Gefahrenschlechttransport der BeBüDeSüKi erfolgreich blockiert

Kurz bevor die Demo in der Rigaer Straße losging, sichteten die Polizisten die „Gefahrengüter“

Mit den Mitteln des politischen Straßentheaters wurde heute eine politische Satire, von einer bislang unbekannten losen Zusammenrottung, auf die Straße in Berlin Friedrichshain getragen.

 

Augenzeug_innen berichten: Ein erster Kommentar der wutenbrannten Wutbürger_innen des Südkiezes und ihres Haufens, die den armen Bürger_innen des No(t)rdkiezes in ihrer Not und Pein helfen wollten, zeigt auf daß der Gefahrguttransport jedoch letztlich ordentlich von der Staatsgewalt blockiert wurde.

 

Insofern wurde der öffentliche amtliche Beweis erbracht, daß es sich dabei doch garnicht um Gefahrgut handeln konnte.
Vgl. z.B. https://linksunten.indymedia.org/en/node/167206#comment-175816

 

Die Besorgten Bürger_innen des Südkiezes (BeBüDeSüKi) äußerten sich aber vereinzelt später hocherfreut über die große Presse- und Medienresonanz die ihnen, trotz aller Verunglimpfungsversuche, zuteil wurde.

 

Laut einer Sympathisantin der BeBüDeSüKi soll es dazu noch einen ausführlichen Bericht geben.

 

Am Rande scheinen sich spontan weitere Bürger_inneninitiativen (BI) gegründet zu haben. Sie wollen sich u.a. möglicherweise weiter für eine Umverteilung von Süd nach Nord einsetzen damit der Gerechtigkeit genüge getan wird. Sie könnten dafür alle Bürgerinnen und Bürger zu mehr bürgerschaftlichem Engagement, für die Rechte der SelbstExekutive, aufrufen, meinte eine interessierte Bürgerin am Rande des Aufmarsches intuitiv.

 

Aus den Reihen der Besorgten war u.a. zu hören: „Denn nur gemeinsam sind wir stark (in der Hose) und mehr als nur blödes Volk“ und „Mann wird seinen (Holz)Latte (oder wahlweise auch Holzkopf) ja wohl nochmal gefälligst auf die Straße tragen dürfen“, „das wird Mann ja wohl endlich nochmal sagen dürfen“, „schließlich sind wir ja auch gegen alle Meinungsverbote und den Meinungsterror dieser Linksextremisten“, „wir definieren unsere Macht jetzt endlich wieder selbst“, „denn wir sind das Volk“, „ein jeder kehr den Dreck vor seiner eigenen Tür“.

 

Ihre neue Parole könnte lauten: „Bürger laß das Glotzen sein, mach jetzt Deinen Kiez mit rein!“

 

Die nächste Aktion Frühjahrsputz kommt bestimmt. Bleibt gespannt.

facebook.com/events/1746510692247486/

 

Eine Presseübersicht folgt.


Wer auf FB auf dem Laufenden bleiben möchte folgt: facebook.com/Der-H%C3%A4userfresser-kommt-509242095921441/

Auf FB und Twitter: #‎gefahrengebiet‬ ‪#‎gefahrguttransport‬ ‪#‎gefahrenguttransport‬ ‪#‎rigaer‬ ‪#‎rigaer94‬ ‪#‎fhain‬ ‪#‎bebüdesüki‬

Vgl. https://twitter.com/flecks/status/693825860831436804

 

Erste Presseberichte:
berliner-kurier.de/berlin/polizei-und-justiz/rigaer-strasse-autonome-nehmen-polizei-aufs-korn--23484232
(facebook.com/felix.herzog/)

 

Sobald von Video-, Audio- und/oder Bildmaterial im Internet, zu der Sache, Kenntnis genommen wird, wird ggf. auch darauf verwiesen (bitte gerne als lose Sammlung hier unter den Artikel posten, danke!).

 

Die Behörden wurden damit wieder einmal darauf aufmerksam gemacht, daß ihnen nicht alles so einfach durchgehen gelassen wird und sie wurden damit, selbst bei eventueller Ablehnung des Rechtsstaats, u.a. wieder einmal an den sog. „Verhältnismäßigkeitsgrundsatz“ erinnert, der trotz alledem zu gelten hat.
(Vgl. z.B. http://www.juraindividuell.de/pruefungsschemata/der-verhaeltnismaessigke...)

