Leipzig: Handwerker zocken Allianz ab

Alexander Neubert
Erstveröffentlicht: 
29.06.2015

Organisierter Versicherungsbetrug – 1,4 Mio. Euro Schaden

...und der Versicherungsmann soll alles eingefädelt haben!

 

Leipzig – Alexander N. (52) steht auf der Terrasse seines schicken neuen Einfamilienhauses und lächelt. Die Vorwürfe der Staatsanwalt seien unbegründet und die Anschuldigungen der Allianz reines „Mobbing“, sagt er mit der überzeugenden Stimme eines Versicherungsangestellten.

 

Man hätte ihm da was angehängt, weil er mal bei den Zeugen Jehovas war. Die Zeugen der Staatsanwaltschaft erzählen eine andere Geschichte. Sie handelt von organisiertem Versicherungsbetrug. Mindestens 46 Handwerker und Häuslebauer aus Leipzig und dem nahen Umland sollen den Versicherungskonzern Allianz um 1,4 Millionen Euro betrogen haben.

 

ORGANISIERTER VERSICHERUNGS-BETRUG!

 

Die Staatsanwaltschaft Leipzig: „Der ehemalige Schadensregulierer war für die Versicherung bis zum Jahr 2009 im Außendienst tätig und ermächtigt, eigenständig Zahlungen zu Lasten des Versicherungsunternehmens durch Ausreichung von Schecks vorzunehmen.“

 

Im Klartext: Wenn Handwerker X auf einer Baustelle einen Schaden anrichtete, kam Alexander N. mit einem Scheck vorbei und zahlte unkompliziert. Nur, dass die Schäden viel höher angesetzt wurden, als sie tatsächlich waren.

 

Das von der Allianz zu viel gezahlte Geld teilten sich dann Versicherungsmann Alexander N. und der Handwerker. Er habe „überhöhte Zahlungen zum Ausgleich tatsächlicher Schadensfälle vorgenommen“, sagte die Staatsanwaltschaft. „Die von der Versicherung erlangten Gelder wurden zwischen den Beteiligten aufgeteilt.“

 

Das Verfahren gegen Alexander N. läuft noch. Doch etwa ein Drittel der 46 beteiligten Handwerker und Häuslebauer ist schon verurteilt worden. Die Allianz hat gegen Alexander N. parallel ein Zivilrechtsverfahren eröffnet. Pressesprecherin Alexandra Kusitzky: „Wir warten nur das Ende des Strafverfahrens ab, um weitere Schritte einzuleiten.“

 

Gegenüber BILD beteuert Alexander N. seine Unschuld.

 

„Als ich mich als Zeuge Jehovas outete und zu meinem Glauben bekannte, begann das Mobbing. Als man mich eines Tages in die Chefetage zitierte und mir erklärte, was ich gemacht haben soll, fiel ich aus allen Wolken! Mit rund 100 Versicherungsschäden pro Monat hatte ich immer viel zu tun. Die Allianz hatte Interesse daran, kleinere Fälle bis 20 000 Euro unkompliziert zu regulieren und das habe ich gemacht.“

 

Bei den Zeugen Jehovas ist N. übrigens nicht mehr. Er macht jetzt bei der rechtsradikalen NPD mit. Als Kassenwart.

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Um den hier geht es: Alexander Neubert