Neonazi oder verwirrter Mann?

Erstveröffentlicht: 
04.08.2015

Amtsgericht Heidelberg verurteilte Angreifer zu sieben Monaten Haft auf Bewährung


hob. Für die Antifaschistische Initiative war es eine Gewalttat mit rechtsextremem Hintergrund, für die Polizei die Handlung eines verwirrten Mannes. Fest steht, dass das Amtsgericht Heidelberg Andreas L. nun, ein Jahr nach seinem Angriff auf eine Gruppe Jugendlicher, zu sieben Monaten Haft auf Bewährung verurteilte. Als eine der Auflagen muss er 100 Sozialstunden ableisten.

 

Darüber, was vor gut einem Jahr in Heidelberg-Kirchheim geschah, gibt es unterschiedliche Ansichten. Im damaligen Polizeibericht heißt es, er habe eine Personengruppe zunächst mit Worten und dann mit einem Messer bedroht. Die Jugend der Antifaschistischen Initiative erinnert sich anders. „Ich schlitz Euch die Kehle durch“, soll Andreas L. gerufen haben. Dann habe er sein rund 30 Zentimeter langes Messer aus seiner Wohnung geholt und die jungen Leute quer durch den Stadtteil verfolgt. Nachdem er einen Jugendlichen eingeholt hatte, habe er diesem einen Fußtritt versetzt. Das Messer habe er aber glücklicherweise nicht eingesetzt.

Nach den Angaben der Antifaschistischen Initiative handelte es sich bei dem Angreifer beileibe nicht nur um einen „verwirrten“ Mann, sondern um einen regional bekannten Neonazi und NPD-Anhänger. Zwar wurde er direkt nach seiner Verhaftung in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Aber in der Vergangenheit habe Andreas L. schon häufiger seine rechtsradikale Gesinnung gezeigt. Laut Antifaschistischer Initiative nahm er auch am 5. April bei einem Aufmarsch von NPD und den „Freien Nationalisten Kraichgau“ in Sinsheim teil. Auch am Rande einer Gemeinderatssitzung in Mannheim habe er mehrere antifaschistische Jugendliche verbal und körperlich attackiert. Seine Wohnung in der Nähe des S-Bahnhofes Kirchheim habe er zudem mit einer Reichkriegsflagge „geschmückt“.

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