 

Siehe auch:

http://musikbrauchtfreiraeume.blogsport.de/2016/01/31/gefahrenschlechttr...

https://ps.vetomat.net/index.php/2016/01/29/31-01-2016-gefahrenschlechtt...

https://ps.vetomat.net/index.php/2016/01/29/31-1-kunstaktion-der-bebudes...

 

Bleibt, seid oder werdet, weiter, mehr, kreativ, wachsam, widerborstig, wild und frei!

 

Viel Spaß noch

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RBB:

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Die jüngsten Polizeieinsätze in der Rigaer Straße haben für große politische Kontroversen gesorgt. Am Sonntag haben Anhänger der linksautonome Szene und ihre Unterstützer in Berlin-Friedrichshain gegen die ihrer Ansicht nach unverhältnismäßigen Razzien demonstriert - mit einem "Gefahrenguttransport".

Linke Aktivisten haben am Sonntagnachmittag in Berlin-Friedrichshain gegen die massiven Einsätze der Berliner Polizei in den vergangenen Wochen protestiert. Laut einer Polizeisprecherin hatten sich rund 150 Teilnehmer in der Rigaer Straße versammelt, um von da zur Polizeiwache in der Wedekindstraße zu ziehen. Sie wurden von 150 Polizeibeamten begleitet. Die Demo verlief nach bisherigen Angaben friedlich.

 

Rechtslage

 

Aufgerufen zu der Demo hatte eine Gruppe, die sich selbst "Besorgte Bürger*innen des Südkiezes (BeBüDeSüKi)" nennt. Auf ihrer Facebook-Seite sprach sie von einem geplanten "Gefahrenguttransport" durch das so genannte Gefahrengebiet. Wie in der Demo-Anmeldung - die auch auf linken Weblogs veröffentlicht wurde - angekündigt, führte die Route vom "Dorfplatz", wie die Straßenecke Rigaer Straße / Liebigstraße in der autonomen Szene genannt wird, über die Proskauer Straße und Grünberger Straße zur Wedekindstraße.

Die Polizei hatte jedoch den Zugang zu ihrer Dienststelle abgesperrt, so dass die Demonstranten ihre Aktion nicht direkt an der Polizeidienststelle beenden konnten. Die von der Teilnehmern mitgebrachten "gefährlichen Gegenstände" wie Eimer, Plastikstühle und Blumenkästen räumten die Beamen im Anschluss an die Demo von der Straße.

"Gefahrenguttransport" durch den Kiez

Statt Transparenten und Bannern waren die Demo-Teilnehmer aufgerufen, mögliche gefährliche Gegenstände mitzubringen, die auf der Polizeidienststelle in der Wedekindstraße übergeben werden sollten. "Bringt euren Handwagen, Bollerwagen, Kinderwagen, Sackkarre, euer Lastenrad oder einfach eine leere Bierkiste mit eurem liebsten Gefahrgutexponat mit", hieß es ironisch in dem Aufruf. Ziel der Aktion sei es gewesen, "die gefährdeten Projekte und Gebiete etwas sicherer zu machen."

 

Die Gefahrengut-Aktion spielt auf die Rechtfertigungen von Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) und der Berliner Polizei für die umstrittenen Einsätze im Wohnprojekt "Rigaer Straße 94" an. Nachdem dort in der Nähe am 13. Januar ein Kontaktbereichsbeamter von vier Unbekannten niedergeschlagen und verletzt wurde, folgte ein Großeinsatz mit 550 Polizisten und SEK-Beamten. Doch statt der möglichen Täter stellte die Polizei Pflastersteine, Krähenfüße und zwei Tonnen Kohle sicher.

Resümee zu unserem gestrigen Einsatz in der #Rigaer nach Angriff auf einen Kollegen https://t.co/nUKBeHHBpP ^yt pic.twitter.com/YJM7J3zYIO

— Polizei Berlin (@polizeiberlin) 14. Januar 2016


Wenige Tage später folgte ein zweiter Großeinsatz, bei dem die Polizei mindestens eine Wohnung in der "Rigaer Straße 94" gewaltsam aufbrach - diesmal mit der Begründung, dass Polizisten mit einem geworfenen Müllsack attackiert worden sein sollen. Ein später im Internet veröffentlichtes Video, das die angebliche "Müllbeutel-Attacke" zeigen soll, ließ Zweifel an der Begründung für den Einsatz aufkommen.

