschistischer Seite versucht die Befreiung vom Nationalsozialismus historisch zu verklären. Wieso versuchen Neonazis gerade an diesem Tag ihre widerliche, geschichtsverdrehende Propaganda unter den Bürger*innen dieser Stadt zu verbreiten? Widerlicher Geschichtsrevisionismus reicht bis in die sog. „bürgerliche Mitte“ der Gesellschaft. Beispielsweise feiert das konservative Online-Schmierblatt wuerzburg erleben heute zum 16.03. Trümmerfrauen als Heldinnen und bei vielen Veranstaltungen wird heute der Eindruck vermittelt, als sei Würzburg ein unschuldiges Opfer des Krieges. Es wird ein Mythos konstruiert, der davon lebt, dass sich die schuldige deutsche Bevölkerung als Opfer der Nazidiktatur darstellt. Wie auch in Dresden wird versucht die Stadt, die als militärisch unbedeutend galt, als unbeteiligt an den Verbrechen Deutschlands während der Nazizeit dastehen zu lassen. Es wird einzig und alleine die Zerstörung der Stadt bedauert, anstatt sie als einzig richtige Reaktion auf die faschistischen Verbrechen der gesamten deutschen Bevölkerung zu betrachten. Dass Würzburg unbeteiligt an den Grausamkeiten des deutschen Faschismus ist, widerspricht in ekelhaftester Art und Weise den historischen Tatsachen. Würzburgs Rolle bei der Euthanasie war zentral. Der bekannte Neonazi Werner Heyde, der als Professor für Psychiatrie und Neurologie an der Universität Würzburgs lehrte, war einer der Hauptinitiatoren der „Aktion T4“. Als einer der Hauptbeteiligten der Euthansieaktion, die alleine im Zeitraum von Januar 1940 und August 1941 70.000 Menschen das Leben kostete, stieg Heyde bis 1945 innerhalb der SS bis zum Obersturmbandführer und Standartenführer auf. Außerdem erhielt Werner Heyde am 21. Februar 1944 den SS-Totenkopfring, der nur den glühendsten und fanatischsten Nazis verliehen wurde. Der Würzburger war maßgeblich für die Entscheidung Gas zur Ermordung von Menschen einzusetzen, verantwortlich. Er behielt während dieser Zeit seinen Lehrstuhl an der Universität Würzburg und bildete Ärzte für die Euthanasie T4-Aktion aus. Euthanasie bezeichnet die systematische Ermordung von Menschen, deren Leben in der Naziideologie als „unwert“ betrachtet wird. Nach Vorstellungen der Faschist*innen schaden „Erb- und Geisteskranke, Behinderte und sozial oder rassisch Unerwünschte“ einem „organischen Volkskörper“.

