Rechte Randale bei Willkommensfest in Prohlis

Herz statt Hetze

Es kam, wie es kommen musste. Nur wenige Tage nach einem Brandanschlag auf ein als Asylunterkunft vorgesehenes Schulgebäude im Plattenbauviertel Prohlis, kam es am Freitagabend zu Ausschreitungen rechter Randalierer (Fotos). Die Situation eskalierte, als die Polizei diejenigen Personen in Richtung Prohliser Allee abgedrängt hatte, die zuvor eine angemeldete Kundgebung immer wieder mit rechten Parolen gestört und mit Flaschen beworfen hatten. Kurz darauf kam es zu weiteren Flaschen- und Steinwürfen auf die Einsatzkräfte, auch Pyrotechnik wurde gezündet. Ein Journalist wurde durch einen Stein leicht verletzt.

 

Erst nachdem die Polizei weitere Kräfte hinzugezogen hatte, beruhigte sich die Lage wieder. Der Hintergrund der Randale ist ein mittlerweile beigelegter Streit zwischen Eltern und der Stadt. Nach einer lautstarken Diskussionsveranstaltung zu Wochenbeginn hatten sich einzelne Eltern sogar mit juristischen Mitteln dagegen gewehrt, ihre Kinder unweit von Asylsuchenden zur Schule schicken zu müssen.

 

Für 18 Uhr hatte das Netzwerk „Prohlis ist bunt“ gemeinsam mit der Flüchtlingshilfe Südost als Diskussionsangebot für interessierte Bürgerinnen und Bürger zu einem Willkommensfest vor der derzeit leerstehenden Schule eingeladen. Schon kurz nach Beginn der Veranstaltung kam es jedoch nicht zum Dialog, sondern zu ersten Pöbeleien und Beschimpfungen. Als zu später Stunde auch die Zahl alkoholisierter Menschen weiter zunahm und parallel dazu in der näheren Umgebung immer wieder Böller gezündet wurden, stürmten plötzlich fünf vermummte Nazis zur Versammlung und stahlen unter dem Beifall von Anwohnerinnen und Anwohnern ein im Eingangsbereich der Schule aufgehängtes Transparent. Trotz der Erfahrungen in den letzten Monaten war die Polizei zu diesem Zeitpunkt mit lediglich vier Streifenbeamten vor Ort und beschränkte sich darauf, die Szenerie zu beobachten.

 

Auch nach dem Diebstahl setzten sich die Störversuche der Nazis weiter fort. Nachdem die Polizei schließlich die Veranstaltung aufteilte und mit Fahrzeugen einen direkten Zugang versperrte, kam es gegen 21:30 Uhr zu ersten Flaschenwürfen auf die mit rund 70 Menschen nur mäßig besuchte Kundgebung. Als Reaktion auf den Bewurf verstärkte die Polizei ihr anfangs auf ein Minimum reduziertes Aufgebot mit Einheiten, die zuvor das Landespokalspiel zwischen der SG Dynamo Dresden und dem Chemnitzer FC abgesichert hatten. Doch auch auf Seiten der Nazis ließ sich mit Spielende ebenfalls ein zahlenmäßiger Anstieg beobachten. Insgesamt dürften es am Abend etwa 150 Personen gewesen sein, die sich hinter der Polizei zum Gegenprotest gesammelt hatten.

 

Als sich die Lage um 22:20 Uhr erneut zuspitzte und die mittlerweile behelmte Polizei die Störer schließlich abdrängte, wurde von Teilen der Menge lautstark rechte Parolen gerufen und es kam zu Steinwürfen durch teilweise vermummte Nazis. Erst nach Lautsprecherdurchsagen durch die Polizei und einigen Personalienfeststellungen in Höhe des Netto-Marktes beruhigte sich um kurz vor elf die Situation wieder. Obwohl die Polizei anschließend zwei der in der Innenstadt eingesetzten Wasserwerfer zur Unterstützung nach Prohlis verlegt hatte, beendete kurz darauf auch das Willkommensbündnis seine Versammlung aus Sicherheitsgründen. Unter den Nazis befanden sich am gestrigen Abend neben Protagonisten der rechten Kameradschaftszene, die im Vorfeld zu Störaktionen aufgerufen hatten, mit René Despang und Petra Müller auch zwei bekannte Gesichter der hiesigen NPD.

