Dortmund. Eine Rollstuhlfahrerin meldete eine Demo gegen Dortmunds Neonazis an und wurde bedroht. Ein 32-Jähriger aus Lünen wurde als Tatverdächtiger ermittelt.
Weil sie eine Unterstützungs-Demo für Flüchtlinge angemeldet hat, ist die Westerfilderin Dorothea Moesch ins Visier Dortmunder Neonazis geraten. Die Rollstuhlfahrerin bekam Anrufe mit Todesdrohungen . Wie die Rechtsradikalen an ihren Namen und ihre Telefonnummer kamen, beschäftigt nun die Polizei.
Am Montagnachmittag teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit, dass die Polizei die Wohnung eines Tatverdächtigen durchsucht und dabei ein Mobiltelefon und "umfrangreiches Beweismaterial" sichergestellt habe. Die Polizei sei über die bei den Drohanrufen angezeigte Handynummer auf den 32-jährigen Lüner aufmerksam geworden.
Der Mann ist schon früher polizeilich aufgefallen, vor allem wegen Eigentumsdelikten. Er habe auch „gewisse Bezüge zum rechtsgerichteten Umfeld“, so Staatsanwältin Sonja Frodermann. Die Spur zu ihm als Drohanrufer führte über das auf seinen Namen angemeldete Handy, mit dem er die Drohanrufe getätigt hatte. Noch sei es aber nicht ausgewertet, so Frodermann.
"Die Angst sitzt tief", sagt Dorothea Moesch. Angst gemacht haben ihr zwei Anrufe, die sie am vergangenen Dienstag bekam, an dem Tag, als Moesch und rund 60 Mitstreiter in Oestrich demonstrierten, für Flüchtlinge und gegen Neonazis. Etwas entfernt hetzten rund 30 Rechtsextremisten gegen Ausländer.
"Du Hexe wirst brennen!", drohte ihr eine verzerrte Stimme noch während der Demo, im Hintergrund war Gegröle zu hören. Dann, spätabends, klingelte das Telefon wieder: "Wir stehen vor deiner Tür", sagte eine hasserfüllte männliche Stimme. Moesch rief sofort den Notruf, die Polizei schickte einen Streifenwagen vorbei. Der Anruf stellte sich als leere Drohung heraus.
Anmeldebescheid bei Twitter veröffentlicht
Die Todesdrohungen waren möglich, weil den Rechtsextremen Moeschs Demo-Anmeldung in die Hände gefallen war. Zu Beginn der Demo am Dienstag veröffentlichte die Neonazi-Splitterpartei "Die Rechte" ein Foto vom Anmeldebescheid des Gegenprotests beim Kurznachrichtendienst Twitter im Internet.
Darauf deutlich zu lesen: Moeschs Daten. Kurz darauf nannten die Neonazis nochmals gesondert die Telefonnummer, mit der ironischen Anmerkung, sie nicht anzurufen: "Ihr wollt doch die linke Versammlungsleiterin nicht nerven..." Inzwischen ist die Nachricht gelöscht.
"Soko Rechts" ermittelt
Nun rätselt Moesch, wie die Rechtsradikalen an ihre Anmeldung kamen. Das interessiert auch die Polizei: Noch am Tag der Drohanrufe nahm die "Soko Rechts" die Ermittlungen auf. "Bei welcher Gelegenheit das Foto mit dem Bescheid entstand, ist Gegenstand der Ermittlungen", sagt Nina Vogt von der Pressestelle der Polizei.
Egal was die Ermittlungen bringen werden: Moesch will sich weiter gegen Neonazis einsetzen. "Ich werde mich nicht einschüchtern lassen." Am Samstag war sie wieder auf der Straße - in Eving, Huckarde und im Kreuzviertel demonstrierte sie gegen drei kaum beachtete Neonazi-Mahnwachen.
Das bedarf eine Antwort
Spannend wird sein, wer bei den Institutionen den Nazis die Daten der Demoanmeldung gegeben hat. Tatsache ist, es gibt in Dortmund ein Leck bei den Behörden. Eine antifaschistische Antwort wie eine entschlossene Demo ist nötig. In Dortmund-Westerfilde zum Beispiel. Die Frau brauch Schutz und eine breite Solidarität. Geschädigte von Nazi Gewalt lässt sich verhindern. Dazu muss nur der Wille bestehen.