Dass Deutsche von solch menschenfeindlichen Aktionen nichts mitbekommen haben, stellt einen weiteren zu enttarnenden Mythos dar. Die Universitätsklinik in Grombühl beherbergte eine Außenstelle des Konzentrationslager Floßenbürg, als dessen Initiator Werner Heyde, der nach dem Krieg unter dem Namen Fritz Sawade bis 1964 unbehelligt weiter als Arzt in Schleswig-Holstein arbeiten konnte und über 7.000 Gutachten für den Staat erstellte, gilt. Neben der KZ-Außenstelle waren auch andere Institutionen zur Durchsetzung der faschistischen Verbrechen in Würzburg beheimatet. Unter anderem war auf dem Gelände der heutigen Franz-Oberthür-Schule ein Gestapo-Gefangenenlager untergebracht. 152 Menschen überlebten die Haft dort nicht. Letztes Jahr besuchten wir die Orte, um zu zeigen, dass viele Stellen in Würzburg Schauplatz faschistischer Grausamkeiten waren. (https://linksunten.indymedia.org/en/node/136141) Würzburg war auch Schauplatz der Reichspogromnacht und 1933 fanden Bücherverbrennungen, u. a. auf dem Residenzplatz statt. Zwischen November 1941 und Juni 1943 wurden an sechs Tagen 2043 Jüd*innen von Würzburg aus in Konzentrationslager deportiert. Nur 41 von Würzburg aus deportierte Menschen überlebten den Holocaust. Vor der Machtergreifung der Nazis waren besonders in der Region Unterfranken viele jüdische Gemeinden beheimatet. Dass man von all dem nichts mitbekommen hat, ist nicht nur unglaubwürdig, es ist schlicht unmöglich. Mehrere Fotos zeigen die Würzburger Bevölkerung in ihrem nationalsozialistischen Wahn (siehe Fotos). Es ist für uns keineswegs akzeptabel, dass gerade diese Menschen als Opfer dargestellt werden. Wir gehören der letzten Generation an, der es noch möglich ist Überlebende des Naziterrors kennenzulernen. Wir haben Angst vor einer Verdrehung der historischen Tatsachen. Wir haben auch Angst vor einem Wiedererstarken des Faschismus in Deutschland. Ein*e jede*r trägt die Verantwortung Verharmlosungen und Verdrehungen der Geschichte aufzudecken und anzugehen. Wir werden uns auch weiterhin einmischen, wenn von rechter und reaktionärer Seite versucht wird Deutschland und Würzburg als Opfer eines von ihnen begangen Krieges dastehen zu lassen. In der nächsten Zeit werden Antifaschist*innen in Würzburg und der Region die Verbrechen und Grausamkeiten der Nazizeit vermehrt aufarbeiten und versuchen einen fehlgeleiteten Diskurs zu verhindern.

 

Kein Vergeben – Kein Vergessen! Deutsche Täter sind keine Opfer!

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aber waren faschos heute in irgendeiner weise auffällig oder bei den städtischen veranstaltungen?

Weil vielleicht 20% überzeugte Nazis und nochma 50% Mitläufer waren rechtfertigte es selbstverständlich Zivilisten stellvertretend dafür büßen zu lassen. Besonders die Kinder sind dadurch das sie da zufällig leben gleichzeitig schuldig und man spricht ihnen ab Opfer sein zu können. Und was ist mit den versteckten Juden und den Menschen die ihnen unterschlupf gaben? Mit den Mitgliedern des Widerstandes, den Kommunisten die man noch nicht deportiert hatte die sich versteckt haben? Alle Scheisse-schuldig, oder was?

Kollektivschuld und Sippenhaft wie im Mittelalter. Man muss mal ein bisschen differenzieren. Angriffe auf Nazis, Wehrmacht, Industie und Rustungskomplexe sind gut und richtig. Angriffe auf Zivilisten sind immer ein Verbrechen und zu verurteilen egal von wem, egal an wem. PUNKT.

Kollektivschuld oder pauschale Schuldzuweisungen ja sogar das nachsagen stereotyper negativer Eigenschaften an ein bestimmtes wie auch immer geartetes "Volk" eine andere Ethnie oder Reigionsgemeinschaft für Dinge an denen die betreffende Person nicht selbst teilgenommen hat sind nichts anderes als rassistische Diskriminierungsmechanismen. Es hat für mich einen Fremdschäm-Faktor wie massiv diese in der heutigen Linken noch vorhanden sind. Reflektiert euch mal selbst bevor ihr Mittel aus der verstaubten Faschokiste im Keller rausholt um vermeintlich linke Ansichten damit transportieren zu wollen.

dass kollektivschuld/sippenhaft sehr gefährliche phänomene sind und durchaus auch widerständige bei allierten bombardierungen drauf gegangen sind. die sache ist jedoch: von denen gab es auch nicht soo viele.
angesichts der eindeutigen schuldzuschreibung an wehrmacht und "deutschland" ist dein ansatz, hier die deutschen zivilisten zu betrauern, der falsche. deutschland hat den krieg begonnen. punkt. und die bombardierungen auf deutsche städte lassen sich nicht instrumentalisieren für einen falschen täter-opfer-diskurs. damit spuckt man den wahren opfern nur ins gesicht.

praktisches beispiel aus würzburg: die einzige shoa-gedenkstätte (am friedrich-ebert-ring) sticht einem kaum ins auge, wogegen gleich um die ecke ein fettes wehrmachtsdenkmal mit heroischen statuen und gedenktafeln angebracht ist (und das ist nicht mal das einzige in würzburg!).. wie sehr müssen die scheuklappen einem die sicht nehmen, um den geschichtsrevisionismus nicht zu checken??