Die Berliner Polizei fährt auf Anweisung von Innensenator Henkel bereits seit Herbst 2015 einen harten Kurs gegen die die laut Verfassungsschutz "wichtigste Institution der Anarcho-Szene" in der Rigaer Straße. Zuvor waren dort mehrfach Polizisten und Polizeiautos bei Einsätzen von Hausdächern mit Pflastersteinen und in einem Fall sogar mit Gehwegplatten beworfen worden."

 

http://www.rbb-online.de/politik/beitrag/2016/01/rigaer-strasse-demonstr...

"#‎BeBüDeSüKi‬ meldet Erfolg:

Die hochgeschätzten Beamten haben am Ende doch unser Angebot zur Übergabe des Gefahrguts angenommen.

Danke an alle, die dabei waren! Bleibt kreativ, bunt und rebellisch!

‪#‎gefahrengebiet‬ ‪#‎gefahrguttransport‬ ‪#‎gefahrenguttransport‬ ‪#‎rigaer‬ ‪#‎rigaer94‬ ‪#‎fhain‬

https://twitter.com/flecks/status/693825860831436804"

 

....facebook.com/hashtag/beb%C3%BCdes%C3%BCki

 

....facebook.com/events/1746510692247486/

 

Mehr Wut-Burger für alle und zwar umsonst !

bil det ban den bil det burger wehr en

wehr et den anf äng en

Die Ordnungshüter_innen haben das Gefahrgut nicht ordnungsgemäß angenommen, sondern die Annahme verweigert.

Besorgte Wutbürger_innen prüfen ob das wirklich rechtens ist.

 

https://www.youtube.com/watch?v=KBoJhSxs6Js

 

https://t.co/tPmvXKUbeA

 

https://twitter.com/hashtag/Rigaer?src=hash

 

https://twitter.com/mirkoGrB/status/693808782409908225

 

https://www.gesetze-im-internet.de/gefahrgutg/BJNR021210975.html

 

---.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/G/die-befoerderung-gefaehrlicher-gueter.pdf?__blob=publicationFile

 

Jubel

http://www.rbb-online.de/politik/beitrag/2016/01/einsatz-rigaer-94-poliz...

 

"Der Wurf eines Müllsacks auf Polizisten diente am Sonntag der Berliner Polizei als Anlass für eine erneute Razzia im linksautonomen Wohnprojekt Rigaer Straße 94. Nun wurde ein Video der Polizeiaktion im Internet veröffentlicht, das die angebliche Müllbeutel-Attacke zeigen soll.

Mehrere behelmte Polizisten stehen im Innenhof der Rigaer Straße 94 in Berlin, durch den ein Song der deutschen Hardcore-Punk-Band "Guerilla" schallt. An einem Wohnungsfenster im Hinterhaus stehen mehrere Bewohner, die den Beamten von oben Beleidigungen zurufen. Dann ruft einer der Hausbewohner die Beamten zur Vorsicht auf: "Wir haben noch ein bisschen Müll für euch. Wir wollen euch nicht treffen. Wir haben nur noch ein bisschen Scheiße für euch da." Dann fliegt offenbar ein weißer Müllsack aus dem Fenster in den Innenhof.  

Diese Szene aus dem Friedrichshainer Nordkiez wurde auf einem knapp 30-minütigen Video festgehalten, das am Montagabend auf einer Video-Plattform veröffentlicht wurde. Es soll zeigen, dass die Bewohner der Rigaer Straße 94 zwar einen Müllbeutel in den Innenhof geworfen, dies aber vorher angekündigt haben. Außerdem flog der Sack offenbar weit an den herumstehenden Polizisten vorbei, die geschützt im Hauseingang stehen."

http://www.rbb-online.de/politik/beitrag/2016/01/rigaer-strasse-polizei-...

 

http://www.rbb-online.de/politik/beitrag/2016/01/Rigaer-94-Razzia-Anarch...

