Berliner Polizei erschießt Islamisten

Polizei erschiesst Mann nach Messerattacke 2
Erstveröffentlicht: 
17.09.2015

Die Berliner Polizei hat einen Islamisten erschossen, der eine Polizistin mit einem Messer angegriffen hatte. Der 41-jährige Iraker hatte wegen eines Mordplans eine achtjährige Haftstrafe hinter sich. Von Florian Flade

 

Ein Mann bedrohe Passanten mit einem Messer. Das war die Meldung, die am Donnerstagmorgen einen Polizeieinsatz in der Heerstraße in Berlin-Spandau auslöste. Kaum waren die Beamten vor Ort, attackierte der Mann eine 44-jährige Polizeibeamtin mit einem Messer und verletzte sie schwer. Der 30-jährige Kollege der Beamtin schoss mehrmals auf den Angreifer. Dieser erlag wenig später seinen Verletzungen. 

Die Polizistin liegt auf der Intensivstation; ihr Zustand ist laut Polizeiangaben stabil.

Wie die "Welt" aus Sicherheitskreisen erfuhr, soll es sich bei dem Angreifer um einen polizeibekannten Islamisten handeln. Der gebürtige Iraker Rafik Y., 41, war vom Bundeskriminalamt (BKA) als "islamistischer Gefährder" eingestuft worden und trug einige Zeit sogar eine elektronische Fußfessel. Der Berliner Oberstaatsanwalt Dirk Feuerberg bestätigte, dass der Täter in der islamistischen Szene aktiv war.

Y., der seit 1996 in Deutschland lebte, wurde nach "Welt"-Informationen Ende 2004 als Mitglied einer Terrorzellefestgenommen. Diese hatte geplant, den irakischen Ministerpräsidenten Ijad Allawi bei einem Berlin-Besuch zu ermorden. Die Männer sollen nach Ansicht der Bundesanwaltschaft Teil der irakischen Terrorgruppe Ansar al-Islam gewesen sein.

Abschiebung war rechtlich nicht möglich

Das Oberlandesgericht Stuttgart verurteilte Y. im Juli 2008 zu acht Jahren Haft; die vier Jahre Untersuchungshaft wurden dabei miteinbezogen, sodass er Anfang 2013 wieder auf freien Fuß gelangte. Es folgte die Anordnung, dass sich der Islamist nach seiner Haftentlassung in Berlin aufzuhalten habe. Rafik Y. zog nach seiner Zeit im Gefängnis zunächst nach Berlin-Neukölln und anschließend nach Spandau.

Da die Polizei und der Verfassungsschutz den Iraker weiterhin als gefährlich einstuften, trug er eine elektronische Fußfessel. Eine Abschiebung in den Irak war im Fall des Asylberechtigten nicht möglich, da ihm dort die Todesstrafe drohte.

Den Sicherheitsbehörden war Y. nach "Welt"-Informationen nicht durch islamistische Aktivitäten oder Ausreiseversuche nach Syrien oder in den Irak aufgefallen. Oberstaatsanwalt Feuerberg sagte aber, der Mann habe vor Kurzem in einer Gerichtsverhandlung eine Richterin bedroht. Er sei "ausgesprochen aggressiv aufgetreten". 

Was den Islamisten zu dem Messerangriff auf die Polizeibeamtin am Donnerstagmorgen bewegte, ist bislang unklar. Feuerberg sagte, es sei zu früh zu sagen, ob die Tat terroristisch motiviert war und die Bluttat ein vorbereiteter Anschlag war.

Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) sagte: "Im Moment drehen sich meine Gedanken ausschließlich darum, dass eine Polizistin im Einsatz schwer verletzt worden ist. Ich hoffe, dass sie wieder gesund wird, und wünsche ihr dafür alle Kraft."

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