Ich betrauere auch die jüdischen Menschen, genau so wie Behinderte, Homosexuelle und Sinti und Roma und all die anderen die man ermordet hat und denen man Unrecht antat.

Ich habe keinerlei Mitleid mit Kriegstreibern und Verantwortlichen wie Nutznießern des Faschismus, auch nicht mit den Mitläufern. Ich habe mit nicht einem Einzigen Wort die üble verbrecherische Einzigartigkeit des Holocaust realtiviert.

Zu deinem Zitat "Deutschland hat den Krieg begonnen" Ja wer von den 4-5jährigen hat den Krieg denn begonnen?

Man sollte sich an die wenden die dies tatsächlich getan haben.

Zudem sehe ich die Schuld der Bombardierung bei den Nazis und NICHT bei den Allierten.

Trotzdem finde ich es schlimm und ungerecht wenn Unschuldige für etwas büssen müßen was Andere angerichtet haben.

Ich habe Niemandem ins Gesicht gespuckt, und meine Großmutter väterlicherseits ist eine geborene Diamant aus Österreich und war selbst Jüdin, dadurch das mein UrGroßvater Leute bestach wurden sie als Christen geführt und emigrierten nach Australien und in die USA bis auf meine Oma die als "Christin" in Deutschland blieb und ihrem ältesten Bruder der bei einem Sabotageakt umkam.

Ich würde Niemals einem Opfer ins Gesicht spucken wie du das fälschlicherweise unterstellst.

Es gibt nur unschuldige Opfer  oder Schuldige die dann keine Opfer sind. Du hingegen versuchst hier Opfer erster zweiter und dritter Klasse zu stilisieren.

Zudem lässt du nur eine Gruppe die Shoa-Opfer überhaupt als Opfer an sich zu, und brichst so alles auf ein ich sag mal "Opfervolk" zu und ein "Tätervolk".

Das ist nur leider eine rassistische Verallgemeinerung. Und mit diesen Methoden mit denen du die einen Menschen kollektiv in positive Schubladen steckst haben oft z.B arabische Terroristen das selbe im negativen gemacht und bei entführungen wie der Archille Lauro oder die machenschaften des Schwarzen September (damals zu RAF-Zeiten in vermeintlich linken Kreisen bejubelt) einfach mal Zivilisten aus den USA oder Kinder jüdischen Glaubens ermordert obwohl die weder was mit Israel geschweige denn den im 6Tage Krieg gestorbenen arabischen Kindern und Zivilisten je was zu tun hatte. Das ist DAS wozu Sippenhaft und Kollektivschuld führen. Während sich rational denkende Menschen an der israelischen Armeeführung rächen würden tat es der schwarze September willkürlich an Zivilisten die mit der ganzen Scheisse GARNIX zu tun haben. So durften wieder Unschuldige büßen für Dinge auf die sie keinen Einfluss hatten.

Und du und der Author des Postings haben leider die selbe Denke wie der Schwarze September nur von der anderen Seite der Medallie.

Tatsache ist das die wirklich eine linkeste Lösung Frieden wäre und der Wunsch das keine Unschuldigen Menschen für die Taten der Kriegstreiber belangt werden.

Denn eure Auffassung leugnet die Gleicheit aller Menschen an sich und versucht bestimmte Ethnien und Religionsgemeinschaften mehr oder minder als wertig zu erklären. Aber Fakt ist Mensch ist Mensch.