 

http://www.rbb-online.de/panorama/beitrag/2016/01/attacke-auf-polizist-r...

für die entrümpelung ihrer asservatenkammer voller von ungefähr kommender gegenstände ihrer gefährt_innenschaft oder auch gerätschaften sucht die perliner bozilei noch ehrenamtliche wütende bürgerfresser_innen als mülleimer für ihren schlechten fraß........

 

vgl.:

- tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/nach-gefahrenguttransport-aus-der-rigaer-strasse-fotograf-bekommt-rechnung-fuer-unrat-entsorgung/12934756.html

 

dazu der persönlich betroffene pressefotograf tim lüddemann:

 

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facebook.com/timlueddemann

Tim Lüddemann

 

February 8

  

Am 31.01. begleitete ich als Pressefotograf diese Demonstration: https://www.flickr.com/ photos/timlueddemann/ albums/72157661844579363
Viele Menschen sammelten Alltagsgegenstände und wollten diese "Gefahrengüter" bei der Polizei in Friedrichshain abliefern. Weil diese die Sachen nicht wollte, ließen die Demonstrierenden sie auf der Straße davor zurück. Eine Woche später bekomme ich eine Rechnung von der Berliner Stadtreinigung wegen "Unrat-Entsorgung" und eine Ordnungswidrigkeiten-Anzei ge würde auch noch kommen. Die Berliner Polizei hat mich offensichtlich willkürlich als Veranstalter angegeben und überzieht mich jetzt mit entsprechenden Kosten.

Ist das Rechtsstaat? Ist das Pressefreiheit? Ich hoffe, es handelt sich hierbei nur um einen Bearbeitungsfehler. Wobei ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, wie sich so ein "Fehler" einschleichen kann. Wahrscheinlicher kommt mir vor, dass die Polizei Berlin meine Einträge bei twitter zu der Veranstaltung gesehen hat und mich jetzt einfach als Dämlack rausgesucht hat.

Ich freue mich über solidarische Unterstützung und wenn ihr helft, diese Absurdität öffentlich zu machen. Freue mich auch über anwaltliche Beratung und sonstige Hilfe.

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(quelle: fratzenbuch)

 

kurz danach lösten sich der müll und das blabla als karikatur seinerselbst abermals in wohlgefallen auf....

 

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Update #Gefahrengut: Pressestelle der @polizeiberlin schrieb mir, es handele sich um eine Verwechslung. Aber wie passiert so etwas? #Rigaer

 

20 retweets 13 likes

Tim Lüddemann @timluedde Feb 8

 

@tagesspiegel:Fotograf bekommt Rechnung für Unrat-Entsorgung nach #Gefahrengut-Demo  http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/nach-gefahrenguttransport-aus-der-rigaer-strasse-fotograf-bekommt-rechnung-fuer-unrat-entsorgung/12934756.html  #Rigaer

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(quelle: https://twitter.com/hashtag/Gefahrengut?src=hash)

 

 

kotzeritis gegen bulleritis

 

es ist an der zeit

andere bilder

als die der piesen fresse zu erzeugen

foto vom bsr rechnungstext dazu

 

https://i.imgur.com/z7QadZE.jpg

 

https://imgur.com/z7QadZE

 

fodenlose brechheit!

 

finhort

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Die große Reinemache

Der Markierung von linken Räumen, insbesondere in der Berliner Rigaerstraße, als Rückzugsorte für „Gewalttäter*innen“ durch Innenpolitiker und Boulevard folgen nun Taten. Die Intention scheint klar: Ein Pseudo-Ereignis schaffen, um durch Medienpräsenz den Wahlkampf einzuläuten und gleichzeitig linke Räume als gefährlich darzustellen, zu bekämpfen und zu schwächen.

