[P][B]: Proteste gegen Bärgida-Geburtstag

No Bärgida

Am 5. Januar 2015 demonstrierte erstmals Bärgida in Berlin. Ein Jahr später wurde zu größeren Gegenprotesten mobilisiert. Bärgida hat auch deswegen ihre Geburtstagsdemonstration nach Potsdam verlegt. Die rassistische Demonstration endete in einem Desaster. Ein Bus wurde demoliert und zurück nach Berlin geschickt. Die verbleibenden Demonstrationteilnehmer*innen waren zwei Stunden auf einem Platz gefangen und wurden dann bei ihrer Abreise massiv angegangen. Der Innenminister von Brandenburg sprach danach von den „stärksten Krawallen seit 10 Jahren in Potsdam“. Der Artikel schildert die Ereignisse aus Berliner Sicht.

 

1 Jahr Bärgida ist genug!


Ausgehend von der Antifa/Antira-VV im SO36 hat sich eine Arbeitsgruppe gegründet, die die antifaschistische Handlungsfähigkeit in Berlin erhöhen will. Als Schwerpunkt wurde dabei zunächst Bärgida gewählt. Für den Bärgida-Geburtstag gab es dann von dieser Arbeitsgruppe eine verstärkte Mobilisierung mit Plakaten und Aufrufen. Von anderer Seite wurde im Vorfeld des Bärgidageburtstags der Anmelder Karl Schmitt von 30 Aktivist*innen zu Hause besucht und seine Nachbarschaft informiert.

 

Bärgida hatte ihren Geburstag schon am 4. Januar vorzeitig gefeiert und war eine Route nach Moabit gelaufen. Wie immer in den letzten Monaten gab es keinerlei Aufmerksamkeit dafür und keine Artikel in der Presse.

 

Die antifaschistische Mobilisierung konzentrierte sich auf den 11. Januar. Bärgida entschloss sich ihren Aufmarsch nach Potsdam zu verlegen. Ein Grund dafür könnte sein, dass sie vor dem Protest in Berlin „fliehen“ wollten. Sicherlich wollten sie den Gegenprotest überraschen mit einer neuen Taktik. In den letzten Monaten waren sie immer wieder mit der S-Bahn gefahren und konnten so manchmal Antifaschist*innen abhängen, die erst verspätet an die Demoroute gelangen konnten. Bärgida hatte für den 11. Januar großen Aufwand betrieben und sogar Busse gemietet, die die Rassist*innen um 19:15 am Hauptbahnhof abholten. Gleichzeitig hatten sie eine Route in Moabit angemeldet, die auch von der Polizei abgesperrt wurde. Ihr Plan war offensichtlich Verwirrung zu stiften und mit den Bussen schneller zu sein, als Antifas in der S-Bahn.

 

Da Bärgida nur noch aus wenigen Teilnehmer*innen besteht, bleiben ihnen nicht mehr viele Möglichkeiten für Aufmerksamkeit. Diese Fahrt nach Potsdam schien ihnen offensichtlich eine Idee um das Dilemma zu lösen.

 

Insgesamt konnten sie wegen der Ereignisse in Köln und dem Ausweichen auf Potsdam eine etwas höhere Mobilisierung erreichen als zu dem von ihnen selbst gefeierten Geburtstag.

 

Bärgida-Abenteuerausflug nach Potsdam


Der Plan von Bärgida war allerdings ziemlich schlecht und dann auch bescheuert durchgeführt. Durch ihre mangelnde Intelligenz sind die Bärgida-Leute nicht in der Lage schwerere Aufgaben zu lösen. Zum einen hatte Bärgida offenbar nicht einkalkuliert, dass es auch in Potsdam viele Menschen gibt, die rassistische Demos richtig scheiße finden. Die Mobilisierung in Potsdam und Brandenburg konnte innerhalb weniger Tage viele Menschen erreichen. Außerdem ist Potsdam nicht nur mit dem Bus zu erreichen, so dass die Berliner Mobilisierung zum Bärgida-Geburtstag ebenfalls in Potsdam vor Ort war. In Berlin hatten sich zuvor mehrere hundert Leute vor dem Hauptbahnhof versammelt um Bärgida an diesem Tag effektiv zu stören. Dort wurden auch Bärgida-Bingo-Zettel mit 16 Namen und Fotos von Bärgida-Teilnehmer*innen verteilt. Dieses Spiel konnte in Potsdam noch nicht so richtig gespielt werden. Aber es ist sicherlich witzig, die Bärgida-Teilnehmer*innen beim Namen zu rufen und dann einen Bingo-Zettel auszufüllen. Da nur noch so wenige Leute bei Bärgida sind und davon die meisten Namen bekannt sind, ist es sicherlich ein kurzweiliges Spiel, wenn Gegendemonstrierende in Sichtweite von Bärgida kommen.

 

Die Polizei war von der Bärgida-Verwirrungstaktik verwirrt und hatte eine Hundertschaft, die in Berlin eine leere Route bewachte. Erst als die Polizei in Potsdam merkte, dass die Situation ziemlich außer Kontrolle war, forderte sie diese Hundertschaft an und eine weitere von einer Demonstration in Strausberg. Bärgida sieht die Polizei als Dienstleistung an, wie sich auch in ihrem Video aus dem Bus zeigt. Sie werden von ihr in Berlin normalerweise auch gehegt und gepflegt und vor Gegenprotest geschützt. Bärgida schien auch zu glauben, dass die Polizei ihre Abenteuerreise nach Potsdam schon für sie planen wird.