 

Video vom Begin der Ausschreitungen:https://www.youtube.com/watch?t=220&v=8vEpag9W190

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wo bleibt die vernetzung in dresden? selbstschutz, telefonketten, bezugsgruppen. es gibt hunderte afas in der stadt, die vereinzelt und deshalb hilflos sind!

Leute wie oft wurden in Dresden Bezugsgruppentrainings angeboten. Wie oft wurde zu öffentlichen Disku und Strategieveranstaltungen eingeladen. Wo waren da die mehreren hundert Antifas. Wie oft wurden öffentliche Treffpunkte gemacht, letztens erst für Heidenau und Niederau, wo wieder nur 30-40 Leute da standen. Es liegt an jeden/r selbst sich zu vernetzen und zu organisieren. Die möglichkeiten sind da. Jammert doch nicht jedesmal auf die URA, die einzige Gruppe die überhaupt was reißt und Dresden/Sachsen und Bundesweit vernetzt ist. Es haltet euch auch niemand ab selbst eine Antifa Gruppe zu gründen. Oder schließt euch einfach bestehenden linken Gruppen an. Hier eine Liste von einer ohoho anderen Antifa Gruppe. http://afadresden.blogsport.de/links/ . In der Liste fehlt dann noch aagd.blogsport.de. Jammert doch nicht ständig rum, sondern organisiert euch selbst. Antifa ist doch keine Szenebespassung oder für euch da Events vorzubereiten. Startet mal nächtliche Actions oder geht plakatieren, schreibt ne Analyse, aber bitte kommt von eurenemcheiß Internetbashing weg.

Vereinzelt vielleicht. Hilflos nein. Aber es ist in der Tat schwierig eine geeignete Bezugsgruppe zu finden oder eine aufzubauen. Ich denke mann/frau muss da einfach dran bleiben.

 

Zum Thema Prohlis am 09.10.:

 

Hat gezeigt, dass von der Polizei Schutz für eine "linke" Versammlung nicht unbedingt erwartet werden kann. Das Plakat wurde gestohlen, nachdem die Polizisten, die zunächst in Nähe des Lichterherzes und des Plakates zwischen der Versammlung und dem Pöbel standen, irgendwie weg waren. Die standen in Trupps auf der gegenüberliegenden Seite unter den Parkbäumen und hatten irgendwie nich so das Interesse am Schutz der nunmehr von pöbelnden Nazis belästigten Versammlung.

 

Recherchen einer aktiven Person im Vorfeld hatten zu Tage gebracht, dass die Nazis für diesen Tag auch überregional mobilisierten. Das erste was ich dann auch sah bei meinem Eintreffen war - eine kleinere Gruppe - vermummter autonomer Nationalisten. Diese Truppe hat auch später das Plakat geklaut und hielt sich im wesentlichen auch abseits von den "Saufnazis".

 

Gegen 20:45 gabs ein Plenum mit dem Ergebnis, dass die deutliche Mehrheit der Teilnehmer die Versammlung verlassen will. Die von der Presse bahauptete "Sprengung der Versammlung" sehe ich daher nicht, sondern eine bis dahin versammelte Gruppe von Aktiven verschiedenster Hintergründe, die dort erfolgreich, mutig und gelassen Farbe bekannt haben. Unverantwortlich fand ich den weiteren Verbleib vor Ort mit einer deutlich zusammengeschmolzenen Gruppe, die ohne weitere Unterstützung keine ausreichende Präsenz mehr darstellte. Der Schutz des leeren Schulgebäudes war Aufgabe der Polizei.

 

Erwähnenswert ist noch, dass eine aktive Person im Laufe ihrer Versammlungsteilnahme gezielt und persönlich bedroht wurde "Wi kriegen Dich!" Also Selbstschutz, ja unbedingt. Also, laßt Euch was einfallen Leute!