Aber noch mal von Beginn. Im Oktober 2015 wird der Friedrichshainer Nordkiez, eine Hochburg der autonomen Szene und immer wieder Schauplatz von mitunter militanten Kämpfen gegen Gentrifizierung, zum Gefahrengebiet erklärt. Am Vormittag des 13. Januar 2016 gibt es eine Auseinandersetzung zwischen einem Polizisten und vier Personen (1). Diese sollen anschießend in den Hof des Hausprojekts Rigaer 94 geflohen sein. Abends kommt es zu einem polizeilichen Großeinsatz, samt Hundestaffel, Helikopter und SEK in dem Hausprojekt. Insgesamt sind 500 Bereitschaftsbullen im Einsatz. Nicht etwa um die vier Tatverdächtigen zu ermitteln, sondern um das Haus zu „begehen“. Stolz werden „gefährliche Gegenstände“, wie Feuerlöscher, Pflastersteine und Krähenfüße präsentiert. Dass nebenbei das ganze Haus verwüstet, die Bewohner*innen gedemütigt und zwei Tonnen Heizmaterial eingesackt wurde, zeigt schon den Charakter der Operation: Maximalen Schaden im Rahmen des irgendwie machbaren anrichten. Auf das, was die Polizei vorgibt zu schützen, den Rechtsstaat, wird dabei gepfiffen.

Nun wäre es sicherlich nicht falsch, dieses Machtgebaren gegen die Rigaerstraße, letztlich die autonome Szene als solcher, als den Wahlkampfauftakt Frank Henkels (CDU) zu interpretieren, ist doch die Amtsbilanz des Berliner Innensenators gelinde gesagt durchwachsen. Die organisierte Kriminalität steigt, die Verwaltung ist absolut dysfunktional und hat die ankommenden Geflüchteten überhaupt erst zu einer „Krise“ werden lassen.

Die Ereignisse verweisen jedoch auch auf einn weit umfassenderen Prozess: Den Ausbau des autoritären neoliberalen Sicherheitsstaat. So tritt zunehmend an die Stelle des fordistischen Klassenkompromisses in Gestalt des sogenannten Wohlfahrtsstaates – übrigens eine Begriffsverwirrung unendlichen Ausmaßes – der offene Klassenkampf, wohlgemerkt: von oben. Eine notwendige Folge ist die Stärkung der repressiven gegenüber den ideologischen Staatsapparaten, um durch eine permanente präventive Konterrevolution die Gesellschaft trotz wachsender sozialer Spannungen regierbar zu halten. Ein zentrales Dispositiv in diesem Ausbau des Sicherheitsstaates bildet der Ausnahmezustand. In ihm kondensiert sich das rechtliche Souveränitätsparadox: Die Grundrechtsordnung (Verfassung) wird diktatorisch außer Kraft gesetzt, um sie gegen äußere oder innere Feinde zu retten. So die bürgerliche Erzählung. Historisch entstand der Ausnahmezustand in Form des über Teile oder das gesamte Staatsgebiet verhängten Belagerungszustandes angesichts eines „äußeren“ Feindes. Aber schon Herbert Spencer erkannte die strukturelle Parallelität von Abwehrmaßnahmen, die gegen äußere Angriffe gerichtet sind (Krieg), mit denen, die gegen innere „Störenfriede“ – Neusprech: Chaoten – ergriffen werden. Wird die staatliche Rechtsordnung, die Grundlage der Kapitalakkumulation, als in Gefahr angesehen, greift der Staat unmittelbar, ohne jede rechtliche Vermittlung auf sein Gewaltmonopol zurück. Bereits die Handhabung des Ausnahmezustandes während der Pariser Kommune, in den Klassenkonflikten der Zwischenkriegszeit oder in den 70er Jahren in der BRD verweist daher viel eher auf eine Regierungstechnik, als auf eine bloß juristische Konstruktion und zeigt zudem seinen anti-kommunistische Charakter auf.

Diese Regierungstechnik wurde in den letzten Jahren immer weiter verfeinert. Mit der Erfindung von sogenannten Gefahrengebieten, in Berlin heißen sie „kriminalitätsbelastete Orte“, kann die Polizei selbstständig, ohne dies öffentlich ausweisen zu müssen, einen in Raum und Zeit von ihr bestimmten Ausnahmezustand installieren. In diesen Gebieten ist das Grundgesetz bis zu einem gewissen Grad ausgehebelt. So können ohne konkreten Anlass Kontrollen durchgeführt und Personen durchsucht werden. Damit sind übrigens ganz nebenbei Legislative und Judikative, im engeren Sinne sogar die Exekutive ausgehebelt. Die Polizei unterliegt hier weder der parlamentarischen noch der Regierungskontrolle. Es zeigt sich also eine Tendenz zum Polizeistaat, da diese anfängt mehr oder minder autonom gegenüber den eigentlichen Verfassungsorganen zu operieren. Dazu gesellt sich und das hat der Einsatz in der Rigaerstraße gezeigt, dank großzügiger Auslegung des „Allgemeine Sicherheits- und Ordnungsgesetz“ (ASOG) ein erleichterter Zugriff auf teilöffentliche Räume und der Versuch der Dekonstruktion des Privatraums Wohnung. Der Angriff auf die Riager94, sowie die Hausdurchsuchungen in Nahe gelegen Hausprojekten sind Zeuge hiervon.