 

Diese vielfältigen Fehler sind natürlich nicht nur interessierten Beobachter*innen aufgefallen, sondern auch Bärgida-Organisator*innen selbst. Deswegen gibt es etwas Ärger. Der Administrator der FB-Seite „Bärgida Supporters“ Rene Menzel verkündete seinen Ausstieg aus der Orga-Gruppe. Insgesamt müssen sich die Organisator*innen schon fragen lassen, warum sie ihre Teilnehmer*innen so dilettantisch einem massiven Gegenprotest ausgesetzt haben.

 

World War Z


Ein Rassist im Bus ruft während der Belagerung einmal aus: „Das ist ja wie bei World War Z“. Gemeint hat er damit die Antifa, die an diesem Tag scheinbar überall war und außerdem auch noch mit sehr vielen Leuten. Schätzungsweise waren 1500-2000 Leute an diesem Tag in Potsdam unterwegs und davon ein großer Anteil erstaunlich entschlossen.

 

So wurde ein Bus von Bärgida von hunderten Antifas eingeschlossen und blockiert. Die Polizei setzte dabei massiv Pfefferspray gegen Sitzblockaden ein, war aber viel zu schwach vertreten um den Bus zu befreien. Bärgida hat in dieser Belagerungssituation offenbar mächtig Angst bekommen und wollte dann flüchten. Bei dieser Flucht fuhr der Fahrer mehrmals gegen Blockierende und nahm schwere Verletzungen in Kauf. Der Bus flüchtete, aber hatte mehrere Tausend Euro Sachschaden und die Frontscheibe war zerstört.

 

Die restlichen Teilnehmer*innen standen dann stundenlang allein im Regen. Die Anlage war nach einer Sabotageaktion kaputt, eine Demonstration aufgrund der entschlossenen Gegenwehr unvorstellbar. Auf der geplanten Demoroute stand eine Blockade.

 

So wartete die Polizei bis die Unterstützungskräfte eintrafen um die Abreise der Nazis absichern zu können. Diese gestaltete sich für die Bärgida/Pogida-Leute allerdings auch extrem ungemütlich. Dicht gedrängt und ängstlich standen sie in der Mitte von einer wütenden Meute. Immer wieder wurden Fahrradständer, Mülltonnen, Weihnachtsbäume, Hamburger Gitter und Bauzäune auf die Straßen getragen. Auf die Rassist*innen selbst flogen viel Müll, Schneebälle und andere Dinge. Die Rassist*innen gingen gebeugt und still. Fast konnte man Mitleid mit ihnen haben.

 

Ausblick


Die Störaktionen gegen den Bärgida-Geburtstag können als großer Erfolg für Brandenburg aber auch für Berlin gewertet werden. Es konnte Handlungsfähigkeit gezeigt werden.

 

Der Protest gegen die massive rassistische Mobilisierung ist eine große Aufgabe. Wir müssen da verstärkt Handlungsfähigkeit entwickeln und unsere Mobilisierung stärken. Der Bärgida-Schwerpunkt war da ein guter Ansatz.

 

Auch in den nächsten Monaten gilt es nicht nur den den verschiedenen rassistischen Demos hinterherzureisen, sondern eigene Schwerpunkte zu setzen um die rassistische Bewegung wirkungsvoll zu schwächen und die eigene Bewegung verstärkt aufzubauen.

 

Wir sehen uns auf der Straße.

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Am Mitt­woch, den 20. Januar um 18.30 Uhr, wol­len wie­der Neo­na­zis, Rassist_innen und „besorgte“ Bürger_innen in Pots­dam unter dem Motto „2. Abend­spa­zier­gang gegen die Isla­mi­sie­rung des Abend­lan­des“ demons­trie­ren. Nach­dem ihr letz­ter Ver­such am 11. Januar kläg­lich schei­terte, wol­len sie erneut ihre ras­sis­ti­sche Hetze verbreiten.

Das wer­den wir auch dies­mal nicht ohne Wider­spruch zulas­sen. Der Feu­er­schein bren­nen­der Geflüch­te­ten­un­ter­künfte, die Gewalt der Neo­na­zi­ban­den und die ras­sis­ti­sche Hetze auf den Stra­ßen sowie in den Par­la­men­ten ist schon lange nicht mehr zu über­se­hen und zu über­hö­ren. Dem gilt es ent­schlos­sen entgegenzutreten!

Wir for­dern alle Antifaschist_innen und Antirassist_innen auf, am 20. Januar ab 17.30 Uhr in die Pots­da­mer Innen­stadt zu kom­men! Der Treff­punkt von POGIDA ist wie­der der Bas­sin­platz. Seid viele, seid krea­tiv! Gemein­sam wer­den wir sie blo­ckie­ren! Antifa in die Offensive!

Aktu­elle Infos auf: inforiot.de und bei Twit­ter: @Ticker_Potsdam

Quelle: http://www.inforiot.de/aufruf-pogida-stoppen/

hier das video aus dem bärgida-bus: https://uploadly.com/yuugec0n

download: https://v.uploadly.com/u25q9qbg.mp4