Ich bin kein Deutscher, aber hier in Haft!

JVA Moabit

Mein Name ist Laurynas, bin ca. 30 Jahre alt und komme aus Litauen. Vor etwa 2 Jahren kam ich nach Deutschland und habe in einem linken Berliner Hausprojekt gewohnt. Anlässlich der United-We-Stay-Demo am 14.3.2009, an der ich natürlich teilnahm, kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Dabei habe ich einen Polizisten angegriffen und ein Polizeifahrzeug beschädigt.


Zwei Wochen später wurde ich beim Spazierengehen mit meinen Hund verhaftet und inhaftiert. Bei meiner Verhaftung wurde ich von der Polizei fortwährend geschlagen und beschimpft. Bei der Vernehmung in Tempelhof war nur ein Dolmetscher der Polizei dabei, aber ich durfte keinen Anwalt hinzuziehen. Der wurde mir verwehrt. Nach ca. 2 Tagen wurde ich dann in die JVA Moabit gebracht, weil ich keine Aussagen gemacht habe. Da ich nicht gut deutsch sprach und verstand, englisch in der JVA Moabit kaum jemand sprechen konnte, hatte ich kaum eine Möglichkeit gehabt mich zu verständigen. Erst jetzt habe ich einige Monate Deutschunterricht gehabt und kann vieles nachlesen.

An dieser Stelle möchte ich mich bei meinen Freunden aus dem Wohnprojekt indem ich lebte bedanken, für ihre Hilfe, den anwaltlichen Beistand und die finanzielle Unterstützung! Das ist mir sehr wichtig zu sagen: Ohne sie hätte ich das nicht durchgestanden, wäre alles sehr viel schlimmer gewesen.

Bei meiner Einweisung in Moabit, kam ich in das Haus II. Das bedeutet Einzelzelle in der Grösse von etwa 8 Quadratmeter, Toilette in der Ecke, Fenster in der Höhe von 2 Metern - Sehr klein. Aber kein Fenster und Kontakt zur Aussenwelt. 23 Stunden am Tag Einschluss und eine Stunde Aufschluss. Da ich kein deutsch sprach, war eine Kontaktaufnahme zu anderen Menschen während des Ausfschlusses ausgeschlossen. Für alles musste ich einen schriftlichen Antrag schreiben, aber ich konnte kein deutsch!!

So bekam ich keine Medizin, keine Zahnpasta usw., weil ich das nicht beantragen konnte. Als ich nach Deutschland kam, dachte ich es sei ein schöndes Land, aber nun weiss ich, es ist alles Lug und Trug. Vieles ist schlecht hier! Ich habe lernen müssen, dass es einen grossen Unterschied zwischen arm und reich, zwischen Menschen wie mir und den oberen 10.000 gibt. Ich fühle mich von der Justiz und dem Polizeiapparat falsch behandelt, meine Grundrechte nicht vertreteb und ausser Kraft gesetzt. Die Kleinen werden gehangen, die Grossen sind heimgegangen!

Hier und jetzt möchte ich noch einmal der WBA-Antirepressionsgruppe, der Roten Hilfe OG Halle und den Rote Hilfe Gruppe aus den anderen Städten danken! Ich möchte allen Freunden aus dem Wohnprojekt in dem ich lebte danken und grüssen! Mein grösster Wunsch ist, dass mich niemand vergisst und wir uns nach diesem Wahnsinn = Haft wiedersehen.

Laurynas, JVA Moabit

 

Laurynas Mogila
c/o JVA Moabit
Alt-Moabit 12a
10559 Berlin
Buch-Nr. 890/09-0

 

 


 

 

Anmerkung der abtippenden Person:

Die Menschen im Gefängnis haben keinen Internetzugang und können nicht selbst über ihre Situation und ihre Kämpfe berichten. Dazu muss es Personen "draussen" geben, die die Texte der Gefangenen abtippen und in den entsprechenden Plattformen veröffentlichen. Anschliessend die Kommentare und sich entwickelnden Diskussionen verschriftlichen bzw. Ausdrucken und den Gefangenen zurückschicken.

Und auch schreiben können die Gefangenen nur, wenn sie genug Papier, Umschläge und Briefmarken haben. Gefangene die nicht die im jeweiligen Gefängnis übliche Sprache sprechen, haben es da noch schwerer. Die Schliesser und Schliesserinnen, Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen, Ärzte und Ärztinnen usw. können oft mit ihnen machen was sie wollen, die Gefangenen belügen, ausbeuten und unterdrücken. Darum schickt den Gefangenen Briefe, legt Briefmarken bei und schickt ihnen unsere verschriftlichten Diskussionen.

Neben Indymedia gibt es seit einigen Jahren den "Gefangenenrundbrief Mauerfall". Die Gefangenen, und alle anderen die mit den Gefangenen kommunizieren wollen, können ihre Diskussionsbeiträge und Artikel zu einer zentralen Adresse schicken. Die Diskussionsbeiträge und Artikel werden dann in dem kostenlosen Rundbrief veröffentlicht und an alle Personen im Verteiler (Gefangene und die Leute "draussen") verschickt. Für die Gefangenen ist es extrem wichtig zu wissen, was "draussen" geschieht. Aber auch wir "draussen" sollten darüber bescheid wissen was "drinnen" diskutiert wird und zulassen, dass die Gefangenen weiter an unseren Diskussionen und Kämpfen teilnehmen können.

Den Gefangenenrundbrief Mauerfall könnt ihr (bzw. ihr für Gefangene) unter der Adresse "Mauerfall c/o SSK e.V., Salierring 37, 50677 Köln" kostenlos abonieren. Schickt dazu einfach eure Adresse bzw. die Adresse der Gefangenen der Adresse. Online gibt es den Gefangenenrundbrief Mauerfall unter folgender Adresse: http://www.ivi-info.de/ivi.html#mf

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Du hast absolut meine Solidarität, wir vegessen dich nicht. Ich finde es auch zum kotzen wie du behandelt wirst.

Aber eine Anmerkung muss ich trotzdem machen: Du schreibst: "Als ich nach Deutschland kam, dachte ich es sei ein schöndes Land, aber nun weiss ich, es ist alles Lug und Trug." Hast du gedacht in Deutschland ist das anders als in der übrigen Welt, dass man inhaftiert wenn man gegen Gesetze verstößt? Du hast einen Menschen tätlich angegriffen und meinst die seien im Unrecht wenn sie dich inhaftieren??? komisch... Aber das hat alles nichts damit zu tun, dass ich es vollkommen ablehnen wie sie dich in der Haft behandeln. Die JVBeamten verstoßen in mehreren Punkten gegen deine Rechte als Mensch. Das ist Fakt.