Der Widerstand gegen solche Maßnahmen wird – im Gegensatz zu einer Notstandsregierung – dadurch gemindert, dass dieser Ausnahmezustand nicht öffentlich verlautbart wird, räumlich begrenzt ist und die Kontrollen im Regelfall individualisiert werden, da nicht wahllos Passant*innen, sondern Menschen gezielt nach ihrem Äußeren kontrolliert werden. Ziel dieses verschärften Kontrollregimes ist die Säuberung des öffentlichen Raums von allen auserkorenen Feinden der Normalgesellschaft. Ob von diesen ein bewusster Antagonismus zur bürgerlichen Gesellschaft und ihrem Staat eingegangen wird, wie bei den Bewohnerinnen der Rigaer 94, oder eine andere Störung ausgeht, wie etwa bei Jugendlichen, Obdachlosen, Alkohol- und Drogenabhängigen oder Sexarbeiterinnen, spielt für die Anwendung der Maßnahmen keine Rolle. Die Spuren sollen getilgt werden von allen, die sich nicht restlos in die neue Leistungsgesellschaft einfügen lassen (wollen).

Bei dem Angriff auf das Hausprojekt Rigaer 94 handelt es sich also nicht nur um einen erfolgreichen Wahlgag oder die Überreaktion von frustrierten Polizist*innen. Vielmehr dienen die, über das Gefahrengebiet ermöglichten, Repressionen erstens der Bereinigung des städtischen Raums von Elementen, die einer investitionsfreundlichen Umgebung im Wege stehen. Zweitens der Regulierung und Normierung des Verhaltens in öffentlichen Räumen und drittens der Stärkung des Sicherheitsstaates.

In diese allgemeinere Entwicklung reihen sich die Geschehnisse in Friedrichshain, aber auch die anstehende Räumung des linksradikalen Ladens M99, samt Besitzer HG, und des sozialen Zentrums Friedel 54 ein. Ziel der Attacken ist die materielle Schwächung und zugleich das systematische in Vergessenheit bringen von antikapitalistischen Alternativen, um so eine Variante von Staat und Kapital zu verwirklichen, die sich den sozialen Frieden nicht durch Umverteilung zu erkaufen braucht, sondern gewaltsam durchsetzt. Die Abwehrkämpfe sind daher untereinander in Verbindung zu bringen, vor allem, um nicht hinter dem Bewusstsein der Freundinnen und Freunde des Kapitals hinter her zu hinken, die ihre Maßnahmen längst als koordinierte Offensive begreifen, wie diese kürzlich der BZ (2) verrieten. Aber vor allem muss der Konflikt als über die ökonomischen Verdrängungsprozesse hinausreichend betrachtet werden. Er ist immer auch ein politischer, d.h. seine individuelle Konfiguration muss überschritten werden hin zu einem Verständnis als Klassen- respektive Machtkonflikt innerhalb der oben beschriebenen Entwicklung.

(1) Die Darstellungen über den Vorfall gehen auseinander. Von einem Angriff durch Unbekannte (Polizei) oder einer Schubserei (Zeugen), bis hin zu einem Angriff der Polizei auf die vier Unbekannten (indymedia) reichen die Darstellungen.

  • Darstellung Polizei: https://www.berlin.de/polizei/polizeimeldungen/pressemitteilung.433647.php
  • Darstellung Zeuge: http://www.berliner-zeitung.de/berlin/berlin-friedrichshain-die-nachbarn-in-der-rigaer-strasse-sind-gelassen,10809148,33525716.html
  • Darstellung Unbekannte: https://linksunten.indymedia.org/en/node/165133
  • (2)https://twitter.com/fluxusx/status/687765555621814272/photo/1

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    http://www.magazinredaktion.tk/ausnahmezustand.php