Obwohl ich mit dem Freiheitskampf des palästinensischen Volkes sympathisiere, würde ich dir weitestgehend zustimmen, natürlich auch bezüglich der Opferfrage in der deutschen Bevölkerung im zweiten Weltkrieg, in beiden Fragen hast du mir sozusagen aus dem Herzen gesprochen. Ich würde lediglich allgemein hinzufügen, das ein gezielter Angriff auf Zivilisten nicht legitim sondern ein Kriegsverbrechen ist, das es aber immer auch unschuldige zivile opfer in Kriegs/Kampfhandlungen geben wird.

Mit solch extrem falschen Einordnungen, könnte eure "Angst vor einem Wiedererstarken des Faschismus in Deutschland" durchaus Wirklichkeit werden. Aber nicht weil die Mehrheit der Bevölkerung faschistisch wird, sondern weil sich bei solch kruden Standpunkten nur wenige finden werden, die sich mit uns gegen die Faschisten stellen.

Das Problem an Würzburg ist leider auch eine Linke, die ohne Nazis nicht weiß, was mit den Gedenkveranstaltungen anzufangen wäre.
Einen wunderbaren Einfall hatte eine Gruppe aus einer anderen Stadt:

nokrauts.org/2016/03/trutzburg-wuerzburg/

Wenn ich nicht wüsste das es wirklich Antideutsche gibt die diesen Mist ernst meinen wie in der nokrauts URL und ich nicht wüsste was Antideutsche sind,

würde ich denken das das ein Faschoprojekt ist um alle Bürgis gegen Linken aufzuhetzen und unsere Symphatisanten und Unterstützer (Projekt Kirchenasyl z.B) so derbe abzufucken das sie sich mit uns entsolidarisieren. 

Wie verzweifelt muss die deutsche Linke wohl sein, wenn sie jetzt schon die Trottel, die jährlich am 16.3. der deutschen Niederlage nachweinen (eine Melange aus Burschis, Kirchengesindel und Heimatfans), als ihr neues revolutionäres Subjekt entdeckt.

Entweder ließt du die Texte der anderen nicht oder kannst sie kognitiv nicht verarbeiten. Keiner weint ihrend einer Niederlage nach, im Gegenteil wir freuen uns das die Nazis besiegt wurden und die Allierten und befreit habe. Est ist nur allgemein so das wir nicht-AntiDs nicht gleichzeigtig das totbomben von Kindern und Unschuldigen unter den Toten wo sicher auch viele Nazierbrecher und Mitläufer waren mit abfeiern indem wir sie mit diesen gemeinsam in Sippenhaft nehmen.

Es gibt immer Unschuldige die nichts dafür können und die darf man auch nicht kollektiv mit den Tätern in einen Topf schmeißen.

Und es ist mir fuck egal ob ein Hamas Selbstmordatentäter einen Bus von israelischer Kinder trifft oder eine israelische Hubschrauberrakete oder Panzergranate palästinensische Kinder tötet. Das ist gleichermassen taurig und beide haben es nicht verdient. Ich finde es ehrlich gesagt krank wenn die stalino Intiimps die Pallis oder die AntiDs die Israelis dafor abfeiern oder sowas rechtferitgen wollen. Das ist einfach kranke Scheisse die so fern von linker Politik ist wie Donald Trump. Man muss immer und überall sagen dürfen das man den Tod der Unschuldigen und Unbeteiligten scheisse findet und z.B kleine Kinder sind in jedem Fall unschuldig , egal welche Ethnie , Religionsgemeinschaft oder sonstwas. Ja, es war ne Stadt mit überproportional vielen Nazi, ja der Krieg gegen Nazis und ihre Supporter war gut und richtig, ja die toten Faschisten und die Niederlage des dritten reiches erfreuen mich. Trotzdem tun mir die Unschuldigen leid und ich finde es widerlich wie man sie kollektiv in die TÄTERVOLK Gruppe schiebt.